Durch Homöostase entwickeln sich die Gene

Der Mensch hat sich schon immer mit Schmerzen, Leiden und dem sicheren Tod auseinandergesetzt. Er tat dies als Gegensatz zu der unerreichten Möglichkeit von Wohlergehen und Gedeihen. Diese Gedanken dürften bei den Menschen hinter manchen kreativen Prozessen gesteckt haben, aus denen die heutigen, verblüffend komplexen Instrumente der Kultur hervorgegangen sind. Wenn man Menschenaffen beobachtet, spürt man, dass es Vorläufer des kulturellen Menschseins gibt. Antonio Damasio erläutert: „Schimpansen können einfache Werkzeuge herstellen. Sie nutzen sie auf intelligente Weise für die eigene Ernährung und geben die Erfindungen sogar auf visuellem Weg an andere weiter.“ Bevor in der Evolution die ersten kulturellen Ausdrucksformen entstehen konnten, musste man auf die evolutionäre Entwicklung von Geist und Gefühlen warten. Einschließlich des Bewusstseins, mit dem das Gefühl subjektiv erlebt werden konnte. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Die Zeit ist elastisch

In der persönlichen Erfahrung eines Menschen ist die Zeit elastisch. Stunden verfliegen wie Minuten, und Minuten vergehen bedrückend langsam als gefühlte Jahrhunderte. Die Vorstellung, wonach Zeit überall gleich schnell vergeht, haben die Menschen gewiss nicht aus ihrer unmittelbaren Erfahrung geschöpft. Woher stammt sie dann? Carlo Rovelli erklärt: „Seit Jahrhunderten unterteilen wir die Zeit in Tage. Das lateinische Wort „Tempus“ für „Zeit“ geht auf die indoeuropäischen Wurzeln „di“ oder „dai“ für „teilen“ zurück. Und seit Jahrhunderten unterteilen wir die Tage in Stunden.“ Aber die Stunden waren die meiste Zeit in diesen Jahrhunderten im Sommer länger als im Winter, weil diese im Zwölferpack den Zeitraum vom Tagesanbruch bis zum Sonnenuntergang unterteilten. Carlo Rovelli ist seit dem Jahr 2000 Professor für Physik in Marseille.

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Der Mensch ist nicht das Endziel der Evolution

Den Menschen kann man nicht als ein von anderen Arten grundsätzlich verschiedenes Wesen betrachten. Denn das erweist sich ebenso als Irrtum wie die Vorstellung von einer nur auf die Schaffung des Menschen hinauslaufenden Evolution. Es gibt keine naturgeschichtliche Entwicklung, die den Menschen zum Ziel hatte, also eine evolutionäre Prozession hin zum Menschlichen. Genauso wenig gibt es eine klare, definierbare Grenze zwischen dem Menschen und seinem nächsten Verwandten im Tierreich, den Menschenaffen. Matthias Glaubrecht stellt fest: „Mit der bis heute nicht widerlegten Evolutionstheorie wurde der Mensch zum integralen Bestandteil des Naturgeschehens. Un der fließende Übergang zwischen Menschenaffen und Menschen zur Konsequenz aus den Grundgegebenheiten der Evolution.“ Tatsächlich haben die unmittelbaren Vorfahren des Menschen im Evolutionsgeschehen eine eher randständige Existenz geführt. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.

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Spiegelzellen sorgen für emotionale Ansteckung

Nicht nur die Beobachtung von Taten, sondern auch das Lesen oder Hören von Wörtern kann eine Macht haben. Damit kann man das Befinden, Fühlen und Denken anderer Menschen – und damit auch deren freien Willen – verändern. Joachim Bauer erklärt: „Diese sublime Methode der Beeinflussung beruht auf Phänomenen, welche durch das System der Spiegelneurone verursacht werden.“ Spiegelnervenzellen sind neuronale Netzwerke. Diese werden aktiviert, wenn Abläufe, die sie im eigenen Körper auslösen könnten, tatsächlich nicht im eigenen, sondern im Körper eines anderen Menschen stattfinden. Spiegelneurone sind ein neuronales Resonanzsystem. Die eigenen Spiegelzellen reagieren auf andere Menschen allerdings nur dann, wenn diese anderen sich im Wahrnehmungshorizont der eigenen fünf Sinne befinden. Der Neurobiologe, Arzt und Psychotherapeut Joachim Bauer lehrt an der Universität Freiburg.

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Die Erde bewegt sich um die Sonne

Selbst die weisesten Propheten können ihren Blick nicht über den Möglichkeitshorizont ihrer Zeit hinaus richten. Jedoch verändert sich dieser Horizont mit jeder kleinen Veränderung, wenn der menschliche Geist nach außen blickt. Entweder um dabei die Natur zu beobachten oder sich nach innen wendend, seine eigenen Gegebenheiten in Frage zu stellen. Maria Popova schreibt: „Durch das Geflecht dieser Gewissheiten, gestrafft von Natur und Kultur, sieben wir die Welt. Doch ab und zu – ob durch Zufall oder bewusste Anstrengung – lockert sich der Draht, und durch die Maschen schlüpft die Keimzelle einer Revolution.“ Johannes Kepler begeisterte sich erstmals als Student in Tübingen für das heliozentrische Modell. Das war ein halbes Jahrhundert nachdem, nachdem Nikolaus Kopernikus seine Theorie veröffentlicht hatte. Die Bulgarin Maria Popova ist eine in den USA wohnhafte Autorin, Intellektuelle und Kritikerin. Sie ist bekannt als Gründerin der Online-Plattform Brain Pickings.

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Nutztierwirtschaft ist ein großes Verbrechen

Yuval Harari postuliert in seinem Buch „Sapiens“, dass die Erfindung der Landwirtschaft der größte Schwindel in der Menschheitsgeschichte war. Er schildert darin, warum letztlich erst die Landwirtschaft dazu geführt hat, dass die Menschheit vor den heutigen Problemen eines überbevölkerten Planeten steht. Diese Probleme sind so ziemlich alles, was Malte Rubach in den heutigen Debatten über Ernährung, Nachhaltigkeit und Gesellschaft begegnet. Yuval Harari plädiert dafür, nach und nach, aber in einem stetigen Prozess auf tierische Lebensmittel zu verzichten. Denn er vertritt die Auffassung, dass die Nutztierwirtschaft das größte Verbrechen der Geschichte ist. Die Realität unterliegt ständigen Veränderungen. Und übrigens, auch die Realität von Yuval Harari sieht etwas anders aus, als es sein veganer Lebensstil es erahnen lässt. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.

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Wein ist Kultur

Für Aldo Sohm un Christine Muhlke ist Wein Kultur, Geschichte und ein Lifestyle-Produkt. Er bringt die Menschen über Generationen und Ländergrenzen hinweg zusammen. Dabei ist Wein nichts weiter als vergorener Traubensaft. Oder präziser, Saft von gepressten Trauben, deren Zucker mithilfe von natürlicher Hefe oder Reinzuchthefe zu Alkohol und Kohlendioxid vergoren wird. Je nach Rebsorte kann die Gärung und Holzfässern oder Tanks aus Edelstahl erfolgen. Manche Weine füllt man sofort in Flaschen ab und verkauft sie jung. Andere verbringen längere Zeit in ihren Gärbehältern, bevor sie ihren Weg in die Flasche finden. Wieder andere reifen vor dem Verkauf in der Flasche weiter. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Apppétit“.

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Johannes Kepler begründet die Astrophysik

Der deutsche Astronom und Physiker, Mathematiker und Naturphilosoph Johannes Kepler ist für Maria Popova der vielleicht glückloseste Mann der Welt. Vielleicht war er aber auch der größte Wissenschaftler aller Zeiten. Er lebt in einer Zeit, in der Gott mächtiger ist als die Natur und der Teufel den Menschen realer und Vertrauter als das Konzept der Schwerkraft. Johannes Kepler lebte von 1571 bis 1630. Die meisten seiner Zeitgenossen glauben, dass sich die Sonne alle vierundzwanzig Stunden um die Erde dreht. Ein allmächtiger Schöpfer hat sie auf eine perfekte Kreisbahn geschickt. Nur wenige wagen es, die abtrünnige Idee zu vertreten, dass sich die Erde um ihre eigene Achse dreht und zugleich um die Sonne. Die Bulgarin Maria Popova ist eine in den USA wohnhafte Autorin, Intellektuelle und Kritikerin. Sie ist bekannt als Gründerin der Online-Plattform Brain Pickings.

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Es gibt eine Parallelwelt der Affekte

Der Bestandteil des menschlichen Geistes, der wie es scheint, das Dasein eines Menschen beherrscht, betrifft die tatsächliche oder aus dem Gedächtnis abgerufene Welt. Sie setzt sich zusammen aus ihren menschlichen oder nichtmenschlichen Gegenständen und Ereignissen. Diese sind in den unzähligen Bildern aller Sinneskanäle repräsentiert. Häufig übersetzt man sie in verbale Sprache und strukturiert sie in Narrativen. Antonio Damasio fügt hinzu: „Und doch gibt es bemerkenswerterweise auch eine mentale Parallelwelt, die alle diese Bilder begleitet und häufig so unterschwellig ist, dass sie für sich keinerlei Aufmerksamkeit fordert. Gelegentlich wird sie aber auch so bedeutsam, dass sie den Weg des hervorstechendsten Teils unseres Geistes verändert und manchmal fesselt. Dies ist die Parallelwelt der Affekte.“ Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Das Kind übernimmt Modelle in sein Selbst

Das Gehirn des Menschen wird in weiten Teile sozial konstruiert. Einem angeborenen Bedürfnis ihres Zentralorgans folgend, suchen Säuglinge und Kleinkinder bei ihren Bezugspersonen nach den Eindrücken, die sie in sich aufnehmen. Diese legen sie als Kopie in sich ab und machen sie zu einem Teil ihres Selbst. Der unausgesprochene Auftrag des Kindes an seine Bezugspersonen ist: Lass mich – durch die Resonanz, die ich von dir erhalte – spüren, dass ich existiere. Zeige mir durch die Art, wie du auf mich reagierst, wer ich bin. Joachim Bauer erläutert: „Das Kind übernimmt nicht nur gute, sondern auch schlechte Modelle. Diese begegnen ihm am Beispiel seiner Bezugspersonen, Mentoren oder sonstiger Vorbilder. Es integriert sie in sein Selbst.“ Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

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Die Mitarbeiter von morgen wollen mit Zeitoptionen leben

Die vergangenen Jahrzehnte sind laut Horst Opaschowski wesentlich eine Phase der Geldkultur gewesen. Diese Epoche war vom Geldverdienen und Geldausgeben bestimmt. Diese Ära der bezahlten Arbeit und Geldentlohnung wird seiner Meinung nach in der Zukunft durch eine Phase der „Zeitkultur“ ergänzt. In dieser wollen die Menschen nicht mehr nur wissen, wovon sie leben, sondern sie wollen auch Antworten darauf haben wofür sie leben. Gerade für Führungskräfte gilt: Mehr Geld erscheint wertlos, wenn nicht gleichzeitig auch mehr „Zeit ausgezahlt“ wird. Mitarbeiter von morgen wollen mit Zeitoptionen leben. Horst Opaschowski gründete 2014 mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung. Bis 2006 lehrte er als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Ab 2007 leitete er die Stiftung für Zukunftsfragen.

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Quantengraviation ist das Forschungsfeld von Carlo Rovelli

Die seltsame Landschaft der relativistischen Physik, die Carlo Rovelli beschreibt, wird noch befremdlicher, wenn er die Quanten ins Spiel bringt. Dabei handelt es sich um die Quanteneigenschaften von Raum und Zeit. Die Disziplin, die sich mit ihren befasst, heißt „Quantengravitation“ und ist das Forschungsfeld von Carlo Rovelli. Bisher gibt es noch keine Theorie der Quantengravitation, die den Kosens der Wissensgemeinschaft genießt und durch Experimente abgesichert ist. Carlo Rovelli hat sein Forscherleben weitgehend dazu genutzt, einen Beitrag zu leisten, um eine mögliche Lösung für das Problem zu konstruieren: die Schleifen-Quantengravitation oder Loop-Theorie. Nicht alle setzen auf diese Lösung. Physiker, die an der Stringtheorie arbeiten, verfolgen zum Beispiel andere Fährten. Carlo Rovelli ist seit dem Jahr 2000 Professor für Physik in Marseille.

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Oxytocin wirkt direkt auf die Amygdala

Bei einer Frau wird bei der Geburt ihres Kindes eine ganz bestimmte Substanz ausgelöst: Oxytocin wird im Nebenhirn kurz vor der Geburt in großen Mengen produziert. Selbst Männer kriegen eine ganze Menge davon ab. Wenn sie im Kreißsaal anwesend sind, eine etwa dreifach höhere Dosis als in der Kneipe. Matthias Horx erklärt: „Oxytocin ist eine Art „Lagerfeuer-Wirkstoff“. Der hat schon unseren Vorfahren dabei geholfen, sich gemeinsam am Feuer zu entspannen, Konflikte zu dämpfen, sich miteinander gut zu fühlen.“ Oxytocin lässt auch Tiere die Nähe ihrer Artgenossen suchen und blockiert Angst- und Fluchtreaktionen. Beim Menschen wirkt es direkt auf die Amygdala, den sogenannten „Mandelkern“. Dieser steuert die Reaktionen bei Angst und in Fluchtsituationen. Matthias Horx ist der profilierteste Zukunftsdenker im deutschsprachigen Raum.

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Künstliche Intelligenzen eignen sich das Weltwissen an

Holger Volland weiß: „Die Sprache ist eine unerschöpfliche Ressource, um daraus neue Welten zu erschaffen und beschreiben zu können.“ Daneben besitzt die Sprache eine einzigartige Fähigkeit: Gefühle zu vermitteln, die weit über die Bedeutung von Wörtern hinausgehen. Die Schriftstellerin und Apothekerin Marie von Ebner-Eschenbach schrieb einmal: „Der Geist einer Sprache offenbart sich am deutlichsten in ihren unübersetzbaren Worten.“ Denn diese zeigen, dass es Dinge gibt, die nicht zur eigenen Kultur gehören. Deshalb braucht man für sie keinen eigenen Begriff. Auch der fremde Klang von Wörtern scheint Dingen eine neue Bedeutungsebene zu geben. Fremde Sprachen ermöglichen auch neue Formen des Denkens. Weil zum Beispiel Begriffe fehlen oder es plötzlich viele Wörter mit feinsten Unterscheidungen gibt. Das gilt für eine Sache, die im Deutschen nur durch ein Wort repräsentiert wird. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung. Zudem kuratierte er große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Das Nervensystem ist der Diener des Körpers

Eine gute Schätzung verlegt die Entstehung des Nervensystems ins Präkambrium, eine Periode, die vor 560 bis 600 Millionen Jahren endete. Das Leben und sogar vielzelliges Leben kam etwas drei Milliarden Jahre lang gut ohne das Nervensystem zurecht. Antonio Damasio erläutert: „Aus heutiger Sicht schufen die neu auf der Bildfläche erschienenen Nervensysteme für vielzellige Lebewesen die Möglichkeit, die Homöostase im ganzen Organismus besser zu regulieren. Und das wiederum machte eine Vergrößerung von Körper und Funktionsumfang möglich.“ Die Nervensysteme entwickelten sich als Diener für den übrigen Organismus. Oder genauer gesagt, für den Körper – und nicht andersherum. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass sie bis zu einem gewissen Grad auch heute noch Diener geblieben sind. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California. Zudem ist er Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Die ionische Philosophie sucht nach dem Urstoff

Die erste philosophische Schule der Geschichte ist die ionische gewesen, die von Thales, Anaximander und Anaximenes. Diese Philosophen haben den „Urstoff“ aller Dinge gesucht: Bei Thales war es das Wasser, bei Anaximander das Aperion und bei Anaximenes die Luft. Carlo Rovelli fügt hinzu: „Über Thales ist nur wenig bekannt. Man weiß, dass er viel gereist ist und eine Rolle im politischen Leben von Milet spielte, wie auch Anaximander nach ihm.“ Man schreibt ihm wichtige Sätze der elementaren Geometrie zu. Vor allem soll er diese Sätze bewiesen haben. Als seine konzeptuelle Leistung gilt seine Anregung, nach dem Ursprung zu suchen. Nach dem Prinzip zu fahnden, das hinter allen natürlichen Phänomenen wirksam ist. Carlo Rovelli ist seit dem Jahr 2000 Professor für Physik in Marseille.

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Die Zeitrevolution im Haushalt findet nicht statt

Trotz des Einzugs moderner Technologien in die meisten Privathaushalte gibt es darin heute genauso viel zu tun wie vor fünfzig Jahren. Horst Opaschowski stellt fest: „Die Zeitrevolution im Haushalt findet nicht statt.“ Daran ändern auch nichts Smartphones, Haushaltsroboter und interaktive intelligente Kühlschränke. Im Vergleich zu früher tun die Frauen heute sogar mehr und dies in der gleichen Zeit. Dadurch ist alles hektischer geworden. Wenn heute mehr als früher gewaschen, gebügelt und eingekauft wird, dann hat dies Gründe, die mehr im gesellschaftlichen Bereich zu suchen sind. Denn die Familie erwartet mittlerweile ganz selbstverständlich emotionale Qualität. Daran ändert sich auch in naher Zukunft wenig. Horst Opaschowski gründete 2014 mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung. Bis 2006 lehrte er als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Ab 2007 leitete er die Stiftung für Zukunftsfragen.

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Die Dinge verändern sich nach der Ordnung der Zeit

Carlo Rovelli hat ein Faible für Anaximander, den griechischen Philosophen, der vor sechsundzwanzig Jahrhunderten erkannte, dass die Erde, aufgehängt im Nichts, gleichsam im Raume schwebt. Die antike Astronomie hat die Bewegungen der Gestirne in der Zeit beschrieben. Die Gleichungen in der Physik beschreiben, wie sich die Dinge mit der Zeit verändern. Carlo Rovelli nennt Beispiele: „Von den Gleichungen Isaac Newtons, welche die Bewegungslehre begründeten, bis zu denen James Clerk Maxwells, welche die elektromagnetischen Phänomene beschreiben; von der Erwin Schrödinger-Gleichung, die beschreibt, wie sich die Quantenphänomene entwickeln, bis hin zur Quantenfeldtheorie, welche die Bewegung der subatomaren Teilchen beschreiben.“ Die gesamte Physik ist die Wissenschaft davon, wie sich die Dinge nach der Ordnung der Zeit verändern. Carlo Rovelli ist seit dem Jahr 2000 Professor für Physik in Marseille.

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Raum und Zeit existieren

Die Synthese zwischen den Zeitbegriffen von Aristoteles und Isaac Newton ist ein Glanzstück im Denken von Albert Einstein. Sie lautet, dass die Zeit und der Raum, von denen Isaac Newton intuitiv erahnte, dass sie neben der greifbaren Materie bestünden, existieren. Carlo Rovelli erklärt: „Zeit und Raum sind reale Dinge. Allerdings sind sie keineswegs absolut, überhaupt nicht unabhängig von dem, was geschieht. Und absolut nicht geschieden von den anderen Substanzen der Welt, wie Newton dachte.“ Man darf sich laut Isaac Newton eine große Leinwand vorstellen, auf der die Geschichte der Welt gemalt ist. Aber diese Leinwand besteht aus der gleichen Substanz, aus denen die anderen Dinge der Welt gefertigt sind, die des Steins, des Lichts und der Luft. Carlo Rovelli ist seit dem Jahr 2000 Professor für Physik in Marseille.

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Kurznachrichten hemmen das Denken

Denken braucht Konzentration, die ihrerseits ungestörte Zeit erfordert. Wer sich dem reißenden Strom der Kurznachrichten öffnet, dessen Konzentration wird im Nu weggeschwemmt sein. Rolf Dobelli ergänzt: „News machen einen seichten Denker aus Ihnen. Aber nicht nur das. Sie beeinträchtigen Ihr Gedächtnis.“ Es gibt zwei Arten von Gedächtnis. Das Langzeitgedächtnis besitzt eine hohe Speicherkapazität, während das Arbeitsgedächtnis nur wenig aufnehmen kann. Der Weg vom Arbeits- zum Langzeitgedächtnis führt durch einen Engpass im Gehirn. Was immer ein Mensch verstehen möchte, es muss diesen Punkt passieren. Das geht bei abstrakten Informationen nur über Konzentration. Weil Kurznachrichten die Konzentration stören, schwächen sie aktiv das Verstehen. Der Bestsellerautor Rolf Dobelli ist durch seine Sachbücher „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ weltweit bekannt geworden.

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Zeit ist das Maß der Veränderung

Aristoteles war der Erste, der sich mit dem Problem der Zeit befasst hat. Er gelangte zu dem Schluss, dass die Zeit das Maß der Veränderung ist. Die Dinge verändern sich ständig. Carlo Rovelli erläutert: „Wir nennen „Zeit“ das Maß, die Zählbarkeit ihres Wandels.“ Der Gedanke des griechischen Philosophen ist solide: Zeit ist das, worauf man sich bezieht, wenn man nach dem „Wann“ fragt. Die Frage nach dem Wann bezieht sich auf ein Geschehen. „Ich kehre in drei Tagen zurück“, heißt, dass die Sonne zwischen Abreise dreimal über den Himmel gezogen ist. Aber falls sich nichts verändert, sich nichts bewegt, vergeht dann keine Zeit? Aristoteles sah es so. Carlo Rovelli ist seit dem Jahr 2000 Professor für Physik in Marseille.

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Der IQ ist für beruflichen Erfolg eine wichtige Voraussetzung

Der Intelligenzquotient (IQ) ist in hohem Maß genetisch vorgegeben und nicht wesentlich veränderbar. Andreas Salcher ergänzt: „Und der IQ ist zumindest in unserer Leistungsgesellschaft für beruflichen Erfolg eine wichtige Voraussetzung, allerdings mit abnehmendem Grenznutzen.“ Ein IQ von 120 reicht zum Beispiel völlig aus, um in Organisationen Karriere zu machen oder ein Unternehmen erfolgreich zu führen. Ein IQ von 160 macht dabei keinen entscheidenden Unterschied – außer man will unbedingt einen Nobelpreis. Mit einem unterdurchschnittlichen IQ, also deutlich unter 100, wird man dagegen höchstwahrscheinlich sowohl in der Schule als auch im Beruf keinen nachhaltigen Erfolg haben. Für den Karriereforscher und Professor an der Wirtschaftsuniversität Wien (WU) Johannes Steyrer zeigen Langzeitstudien, dass der IQ signifikant mit Schulleistungen korreliert. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

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Das Wesen des Menschen umfasst zwei Welten

Das Wesen des Menschen umfasst zwei Welten. Die eine besteht aus den naturgegebenen Regeln der Lebensregulation, deren Fäden durch die unsichtbaren Hände von Schmerz und Freude gezogen werden. Antonio Damasio erklärt: „Wir sind uns weder diesen Regeln noch ihrer Grundlagen bewusst; vielmehr erkennen wir nur bestimmte Folgen, die wir Schmerz oder Freude nennen.“ Es gibt aber auch noch eine andere Welt. In dieser konnten und können die Menschen die Bedingungen umgehen, die ihnen auferlegt wurde. Dazu haben die Menschen kulturelle Formen der Lebensbewältigung erfunden, mit denen sie die Grundlagen ergänzen. Das Ergebnis waren die Entdeckungen, welche die Wissenschaft nach wie vor in den Universen im Menschen selbst und um ihn herum machen. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Die Griechen dachten als erste über die Zukunft nach

An die Stelle von Neugier ist heutzutage bei vielen Deutschen eine große Verunsicherung getreten. Ein großer Teil der Bevölkerung weiß nicht, wie es politisch und gesellschaftlich weitergeht – in Deutschland, Europa und der ganzen Welt. Horst Opaschowski erinnert sich: „In Griechenland wimmelte es vor Orakeln – Delphi, Delos, Olympia, Epidaurus, Theben und andere – die miteinander um Treffsicherheit wetteiferten.“ Hinzu kamen sogenannte Seher, die Politikern und Militärstrategen nicht selten das verkündeten, was sie hören wollten. So vermittelten beispielsweise die Feldzüge Alexander des Großen den Eindruck einer fast konspirativen Kooperation zwischen dem König und den Sehern, bei der man nicht wusste, wer wen manipulierte. Horst Opaschowski gründete 2014 mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung. Bis 2006 lehrte er als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Ab 2007 leitete er die Stiftung für Zukunftsfragen.

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Computer sind reine Logik

Bei der künstlichen Intelligenz (K.I.) handelt es sich nicht um Denken, sondern um ein Denkmodell. Ein Modell muss dabei demjenigen, was es modelliert – seinem Zielsystem – allenfalls ähneln. Markus Gabriel erläutert: „Es ist keine Kopie, sondern kann selber auch ganz andere Eigenschaften haben als dasjenige, was wir durch es verstehen und erklären wollen.“ Bei der menschlichen Intelligenz (M.I.) kann man der Einfachheit halber davon ausgehen, dass es sich bei der Intelligenz um das Vermögen zu denken handelt, wie Luciano Floridi sich ausdrückt. Mit den Gesetzen des Denkens beschäftigt sich die Logik, sofern der Denkprozess darin besteht, Gedanken zu erfassen. Seit 2009 hat Markus Gabriel den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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