Profitgier führt in den Selbstmord-Kapitalismus

Was die Welt gerade erlebt, ist für den ehemaligen Topmanager Daniel Goeudevert nicht die Durchsetzung des Ökonomischen, sondern seine Pervertierung. Markt und Wirtschaft sind seiner Meinung nach keine Zwecke, sondern Mittel, über deren Ausgestaltung und Verwendung die handelnden Akteure entscheiden. Von allen machen Markt und Wirtschaft gar nichts. Sie entfalten allerdings eine Logik, die sich auf die Gewohnheiten der Menschen und das Soziale insgesamt in der Gesellschaft niederschlägt. Daniel Goeudevert schreibt: „Jede Ökonomie bedarf deshalb notwendig einer Einbettung in die sozialen und kulturellen Verhältnisse. Nicht etwa umgekehrt.“ Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

Daniel Goeudevert fordert eine Rückkehr zum Prinzip der Verantwortung

Daniel Goeudevert kritisiert, dass diejenigen, die das Marktgeschehen dominieren, die Wirtschaft aus einem solchen wertgebundenen Kontext immer stärker herauslösen und sie zu einem Leitprinzip erheben, das sie gar nicht sein kann. Als Rechtfertigung für diese Vorgehensweise dienen vermeintliche Zwänge der Globalisierung. Daniel Goeudevert nennt das eine schamlose Verschleierungstaktik. Er erklärt: „Schaut man jedoch genauer hin, ist es mit der viel beschworenen Globalisierung gar nicht weit her. Hinter dem Wortgespenst verbirgt sich zumeist nichts weiter als ungezügelte Profitgier.“

Wo aber am Ende nur noch der Profit zählt, entsteht laut Daniel Goeudevert eine Art Selbstmord-Kapitalismus. Dieser gefährlichen Tendenz ist seiner Meinung nach allerdings nicht durch einen Systemwandel beizukommen, sondern nur durch eine Rückkehr zum Prinzip der Verantwortung. Er schreibt: „Denn nicht die Marktwirtschaft, zu der es in Wahrheit keine Alternative gibt, ist unser Problem, es sind die leitenden Marktwirtschaftler.“ Denn das Handeln der Unternehmungsführungen hat unmittelbaren Einfluss auf die Gesellschaft und die Politik.

Die Ökonomie ist von der Egonomie verdrängt worden

Daniel Goeudevert definiert Wirtschaft als alles, was der planvollen Deckung des menschlichen Bedarfs dient. Da nicht jeder alles, was er benötigt, selbst produzieren kann, sind die Menschen auf Prozesse des Austausches angewiesen, um ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Die Produkte werden auf dem freien Markt gehandelt. Das sind für Daniel Goeudevert das Wesen, der Sinn und der Zweck des Wirtschaftens.

In der Gegenwart gilt scheinbar folgende Definition der Wirtschaft: Die Wirtschaft ist alles, was der planvollen Erzielung des größtmöglichen Profits dient. Stand in der früheren Ausformung der Marktwirtschaft das „Wir“ an erster Stelle, ist heute an diese Stelle das „Ich“ getreten. Die große Gefahr dabei besteht laut Daniel Goeudevert nun darin, dass sich das Profitstreben des Einzelnen verselbständigt und zum Hauptzweck des Wirtschaftens wird. Dann darf man allerdings nicht mehr von Ökonomie sprechen, sondern muss das Streben nach größtmöglichen Profit Egonomie nennen.

Von Hans Klumbies

 

 

 

 

 

 

 

 

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