Friedrich Nietzsche brachte den Sprengstoff in die Philosophie

Die neue Sonderausgabe des Philosophie Magazins ist dem großen deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche gewidmet, der von sich selbst in „Ecce homo“ schrieb: „Ich bin kein Mensch, ich bin Dynamit.“ In dem Heft sind Auszüge seiner wichtigsten Texte versammelt, die von unter anderem von Sigmund Freud, Theodor W. Adorno, Michel Foucault und Rüdiger Safranski kommentiert werden. Rüdiger Safranski bezeichnet Friedrich Nietzsche als einen Künstler des Denkens. Das Denken, das soll nach seiner Vorstellung ein reiches, lebendiges Denken sein: „Nietzsche will gewissermaßen mit dem Denken selbst musizieren. Was dabei herauskommt, ist neben vielen blitzenden Gedanken ein unnachahmlicher Stil.“ Der Nietzsche-Sound ist bisweilen von einer überwältigenden Wucht und Schönheit. Friedrich Nietzsche übte furiose Kritik an der religiösen Sklavenmoral: „Der christliche Glaube ist von Anbeginn Opferung: Opferung aller Freiheit, alles Stolzes, aller Selbstgewissheit des Geistes; zugleich Verknechtung und Selbst-Verhöhnung, Selbst-Verstümmelung.“

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Der Mensch sollte das Leben als gut auffassen

Beim französischen Philosophen Alain (eigentlich Émile-Auguste Chartier, 1868 – 1951) war ein Glücksfinder bodenständiger Prägung. Für ihn steht am Beginn einer positiven Welterfahrung zunächst einmal der Wille, sein Wollen selbst zu bestimmen und sich zu entschließen, das Leben als gut aufzufassen. Ludger Pfeil erklärt: „Solche Eigenmächtigkeit verlangt, dass man seinen Geist umfangreiche Freiheits- und Gestaltbarkeitsgrade zugesteht und ihm Einfluss auf unser körperliches Wohlbefinden einräumt.“ Dem, der diese Voraussetzung mitträgt, präsentiert Alain eine reichhaltige Palette praktisch orientierter Ratschläge: „ Mimikry der guten Laune“ bedeutet, einfach mal so zu tun, als ob man fröhlich wäre – diese Idee hatte Alain lange vor der Verbreitung des Lach-Yoga. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Die Fähigkeit zum Genuss ist das höchste Glück des Menschen

Aristipp von Kyrene (435 – 350 v. Chr.) war ein Schüler des Sokrates und ein Zeitgenosse des Diogenes. Er verkehrte am Hof des Tyrannen Dionysios. Für Aristipp und seine Schule der Kyrenaiker können der Wahlfreiheit eines Menschen ausschließlich die eigenen Empfindungen als Richtschnur gelten. Ludger Pfeil ergänzt: „Aristipps Bedürfnisse gingen allerdings weit über Diogenes` minimalistisches Einfachstleben hinaus. Und Dionysios bot ihm die einträgliche Geldquelle zu deren Finanzierung.“ Die Fähigkeit zum Genuss erklärt Aristipp kurzerhand zum höchsten Glück des Menschen und zur einzigen Tugend, die er gelten lassen will. Lustgewinn heißt das von ihm ausgerufene Ziel, wobei die Lust des Augenblicks als einzig wirkliche angesehen wird und keine Vertröstungen duldet. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Das Unbewusste war schon lange vor Sigmund Freud bekannt

Trotz der offensichtlichen Inspiration durch Vorläufer wie Franz Anton Mesmer und Jean-Martin Charcot gilt Sigmund Freud in der breiten Öffentlichkeit bis heute als Entdecker des Unbewussten. Diese Einschätzung hat er laut Philipp Hübl selbst gefördert, indem er der Tradition vor ihm unterstellte, sie habe die Psyche, also den Geist, mit dem Bewusstsein gleichgesetzt und dabei übersehen, dass der Geist daneben das Unbewusste umfasst. Erst seine Psychoanalyse, die gleichzeitig eine Theorie des Geistes und eine Therapieform ist, habe diesen Missstand behoben. Nicht nur Mesmer und Charcot waren Vorläufer von Sigmund Freud, sondern die Idee des Unbewussten war schon lange zuvor in der Literatur und in der Forschung zu finden. Philipp Hübl ist Juniorprofessor für Theoretische Philosophie an der Universität Stuttgart.

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Das radikal Böse gehört zur menschlichen Natur

So ist es dem Aufklärer Immanuel Kant zufolge gerade die Freiheit, die einen Menschen zur Moral befähigt. Sich souverän über seine Neigungen erhebend gehorcht der Mensch einzig und allein der Vernunft, die den Grundsatz allen moralischen Handelns in Form des kategorischen Imperativs bereits in sich trägt: „Handle nur nach derjenige Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Nur wer diesem Vernunftbefehl aus reiner Pflicht Folge leistet, handelt moralisch; agiert ein Mensch aus Neigung und folgt dabei zufällig einer verallgemeinerbaren Maxime, hat dies mit moral nichts zu tun. Svenja Flaßpöhler erklärt: „Dieses Kantische Moralverständnis bringt nun naturgemäß auch einen vollkommen anderen Begriff des Bösen mit sich. Wenn wir nämlich keine Sklaven unserer Natur sind, sind wir notwendigerweise auch frei, uns für das Böse zu entscheiden.“ Svenja Flaßpöhler ist Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

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Dem Liberalismus fehlt er nicht an sozialer Sensibilität

Obwohl der frühe Liberalismus zunächst nur einen methodischen, keinen sozialkritischen oder sozialethischen Individualismus vertritt, wirft man ihm gern pauschal, nämlich auf seine unterschiedlichen Gestalten einzugehen, einen Mangel an sozialer Sensibilität vor. Schon ein knapper Blick auf prominente Denker des klassischen Liberalismus kann diesen Vorwurf entkräften. Als ersten Beleg für die angeblich fehlende soziale Sensibilität pflegt man Adam Smith anzuführen. Otfried Höffe hält dagegen: „In Wahrheit hatte Smith nicht bloß viele Jahre einen Lehrstuhl für Moralphilosophie inne und verfasste eine wirkungsmächtige Theorie moralischer Gefühle, in der die Sympathie, also ein ausdrücklich soziales Gefühl, im Vordergrund steht.“ Selbst später, in der berühmten Wirtschaftstheorie „Eine Untersuchung über den Wohlstand der Nationen“ kommt es ihm auf Wohlstand an, was allerdings mehr als nur den materiellen Reichtum meint, und vor allem ist seine Bezugsgruppe des Wohlstands nicht eine kleine Gruppe oder Schicht. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Ein denkendes Wesen möchte nicht der Natur ausgesetzt sein

Nichts ist für den Philosophen Konrad Paul Liessmann so verführerisch wie die Aussicht, die Natur zu überlisten. Denn der Natur ausgesetzt zu sein, ist für ein denkendes Wesen furchtbar, kränkend, demütigend. Daidalos, dessen Name sich vom griechischen Wort „daidallein“ ableitet, ein kunstvolles Arbeiten bezeichnet, hat im antiken Sinne eher nicht gearbeitet. Er war Künstler, Handwerker, Erfinder, aber kein Sklave. Konrad Paul Liessmann erklärt: „Die Antike unterschied feinsinnig unterschiedliche Formen menschlicher Tätigkeit: „ascholía“, eigentlich die Nichtmuße, die Beschäftigung, die eher freudlosen Dinge, die verrichtet werden müssen, um das Lebensnotwendige bereitzustellen, das tägliche Brot im Schweiße unseres Angesichts zu verdienen.“ Diese Arbeit, die auch zur Mühe und Plage, zur Qual – „ponos“ – werden konnte, erachtete man aber eines freien Menschen für unwürdig, dafür hielt man sich Sklaven.

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Jeder Mensch hat das Recht auf Liebe

Das Titelthema des neuen Philosophie Magazins 04/2017 dreht sich um das schönste Thema der Welt: die Liebe. Die Liebe ist vielleicht das stärkste Gefühl, das der Mensch kennt: magisch, mitreißend, buchstäblich unbeschreiblich. Chefredakteur Wolfram Eilenberger schreibt in seinem Editorial: „Zu keinen Zeitpunkt der Existenz erfahren wir uns als verletzlicher, unsicherer, ausgesetzter, machtloser als in dem Moment, indem wir einem anderen Menschen anvertrauen, ihn zu lieben, ohne dessen Antwort bereits zu kennen.“ Die Liebe hat das Potential – ob als romantisches Glück oder freundschaftliche Tiefe – die Menschen vor dem zu retten, was sie derzeit am meisten bedroht: Vereinzelung, Effizienzdenken und Identitätswahn. Das romantische Liebesideal der absoluten Einheit beruhte auf extremer Intensität und schloss Risiken bis hin zum Liebestod nicht aus. Heutzutage entsteht im Zeichen einer Schmalspurromantik der Dating Portale ein destruktiver Erwartungsdruck, die die Liebe erstickt, ja zur völligen Beziehungslosigkeit führen kann.

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Julia Shaw stellt sogenannte Gedächtnisgenies vor

Es gibt Menschen, die erstaunliche Gedächtnisleistungen erbringen können. Manchmal werden sie Gedächtnisgenies genannt. Julia Shaw erklärt: „Menschen, die nachprüfbar wichtige Informationen nach Belieben abrufen – Minuten, Tage oder Jahre später –, und zwar erstaunlich detailliert.“ Menschen mit übermäßigem Erinnerungsvermögen, Hyperthymesie genannt, können anhand von zwei Merkmalen definiert werden. Erstens verbringen sie einen erheblichen Teil ihrer Zeit damit, über ihre persönliche Vergangenheit nachzudenken, und zweitens haben sie eine außergewöhnliche Fähigkeit, sich an spezifische Ereignisse aus dieser persönlichen Vergangenheit zu erinnern. Das unterscheidet sie von Menschen mit einem überdurchschnittlichen Gedächtnis, das in der erhöhten Fähigkeit besteht, neue nicht autobiografische Erinnerung erwerben und abrufen zu können. In den letzten Jahren wurden Menschen mit einem weit überlegenen autobiografischen Gedächtnis mit dem Kürzel HSAM bezeichnet. Die Rechtspsychologin Julia Shaw lehrt und forscht an der London South Bank University.

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Zum Glücklichsein braucht ein Mensch nicht viel

Durch seine Analyse verschiedener Kategorien von Bedürfnissen festigt Epikur seine Ansicht vom wahren Vergnügen als Freiheit von Schmerz und Sorge. Ludger Pfeil erläutert: „Wenn man die leibliche Unversehrtheit und den Seelenfrieden zum Maßstab nimmt, lassen sich die Begierden leicht sortieren. Weniges ist lebensnotwendig oder zur Erhaltung der Gesundheit erforderlich, zum Glücklichsein brauchen wir nicht viel mehr und schon gar keine unnatürlich erzeugten Genüsse.“ Wenn der Schmerz gestillt ist und die Wogen der inneren Unruhe geglättet sind, hat man das Entscheidende bereits erreicht. Die Freude kommt dann von selbst. Mehr sollte man laut Epikur nicht vom Leben erwarten. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Der Mensch hat einen besonderen Bezug zum Sein

Für den Philosophen Martin Heidegger zeichnet sich der Mensch durch einen besonderen Bezug zum Sein aus. Er steht im Sein, er kann sagen, was ist, und er kann mithilfe von Technik etwas aus der Verborgenheit ans Licht der Welt bringen. Thomas Damberger erklärt: „Um zu verstehen, war Martin Heidegger meint, macht es Sinn, eine Pflanze anzuschauen. Steckt man ein Samenkorn in die feuchte Erde, wird daraus mit etwas Glück eine Pflanze erwachsen. Die Pflanze kommt also aus sich heraus zu sich selbst, sie entbirgt sich.“ Bei einem Stuhl ist das zum Beispiel anders. Der Stuhl wächst nicht am Baum, sondern wird von einem Handwerker hergestellt. Dr. Thomas Damberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

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Johann Gottlieb Fichte war der Großmeister der Ich-Philosophie

Der Großmeister der Ich-Philosophie ist Johann Gottlieb Fichte. Dieser wurde seiner Zeit durch Immanuel Kant berühmt gemacht, der dessen erstes Werk, „Versuch einer Critik aller Offenbarung“ von 1792, geschickt über seinen Verleger anonym publizierte, so dass die damaligen Leser glaubten, es sein ein neues Buch Immanuel Kants. Markus Gabriel fügt hinzu: „Auf diese Weise erlangte Johann Gottlieb Fichte 1794 seine erste Anstellung als Professor in Jena, die er im Rahmen des berühmten Atheismusstreits verlassen musste – wobei Fichte aus vielen Gründen unter anderem ein Dorn im Auge Goethes war, der damals der für die Universität Jena zuständige Minister war.“ Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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In der Kunst spielt die Freiheit eine herausragende Rolle

Von vielen Theoretikern der Freiheit unterschätzt, spielen im Prozess der Moderne die Kunst und bei ihr das Prinzip der Freiheit eine herausragende Rolle. Ein Grund für das Unterschätzen liegt für Otfried Höffe auf der Hand: „Die wenigsten Freiheitstheoretiker verfügen über hinreichende Sachkenntnis für die so vielfältige wie vielseitige Kunst, reicht diese doch von der Musik über die bildenden Künste samt Architektur bis zur Dichtung, dem Theater und dem Film.“ Nicht minder vielfältig sind die freiheitstheoretischen Aspekte. Wie die frühe, später die klassische Philosophie Europas spricht auch die älteste europäische Literatur griechisch. Die ältesten Dichtungen des europäischen Kulturraums werden einem gewissen Homer zugesprochen, der die Epen „Ilias“ und „Odyssee“ schuf. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Mittels Erziehung betritt der Mensch das Reich der Handlungsfreiheit

Der Mensch lebt nicht nur mit einer äußeren, sondern auch mit einer inneren Natur. Unter ihr versteht Otfried Höffe den noch nicht sozial und kulturell geformten, insofern „natürlichen“ Anteil an der Conditio humana. Da aber alle wirklichen Menschen sozial und kulturell geformt sind, ist die Rede von einem natürlichen Menschen eine Abstraktion. Sie hilft aber, die Faktoren zu bestimmen, die individuell der Neugeborene und kollektiv die Menschheit braucht, um dort zu einer eigenverantwortlichen Person, hier zu einer verantwortlichen Gesellschaft zu werden. Der dafür notwendige Prozess der Erziehung, der individuell im Fortschreiten der Biographie und kollektiv in der Menschheitsgeschichte die Selbsterziehung einschließt, ergänzt die externe und interne Kultivierung. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Das Leben pendelt zwischen Schmerz und Langeweile

Daniel Klein gibt zu, dass er hin und wieder Appetit auf eine gute Portion Pessimismus hat, besonders wenn ihn in seinem Leben raue Winde treffen. Der Gedanke, dass das Leben alle Welt anstinkt, ist, wenn es gerade zufällig ihn anstinkt, auf herzlose Weise tröstlich. An wen kann man sich in Zeiten wie diesen besser halten als an Mister Melancholie persönlich – an Arthur Schopenhauer? Der deutsche Philosoph schrieb: „Das Leben schwingt also, gleich einem Pendel, hin und her, zwischen dem Schmerz und der Langeweile.“ Kaum zu glauben, aber man betrachtet Arthur Schopenhauer als Hedonisten, denn er erkennt das Glücklichsein als höchstes Lebensziel an. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Jede Handlung könnte die letzte im Leben sein

Mark Aurel (121 – 180), römischer Kaiser und Philosoph, erklärt: „Verscheuche jeden anderen Gedanken, und das wirst du können, wenn du jede deiner Handlungen als die letzte deines Lebens betrachtest.“ Wenn es eine einzige Lektion gäbe, die Daniel Klein bis an seinen letzten Tag mit sich tragen möchte, dann wäre es diese. Wenn Mark Aurels Aussage auch noch heutzutage so vertraut klingt, liegt das daran, dass Philosophen und religiöse Denker von alters her mehr oder weniger das gleiche sagen. Daniel Klein erläutert: „Sei jetzt hier. Sei stets achtsam. Lebe in der Gegenwart.“ Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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Albert Camus stellt sich sogar Sisyphos als glücklichen Menschen vor

Eine nüchterne Art der Lebensbejahung vertritt der in Algerien geborene französische Philosoph und Schriftsteller Albert Camus (1913 – 1960). Ludger Pfeil erläutert: „Er will sich sogar Sisyphos, der zum Synonym für den erfolglosen, niemals zum Ende kommenden Arbeiter wurde, als einen glücklichen Menschen vorstellen.“ Die tragische Figur aus der griechischen Mythologie hatte sich dem Tod nicht ergeben wollen und muss zur Strafe für seine lebensverlängernden Tricks, die ihm immerhin einige zusätzliche Jahre beschert hatten, einen riesigen Stein einen Berg hinaufwälzen. Oben angekommen, rollt der Fels dann unvermeidlicherweise wieder hinunter, wo die Plackerei aufs Neue beginnt. Sisyphos wird so die Arbeit bis in alle Ewigkeiten nicht ausgehen. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Nein ist das Schlüsselwort für die Definition der Identität

Dem Nein entspringt die Macht über das eigene Leben, die Chancen zur Gestaltungsfreiheit. Jedes Nein trägt in sich eine Dualität aus Ermächtigung und Abgrenzung. Dabei sind Macht und Grenzen nichts Schlechtes, sondern ein wesentlicher Bestandteil des Lebens: Jeder lebendige Organismus benötigt Grenzen, um sich selbst zu schützen. Anja Förster und Peter Kreuz fügen hinzu: „Um zu überleben und zu gedeihen, muss jeder Menschen und jede Organisation in der Lage sein, Nein zu sagen zu allem, was Sicherheit, Würde und Integrität bedroht.“ Nein ist der Schlüsselbegriff zu Identität, Ordnung, Struktur und Disziplin. Regeln und Gesetze werden häufig in Form eines Nein formuliert. Zum Beispiel: „Du sollst nicht töten!“ Anja Förster und Peter Kreuz nehmen als Managementvordenker in Deutschland eine Schlüsselrolle ein.

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Das Ich will an die Stelle von Gott treten

Das Ich hat sich zum kleinen Gott auf Erden entwickelt. Alle reden vom Ich. Markus Gabriel nennt Beispiele: „Es geht um die Frage, inwieweit der Egoismus gerechtfertigt sein soll, um die Ich-AG und vieles mehr.“ Neurozentriker schwanken zwischen der Identifikation des Ich mit dem Gehirn und der Bestreitung seiner Existenz – auf die man zurückgreift, wenn man merkt, dass der Reduktionismus in keiner Spielart so recht auf das Ich passen will. An dieser Stelle rät Markus Gabriel einen Blick auf die Geistesgeschichte zu werfen. Einer der Ersten, die das Personalpronomen „ich“ in der deutschen Sprache zu „das Ich“ substantiviert haben, war der mittelalterliche Philosoph Meister Eckhart (1260 – 1328). Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die Würde des Menschen ist unantastbar

Der Artikel 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland lautet: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“ Menschenwürde und Menschenrechte hängen für Markus Gabriel begrifflich zusammen. Es war Immanuel Kant, der eine berühmte Unterscheidung zwischen Würde und Wert formulierte: „Alles hat entweder einen Preis, oder eine Würde. Was einen Preis hat, an dessen Stelle kann auch etwas anderes als Äquivalent gesetzt werden; was dagegen über allen Preis erhaben ist, mithin kein Äquivalent verstattet, das hat eine Würde.“ An dieser Stelle spricht Immanuel Kant auch von einer Bedingung dafür, dass etwas Zweck an sich selbst sein kann. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Frauen vermissen oft die Verbindung von Sex mit Liebe und Zärtlichkeit

Ein weiteres ausschlaggebendes Element, um Untreue zu verstehen, besteht für Shirley P. Glass in der Erforschung der sexuellen Seite der Ehe. Ein offenes Gespräch, oder Schuldzuweisungen oder Ausflüchte, kann die sexuellen Anfälligkeiten zutage fördern, die den Reiz einer Affäre erhöht haben; es sei denn, der Sex in der Affäre war nur eine Nebenerscheinung einer emotionalen Affäre. Shirley P. Glass erklärt: „Affären, die aus Freundschaften entstehen, werden in der Regel eher durch emotionale Vertrautheit und sexuelle Chemie beeinflusst als durch die Unzufriedenheit über den ehelichen Sex.“ Trotzdem fallen sexuelle Frustration oder Enttäuschung in der Ehe durch den Vergleich mit dem aufregenden Sex in der Affäre natürlich besonders auf. Dr. phil. Shirley P. Glass war niedergelassene Psychologin und Familientherapeutin. Sie starb im Jahr 2003 im Alter von 67 Jahren an einer Krebserkrankung.

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Der Mensch bleibt von Gott und der Idee getrennt

Die Bibel verrät seinen Lesern, dass Gott den Menschen als sein Ebenbild geschaffen hat. Der Mensch ist also „imago dei“. Man könnte meinen, er könnte sich erkennen, indem er das betrachtet, wovon er Abbild ist. Unglücklicherweise ist aber ihm das genau nicht möglich, denn in den Zehn Geboten ist unmissverständlich festgehalten, dass sich der Mensch kein Bild von Gott machen darf. Thomas Damberger geht davon aus, dass es sich bei dem Bilderverbot nicht um Bösartigkeit handelt. Denn es geht nicht darum, dass ein Gott seiner Schöpfung die Selbsterkenntnis verwehrt. Thomas Damberger erklärt: „Vielmehr ist es so, dass der Mensch sich in diesem Bild gar nicht erkennen könnte, denn sowohl Gott als auch die Idee bei Platon sind im Gegensatz zum Menschen in einem anderen Seinsmodus.“ Dr. Thomas Damberger ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachbereich Erziehungswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main.

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Bertrand Russell greift die Religion scharf an

Seine Ansichten über die Sexualität brachten den britischen Philosophen, Mathematiker und Logiker Bertrand Russell in Schwierigkeiten. Im Jahr 1929 veröffentlichte der ein Buch mit dem Titel „Ehe und Moral“. In diesem Werk beschäftigte er sich mit den christlichen Ansichten zur ehelichen Treue. Er fand nicht, dass man treu sein müsse, was zu der Zeit ziemliches Kopfschütteln verursachte. Aber daraus machte sich Bertrand Russell wenig. Nigel Warburton fügt hinzu: „Er hatte bereits sechs Monate im Gefängnis von Brixton verbracht, weil es sich 1916 als Aktivist gegen den Ersten Weltkrieg ausgesprochen hatte.“ In späteren Jahren war er Präsident der Campaign for Nuclear Disarmament (CND), einer internationalen Bewegung gegen Massenvernichtungswaffen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Gottfried Wilhelm Leibniz gilt als der Optimist unter den Philosophen

Gemeinhin gilt unter den Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 – 1716) als der Optimist im wahrsten Sinne des Wortes – insbesondere, weil Optimismus vom lateinischen „Optimum“ (das Beste) abgeleitet ist und Gottfried Wilhelm Leibniz die reale Welt als die bestmögliche betrachtet. Dieser Denker zählt zu den letzten Universalgelehrten, der als studierter Jurist leidenschaftlich Mathematik und Naturwissenschaften betrieb. Ludger Pfeil erklärt: „Er erfand das duale Rechnen, dass ausschlich Nullen und Einsen kennt, und eine dazu passende Rechenmaschine.“ Daneben vertiefte er als politischer Berater des Hauses Hannover sein Interesse an Ökonomie und Geschichtswissenschaft. Seine unermüdliche Suche nach Harmonie prädestinierte ihn dabei zum Diplomaten. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Der größte Genuss des Lebens liegt im Denken

Viele Menschen vergessen oft die einzigartigen Freuden, die einem am Ende des Lebens noch offenstehen, und eine davon ist ganz sicher das stille, gelassene Denken. Daniel Klein hatte immer große Freude an der Art, wie Bertrand Russell (1872 – 1970) die Dinge darstellt: „Es klingt oft nach einer Mischung aus britischer Elite-Uni und der Redeweise einfacher Leute.“ Bertrand Russell ordnet sich mit seinen Statements in eine lange Reihe von Philosophen ein, die glauben, dass einer der größten Genüsse des Lebens im Denken liegt. Als John Stuart Mill, der Sozialphilosoph des 19. Jahrhunderts, das Prinzip des größten Glücks zum Grundbaustein des Utilitarismus machte, unterstrich er, dass die rein animalischen Vergnügungen seinen Anforderungen nicht gerecht werden. Daniel Klein, Jahrgang 1939, studierte Philosophie in Harvard. Zusammen mit Thomas Cathcart schrieb er „Platon und Schnabeltier gehen in eine Bar“, das in 26 Sprachen übersetzt wurde.

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