Brustkrebs ist immer noch die häufigste Krebsart bei Frauen

Das Robert-Koch-Institut schätzt, dass der Brustkrebs mit rund 72.000 Neuerkrankungen im Jahr, die häufigste Krebsart bei Frauen ist. Die Hälfte der Frauen ist jünger als 65 Jahre alt, wenn bei ihnen die Diagnose Brustkrebs gestellt wird. Jede zehnte Frau ist sogar jünger als 45 Jahre. Obwohl die Erkrankungsraten steigen, gibt es neuerdings noch Hoffnung. Innovative Therapien und schonendere Operationstechniken führen dazu, dass sich die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verbessert hat und immer weniger Frauen an Brustkrebs sterben. Früher galt bei Brustkrebspatientinnen der klassische Behandlungsdreisatz: Operation, Bestrahlung, systemische Therapie. Bei letzter erhält die Patientin Medikamente, die den ganzen Körper stressen, wie zum Beispiel eine Chemotherapie. Heute gehen die Ärzte schon bei der Operation sehr viel schonender vor als noch vor einigen Jahren.

Brustkrebspatientinnen werden heute schon während der Operation bestrahlt

Es hat sich bei den Ärzten die Erkenntnis durchgesetzt, dass Brustkrebs keine lokale Erkrankung ist, sondern eine systemische, die den ganzen Körper in Mitleidenschaft zieht. Brigitte Rack, Oberärztin an der Frauenklinik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München und Leiterin der gynäkoonkologischen Ambulanz erklärt: „Früher dachten wir, je radikaler wir operieren desto sicherer. Heute wissen wir, dass es bei der Behandlung eine große Rolle spielt, um was für eine Art von Tumor es sich handelt und ob sich bereits im Blut oder in anderen Organen Krebszellen befinden.“

Zudem begannen die Ärzte vor etwa fünf Jahren, Brustkrebspatientinnen bereits während der Operation zu bestrahlen. Davor setzte die Strahlentherapie erst nach dem Eingriff ein. Ziel der Bestrahlung ist es, die Krebszellen so zu schädigen, dass eine Vermehrung ausgeschlossen ist. Währen der Operation können die Ärzte den Tumor direkt durch die offene Wunde gezielt angreifen. Jens-Uwe Blohmer, Chefarzt am Brustzentrum City des Sankt Gertrauden-Krankenhauses in Berlin, erläutert: „Das hat den Vorteil, dass die Haut oder die umliegende Muskulatur nicht geschädigt werden.“

Verschiedene Tumorarten erfordern teilweise sehr unterschiedliche Therapieansätze

Außerdem verkürzt sich laut Jens-Uwe Blohmer die Bestrahlungsdauer bei dieser Behandlungsmethode nach dem Eingriff um einige Tage. Doch nicht nur bei der Operationstechnik und der Bestrahlung gibt es Verbesserungen. Viele Frauen müssen sich heutzutage sogar nicht mehr einer Chemotherapie unterziehen. Ob eine Chemotherapie notwendig ist oder nicht, darüber entscheidet die Klassifikation des Brustkrebses. Walter Jonat, Direktor der Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe in Kiel, weist darauf hin, dann man inzwischen unzählige verschiedene Tumorarten unterscheidet, die teilweise sehr unterschiedliche Therapieansätze erfordern.

Um herauszufinden, um welchen Tumor es sich handelt, haben die Ärzte eine Reihe von Parametern entwickelt. Dazu gehören unter anderem die Größe des Krebstumors, die Zahl der befallenen Lymphknoten, die Geschwindigkeit des Wachstums der Krebsgeschwulst, dessen Abhängigkeit von Hormonen sowie dem sogenannten Her2-Rezeptor, der auf einem Viertel aller Brusttumore nachweisbar ist. Bei vorhandenem Her2-Rezeptor kann eine Behandlung mit biotechnologisch hergestellten Antikörpern zum Erfolg führen. Dabei handelt es sich um eine vergleichsweise neue Form der Behandlung von Brustkrebs.

Von Hans Klumbies