In Zukunft kann es zu weitreichenden Pandemien kommen

Zika, Eboloa, Grippe: Viren lösen immer wieder Seuchen aus, die tausende Menschen bedrohen. Auf die Frage wie groß die Gefahr ist, die von ihnen ausgeht, antwortet Christian Drosten: „Früher hat man sich Gedanken über Pocken und Kinderlähmung gemacht, heute herrschen andere Probleme vor – Infektionen wie HIV, die relativ lange unauffällig verlaufen und sich sehr langsam verbreiten. Gerade der langsame Krankheitsverlauf ist gefährlich bei solchen Krankheiten.“ Außerdem geht seiner Meinung nach eine große Gefahr von Viren aus, die ihren Ursprung im Tierreich haben, besonders von solchen, die über die Atemwege aufgenommen werden. Dazu zählt der Experte Influenzaviren, die sicherlich immer wieder kommen werden, und auch Coronaviren. Durch die verbesserte Mobilität in der globalisierten Welt verbreiten sich solche Viren natürlich noch stärker. Christian Drosten ist seit Anfang März Leiter des Instituts für Virologie an der Berliner Charité.

Viren brauchen einen Wirt mit intakten Zellen

Ein Virus wie Ebola aber bleibt laut Christian Drosten vermutlich trotzdem lokal begrenzt, da es keinen direkten Übertragungsweg über die Luft gibt, sondern der Übergang zur Lunge passieren muss. Wahrscheinlich muss sich die Menschheit in Zukunft dennoch auf mehr Seuchen einstellen. Dabei geht eine große Gefahr von Erregern in Nutztieren aus. Durch den zunehmenden Fleischhunger und intensivierte Massentierhaltung nimmt natürlich auch das Risiko von Erregern zu, die von diesen Tieren übertragen werden.

Christan Drosten definiert einen Virus wie folgt: „Ein Virus ist ein Krankheitserreger, der keinen eigenen Energiestoffwechsel hat. Im Gegenteil zu Bakterien, die sich selbst ernähren, brauchen Viren einen Wirt mit intakten Zellen, die sie befallen können. Viren haben wichtige regulative Funktionen in Ökosystemen.“ In der Fernsehserie „The Last Ship“ sind 80 Prozent der Menschheit durch einen Virus vernichtet worden. Ein solches Szenario mit einem Virus, das alle Infizierten tötet, hält Christian Drosten für unwahrscheinlich, denn das hätte für die Viren selbst Nachteile.

Bei der Influenza wird der Virus über die Luft übertragen

Ein Virus braucht einen Wirt, um zu überleben, und wenn alle Wirte sterben, kann das Virus nicht mehr übertragen werden. Dennoch muss man sich laut Christian Drosten klar machen, dass es zu weitreichenden Pandemien kommen kann und dass es sich dabei um Naturkatastrophen handelt, die normale Regeln des Zusammenlebens außer Kraft setzen können. Wenn eine Seuche ausbricht, muss ein Virologe als Allererstes einen Diagnostik-Test machen. Nur so kann man das Virus erkennen und die Symptome einschätzen lernen, um gesunde von kranken Patienten unterscheiden zu können.

Auf die Frage nach dem gefährlichsten Virus, den er kenne, antwortet Christian Droste: „Wenn es um eine akut verlaufende Epidemie geht, ist zum Beispiel das Sars-Virus sehr gefährlich, besonders für Afrika. Oder die Influenza: Hier gibt es keine Grenzen, da das Virus über die Luft übertragen wird.“ Insgesamt ist es seiner Meinung nach schwer zu sagen, welches Virus wirklich am gefährlichsten ist. Auch Masern sind zum Beispiel absolut nicht ungefährlich. Im Gegenteil, jedes 1.000. infizierte Kind stirbt daran. Quelle: Welt Kompakt

Von Hans Klumbies