Christian Uhle nimmt in seinem neuen Buch „Künstliche Intelligenz und wahres Leben“ fünf Versprechen unter die Lupe, die häufig mit Technologien der Künstlichen Intelligenz (KI) verknüpft werden. Erstens: Endlich mehr Zeit für dich. Zweitens: Du bist nicht allein. Drittens: Dein neuer Freund und Helfer. Viertens: Die Welt ist dir zu Diensten. Fünftens: Sinn statt Hamsterrad. Längst wird deutlich: Digitalisierung ist kein Thema allein für Computerfreaks, sondern betrifft uns alle – ob wir wollen oder nicht. So ein weitreichender Prozess sollte wohlüberlegt, gemeinsam und demokratisch gestaltet werden. In seinem Buch „Künstliche Intelligenz und wahres Leben möchte Christian Uhle Anregungen geben, wie über Digitalisierung und Künstliche Intelligenz nachgedacht werden kann. Der Philosoph Christian Uhle hat als Wissenschaftler zu gesellschaftlichen und technologischen Transformationen geforscht.
Gesellschaft und Künstliche Intelligenz bedingen einander
Eine Frage ist besonders dringen: Wie verändert Künstliche Intelligenz unser Leben und unsere Gesellschaften? Die Frage klingt, als wäre KI etwas, das außerhalb unserer Gesellschaft steht und wie eine übergeordnete Macht auf uns einwirkt. Das stimmt jedoch nicht. Christan Uhle erläutert: „Künstliche Intelligenz verändert nicht als äußere aktive Kraft unsere Gesellschaft, sondern sie ist selbst ein Produkt unserer Gesellschaft.“ Der Ausgangspunkt des Buches lautet: Technologie fällt nicht vom Himmel, und sie ist niemals neutral. Technologie wird von Menschen gemacht.
Zwischen Gesellschaft und Künstlicher Intelligenz besteht ein Wirkungszusammenhang, der in beide Richtungen geht. Beides prägt sich wechselseitig oder sogar noch tiefgreifender: Beides bedingt einander. Was Digitalisierung und KI ausmacht, lässt sich nicht unabhängig von gesellschaftlichen Werten, Annahmen und Narrativen bestimmen. Und umgekehrt: Was unser Menschsein und unser Leben ausmacht, lässt sich nicht länger unabhängig von digitalen Technologien bestimmen. Denn jede Technik ist durchtränkt von Wertevorstellungen und Hoffnungen.
KI und andere Technologien sind keine Heilsbringer
Technologie hat einen Nimbus, eine Zauber, sie verschiebt die Grenzen des Möglichen. Neue Technologien erzeugen nicht nur eine kurze, vergängliche Euphorie, weil sie den Horizont des Bekannten übersteigen. Sie sind auch mit ausgesprochenen oder unausgesprochenen Versprechen eines besseren Lebens verbunden. Innovationen glänzen verheißungsvoll, sie sind die Vorboten einer goldenen Zukunft. Als philosophische Gedankenreise ist das Buch „Künstliche Intelligenz und echtes Leben“ eine Einladung zum Hinterfragen und Mitdenken. Außerdem ist das Leben deshalb so spannend, weil es immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Eine neue Phase in der digitalen Entwicklung hat begonnen: Künstliche Intelligenz ist nicht bloß eine Verbesserung bisheriger Software, sondern eine neue Schlüsseltechnologie, die in sämtliche gesellschaftliche Teilbereiche hineinwirken wird – und dadurch auch in unsere Lebenssituationen, Wünschen und Identitäten. Christian Uhle betont: „KI und andere Technologien sind keine Heilsbringer, die uns erlösen, während wir passiv auf das Ergebnis warten. Wir müssen den Wandel gestalten. Es ist naiv, davon auszugehen, dass alles automatisch besser wird. Nur wenn Chancen aktiv genutzt und Risiken aktiv vermieden werden, wird KI zu einer guten Zukunft beitragen.“
Künstliche Intelligenz und echtes Leben
Philosophische Orientierung für eine gute Zukunft
Christian Uhle
Verlag: S. Fischer
Gebundene Ausgabe: 303 Seiten, Auflage 2: 2025
ISBN: 978-3-10-397604-5, 24,00 Euro
Von Hans Klumbies