Christopher Clark kennt die Geschichte der Mächte

Die Geschichte der Mächte konnte sich unter der Rubrik Disruption und Wandel entfalten.“ „Zerbrechlichkeit und Instabilität sind untrennbar mit den Werken der Menschen verbunden“. Das schrieb Friedrich II. von Preußen im Jahr 1751. Und das sei auch gut so, glaubte der König. Denn wenn es keine großen Unruhen gebe, gebe es „auch keine großen Ereignisse.“ Der von Aufstieg und Niedergang, den die großen Mächte der Weltgeschichte beschrieben, erinnerte den König an die regelmäßigen Bewegungen der Planeten. Christopher Clark fügt hinzu: „Die Untersuchung der Laufbahn großer Staaten handelte somit von der Veränderlichkeit und Unbeständigkeit von Macht. Die Hegemonie jedes einzelnen Staates war stets befristet.“ Die mächtigen Reiche des Altertums im Nahen Osten, in Griechenland und Rom sind inzwischen nur noch Ruinen. Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine`s College in Cambridge.

Die Zeit jedes Imperiums ist befristet

Die spanisch-habsburgische Vorherrschaft des 16. Jahrhunderts wich dem holländischen Reich des Goldenen Zeitalters. Die Hegemonie Frankreichs am Ende des 17. Jahrhunderts machte nach langen und erbitterten Kämpfen dem britischen Empire des 19. Jahrhunderts Platz. Das britische Empire war ein riesiges Seefahrer-Unternehmen, das von der Stärke der Industrie und beispiellosen finanziellen Ressourcen getragen wurde. Aber auch die britische Imperialhegemonie war zeitlich befristet.

Sie sollte das „amerikanische Jahrhundert“ wie Henry Luce es nannte, nicht überleben. Die Gewohnheit, sich Geschichte als eine Abfolge von Reichen vorzustellen, war nur schwer zu erschüttern. Und daraus erwächst eine der zentralen Fragen, die amerikanische Politologen stellen: Wir es den Vereinigten Staaten, deren relativer Vorsprung bei der militärischen Macht in der Weltgeschichte beispiellos ist, gelingen, mittel- und langfristig die Führungsposition zu halten?

Selbst die USA haben ihre Ziele manchmal nicht erreicht

In diesem Kontext ist viel von „soft power“ die Rede. Dabei handelt es sich um eine Form von Legitimität. Diese entsteht, wenn der dominante Staat mit einer universalistischen Kultur und einem liberalen und/oder multilateralen Engagement für andere Staaten und transnationale Organisationen assoziiert wird. „Soft power“ sei wichtig, argumentierte der amerikanische Politikwissenschaftler Joseph Nye. Denn sie trachtet danach, der externen Projektion der Macht Legitimität zu verleihen.

Christopher Clark stellt fest: „Legitimität ist genau das, woran es häufig mangelt, wenn mächtige Staaten jenseits der eigenen Grenzen Gewalt anwenden wollen.“ Überdies ist der Versuch, die eigene Macht in eine Umgebung zu projizieren, in der die Einheimischen sie nicht akzeptieren, ein Unterfangen, das unweigerlich Schwierigkeiten mit sich bringt. Diese Lektion musste jede neuzeitliche Generation von Neuem lernen. Selbst die Vereinigten Staaten haben, ungeachtet ihrer eindeutigen globalen Überlegenheit in Sachen „hard power“, gelegentlich nicht die Ziele erreicht, die sie sich gesetzt hatten. Quelle: „Gefangene der Zeit“ von Christopher Clark

Von Hans Klumbies

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