Politischer Kitsch hat Hochkonjuntur

Alexander Grau vertritt in seinem neuen Buch „Politischer Kitsch“ die These, dass Deutschland in Rührseligkeit und sentimentalen Worthülsen versinkt. Dazu kommen eine zunehmende infantile Sprache und Gesten, die sich vor allem durch Betroffenheit auszeichnen. Sie sind es, welche die öffentlichen Debatten bestimmen. Alexander Grau schreibt: „Getrieben von der gefühligen Sehnsucht nach einer heilen Welt steigert man sich in einen ebenso vorlauten wie selbstgefälligen missionarischen Eifer hinein.“ Zudem analysiert der Autor, wie und warum sich im Gewand der Achtsamkeit eine selbstgerechte Aggression versteckt. Der moralische Kitsch baut dabei vor allem auf Sentimentalität. Sein Feld ist die zur Schau getragene Empfindsamkeit. Das kitschige Bewusstsein will nicht verstehen, es will dazugehören und geborgen sein. Alexander Grau ist promovierter Philosoph und arbeitet als freier Kultur- und Wissenschaftsjournalist.

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Das Selbstgefühl jedes Menschen wird von seiner Herkunft geprägt

Kwame Anthony Appiah zeigt in seinem neuen Buch „Identitäten“, dass hinter den Kategorien von Zugehörigkeit und Abgrenzung häufig paradoxe Zuschreibungen stehen. Das Selbstgefühl jedes Menschen wird von seiner Herkunft geprägt, angefangen bei der Familie, aber darüber hinaus auch von vielen anderen Dingen – von der Nationalität, die eine Person an einen Ort bindet; vom Geschlecht, dass einen jeweils mit der Hälfte der Menschheit verbindet; und von Kategorien wie Klasse, Sexualität, race und Religion, die über die lokalen persönlichen Bindungen hinausreichen. Kwame Anthony Appiah erörtert in seinem Buch einige der Ideen, die den modernen Aufstieg der Identität geprägt haben, und betrachtet einige Irrtümer genauer, die Menschen regelmäßig im Hinblick auf Identität begehen. Professor Kwame Anthony Appiah lehrt Philosophie und Jura an der New York University.

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Weisheit entsteht durch die Harmonie von Herz und Verstand

Frédéric Lenoir fragt zu Beginn seines neuen Buches „Weisheit“ seine Leser, warum sie sich für dieses Werk entschieden haben: „Hast Du dieses Buch aufgeschlagen, weil Du bedacht und vorausschauend handeln möchtest? Oder eher, weil Dir Dein Leben gut gelingen soll, wie Du ein gutes, aufrechtes und glückliches Leben führen möchtest.“ Die Weisheit im philosophischen Sinn, für die sich Frédéric Lenoir interessiert, beinhaltet das Ideal eines gelingenden Lebens. Seit jeher haben sich Menschen die Frage nach dem Sinn des Lebens gestellt. Immer und überall haben Männer und Frauen versucht, diese Frage zu beantworten. Die Antworten, die sie aus ihrem Wissen und ihrer Erfahrung geschöpft haben, weisen immer in die gleiche Richtung. Sie meinen, im kurzen Dasein eines Menschen sei es das Wichtigste zu lernen, wie man mit Herz und Verstand lebt. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Die Wirtschaftswissenschaft verliert immer mehr an Ansehen

Christian Felber stellt in seinem neuen Buch „This is not economy“ Grundsatzfragen nach den Wurzeln der Wirtschaftswissenschaft und den Gründen ihrer fundamentalen Verirrungen. Und er macht einen konkreten und konsistenten Vorschlag für eine ganzheitliche Wirtschaftswissenschaft. Über der Einleitung steht der Satz von Paul Krugman: „Moderne Makroökonomie ist bestenfalls spektakulär nutzlos und schlimmstenfalls klar schädlich.“ Christian Felber schließt daran mit einem Kernwiderspruch der Wirtschaftswissenschaften an: Der Mainstream der Forschung glaubt tatsächlich, dass die neoklassische Ökonomik eine wertfreie Wissenschaft sei. Das ist seiner Meinung nach nicht nur eine mächtige Selbst- und Publikumstäuschung, denn wenn das eigene Wertesystem nicht transparent gemacht wird, handelt es sich um Ideologie. Umso mehr, wenn damit die bestehende Ordnung legitimiert wird, anstatt dringend benötigte Alternativen zu entwickeln. Christian Felber lebt als Autor in Wien.

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Horst Opaschowski kennt Deutschlands Zukunft

In seinem neuen Buch „Wissen, was wird“ blickt Horst Opaschowski, einer der profiliertesten Zukunftsforscher Deutschlands, sowohl in die Vergangenheit als auch in die Zukunft. Kaum jemand kennt Deutschland und die Deutschen so gut wie er. Horst Opaschowski vergleicht frühere Voraussagen – beispielsweise zur Bevölkerungsentwicklung, zu West- und Ostdeutschland, zum technischen Fortschritt, zum Familienleben und Sozialverhalten, zum Arbeitsleben, zum Wertewandel – mit den tatsächlichen Entwicklungen. So entwickelt er präzise Prognosen für die maßgebenden gesellschaftlichen Trends in Deutschland. Horst Opaschowski gründete 2014 mit der Bildungsforscherin Irina Pilawa das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung. Bis 2006 lehrte er als Professor für Erziehungswissenschaften an der Universität Hamburg. Ab 2007 leitete er die Stiftung für Zukunftsfragen.

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Silvio Vietta stellt die wichtigsten europäischen Wertefamilien vor

Werte prägen Menschen, steuern Epochen, geben der ganzen Kulturgeschichte eine Struktur. Silvio Vietta beschreibt in seinem Buch „Europas Werte“ die drei wichtigsten europäischen Wertefamilien. Erstens die Werte der Rationalitätskultur – persönliche wie politische. Zweitens die Werte der Religion, vor allem diejenigen des Christentums. Drittens die Werte des Patriotismus in den europäischen Ländern. Werte liegen im Konflikt miteinander, überlagern und verdrängen sich aber auch. Silvio Vietta erläutert welche Werte in der Geschichte Europas dominieren, welche an Bedeutung verlieren. Politische Einstellungen und ganze Epochen können nach der Dominanz ihrer Werte unterschieden werden. In Zeiten des augenscheinlichen Verfalls der Werte plädiert Silvio Vietta für ihre Balance und einen europäischen Patriotismus der Werte. Prof. em. Dr. Silvio Vietta hat an der Universität Hildesheim deutsche und europäische Literatur- und Kulturgeschichte gelehrt.

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Jedes Kind ist talentiert

In seinem neuen Buch „Der talentierte Schüler und seine ewigen Feinde“ vertritt Andras Salcher die These, dass jedes Kind talentiert ist. Österreich leistet sich seiner Meinung nach allerdings ein völlig veraltetes Schulsystem, das Talente selten erkennt und noch seltener fördert. Andreas Salcher schreibt: „Die Feinde des talentierten Schülers sind all jene, die sich mit dem ungemein niedrigen Anspruch an unsere Schulen zufriedengeben und jede Reform blockieren.“ So zerstören sie die Talente der österreichischen Kinder und werfen viele von ihnen chancenlos ins Leben. Andreas Salcher dagegen zeigt, wie man sich die Freude am Lernen trotzdem nicht verderben lassen muss. Es gibt einen Weg vom vergeudeten zum geretteten Talent. Jeder kann ein Freund des talentierten Schülers werden. Dr. Andreas Salcher ist Unternehmensberater, Bestseller-Autor und kritischer Vordenker in Bildungsthemen.

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So funktioniert die Psychologie im Alltag

Das Autorenteam des Buchs „Psychologie im Alltag“ erläutern leicht verständlich, wie die menschliche Psyche funktioniert, welche seelischen Krankheiten entstehen können und wie man diese behandelt. Sie zeigen außerdem, wie man psychologische Kenntnisse auf den Alltag anwendet – vom Arbeitsplatz bis zum Sportwettkamp. Mithilfe anschaulicher Grafiken und faszinierender Fakten erklären die Autoren, wie der Mensch denkt, fühlt und wie er in der Realität handelt. Es ist das zentrale Anliegen der Psychologie, das Verhalten auf Basis seiner Gedanken und Gefühle zu erklären. Ebenso analysiert sie grundsätzlich, wie die menschliche Psyche arbeitet, und ermöglicht so dem Menschen eine bessere Selbstwahrnehmung, was seine Gedanken und Handlungen angeht. Das vorliegende Buch betrachtet sämtliche Aspekte der Psychologie – von den Theorien bis zu den Therapien, von persönlichen Aspekten bis zu praktischen Anwendungen –, sie alle sind auf detaillierte Weise dargestellt.

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Harald Sükar warnt vor der Fast Food Falle

In seinem Buch „Die Fast Food Falle“ warnt Harald Sükar: „Geht nicht hin! Nicht zu McDonald´s. Nicht zu Burger King. Nicht zu den anderen Fast-Food-Riesen und Co. Schon gar nicht mit euren Kindern. Nicht einmal ausnahmsweise.“ Denn Fast Food-Ketten prägen gemeinsam mit der Zuckerindustrie die Ernährung von Millionen von Menschen und richten damit weltweit schwere gesundheitliche Schäden an, sowohl körperliche als auch psychische. Die Mutter fast aller Fast-Food-Krankheiten ist die Fettleibigkeit. Der Fachbegriff dafür lautet Adipositas. Sie hat überwiegend mit billig hergestellter, industrieller Nahrung zu tun. Fast Food eben. Der Kern der Strategie der Fast-Food-Riesen, ob sie nun McDonald´s heißen oder sonst wie: die Menschen zuhauf mi unwiderstehlichen Geschmack abhängig machen. Mit allen Tricks. Um jeden Preis. Harald Sükar war von 2004 bis 2006 Chef von McDonald´s Österreich und des österreichischen Franchise-Verbandes.

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Jeder Mensch muss sich seine Freiheit selbst erarbeiten

Das Buch „Über die Kunst der inneren Freiheit“ präsentiert den Ansatz des griechischen Philosophen Epiktet (55 – 135 n. Chr.), für den die Freiheit ein lebenswichtiger Wert war, denn er war selbst als Sklave geboren worden. Er definiert Freiheit nicht als Menschenrecht oder politische Forderung, sondern als einen ethischen Wert, den sich jeder Mensch nur selbst erarbeiten kann. Das Buch enthält Epiktets berühmte Schrift „Encheiridion“ (Anleitung zum glücklichen Leben) sowie eine Auswahl seiner Unterredungen. Kommentiert und übersetzt wurde das Werk von A. A. Long, einem der führenden Experten der Philosophie der Stoa. Epiktet fasst die Freiheit als ein Leben im Einklang mit der Natur auf, als Bestrebung, sich selbst zu besitzen und zu beherrschen, ein Weltbürger zu werden und ausschließlich stets das zu begehren, was man auch sicher bekommen kann. A. A. Long ist emeritierter Professor für Klassische Philologie und Professor für Philosophie an der University of California, Berkeley.

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Die Tugenden geben dem Leben eines Menschen Halt

In seinem neuen Buch „Tugend“ macht sich Reimer Gronemeyer auf die Suche nach den neuen Tugenden, die imstande sein müssen, drohender Verwüstung mit Liebe zu begegnen. Tugenden, die mit kluger Selbstbegrenzung auf die entfesselte Konsumgesellschaft reagieren und die gegen alle Trends eine gerechte Lebenswelt einfordern. Für Reimer Gronemeyer sind es die Tugenden die dem Leben eines Menschen Halt geben und es individuell und gesellschaftlich glücken lassen. Reimer Gronemeyer ist ein Mensch, der mit seinem Leben und seinen Büchern für eine Welt eintritt, in der es wieder menschlicher zugehen soll. Jeder kann sich für ein Morgen entscheiden, dass allen Menschen eine lebenswerte Perspektive bietet. Reimer Gronemeyer ist seit 1975 Professor für Soziologie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, wo er 2018 zum Ehrensenator ernannt wurde.

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Der Rhythmus der Gedanken bestimmt das ganze Leben

In seinem neuen Buch „Ein ungewöhnlicher Roman über einen gewöhnlichen Mann“ beschreibt Mike McCormack das Leben von Marcus Conway, der etwas außerhalb des Dorfes Louisburgh in der Grafschaft Mayo an der Westküste Irlands lebt. Der 50 Jahre alte Ingenieur steht an einem trüben Novembertag in seiner Küche, liest Zeitung und hört Radio, wobei er sich dem Strom seiner Gedanken willenlos ausliefert. Anfangs ist es etwas gewöhnungsbedürftig den Roman zu lesen, da der Autor seine Sätze ohne Punkt von Anfang bis Ende dahinfließen lässt. Aber man gewöhnt sich sehr schnell an diesen Schreibstil, der zu den persönlichen Erinnerungen von Marcus Conway passt, in die sich dieser verliert. Er wird fortgeschwemmt von jener Art Träumerei, die schließlich nur noch eine marginale Verbindung zu dem aufweist, was er zu Anfang dachte.

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Das Selbst ist das Produkt von Resonanzen

Ein Ich kann sich nur in Resonanz mit einem Du entwickeln. Von dieser Entstehungsgeschichte des menschlichen Selbst handelt das neue Buch „Wie wir werden, wer wir sind“ von Joachim Bauer. Sein wahres Selbst „schlummert“ nicht in einem Menschen, sondern es wartet darauf, gefunden und optimiert zu werden. Vor allem ist es das Produkt von Resonanzen – den geteilten Erfahrungen, Freunden und Ängste. Joachim Bauer macht seinen Lesern bewusst, dass dieses Ich nicht – wie lange angenommen – in Stein gemeißelt ist, sondern im Prozess ständiger Selbstkonstruktion ein Leben lang in Wandlung bleibt, wachsen und sich verändern kann. In Zeiten grassierender Ichbezogenheit und gesellschaftlichen Strömungen, die Selbstbehauptung gegenüber anderen forcieren, vermittelt Joachim Bauer ein neues Bild davon, wie Menschen werden, wie sie sind, und erklärt, warum sie diesen Weg nur gemeinsam finden. Prof. Dr. Med. Joachim Bauer ist Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Arzt.

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Das ganze Leben ist von Philosophie durchdrungen

Über die Kunst in all ihren Facetten nähert sich Ger Groot in seinem Buch „Und überall Philosophie“ den großen Denkern der Philosophiegeschichte. Ger Groot schreibt: „Man kann Kant und Schiller, Nietzsche und Sartre in der Kunst sehen und hören. Philosophie ist überall, in allen Aspekten der Gesellschaft, nicht nur in den Künsten, sondern auch in der Werbung und in Grafitis.“ Der Autor möchte sichtbar und hörbar machen, wie die selbstbewussten und zugleich unsicheren Menschen zu Beginn des 21. Jahrhunderts zum dem entwickelt haben, die sie heute sind. Die philosophische Geschichte, die dieses Buch erzählt, ist in eine Vielzahl von Bildern und Klängen eingebettet, wenn man sie nur scharf genug in Augenschein nimmt. Ger Groot lehrt Kulturphilosophie und philosophische Anthropologie an der Erasmus-Universität Rotterdam und ist Professor für Philosophie und Literatur an der Radboud Universität Nijmegen.

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Heinz Bude setzt auf die freie Entscheidung zur Mitmenschlichkeit

Die Sehnsucht nach Solidarität wird heutzutage vor allem von Rechtspopulisten bedient und von den linken Parteien eher achtlos liegen gelassen. Heinz Bude zeigt in seinem neuen Buch „Solidarität“, wie durch gelingenden Mitmenschlichkeit die tiefe Spaltung der Gesellschaft in Deutschland überwunden werden kann. Der Begriff Solidarität hatte einst große Bedeutung. Er geriet allerdings in Verruf, als jeder für sein Glück und seine Not selbst verantwortlich gemacht wurde. Heute nimmt zum Beispiel der Abstand zwischen Arm und Reich immer weiter zu. Natürlich gibt es in Deutschland ein relativ gut funktionierendes Sozialsystem. Heinz Bude aber fordert dazu von den Bürgern ein neues Verständnis der Solidarität. Heinz Bude studierte Soziologie, Philosophie und Psychologie. Seit dem Jahr 2000 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Makrosoziologie an der Universität Kassel.

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Niemand ist der allgemeinen Aufregung hilflos ausgeliefert

Eine der zentralen Thesen in Philipp Hübls neuem Buch „Die aufgeregte Gesellschaft“ lautet: „Emotionen prägen unsere moralische Identität und damit auch unsere politischen Referenzen.“ Außerdem stellt der Autor fest, dass sich der Riss, der sich zwischen Traditionalisten und Kosmopoliten aufgetan hat, immer größer wird. Diese neue Polarisierung betrifft die grundlegende Frage, welche Werte und Normen ein gutes Leben und eine gute Gesellschaft ausmachen. Die Bruchlinien verlaufen zwischen Alt und Jung, Land und Stadt, Auto und Fahrrad, Kaufhaus und Amazon, Tatort und Netflix, Vergangenheit und Zukunft. Philipp Hübls Folgerungen sind überraschend und provokant: Zum Beispiel macht Angst einen Menschen nicht automatisch zum Fremdenfeind. Philipp Hübl ist Philosoph und Autor des Bestsellers „Folge dem weißen Kaninchen … in die Welt der Philosophie“ (2012).

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Kreta ist wild und ungezähmt

Der Reiseführer über Kreta ist einer der Klassiker im Michael Müller Verlag. Es gibt ihn inzwischen in der 21. Auflage. Für den Autor Eberhard Fohrer ist das Schreiben über Kreta zur Lebensaufgabe geworden mit der er sich seit rund dreißig Jahren beschäftigt. Er ist immer noch fasziniert von der Insel: „Kreta ist einzigartig, wild, ungezähmt und großartig – ein rauer Charakter, trotzdem voller Anmut und Poesie.“ Wer Griechenlands südöstliche Region betritt, lässt Mitteleuropa hinter sich, denn das Lebensgefühl auf Kreta ist anders. Langsam, langsam ist hier das weitverbreitete Motto. Die Kreter haben Zeit, ihr Leben ist geradezu darauf ausgerichtet, sich Zeit zu nehmen: Zeit zum Essen, Zeit zum Essen und für den Wein, zum Plaudern, zum Musizieren, zum Kennenlernen. Hoch im Kurs stehen bei den Einheimischen auch Spontaneität, Großzügigkeit und Aufrichtigkeit.

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Die deutsche Politik war immer von Angst geprägt

Frank Biess erzählt in seinem Buch „Republik der Angst“ die Geschichte der Bundesrepublik als eine Epoche kollektiver Ängste. Dazu zählt er die Furcht vor der Vergeltung in der unmittelbaren Nachkriegszeit, die Angst vor einem Atomkrieg und kommunistischer Infiltration in den fünfziger Jahren, vor Arbeitslosigkeit durch Automatisierung und autoritären politischen Tendenzen. Schließlich die apokalyptischen Befürchtungen der achtziger Jahre: Immer waren die politischen Debatten und die deutsche Politik von Angst geprägt, nicht zuletzt von der vermeintlichen Allgegenwart der nationalsozialistischen Vergangenheit. Die gewaltsamen Verwerfungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägten also die Vorstellungen der Deutschen von der Zukunft. Die darin enthaltenen Ängste waren Ausdruck eines geschärften Bewusstseins für die Zerbrechlichkeit moderner Gesellschaften. Frank Biess ist Professor für Europäische Geschichte an der University of California, San Diego.

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Volker Gerhardt erforscht die Natur des Menschen

In seinem neuen Buch „Humanität“ entwickelt der Philosoph Volker Gerhardt ein radikal neues Verständnis der Beziehung von Natur und Kultur. Auch dieses Werk lässt sich als Versuch verstehen, der Antwort auf die Frage nach der Natur des Menschen näherzukommen. Der Mensch ist ein Naturwesen, das sich bis heute nicht aus den unbarmherzigen Gegensätzen der Natur befreit hat. Volker Gerhard schreibt: „Er bleibt ihnen nicht nur ausgesetzt, sondern auch in ihnen befangen, obgleich er sich im Laufe der Jahrtausende mit der Kultur selbst einen Raum eröffnet hat, der ihn vor einem Teil der Widrigkeiten bewahren und sich auch vor sich selber schützen kann.“ Gleichwohl hat die Kultur mit der Sensibilität für den Schmerz und für feinste Unterschiede auch das Potenzial verstärkt, grausam und gefühllos zu sein. Volker Gerhardt war bis zu seiner Emeritierung 2014 Professor für Philosophie an der Humboldt-Universität in Berlin.

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Die Erziehung prägt die politische Gesinnung

Immer öfter greifen Rechtspopulisten nach der Macht. Es hat sich eingebürgert, ihren Ausstieg als Reaktion auf wirtschaftliche, soziale oder kulturelle Krisen zu sehen. Herbert Renz Polster zeigt in seinem Buch „Erziehung prägt Gesinnung“, dass solche Deutungen dieser ernsten Bedrohung nicht angemessen sind. Ein Blick in die Geschichte kann dabei lehrreich sein: Es war nicht die „Weltwirtschaftskrise“, die Adolf Hitler an die Macht gebracht hat. Es waren Menschen mit einer klar definierten inneren Haltung, mit klar artikulierten, autoritären Überzeugungen. Nur, woher kommen diese Haltungen. Sie beginnen dort, wo ein Mensch klein und abhängig ist. In der Kindheit bildet sich der seelische Maßstab, der entscheidet, mit welcher Gesinnung man später durch das Leben geht. Der Kinderarzt Dr. Herbert Renz-Polster hat die deutsche Erziehungsdebatte in den letzten Jahren wie kaum ein anderer geprägt.

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Die Philosophie ist keine lebensferne Begriffsakrobatik

„Der philosophische Reiseführer“ von Hartmut Sommer lädt seine Leser ein zu einer anregenden Zeitreise, welche die existenzielle Lebenssituation großer Philosophen und damit zu einem besseren Verständnis ihres Denkens führt. Seine 23 chronologisch angeordneten Essays durchlaufen auf verständliche Weise die Geschichte des philosophischen Denkens von der Scholastik bis zur Moderne. Hartmut Sommer folgt Albertus Magnus auf seinem Weg von Paris nach Köln, begibt sich auf die Pfade Arthur Schopenhauers in Frankfurt und Edith Steins in Beuron. Auch das Stift in Tübingen, in dem Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Wilhelm Joseph Schelling und Friedrich Hölderlin ihre einzigartigen Karrieren starteten, bildet ein Ziel seiner philosophischen Reise. Schließlich erkundet Hartmut Sommer die einsiedlerische Kammer Friedrich Nietzsches in Sils Maria und die Berghütte Martin Heideggers im Schwarzwald. Der Erziehungswissenschaftler und Philosoph Dr. Hartmut Sommer lebt als freier Autor und Übersetzer in Bad Honnef.

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Naturgärtnern ist ganz einfach

Dave Goulson zeigt in seinem neuen Buch „Wildlife Gardening“, wie man im eigenen Garten das Artensterben stoppen und zu Selbstversorgern werden können. Selbstverständlich ohne den Einsatz von Pestiziden und CO2-neutral. Mit Sonnenbraut, Beinwell und Katzenminze für bedrohte Bienen, mit Brombeer-, Schlehen- und Holundersträuchern für seltene Vögel, mit Blumenkohl, Brokkoli und Bohnen für den Gartenbesitzer selbst. Dave Goulson vertraut dabei auf die britische Kunst des Wildlife Gardening, mit der man reichere Ernten einfährt als mit jeder Monokultur. Die Hauptdarsteller dieses Buches sind die Tiere und Pflanzen direkt vor der Haustür, im eigenen Garten und Parks, in den Ritzen zwischen den Pflastersteinen und im Boden unter den eigenen Füßen. Schon in einem winzigen Garten können viele Hundert wilde Insektenarten, kleine Säugetiere und Pflanzen leben. Dave Goulson ist einer von Europas führenden Hummel- und Wildbienenschützern.

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Zärtlichkeit ist der Schlüssel zu einem sinnerfüllten Leben

In ihrem neuen Buch „Zärtlichkeit“ zeigt Isabella Guanzini, dass es möglich ist, über Zärtlichkeit zu sprechen, ohne sentimental oder kitschig zu klingen. Für die italienische Philosophin ist sie der Schlüssel zu einem sinnerfüllten Leben und einem guten Miteinander. Denn das ist heute notwendiger denn je. Denn viele Menschen leben in einer Welt, die immer mehr von ihnen fordert, um im Konkurrenzkampf mithalten zu können. Härte, Überreiztheit und Erschöpfung sind die Folge. Die meisten Menschen haben verlernt, auf die sanfte Macht der Zärtlichkeit zu vertrauen. Zärtlichkeit ist für die Autorin mehr als nur ein Wohlgefühl. Sie ist eine geistige Haltung zur Welt, mit der sich Menschen aus der zermürbenden Erschöpfung der Gegenwart befreien können. Isabella Guanzini ist Professorin für Fundamentaltheologie an der Universität Graz.

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Die Menschen machen ihr eigenes und das Leben der anderen zur Hölle

Konrad Paul Liessmann, der wissenschaftliche Leiter des Philosophicum Lech hat für das 22. Symposium den provokanten Titel „Die Hölle. Kulturen des Unerträglichen“ gewählt. Die Hölle, das sind die anderen. Die hochkarätigen Teilnehmer beleuchteten die vielen Gesichter des Fegefeuers: von den Torturen der Sucht über das Leben mit Gewalt bis zu quälender Armut und von der Beziehungshölle über die Tücken der Blutsbande bis hin zur teuflischen Desinformation im digitalen Zeitalter. Seit Jean-Paul Sartres existentialistischer Deutung der Hölle ist klar: Es sind die Menschen selbst, die sich ihr eigenes und das Leben der anderen zur Hölle machen. Konrad Paul Liessmann zitiert in seinem Beitrag den deutschen Schriftsteller Botho Strauß, der in einem seiner Texte noch einmal die ursprünglichsten Funktionen der Hölle verweist: eine Imagination der Gerechtigkeit, gespeist aus dem Geist der Rache und Vergeltung bei gleichzeitigem Eingeständnis der eigenen Ohnmacht.

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Die Politik der Gegenwart ist von Nationalismus und Wut geprägt

Der amerikanische Politikwissenschaftler Francis Fukuyama sucht in seinem neuen Buch „Identität“ nach den Gründen, warum sich immer mehr Menschen antidemokratischen Strömungen zuwenden und den Liberalismus ablehnen. Er zeigt, warum die Politik der Gegenwart von Nationalismus und Wut geprägt ist, welche Rolle linke und rechte Parteien bei dieser Entwicklung spielen, und was die Menschen tun können, um ihre gesellschaftliche Identität und damit die liberale Demokratie wieder zu beleben. Die Identitätspolitik ist kein nebensächliches Phänomen mehr, vielmehr ist sie zu einem Leitmotiv geworden, mit dem sich die meisten Vorgänge der globalen Politik erklären lassen. Wirtschaftliche Nöte sind Gefühlen von Ausgrenzung und dem Verlust der Identität gewichen. Francis Fukuyama ist einer der bedeutendsten politischen Theoretiker der Gegenwart. Sein Bestseller „Das Ende der Geschichte“ machte ihn international bekannt.

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