Das Buch „Dali. Die Weine von Gala“ ist von Salvador Dali herausragend illustriert. In jeder seiner Zeichnungen und Bilder kommt sein einzigartiges Genie voll zur Geltung. Gegliedert ist das prächtige Buch in zwei große Kapitel: „Die zehn Weine des Göttlichen“ und „Die zehn Weine Galas“. Das Autorenduo Max Gérard und Louis Orizet schreibt: „Denn so, wie es tiefer Träume bedarf, um Dalis Denken zu folgen, bedarf es hingebungsvollen Sinnens, das Geheimnis eines großen Weins zu ergründen, sich auf die Natur seiner Tiefe einzulassen, um staunend zu entdecken, dass der Winzer aus flüssiger Welt von Rubinen, ein funkelndes Schauspiel aus Licht erschafft.“ Mit ihrem Buch wollen Salvador Dali und seine beiden Mitstreiter die Leser zu den Kräften der Schönheit führen, welche die Welt beherrschen. Und dies ist ihnen auf außergewöhnliche Art und Weise vortrefflich gelungen.
Der Mistral küsst und verhätschelt die Trauben des Châteauneuf-du-Pape
Über den herrlichen französischen Rotwein Châteauneuf-du-Pape schreibt Max Gérard folgendes: „Châteauneuf-du-Pape, ein Wein des Windes und des Dialekts, brennend wie der Atem eines vom Verlangen erhitzten Körpers.“ Dieser Wein, auf steinigem Bett geboren, besitzt trotz einer schwierigen Jugend ein funkelndes Feuer und erschafft aus Kieselsteinen ein lang anhaltendes Vergnügen. Die Seele der Trauben wird in den Weinbergen, auf denen der Châteauneuf-du-Pape wächst, durch den Mistral gestreichelt, geküsst und verhätschelt.
In dem Dreieck des Jerez, in Andalusien, erlangten die Traditionen des Weinbaus eine beispiellose Verfeinerung. Die Weinstöcke, die in dieser Region wachsen, verlangen nicht weniger als vierundzwanzig Besuche pro Jahr. Max Gérard hat sogar alte Anleitungen gefunden, in denen geraten wird, jeden Stock mit Rosenwasser zu begießen, um das Aroma der Trauben zu verbessern, oder sie Beere für Beere mit kaltgepreßtem Olivenöl aus der ersten Pressung zu tünchen, um sie vor den Bienen zu schützen.
Der Strohwein gehört zu den bizarren und extravaganten Weinen
Zu den „Weinen des Ästheten“ zählt Louis Orizet die Pomerols, weil sie die Intelligenz und die Verschlagenheit besitzen, die besten Eigenschaften der Saint-Émilions und der Médocs zu übernehmen. Die Saint-Émilions sind ausgesprochen feurige Weine. Seinen Erfolg erklären seine ausgesprochen kraftvollen, ja sogar männlichen Eigenschaften. Sein Bukett ist, wenn auch nicht ausgesprochen geheimnisvoll, wird aber durch einen leicht bitteren Kirschgeschmack geprägt, der nur bei ihm vorkommt.
Zu den bizarren und extravaganten Weinen gehört laut Louis Orizet der sogenannte „Strohwein“. Wie beim Château-Chalon wird auch zu seiner Herstellung die Savagnin-Rebe benutzt. Die Lese der Trauben findet erst sehr spät statt. Die Weinstöcke haben zu dieser Zeit schon alle Blätter verloren – oft genug liegt schon Schnee. Bei guter Lagerung liegt der Zuckergehalt der Trauben Ende Januar bei 18 bis 20 Prozent. Das Endergebnis ist ein bernsteinfarbener, sehr süßer Likör, der in der Regel aus sehr kleinen Gläsern genossen wird.
Dali
Die Weine von Gala
Verlag: Taschen
Gebundene Ausgabe: 293 Seiten, Auflage: 2017
ISBN: 978-3-8365-7029-9, 49,99 Euro
Von Hans Klumbies