In ihrem Buch „Die Wurzeln des Glücks“ erklärt Lucy F. Jones wie Wissenschaftler und Therapeuten viele erstaunliche Wechselwirkungen zwischen der natürlichen Umgebung und der geistigen und seelischen Gesundheit der Menschen entdecken. Im Jahr 2005 prägte der amerikanische Autor Richard Louv den Begriff der „Naturdefizit-Störung“. Er bezeichnete damit die negativen Auswirkungen mangelnder Berührungspunkte mit der Natur auf die allgemeine Gesundheit des Menschen. Es kommt dabei zu einer Unterentwicklung der Sinne, Konzentrationsschwierigkeiten und zur Zunahme von körperlichen und geistigen Krankheitsbildern. Wer sich dagegen auf die Natur einlässt, erneuert und regeneriert sich. Denn die Natur hilft den Menschen dabei, die Welt, in der sie sich wiederfinden, zu verstehen und ihr Bedeutung abzugewinnen. Lucy F. Jones ist Journalistin und schreibt regelmäßig zu wissenschaftlichen Themen, Gesundheit, Umwelt und Natur für die BBC, The Guardian und The Sunday Times.
Buchrezensionen
Die große Wahrheit gibt es nicht
Axel Braig entdeckte durch die Lektüre der „Essays“ von Michel de Montaigne, wie hilfreich philosophische Literatur bei der Auseinandersetzung mit den Fragestellungen des eigenen Lebens sein kann. Auf der Suche nach einer alltagstauglichen Philosophie begegnet der Philosoph, Arzt und Musiker Axel Braig in seinem Buch „Über die Sinne des Lebens und ob es sie gibt“ ganz unterschiedlichen Denkern. Dabei setzt er Epikur, Albert Camus, Ludwig Wittgenstein, Emmanuel Lévinas und viele andere in ein Verhältnis zu ganz konkreten Lebensfragen und Lebenslagen. Ohne ein geschlossenes System zu bilden, fügten sich deren Konzepte mit der Zeit für den Autor zu einem zwar lockeren, aber hilfreichen Geflecht. Statt der einen großen Wahrheit baut Axel Braig auf viele Wahrnehmungen. Damit stimmt er in das philosophische „Lob des Polytheismus“ ein, welches der moderne Skeptiker Odo Marquard gesungen hat.
Reinhard Haller kennt alle Spielarten der Rache
Spektakuläre Gewalttaten und alltägliche Gemeinheiten des Zwischenmenschlichen haben eines gemeinsam. Im Kern von beiden steckt häufig Rache. Psychiater, Suchtexperte und Bestsellerautor Reinhard Haller öffnet in seinem neuen Buch „Rache“ das Tor zu einer bisher weitgehend unerforschten Dimension der Gefühle. Er beschreibt dabei alle Spielarten der Rache und legt ihre Wurzeln frei. Reinhard Haller erklärt wie aus einem dünnen Trieb, etwa in Gestalt einer geringfügigen Zurückweisung, wie sie im Alltag laufend vorkommt, oft Gewaltsames entstehen kann. Rache ist ein Gefühl, das in allen, auch in den engsten Beziehungen, vorkommt. Nicht selten folgen auf die Gedanken an Rache auch Taten. Meist sind es nur geringfügige Boshaftigkeiten, die im Trubel des Alltags kaum Aufmerksamkeit bekommen. Oft entstehen daraus jedoch psychische Probleme und Konflikte in der Partnerschaft oder im Beruf.
Das Mitternachtslied übt eine enorme Sogkraft aus
Konrad Paul Liessmann holt in seinem Buch „Alle Lust will Ewigkeit“ die zentralen Fragen aus Friedrich Nietzsches „Also sprach Zarathustra“ in die Gegenwart. Der deutsche Philosoph verfasste das vierteilige Werk zwischen 1882 und 1885. Die Figur des Zarathustra erscheint nicht nur als Verkünder großer Wahrheiten. Sondern sie agiert auch als Philosoph, der sich radikal einer skeptischen Selbstvergewisserung aussetzt. Zarathustras zentrale Erkenntnisse sind seine Lehren vom Übermenschen und von der ewigen Wiederkunft des Gleichen. Sie stoßen allerdings bei den Menschen auf taube Ohren. Konrad Paul Liessmann widmet jeder Zeile des „Mitternachtsliedes“ ein Kapitel. Dabei überlässt er sich der Sogkraft dieser Verse, die gerade in ihrer Schlichtheit raffiniert, in ihrer Redundanz unvergleichlich und in ihrer Zerbrechlichkeit voller Kraft sind. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien. Zudem arbeitet er als Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Im Zsolnay-Verlag gibt er die Reihe „Philosophicum Lech“ heraus.
Die Demokratie lebt vom Pflichtgefühl der Bürger
In seinem neuen Buch „Über die Pflicht“ zeigt Richard David Precht auf, welche Pflichten der Staat gegenüber seinen Bürgern hat. Und er diskutiert, was im Gegenzug die Pflichten des Einzelnen im Hinblick auf die Gesellschaft sein sollten. Dabei stellt er eine entscheidende Frage ins Zentrum: „Wie können wir unser Pflichtbewusstsein und unser Verantwortungsgefühl stärken?“ Denn das sind Haltungen, deren eine liberale Demokratie so dringend bedarf. Diese Frage führt jedoch auch ein Dilemma vor Augen. Auf der einen Seite sind die Menschen darauf konditioniert, egoistische Konsumenten zu sein. Auf der anderen Seite braucht der Staat zu seinem Funktionieren genau das Gegenteil, nämlich solidarische Staatsbürger. Könnte es da nicht hilfreich sein, das Pflichtgefühl der Bürger in der liberalen Demokratie durch zwei Pflichtjahre fest zu verankern? Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.
Das schöpferische Denken ist unberechenbar
Stefan Klein erzählt in seinem neuen Buch „Wie wir die Welt verändern“ von der Macht der Gemeinschaft, der Zukunft des Denkens und den unbegrenzten Möglichkeiten der menschlichen Kreativität: „Wir können lernen, das Undenkbare zu denken. Erst unser Einfallsreichtum macht uns zu dem, was wir sind.“ Jede Veränderung beginnt mit einer neuen Idee. Stefan Klein führt seine Leser auf eine spektakuläre Zeitreise. Sie führt von der Steinzeit bis in die Ära künstlicher Intelligenzen und folgt dabei der erstaunlichen Geschichte des schöpferischen Denkens. Dabei wird deutlich: Innovation und Fortschritt verdankt die Menschheit nicht den Einfällen einsamer Genies, sondern sie entwickeln sich im geistigen Austausch. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.
Anne Applebaum kennt die Verlockung des Autoritären
In ihrem neuen Buch „Die Verlockung des Autoritären“ beantwortet Anne Applebaum die Frage was die Rückkehr zu autoritären Herrschaftsformen für viele Menschen so erstrebenswert macht. Dabei zeigt sie, welche Rolle dabei die sozialen Medien, Verschwörungstheorien und Nostalgie spielen. Sie unternimmt einen Streifzug durch die westliche Welt, die sich auf erschreckender Weise nach einer harten Hand und einem starken Staat sehnt. Zu in diesem Buch beschriebenen Menschen gehören nationalistische Ideologen genauso wie hochgesinnte politische Essayisten. Die einen verfassen anspruchsvolle Bücher, andere lancieren Verschwörungstheorien im Internet. Manche Menschen genießen das Chaos und wollen es herbeiführen, um der Gesellschaft eine neue Ordnung aufzuzwingen. Anne Applebaum ist Historikerin und Journalistin. Sie arbeitet als Senior Fellow an der School of Advanced International Studies der Johns Hopkins University.
Die christlichen Traditionen leben noch
Tom Holland schildert in seinem Buch „Herrschaft“ die Geschichte des Westens, ausgehend von seinem antiken und christlichen Erbe. Dabei zeigt er, dass christliche Traditionen auch in den modernen Gesellschaften des Westens noch immer allgegenwärtig sind. Selbst dort, wo sie negiert werden: etwa im Säkularismus, Atheismus oder den Naturwissenschaften. Daneben beschreibt Tom Holland welthistorische Ereignisse und zeichnet dabei Porträts der zentralen Akteure und ihrer Gegenspieler. In seinem Buch „Herrschaft“ untersucht der Autor vor allem, wodurch das Christentum so subversiv und revolutionär wurde und wie vollständig es die Grundhaltung der lateinischen Christenheit imprägnierte. Und warum in der westlichen Welt, die häufig ein sehr kompliziertes Verhältnis zur Religion hat, so viele ihrer Instinkte nach wie vor durch und durch christlich sind. Der Autor und Journalist Tom Holland studierte in Cambridge und Oxford Geschichte und Literaturwissenschaft.
Lieblosigkeit macht krank
Krank werden viele Menschen nicht davon, dass sie etwas Krankmachendes von außen überfällt. Sie werden deshalb krank, weil sie das, was sie krank macht, für etwas halten, das sie glücklich machen soll. Um diese Vorstellungen zu verwirklichen, sind so viele bereit und haben das leider auch allzu gut gelernt, völlig lieblos mit sich selbst und anderen umzugehen. Gerald Hüther stellt fest: „Die meisten sind auf der Suche nach möglichst viel Anerkennung, Erfolg, Reichtum und Besitz lieblos geworden. Anderen war es besonders wichtig, alles im Leben zu optimieren und zu kontrollieren, oft sogar sich selbst. Auch das hat sie lieblos gemacht.“ Manche wünschen sich von anderen gebraucht, von ihnen beschützt und umsorgt zu werden. Aber es ist nicht liebevoll, die Verantwortung für sich selbst an andere abzugeben. Gerald Hüther ist Neurobiologe und Verfasser zahlreicher Sachbücher und Fachpublikationen.
Der Mensch durchläuft ständig Metamorphosen
In seinem neuen Buch „Metamorphosen“ verbindet Emanuele Coccia Philosophie und Evolutionsbiologie in seiner Neuvermessung der menschlichen Existenz. Ausgangspunkt seiner Philosophie der Verwandlung ist die Metamorphose bei den Insekten. Dadurch gelangte Emanuele Coccia zu der Annahme, dass auch der Mensch kontinuierlich Metamorphosen durchläuft: „Der Fötus wird zum Erwachsenen, der sich am Ende seines Lebens in Atome auflöst und von anderen Lebewesen aufgenommen wird.“ Der italienische Philosoph weitet den Blick auf das Leben an sich aus und zeigt, warum die Menschen alles neu denken müssen. Sein Buch „Metamorphosen“ ermöglicht ein neues Verständnis davon, wie die Menschen mit der Welt verbunden sind. Emanuele Coccia ist Professor für Philosophiegeschichte an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris.
Patrick Eiden-Offe bewahrt Hegels Denken
„Die Wissenschaft der Logik“ von Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist ein weitgehend ungelesenes Hauptwerk der Philosophiegeschichte. Patrick Eiden-Offe hat sich die Aufgabe gestellt, die „Logik“ jeden Morgen eine Stunde zu studieren, konsequent von Anfang bis Ende. Seine Erkenntnisse hat er in dem Buch „Hegels Logik lesen“ festgehalten. Dabei hat er einen Philosophen entdeckt, dessen radikales Denken zu einer ganz eigenen, hermetischen Sprache drängt. Diese ist allenfalls noch mit der Friedrich Hölderlins vergleichbar. Georg Wilhelm Friedrich Hegel will der Sache auf den Grund gehen und kann dann nur noch protokollieren, wie sie zugrunde geht. Überraschenderweise trägt seine Philosophie zudem die Züge eines abgründigen Humors. Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist aber auch ein Philosoph des Politischen, und so wurde und wird er immer rezipiert.
Der Menschheit droht der Untergang
Eindrücklich wie nie zuvor klärt Noam Chomsky in seinem Buch „Rebellion oder Untergang!“ über die existenziellen Bedrohungen durch Atomwaffen und dem Klimawandel auf. Er stellt diese Gefahren in den Zusammenhang einer nie dagewesenen Macht der Konzerne, und einer zunehmend global vernetzten rechte Elite von der Republikanischen Partei bis zu Alternative für Deutschland (AfD). Noam Chomsky fordert eine linke Gegenbewegung Noam nach dem Vorbild von Democracy in Europe Movement 2025 (DiEM25). Diese soll die Menschen aufzuklären und Regierungen zwingen, sich den beispiellosen Herausforderungen für das Überleben der Menschheit zu stellen. Denn die Dringlichkeit der „Gefahr des Untergangs“ ist unübersehbar. Sie sollte der konstante Gegenstand von Aufklärungsprogrammen, Organisation und Aktivismus sein und den Hintergrund für Engagement in allen anderen Kämpfen bilden. Noam Chomsky ist Professor emeritus für Sprachwissenschaft und Philosophie am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.).
Die Leistungsgesellschaft ist ein Tyrann
In seinem neuen Buch „Vom Ende des Gemeinwohls“ vertritt Michael J. Sandel die These, dass die Demokratien auf dem Prüfstand stehen und dass sich aktuell eine populistische Revolte ereignet. Als Beispiele nennt der Autor die Wahl Donald Trumps, den Brexit und den Erfolg der AfD. Das sind die wütenden Antworten auf die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft. Michael J. Sandel fordert die großen politischen Parteien auf, sich zu verändern und die Bürger ernst zu nehmen. Deren Protest richtet sich nicht nur gegen Einwanderung, Outsourcing und sinkende Löhne. Sie wehren sich gegen die Tyrannei der Leistungsgesellschaft, und diese Klage ist laut Michael J. Sandel berechtigt. Michael J. Sandel ist ein politischer Philosoph, der seit 1980 in Harvard lehrt. Er zählt zu den weltweit populärsten Moralphilosophen.
Die Philosophie ersetzt die Tragödie
Ágnes Heller erzählt in ihrem letzten Buch „Vom Ende der Geschichte“ von der Geburt und dem Tod der Tragödie, vom Anfang und vom Ende der Philosophie. Dabei erklärt sie die Geschichte der europäischen Kultur von ihrem Ende her. Denn sie vertritt die These, dass man eine Geschichte immer nur von ihrem Ende her versteht. Der Endpunkt ist der Ausgangspunkt der Rekonstruktion, des Verstehens des Ganzen. Gerade als die Tragödie in den Werken von Euripides zu Ende ging, wurde die Philosophie von Sokrates geboren und blühte auf, bis sie bei Aristoteles endete. Ágnes Heller, Jahrgang 1929, war Schülerin von Georg Lukács. Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Soziologie in Melbourne. 1986 wurde sie Nachfolgerin von Hannah Arendt auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Ágnes Heller starb am 19. Juli 2019 in Ungarn.
Thomas Nagel erklärt neun philosophische Probleme
Das Buch „Was bedeutet das alles?“ gibt eine kurze Einführung in die Philosophie für Leser, die noch wenig Ahnung von ihr haben. Ungefähr im Alter von vierzehn Jahren fängt man von selbst damit an, über philosophische Fragen nachzudenken. Zum Beispiel über die Fragen, was wirklich existiert, ob der Mensch überhaupt etwas wissen kann, ob das Leben einen Sinn hat und ob der Tod das Ende ist. Über diese Probleme wird seit tausenden von Jahren geschrieben, doch das philosophische Rohmaterial stammt unmittelbar von der Welt und den Beziehungen des Menschen zu ihr. Thomas Nagel gibt in „Was bedeutet das alles?“ eine direkte Einführung in neun philosophische Probleme, die jeweils für sich und ohne Rückgriff auf die Geschichte der Philosophie verständlich sind. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.
Es gibt auch positive Wege in die Zukunft
Ille C. Gebeshuber hat mit „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ ein Buch geschrieben, das die Leser schlussendlich selbst zu Ende denken müssen. Denn ihrer Meinung nach ist nicht das wertvoll, was in einem Buch geschrieben steht, sondern das, was die Menschen daraus mitnehmen. Dazu hat sie ihre Überlegungen zu einigen Aspekten niedergeschrieben, die das Geschick der Menschheit und deren Verhältnis zur Natur bestimmen. Wie wird die Zukunft der Menschheit aussehen. Rein statistisch betrachtet, steuert sie auf eine globale Katastrophe zu. Denn sie stößt an die Grenzen ihrer Entwicklung und der Belastbarkeit der Natur. Doch die Bionikerin Ille C. Gebeshuber ist davon überzeugt, dass es gute Gründe gibt, auch das Positive zu sehen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.
Jeder sollte mit seinen Gefühlen klug umgehen
In seinem neuen Buch „Vom klugen Umgang mit Gefühlen“ stellt Heinz-Peter Röhr die These auf, dass der intelligente Umgang mit Gefühlen für das persönliche Lebensglück wichtiger ist als ein hoher Intelligenzquotient (IQ). Wer dagegen die Kontrolle über seine Emotionen und sein Verhalten verliert, belastet sich selbst und seine Beziehung. Gründe dafür können endloses Grübeln, unrealistische Ängste oder auch Wut und Ärger sein. Heinz-Peter Röhr erklärt, was Kontrollverlust ist, wie es dazu kommt und welche Strategien es dagegen gibt. Mit einfachen Übungen kann man die im Gehirn verankerten Fehlreaktionen erkennen und destruktive innere Muster auflösen. Denn die Kontrolle über das eigene Leben und über seine Gefühle zu haben gehört zu den Urbedürfnissen des Menschen. Nur so kann er sich sicher fühlen. Heinz-Peter Röhr ist Pädagoge und war über dreißig Jahre lang in der Fachklinik Fredeburg/Sauerland für Suchtmittelabhängige psychotherapeutisch tätig.
Judith Butler fordert radikale soziale Gleichheit
Wer sind wir und in welcher Welt wollen wir leben? Judith Butler gibt in ihrem neuen Buch „Die Macht der Gewaltlosigkeit“ folgende Antwort: „In einer Welt radikaler sozialer Gleichheit, die getragen ist von der Einsicht in die Abhängigkeiten und Verletzlichkeiten menschlicher Existenz.“ Diese Welt gilt es gemeinsam im politischen Feld zu erkämpfen – gewaltlos und mit aller Macht. In ihrer Einleitung weist Judith Butler darauf hin, dass Plädoyers für Gewaltlosigkeit im gesamten politischen Spektrum auf Kritik treffen. Ein zentrales Problem für die Verteidiger der Gewaltlosigkeit liegt ihrer Meinung darin, dass die Begriffe „Gewalt“ und „Gewaltlosigkeit“ umstritten sind. So sind zum Beispiel verletzende Äußerungen für die einen Akte der Gewalt. Während andere der Auffassung sind, dass Sprache nur im Fall expliziter Drohungen als „Gewalt“ im eigentlichen Sinne gelten kann. Judith Butler ist Maxine Elliot Professor für Komparatistik und kritische Theorie an der University of California, Berkeley.
Jeder Mensch kann die Empathie in sich entdecken
In seinem neuen Buch „Fühlen, wie die Welt fühlt“ erläutert Joachim Bauer, wie die Empathie im Menschen angelegt ist. Seiner Meinung nach stellt sie die Lösung gesellschaftlicher und globaler Probleme dar. Joachim Bauer ist davon überzeugt, dass jeder diese urmenschliche Fähigkeit wiederentdecken kann. Leider ist die ursprüngliche Fähigkeit des Menschen die Natur als einen empathischen Lebensraum zu empfinden, bei vielen verschüttet. Vielleicht steht auch deshalb die Welt ökologisch auf der Kippe. Die Menschheit und die Natur verbindet eine Hunderttausende von Jahren alte, tiefe Beziehung. Die Natur überließ den Menschen ihre Flora und Fauna, ihre Gewässer und ihre Schönheit. Da sie den Menschen gibt, was sie brauchen, kann man sie als empathisch bezeichnen. Joachim Bauer ist Arzt, Neurowissenschaftler, Psychotherapeut und Bestsellerautor von Sachbüchern.
Es droht eine Verblödung der Vernunft
In ihrem neuen Buch „Wach denken“ stellt die Philosophin Rebekka Reinhard die These auf, dass die Vernunft der Menschen durch das strikte Beharren auf Gegensätzen verblödet: „Nicht die Dummheit sollte uns Sorge bereiten. Sondern die Verblödung der Vernunft.“ Es gibt eben nicht nur Problem oder Lösung, Erfolg oder Scheitern, echt oder Fake, Mann oder Frau. Aus Einfachheit wird Unfreiheit, aus Eindeutigkeit ein Terror der Anpassung. Die Alternative von Rebekka Reinhard ist das „wache Denken“. Es entspricht der Uneindeutigkeit der Welt und begegnet ihr mit Lust am Spiel, am Experiment, am Wagemut. Rebekka Reinhard fordert ihre Leser auf, sich auf die Unberechenbarkeit des Lebens einzulassen. Und dabei frei, kreativ und vorurteilslos auf die Welt zu schauen. Die Philosophin Rebekka Reinhard ist seit 2019 stellvertretende Chefredakteurin des Magazins „Hohe Luft“.
Der Homo sapiens bedroht das Leben auf der Erde
Matthias Glaubrecht beschreibt in seinem Buch „Das Ende der Evolution“ wie der angebliche Homo sapiens das gesamte Leben auf der Erde bedroht. Dabei legt er schonungslos die Fakten zur historischen Entwicklung von Ackerbau, Überbevölkerung und Urbanisierung offen. Im Zentrum seiner umfassenden Studie aber der dramatische Schwund an Biodiversität von Tieren und Planzen überall auf der Erde. Das fängt bei den großen Säugetieren wie Tiger und Elefant an, erfasst auch die heimische Vogelwelt und endet beim Sterben der Insekten. Sowohl an Land wie auch im Meer ist das drohende Aussterben von bis zu einer Million Arten bereits in vollem Gange. Mit dem größten Artenschwund seit dem Aussterben der Dinosaurier steht der Menschheit eine weltweite biologische Tragödie bevor. Matthias Glaubrecht ist Evolutionsbiologe, Systematiker und Wissenschaftshistoriker.
Wir alle sind Gefangene der Zeit
In 13 Essays zeigt Christopher Clark in seinem neuen Buch „Gefangene der Zeit“ wie sehr historische Ereignisse und Taten über die Zeiten hinweg fortwirken. An den Vorstellungen von Macht und Herrschaft hat sich bis heute wenig geändert. Die Religion, politische Macht und das Bewusstsein der Zeit sind für Christopher Clark prägende Säulen der neueren europäischen Geschichte. Die religiöse Tradition ordnet dabei das menschliche Bestreben in den größtmöglichen Kompass ein. Politische Macht verbindet Kultur, Wirtschaft und Persönlichkeit mit Entscheidungen, die eine große Anzahl von Menschen betreffen. Die Zeit schließlich wird von Narrativen, religiösen ebenso wie säkularen, konstruiert und geformt. Sie verrät, wie die Präsenz von Macht, in welcher Form auch immer, das menschliche Bewusstsein und den Sinn für Geschichte prägen. Christopher Clark lehrt als Professor für Neuere Europäische Geschichte am St. Catharine`s College in Cambridge.
Gerhard Roth fängt die Magie von Venedig ein
Gerhard Roth fängt in seinem neuen Bildband „Venedig. Ein Spiegelbild der Menschheit“ die Magie der Stadt, des dazugehörigen Lido und der kleinen Inseln in der Lagune ein. Aber er breitet vor den Augen seiner Leser auch ein anderes Venedig aus. Jenes der geheimen, vergessenen Orte, die er mit Leidenschaft mit seiner Kamera aufgespürt hat. Der Fotoapparat verwandelt sich dabei zur Lupe, die ihm beim Beobachten und Entdecken wertvolle Hilfe leistet. Gerhard Roth ergänzt seine ungewöhnlichen Momentaufnahmen durch unveröffentlichte Texte und Miniaturen seinen Tagebüchern. Zudem veröffentlicht er historische Fotografien aus seiner privaten Sammlung. Venedig ist ein Sehnsuchtsort des Autors, dem er seit seinen Jugendtagen eng verbunden ist. Als Literat hat er der Lagunenstadt in seinem virtuosen Venedig-Triptychon ein Denkmal gesetzt. Gerhard Roth lebt als freiberuflicher Schriftsteller in Wien und in der Südsteiermark.
Eine bewusste Ernährung schützt das Klima
Anschaulich erklärt Malte Rubach in seinem Buch „Die Ökobilanz auf dem Teller“ die Zusammenhänge zwischen Klima und Ernährungswirtschaft. Dabei setzt er den ökologischen Fußabdruck der Lebensmittel in Beziehung zu anderen Alltagshandlungen wie Reisen, Wäschewaschen oder Online-Streaming. Wie sollen sich die Menschen ernähren, um das Klima zu schützen. Der absolute Verzicht auf tierische Lebensmittel ist für den Ernährungsexperten Malte Rubach nicht die Lösung. Seiner Meinung nach bewirkt bewusster Konsum viel mehr: „Wer in Deutschland auf regionale und saisonale Produkte setzt, kann effektiv dabei helfen, das Klima hier und anderswo zu schützen.“ Der Autor plädiert für einen maßvollen Genuss und fordert, dass eine neue ökologische Landwirtschaft zum Standard wird. Der Referent und Buchautor Dr. Malte Rubach hat Ernährungswissenschaften in Deutschland, der Türkei und den USA studiert.
Aldo Sohm weiß fast alles über Wein
Statt ein Lehrbuch über Wein zu schreiben, hat Aldo Sohm in dem illustrierten Guide „Einfach Wein“ leicht verdauliche Informationshäppchen zusammengestellt. Dennoch empfiehlt er das Buch von Anfang bis Ende zu lesen. Denn es ist ratsam, erst die Grundlagen zu lernen und nach einigen Verkostungserfahrungen zurückzublättern. Wie erkennt man seinen Lieblingswein? Indem man viele unterschiedliche Weine trinkt. Manche davon fühlen sich großartig an, andere erscheinen dagegen als letzter Fusel. Bücher sind für Aldo Sohm eine tolle Sache, der eigentliche Lehrmeister aber ist die Erfahrung. Sein Buch kann ein hervorragender Leitfaden sein, um Weine zu kaufen, zu probieren und selbstbewusst zu lernen. Der Österreicher Aldo Sohm ist einer der renommiertesten Sommeliers der Welt, eine Legende seiner Branche. Christine Muhlke ist Redakteurin des Feinschmecker-Magazins „Bon Apppétit“.