Das Leben pendelt zwischen Schmerz und Langeweile

Daniel Klein gibt zu, dass er hin und wieder Appetit auf eine gute Portion Pessimismus hat, besonders wenn ihn in seinem Leben raue Winde treffen. Der Gedanke, dass das Leben alle Welt anstinkt, ist, wenn es gerade zufällig ihn anstinkt, auf herzlose Weise tröstlich. An wen kann man sich in Zeiten wie diesen besser halten als an Mister Melancholie persönlich – an Arthur Schopenhauer? Der deutsche Philosoph schrieb: „Das Leben schwingt also, gleich einem Pendel, hin und her, zwischen dem Schmerz und der Langeweile.“ Kaum zu glauben, aber man betrachtet Arthur Schopenhauer als Hedonisten, denn er erkennt das Glücklichsein als höchstes Lebensziel an. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

Das Dasein hat an sich selbst keinen Wert

Arthur Schopenhauer glaubt aber, dass es praktisch unmöglich sei, dorthin, nämlich zum Glücklichsein, zu gelangen. Wie Epikur definiert er Glück und Vergnügen als die Abwesenheit von Angst und Schmerz. Und wie Epikur glaubt auch Arthur Schopenhauer, wir könnten die Niedergeschlagenheit am besten bekämpfen, indem man seine Erwartungen reduziert. Der deutsche Philosoph sagt es ganz unverblümt: „Denn um nicht sehr unglücklich zu werden, ist das sicherste Mittel, dass man nicht verlange, sehr glücklich zu sein.“

In „Die Welt als Wille und Vorstellung“ schreibt Arthur Schopenhauer: „Danach möchte die so oft beklagte Kürze des Lebens vielleicht gerade das Beste daran sein.“ Und in „Nachträge von der Nichtigkeit des Daseins“ heißt es: „Dass das menschliche Dasein eine Art Verirrung sein müsse, geht zur Genüge aus der einfachen Bemerkung hervor, dass der Mensch ein Konkrement von Bedürfnissen ist, deren schwer zu erlangende Befriedigung ihm doch nichts gewährt als einen schmerzlosen Zustand, in welchem er nur noch der Langeweile Preis gegeben ist, welche dann geradezu beweist, dass das Dasein an sich selbst keinen Wert hat.“

Das einzig wirkliche philosophische Problem ist der Selbstmord

Daniel Klein kann Arthur Schopenhauers Pessimismus in seiner jetzigen Lebensphase nie lange gutheißen. Selbst in den schlimmsten Zeiten kommt gewöhnlich etwas des Weges, dass neue Hoffnung spendet – ein kleines, alltägliches Ereignis, dass seine Lebenslust wiederaufflackern lässt. Von Oscar Wilde stammt folgender Ausspruch: „Wir liegen alle in der Gosse, aber einige von uns betrachten die Sterne.“ Für den französischen Philosophen und Existentialisten Albert Camus gibt es nur ein wirklich ernstes philosophisches Problem: den Selbstmord.

Albert Camus schrieb: „Sich entscheiden, ob das Leben es wert ist, gelebt zu werden oder nicht, heißt auf die Grundfrage der Philosophie antworten. Alles andere – ob die Welt drei Dimensionen oder der Geist neun oder zwölf Kategorien hat – kommt später. Daniel Klein glaubt, dass Albert Camus` Maxime absolut richtig und wesentlich ist. Denn wenn die Grundfrage der Philosophie lautet: „Was ist der Sinn des Lebens?“, dann muss man zu Beginn das Problem angehen, ob die individuellen Leben lebenswert sind oder nicht. Quelle: „Immer wenn ich den Sinn des Lebens gefunden habe, ist er schon wieder woanders“ von Daniel Klein

Von Hans Klumbies