Häuserwände, auf denen Pflanzen wachsen, schenken den Städten ein wenig Grün. Noch erregen die sogenannten Vertikalen Gärten als Kunstprojekte großes Aufsehen, doch in nach Zukunft könnten sie dazu dienen, große Städte ökologischer und energieeffizienter zu gestalten. Der Erfinder der Vertikalen Gärten ist der französische Botaniker Patrick Blanc. Sein eigenes Haus ist selbstverständlich ein Biotop. Die Wände sind begrünt, Hunderte Insekten schwirren durch die Gegend, Frösche und Vögel verbreiten eine Dschungelatmosphäre. „Natürlich, es ist ein bisschen verrückt“, gibt Patrick Blanc zu. Doch das Anliegen des Exzentrikers ist eigentlich ganz pragmatisch: „Ich möchte das Grün zurück in die Stadt bringen. Und weil in der City der horizontale Platz für andere Dinge benötigt wird, nutze ich eben die vertikalen Flächen.“ Der Gedanke, bei den immer weiter wachsenden Städten, bei der Begrünung in die Vertikale zu gehen ist eigentlich naheliegend.
Begrünte Wände besitzen hervorragende Dämmeigenschaften
Jeder freie Quadratmeter wird inzwischen in den Citys für Wohnungen, Büros, Geschäfte und Parkplätze gebraucht. Der Reiz des Lebens in der Stadt ist für die Menschen ungebrochen. Und dennoch ist bei den Städtern eine tiefe Sehnsucht nach der Natur verwurzelt. Dies kann man beispielsweise deutlich daran erkennen, wenn man an einem warmen Tag in die städtischen Parks schaut, wo sich Büroangestellte oder Studenten zum Urban-Picknick auf der Wiese verabredet haben.
Graue Häuserwände sind für Patrick Blanc eine verpasste Chance, die Städte grüner zu gestalten und die biologische Vielfalt auszubauen. Vor allem aber lassen die Steinmauern das große Potential ungenutzt, das natürliche Fassaden in ökologischer Hinsicht zu bieten haben. Grüne Wände besitzen nicht nur hervorragende Dämmeigenschaften, die für eine gute Energiebilanz der Gebäude sorgen. Sie filtern zusätzlich den Dreck aus der Luft. Als Teenager hatte Patrick Blanc das Hobby Aquaristik. Dabei erkannte er zwei Dinge: erstens, dass die Wurzeln von Wasserpflanzen die besten natürlichen Filter für ein Aquarium sind.
Für das Wachstum der Pflanzen wird nicht unbedingt Erde benötigt
Die zweite Erkenntnis, die Patrick Blanc bei seinem Hobby gewann, war, dass Pflanzen nicht unbedingt Erde benötigen, um zu wachsen. Also entwickelte er ein Vlies aus Recycling-Kunststoff, das ein hervorragender Nährboden für Pflanzen und Organismen ist. Darauf fühlen sich beispielsweise Bakterien und Pilzkulturen sehr wohl. Sie nehmen große und giftige Schmutzmoleküle auf, zerkleinern sie und gegen sie als Düngemittel an die Wurzeln der Pflanzen weiter, die in diesem Vlies ebenfalls Halt finden.
Bis jetzt sind einzelne grüne Fassaden in verschiedenen Städten nur ein Tropfen auf einem heißen Stein. Das weiß selbstverständlich auch Patrick Blanc: „Was ich mit meinen Vertikalen Gärten mache, gilt heute noch als eine Art von Projektkunst.“ Beispiele sind das Pariser Musée du quai Branly oder das Berliner Kulturkaufhaus Dussmann. Noch sind die grünen Fassaden, die Patrick Blanc gestaltet hat, öffentliche Ereignisse, die bestaunt und bewundert werden. Im Moment sind sie mit einem normalen Budget bei Bauprojekten oder Sanierungen noch nicht umsetzbar. Quelle: Lux – Intelligente Energie
Von Hans Klumbies