Die Macht der Männer über die Frauen blieb unangetastet

Die Pariser Journalistin Claire Démar schrieb im Jahr 1833: „Die Macht des Vaters ist in ihrem Ausmaß und ihrer Tiefe einzigartig, weil sie in die Prozesse verwoben ist, durch die Menschen in der Kindheit und Jugend sozialisiert und diszipliniert werden.“ Christopher Clark ergänzt: „Es sei die Macht, durch die Väter ihre Söhne deformierten, indem sie deren geschundene Gliedmaßen schlügen, um sie zur Unterordnung zu zwingen.“ Es sei die Macht, die Männer und Frauen ausübten, sobald sie die Kontrolle über deren Besitz übernahmen, sexuelle Befriedigung forderten oder sie ungestraft misshandelten und entehrten. Es sei schwer, sich eine Welt ohne die Herrschaft dieser Macht vorzustellen, weil ihre Auswirkungen so allgegenwärtig seine. Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine’s College in Cambridge. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Preußens.

Die Ehe bildet den Kern des Problems

Sich die Abschaffung des Feudalismus, aristokratischer Privilegien oder selbst der besonderen Rechtsprechung der Zünfte vorzustellen, wie sie während der Französischen Revolution verwirklicht worden waren, war das eine. Christopher Clark fügt hinzu: „Sogar die Abschaffung der Sklaverei in Großbritannien wurde am 18. August 1833 unterzeichnet, wenige Wochen nachdem Claire Démar ihr Manifest geschrieben hatte.“ Aber die Macht der Männer über die Frauen blieb unangetastet.“

Sich deren Ende auszumalen, war gleichbedeutend mit der Vorstellung einer grundlegend anderen Welt, einer Welt ohne Patriarchat, einer Welt ohne erblichen Besitz oder Titel, einer Welt, in der die Ehe entweder abgeschafft wurde oder bis zur Unkenntlichkeit verändert war. Christopher Clark erklärt „Die Ehe bilde, davon war Claire Démar überzeugt, den Kern des Problems. Sie sei die Matrix, auf der allen anderen Strukturen der Herrschaft basierten; und sie sei die schmale Kammer, in der Frauen das Patriarchat am eigenen Leib als Knechtschaft erlebten.“

An der Ehe ist alles ungleich

Das in seiner Absolutheit absurde Band der Ehe sei gleichzeitig verfassungsmäßig anormal und gesellschaftlich normal. Christopher Clark stellt fest: „Im Frankreich der Julimonarchie war die Autorität der Männer über Frauen, ungeachtet der kürzlich erfolgten Revolution, in jede Ehe eingeschrieben: Paragraph 213 im napoleonischen „Code Civil“ erklärte unter der Rubrik die Pflichten von Ehegatten ausdrücklich: Die Frau ist ihrem Ehemann zu Gehorsam verpflichtet.“

Christopher Clark erläutert: „An der Ehe ist alles ungleich. Beim Eintritt in den Bund der Ehe verloren Frauen die Kontrolle über ihren eigenen Besitz. Wenn sie gegen die geltenden Standards des Sexualmoral verstießen, indem sie Ehebruch begingen, hatten ihre Männer – die ihrerseits völlig straflos das Gleiche tun durften – das Recht, sie aus ihrem Haus zu verjagen und ihnen den Zugang zu ihren Kinder zu verweigern.“ Da es kein Recht gab, eine Ehe unilateral aufgrund von Unvereinbarkeit der Persönlichkeiten aufzulösen, hatten Frauen kein Mittel gegen Ehemänner in der Hand, die sie demütigten, misshandelten oder vernachlässigten. Quelle: „Frühling der Revolution“ von Christopher Clark

Von Hans Klumbies