Die Deutschen sind „Sparweltmeister“

Viele Menschen in Deutschland haben nicht nur sehr viel Vermögen angehäuft. Sie gehören auch zu denen, die Woche für Woche, Monat für Monat weltweit mit am meisten ihres Einkommens sparen. Somit bauen sie weiter zusätzliches Vermögen auf. Marcel Fratzscher weiß: „In normalen Jahren sparen alle Privatpersonen zusammen knapp zwölf Prozent ihres Einkommens. Wenn man für Abgaben und Renten korrigiert, sind dies sogar 18 Prozent.“ Damit bezeichnet man die Deutschen nicht selten als „Sparweltmeister“. Auch wenn es unter den reichen Ländern der Welt noch die Schweiz und ein paar kleine Länder gibt, die noch höhere private Sparquoten haben. Erstaunlich ist auch die Reaktion der Menschen auf die Pandemie in den ersten beiden Jahren 2020 und 2021. Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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In Deutschland herrscht eine geringe Chancengleichheit

Die Ungleichheit bei den Markteinkommen in Europa zählt hierzulande zu den höchsten und ist fast so hoch wie in den USA. Das reflektiert eine geringe Chancengleichheit und damit auch eine niedrige soziale Mobilität. Marcel Fratzscher weiß: „Das liegt darin begründet, dass das Einkommen der Spitzenverdiener überwiegend aus Unternehmensbesitz resultiert. Fast 80 Prozent dieser Unternehmen befinden sich in der Hand von Familien.“ Diese können ihren Besitz dank großzügiger Ausnahmeregelungen der Erbschaftssteuer fast steuerfrei an die nächste Generation weitergeben. Zum anderen sind die zu geringe Qualität und die fehlende Inklusion innerhalb des Bildungssystems eine Ursache dafür. In Deutschland hängen die Bildungs- und Berufschancen nur sehr begrenzt von den Talenten und Fähigkeiten der jungen Menschen, sondern viel mehr von Einkommen und Bildungsgrad ihrer Eltern ab. Marcel Fratzscher ist Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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Echtes Vermögen sieht man nicht

Geld steckt voller Ironie, eine wichtige lautet: Vermögen ist, was man nicht sieht. Morgan Housel weiß: „Wer einen Ferrari herumfahren sieht, hält den Besitzer meist automatisch für reich – auch wenn er ihn kaum beachtet.“ Doch nachdem Morgan Housel einige der Fahrer näher kennengelernt hatte, merkte er, dass sie beileibe nicht alle wohlhabend waren. Viele hatten nur mäßigen Erfolg, steckten dafür aber einen Großteil ihres Einkommens in ihr Auto. Jemand, der mit einem 100.000-Dollar-Auto herumfährt, mag reich sein. Aber im Grunde weiß man nur, dass er 100.000 Dollar weniger besitzt als vor dem Kauf des Autos – oder 100.000 Dollar mehr Schulden hat. Das ist alles, was man über ihn weiß. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Die Lebensqualität hat sich dramatisch verbessert

Vor dem Erscheinen des Homo sapiens als eigene Spezies vor fast 300.000 Jahren, war das Leben der Menschen bestimmt von Überlebensinstinkt und Vermehrungstrieb. Der Lebensstandard entsprach mehr oder weniger dem Existenzminimum und veränderte sich weltweit im Lauf der Jahrtausende kaum. Oded Galor stellt fest: „Erstaunlicherweise haben sich jedoch unsere Daseinsbedingungen in den letzten paar Jahrhunderten radikal gewandelt. Im Verhältnis zur langen Geschichte unserer Spezies hat die Menschheit praktisch über Nacht eine dramatische und beispielslose Verbesserung der Lebensqualität erfahren.“ Lange herrschte die Ansicht vor, die Lebensstandards seinen schrittweise über die gesamte Menschheitsgeschichte hinweg gestiegen. Doch das ist ein verzerrtes Bild. Oded Galor ist israelischer Wirtschaftswissenschaftler und mehrfach ausgezeichneter Professor an der Brown University, USA. Er forscht vor allem zum Thema Wirtschaftswachstum.

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Kredite dienen Investitionen oder dem Verbrauch

Staaten, Unternehmen und private Haushalte nehmen Kredite auf, um damit Investitionen oder ihren Verbrauch zu finanzieren. Nouriel Roubini ergänzt: „Öffentliche und private Investitionen zahlen für Dinge, die weit in die Zukunft reichen. Staaten finanzieren mit dem geliehenen Geld Häfen, Straßen, Brücken und andere Infrastruktureinrichtungen.“ Privatwirtschaftliche Unternehmen kaufen Maschinen, Software oder Computer, um Waren zu produzieren oder Dienstleistungen bereitzustellen. Und private Haushalte investieren in Eigenheime und Bildung. Investition auf Kredit kann sinnvoll sein, solange der Ertrag der Investition höher ist als ihr Preis. Bei Konsum auf Pump verwendet man das geliehene Geld dagegen, um laufende Kosten zu bestreiten, die man eigentlich aus dem Einkommen bezahlen sollte. Nouriel Roubini ist einer der gefragtesten Wirtschaftsexperten der Gegenwart. Er leitet Roubini Global Economics, ein Unternehmen für Kapitalmarkt- und Wirtschaftsanalysen.

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Ökonomen bewerten das Leben statistisch

Es ist eindeutig nicht so, dass das Leben heilig und nicht verhandelbar ist. Sozialstatistiken beweisen, dass Millionen von Menschen auf der ganzen Welt aufgrund von Vernachlässigung und mangelnder Behandlung sterben. Auch viele moderne Bürokratien wägen bei der Zuteilung von Ressourcen die Wahrscheinlichkeiten auf Kosten von Leben und Tod ganz selbstverständlich ab. Adam Tooze ergänzt: „Jeden Tag, überall auf der Welt, werden Arbeitnehmer tödlichen Risiken ausgesetzt, um ihren Arbeitgebern zusätzliche Kosten zu ersparen.“ Die Einbeziehung des Todes in ein ökonomisches Kalkül ist unausweichlich, zugleich aber auch, wie seine Einbeziehung in die Politik, instabil und umstritten. Obwohl es eigentlich unmöglich ist, einem menschlichen Leben einen Wert beizumessen, haben Ökonomen die Technik entwickelt, „statistische Leben“ zu bewerten. Adam Tooze lehrt an der Columbia University und zählt zu den führenden Wirtschaftshistorikern der Gegenwart.

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Benjamin Franklins Devise lautet: „Zeit ist Geld“

In Benjamin Franklins Devise „Zeit ist Geld“ steckte nicht zuletzt auch seine Überzeugung, für fleißiges Arbeiten müsse es immer eine Belohnung geben. Handel sei nichts anderes, erklärte er, „als der Austausch von Arbeit gegen Arbeit“ und daraus folge, dass sich „der Wert aller Dinge […] am gerechtesten in Arbeit messen lässt. James Suzman stellt fest: „Das Dogma, dass fleißiges Arbeiten Wert schafft, wird fast überall auf der Welt schon Kindern per Tröpfchen-Infusion oder mit harter Hand verabreicht.“ Dabei haben die Eltern die Hoffnung, man könne ihnen dadurch eine gute Arbeitsethik einimpfen. Tatsächlich besteht in den größten Volkswirtschaften der Welt bis heute kaum eine sichtbare Entsprechung zwischen Arbeitszeit und geldwerter Belohnung dafür. James Suzman ist Direktor des anthropologischen Thinktanks Anthropos und Fellow am Robinson Collage der Cambridge University.

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Die Globalisierung hat auch negative Folgen

Die Globalisierung wirkt sich sowohl auf die Arbeitsplätze als auch auf die Löhne aus. Ein hoch entwickeltes Land wie die USA importiert arbeitsintensive Güter, die gering qualifizierte Arbeitskräfte herstellen. Dadurch sinkt die Nachfrage nach Geringqualifizierten in den USA, einfach deshalb, weil man weniger von diesen Gütern im Inland produziert. Joseph Stiglitz weiß: „Wenn wir Vollbeschäftigung anstreben, müssen die Löhne für Geringqualifizierte – inflationsbereinigt sinken. Und wenn die die Löhne nicht in ausreichendem Maße zurückgehen, steigt die Arbeitslosigkeit.“ Jeder, der an das Gesetz von Angebot und Nachfrage glaubt, sollte verstehen, warum sich die Globalisierung negativ auf gering qualifizierte Beschäftigte auswirkt. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Der Handel ist dem Menschen angeboren

Adam Smith war sich nicht sicher, ob die menschliche „Neigung […] zu handeln und Dinge gegeneinander auszutauschen“, ein angeborener Bestandteil der menschlichen Natur ist. Er hielt es aber für wahrscheinlich, dass sie die notwendige Folge der menschlichen Fähigkeit ist, „denken und sprechen zu können“. James Suzman weiß: „Sicher war er sich jedoch dessen, dass unsere Wertschätzung für die Kunst, gute Geschäfte zu machen, eines der Dinge ist, die uns am deutlichsten von anderen Arten unterscheidet.“ „Niemand hat jemals einen Hund gesehen, der auf faire Weise seinen Knochen mit einem anderen tauscht“, erklärte Adam Smith. Zu seinen Grundüberzeugungen gehörte auch, dass es die primäre Aufgabe des Geldes ist, Handelsgeschäfte zu erleichtern. James Suzman ist Direktor des anthropologischen Thinktanks Anthropos und Fellow am Robinson Collage der Cambridge University.

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Subventionen gibt es in allen Volkswirtschaften

Chinas wirtschaftlicher Erfolg ruht heute auf einer breiten Basis. Er ist nicht mehr bloß abhängig von Gemeinschaftsunternehmen mit westlichen Formen oder von Diebstahl geistigen Eigentums. Joseph Stiglitz stellt fest: „In einigen Bereichen wie soziale Medien und Künstliche Intelligenz befindet sich das Land bereits an der Spitze. Die Anzahl der Patente, die chinesischen Antragsstellern erteilt werden, steigt dramatisch an.“ Auf vielen anderen Gebieten hat China die Wissenslücke, die es von den fortgeschrittenen Ländern trennt, bereits weitgehende geschlossen. Man sollte jedoch die abstruse Idee hinter sich lassen, dass sich China durch den Handel kurzfristig in eine Demokratie verwandeln werde. Die Vereinigten Staaten behaupte, versteckte Subventionen würden die gesamte chinesische Wirtschaft durchringen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Über die Globalisierung wird gestritten

Die Globalisierung steht im Mittelpunkt der Wirtschaftskrise Amerikas. Joseph Stiglitz stellt fest: „Einerseits machen Globalisierungskritiker sie für die missliche Lage der amerikanischen Mittelschicht verantwortlich.“ Diese Kritik an der Globalisierung stieß auf enorme Resonanz, insbesondere in den Regionen, die von der Deindustrialisierung betroffen sind. Dagegen behaupten die Befürworter der Globalisierung, all dies sei reiner Unsinn. Amerika habe von ihr profitiert. Eine protektionistische Politik gefährde die Wohlstandsgewinne durch den freien Handel. Letztlich, so sagen sie, werde Protektionismus nicht einmal denjenigen helfen, die ihre Arbeitsplätze im Zuge der Globalisierung verloren haben oder massive Lohneinbußen hinnehmen mussten. Sie selbst, die Vereinigten Staaten insgesamt und die ganze Welt würden schlechter dastehen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Erfolg setzt sich aus Kompetenz und Glück zusammen

Viele Menschen versuchen, aus Misserfolgen und Erfolgen, die sie beobachten, zu lernen und ziehen dann ihre Schlüsse: „Tu, was sie tat, vermeide, was er tat.“ Hätte man eine Kristallkugel, könnte man genau sehen, zu welchen Anteil bestimmte Ergebnisse wiederholbaren Handlugen geschuldet waren. Und man könnte erkennen, welche Rolle schieres Glück beziehungsweise Pech gespielt hat. Aber der Mensch besitzt nur ein Gehirn, das einfache Antworten ohne große Nuancierungen bevorzugt. Morgan Housel ergänzt: „Dies erschwert es potenziell fürchterlich, nachahmenswerte Verhaltensweisen zu identifizieren.“ Morgan Housel erzählt die Geschichte eines enorm erfolgreichen Geschäftsmanns, von dem sich allerdings kaum sagen lässt, ob sich sein Erfolg aus seiner Kompetenz oder seinem Glück ergab. Sein Name ist Cornelius Vanderbilt. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Die Normalverteilung ist ein vertrautes Muster

Das konventionelle Denken über Ungewissheiten basiert auf der Annahme, dass ungewisse Phänomene einem vertrauten Muster folgen. Dieses ist in der Natur häufig zu finden, nämlich als Normalverteilung. Jonathan Aldred erklärt: „So folgt zum Beispiel die Körpergröße von Menschen einer Normalverteilung.“ Es gibt eine typische Körpergröße, und die Anzahl der Menschen mit anderen Größen nimmt ab, je weiter man sich von diesem Durchschnittswert entfernt. Die Wahrscheinlichkeit, einem Menschen einer bestimmten Körpergröße zu begegnen, sinkt immer schneller, je weiter man sich von der Durchschnittsgröße entfernt. Abhängig davon, welche Annahmen man über die heutige Weltbevölkerung trifft, ist der Mensch im Durchschnitt etwa 1,67 Meter groß. Jonathan Aldred ist Direktor of Studies in Ökonomie am Emmanuel College. Außerdem lehrt er als Newton Trust Lecturer am Department of Land Economy der University of Cambridge

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Das demokratische System gerät unter Druck

Weltweit ist man sich heute der Tatsache bewusst, dass der Kapitalismus amerikanischer Spielart hauptsächlich den Reichen nützt. Auf der anderen Seite haben viele Menschen in den USA keinen ausreichenden Zugang zur Gesundheitsversorgung. Für die Soft Power der USA sind diese beiden Missstände sehr abträglich. Joseph Stiglitz warnt: „Diejenigen, die an die Demokratie glauben, sollte dies zutiefst beunruhigen.“ Denn es findet ein Kampf der Ideen über alternative Gesellschafts-, Politik- und Wirtschaftssysteme statt. Und es sollte viele Menschen alarmieren, dass sich weite Teile der Welt von den Vorzügen des demokratischen Systems abwenden. Glücklicherweise ist der Kapitalismus amerikanischen Stils nur eine von vielen verschiedenen Arten demokratischer Marktwirtschaften. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Die Chipbranche macht 500 Milliarden Dollar Umsatz

Für Adam Smith war die Effizienz das Ziel, nach dem der Homo oeconomicus strebt und dem sich die Gesellschaft zu unterwerfen hat. Am 14. Mai 2021 druckte die „New York Times“ einen Gastbeitrag des Wirtschaftswissenschaftlers Alex T. Williams. Der Artikel handelte von der weltweiten Knappheit in der Lieferkette der Halbleiterproduktion. Jeremy Rifkin erläutert: „Dabei handelt es sich um die winzigen Mikrochips, die in den unzähligen Prozessen und Produkten unserer intelligenten digitalen Welt Verwendung finden. Die Halbleiterbranche macht pro Jahr 500 Milliarden Dollar Umsatz.“ Um zu verstehen, wie ernst das Problem ist, reicht ein Blick auf den Autohersteller Ford. Der Konzern rechnete aufgrund der aktuellen Halbleiter-Knappheit mit Einbußen von 2,5 Milliarden Dollar. Jeremy Rifkin ist einer der bekanntesten gesellschaftlichen Vordenker. Er ist Gründer und Vorsitzender der Foundation on Economic Trends in Washington.

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George Stigler lehnt Kartellgesetze ab

„Mit der Zeit bin ich nach und nach zu der Überzeugung gelangt, dass Kartellgesetze viel mehr schaden als nützen und es uns besser ginge, wenn es sie überhaupt nicht gäbe.“ Dieses Resümee hat der Nobelpreisträger für Wirtschaft George Stigler (1911 – 1991) am Ende seiner Karriere gezogen. Es ist einer der bezeichnenden Schlüsselsätze für eine Wirtschaftsideologie, die seit einigen Jahrzehnten maßgeblich ist. Hans-Jürgen Jakobs erklärt: „Sie sah im permanenten Streben von Unternehmen und deren Führern nach Monopolen statt eines Übels eine Heilsbotschaft und begründete dies auch wirtschaftstheoretisch.“ George Stigler gehört zur „Chicago School“, den Ökonomen rund um die University of Chicago. Sie entwickelten die theoretische Begründung des Monopolismus einerseits und die Herausbildung der neuen Superkonzerne andererseits. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

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Marktmacht führt zu mehr Ungleichheit

Es ist leicht zu verstehen, wie Marktstärke zu mehr Ungleichheit führt. Joseph Stiglitz ergänzt: „Aber sie ist auch für das niedrige Wirtschaftswachstum und die schlechte ökonomische Leistungsbilanz mitverantwortlich. Monopolmacht verzerrt die Marktmechanismen – sie verringert die gesamtwirtschaftliche Effizienz.“ Die Preisaufschläge zu beseitigen, die auf den mangelnden Wettbewerb zurückzuführen sind, würde die Produktion der US-Volkswirtschaft um etwa 40 Prozent erhöhen. Die Errichtung von Eintrittsschranken ist ein integraler Bestandteil von Marktmacht. Dagegen ist eine dynamische Wirtschaft mit funktionierendem Wettbewerb durch den fortwährenden Markteintritt von Unternehmen gekennzeichnet. Dabei ist der Anteil neuer Firmen üblicherweise hoch. Doch der Prozentsatz junger Unternehmen in der amerikanischen Wirtschaft ist wesentlich niedriger als in vielen anderen Ländern. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Schweden gab den Anstoß zur Entstehung der Zentralbanken

Marco Polo lebte von Mitte des 13. bis ins frühe 14. Jahrhundert. Aus seinen Berichten konnten die Europäer erfahren, wie man in China Papier herstellt, bedruckt und als Geld verwendet. Doch es dauerte bis 1450, als der Mainzer Goldschmied Johannes Gutenberg den Buchdruck erfand und dieser sich in Europa verbreitete. Thomas Mayer ergänzt: „Und es vergingen weitere 200 Jahre, bis ein schwedischer Bankier, Hans Witmacker, 1656 auf die Idee kam, Geld aus Papier herzustellen. Dies gab den Anstoß zur Entstehung der Zentralbanken.“ Im Jahr 1656 erhielt er von König Karl X. Gustav die Lizenz zur Gründung einer Bank, die den Namen „Stockholms Banco“ erhielt. Thomas Mayer ist promovierter Ökonom und ausgewiesener Finanzexperte. Seit 2014 ist er Leiter der Denkfabrik Flossbach von Storch Research Institute.

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Leistung besteht aus Effizienz und Fairness

Es ist nichts Falsches daran, Menschen aufgrund ihrer Leistung einzustellen. Tatsächlich ist es in der Regel genau das Richtige. Michael J. Sandel erklärt: „Wenn es darum geht, einen Job zu erledigen, kommt es aus mindestens zwei Gründen auf Leistung an.“ Einer davon ist Effizienz. Der andere Grund ist Fairness. Es wäre beispielsweise falsch, den qualifiziertesten Bewerber aufgrund rassistischer, religiöser oder sexistischer Vorurteile auszuschließen und stattdessen eine weniger qualifizierte Person zu beschäftigen. Die Vorstellung, dass eine Gesellschaft wirtschaftliche Belohnungen und verantwortungsvolle Positionen entsprechend der Leistung vergeben sollte, erscheint aus mehreren Gründen reizvoll. Ein Wirtschaftssystem, das Anstrengung, Initiative und Talent belohnt, ist wahrscheinlich produktiver als eines, das alle gleich bezahlt oder erstrebenswerte Stellungen auf der Basis von Vetternwirtschaft vergibt. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph, der seit 1980 in Harvard lehrt. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.

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Marktmacht manifestiert sich im Umgang mit Kunden

Marktmacht manifestiert sich noch in anderer Weise als nur in höheren Preisen und Gewinnen. Zum Beispiel darin, wie Unternehmen ihre Kunden behandeln. Joseph Stiglitz kritisiert: „So zwingen zum Beispiel viele ihre Kunden dazu, im Fall von Streitigkeiten nicht auf das öffentliche Rechtssystem zurückzugreifen.“ Das sollte eigentlich das gute Recht jedes Bürgers in einer demokratischen Gesellschaft sein. Stattdessen schalten die Firmen geheimniskrämerischen Schiedsgerichte ein, die zugunsten der Unternehmen voreingenommen sind. Die meisten Menschen haben schon einmal unabsichtlich durch ihre Unterschrift auf ihre Rechte verzichtet. Beispielsweise wenn sie ein Bankkonto eröffnet, einen Internetanschluss beantragt oder einen Telefonanbieter ausgewählt haben, da diese ihren Kunden praktisch ähnliche Bestimmungen auferlegen. Joseph Stiglitz war Professor für Volkswirtschaft in Yale, Princeton, Oxford und Stanford. Er wurde 2001 mit dem Nobelpreis für Wirtschaft ausgezeichnet.

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Den Beruf fürs Leben gibt es nicht mehr

Arbeitnehmer in Deutschland müssen heute und in Zukunft zu Lasten des Familienlebens permanente berufliche Mobilität beweisen. Zudem gibt es immer mehr zeitlich befristete Jobs. Und berufliche Laufbahnen von der Ausbildung bis zum Ruhestand sind für künftige Generationen kaum mehr möglich. Neue Beschäftigungsformen machen den „Beruf fürs Leben“ zur Ausnahme und den Zweitjob neben dem Teilzeitarbeitsplatz bald zur Regel. Horst Opaschowski weiß: „Die meisten Berufstätigen befürchten für die Zukunft neben wachsender Arbeitsplatzunsicherheit mehr Druck und Stress im Arbeitsleben.“ Eine problematische Perspektive für die neue Generation, die mit Gefordert-, Überfordert- und Ausgebranntsein leben muss.“ Horst Opaschowski gründete 2014 mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung. Bis 2006 lehrte er als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Ab 2007 leitete er die Stiftung für Zukunftsfragen.

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Auf Stagnation folgte Wachstum

Thomas Malthus glaubte seine „Armutsfalle“ als ewiges Weltgesetz etabliert zu haben. Doch plötzlich kam der von ihm beschriebene Mechanismus zum ersten Mal zum Stillstand. Und die Metamorphose von der Stagnation zum Wachstum nahm ihren Lauf. Oded Galor fragt: „Wie schaffte es die menschliche Spezies, der Armutsfalle zu entkommen?“ Um unter anderem diese Frage beantworten, hat Oded Galor eine einheitliche Theorie entwickelt, die versucht, die Reise der Menschheit in ihrer Gesamtheit zu erfassen. Diese Theorie veranschaulicht, welche Kräfte den Übergang von einer Epoche der Stagnation zu einer Ära anhaltender Steigerung des Lebensstandards bestimmten. Zudem verdeutlicht sie den Einfluss der Vergangenheit auf das Schicksal der Nationen. Oded Galor ist israelischer Wirtschaftswissenschaftler und mehrfach ausgezeichneter Professor an der Brown University, USA. Er forscht vor allem zum Thema Wirtschaftswachstum.

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Originalität und Rarität machen einzigartig

Die kulturellen Güter, die in der Spätmoderne fabriziert und angeeignet werden, sind überwiegend singuläre Güter. Andreas Reckwitz schränkt ein: „Natürlich: Jene kulturellen Güter, die massenhaft produziert und von der Masse als standardisierte genossen werden, hat es in der Moderne immer gegeben und gibt es immer noch.“ Doch sie sind in die Defensive geraten und herabgesunken in die Sphäre der Profanität. Aber was macht ein kulturelles Gut zu einem singulären? Um einzigartig zu werden, kommen für ein Gut zwei Eigenschaften in Frage, die nicht aufeinander reduzierbar sind: Originalität und Rarität. Demgegenüber ist das standardisierte Gut, dem die Singularität abgesprochen wird, durch Gleichförmigkeit und Massenhaftigkeit charakterisiert. Andreas Reckwitz ist Professor für Kultursoziologie an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt / Oder.

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Sparsamkeit und Paranoia führt zu Reichtum

Es gibt Millionen Arten, reich zu werden, und es gibt noch mehr Bücher darüber, wie man es schaffen kann. Aber es gibt nur eine Art, reich zu bleiben: mit Sparsamkeit und Paranoia. Allerdings fällt diese Wahrheit meist unter den Tisch. Selbst wenn man sich nicht als „reich“ bezeichnen würde, sollte man sich immer zwei Tatsachen vor Augen halten: Geld zu machen ist eines, es zu behalten, etwas ganz anderes. Wenn Morgan Housel finanziellen Erfolg in einem Wort zusammenfassen müsste, würde es „überleben“ lauten. Die freie Marktwirtschaft ist ein Haifischbecken. Reich wird man, indem man hochoptimistisch Risiken eingeht und sich damit exponiert. Doch um reich zu bleiben, muss man seine Risiken begrenzen. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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