Bei der Old Economy gibt es eine Tendenz zur Monopolisierung

Jeder Student der Volkswirtschaftslehre lernt die Bedeutung von drei klassischen Produktionsfaktoren: Arbeit, Kapital und Boden. Später ist diese Trias durch die Faktoren „Knowhow“ oder „Wissen“ ergänzt worden. Hans-Jürgen Jakobs fügt hinzu: „Übersetzt auf die Bedingungen der Informationsgesellschaft des 21. Jahrhunderts fokussiert sich die Theorie auf drei Faktoren: Daten, Börsenkapital und Rohstoffe (Bodenschätze). Bei all diesen Komponenten gibt es eine gefährliche Tendenz zur Monopolisierung.“ Bei den Rohstoffen handelt es sich sowohl um fossile und nukleare Energien für die Industrien alten Typs als auch um mineralische Rohstoffe für die Zukunftsmärkte wie Datenwirtschaft, Elektromobilität und Erneuerbare Energien. Oder, um es anders auszudrücken, um den mittlerweile wichtigsten Teil der „elementaren Produktionsfaktoren“ – Betriebsmittel, Werkstoffe –, wie Erich Gutenberg das nannte. Hans-Jürgen Jakobs ist Volkswirt und einer der renommiertesten Wirtschaftsjournalisten Deutschlands.

China hat sich in die privilegierte Rolle eines Monopolisten manövriert

Erich Gutenberg, der Doyen der Betriebswirtschaftslehre unterschied davon die menschliche Arbeit als „dispotiven Produktionsfaktor“. Hans-Jürgen Jakobs erklärt: „Bei der Old Economy hat die allgegenwärtige Tendenz zur Monopolisierung zur starken Stellung eines Kartells – der OPEC der Ölstaaten – und in weiten Teilen Europas, vor allem Russlands, geführt.“ Die Russische Föderation als Lieferant von Öl, Gas und Kohle, aber auch von nuklearen Brennstoffen war und ist noch immer in vielen Ländern der Europäischen Union (EU) in einer dominierenden Position.

Vielfach trifft das auch für Osteuropa zu, wo in der alten Sowjetunion Abhängigkeiten von russischen Monopolen geschaffen worden sind. Hans-Jürgen Jakobs vermutet: „Das machte und macht vor allem Europa unfrei im Widerstand gegen das Regime von Vladimir Putin nach dem Überfall auf die Ukraine, die im Gegensatz zu Russland Teil der Europäischen Union werden und eine demokratische Gesellschaft weiter aufbauen wollte.“ Bei der Rohstoffversorgung für die moderne Informationsgesellschaft hat sich die Volksrepublik China auf vielen sehr relevanten Gebieten – von Seltenen Erden bis Magnesium – in die privilegierte Rolle einer Monopolisten manövriert.

Bei mineralischen Rohstoffen hat China eine überragende Stellung erreicht

Diese Vorstöße sind von den meisten kaum registriert, geschweige denn gebührend gewürdigt worden. Bei mineralischen Rohstoffen, der Basis industrieller Wertschöpfung, hat die chinesische Volksrepublik eine überragende Stellung erreicht. Hans-Jürgen Jakobs stellt fest: „Für eine Prognose über die Auswirkungen davon braucht man wenig Mut oder Fantasie: Diese Abhängigkeiten wird der Rest der Welt in Zukunft noch weitaus stärker spüren als die Fesseln, die sich für uns aus den Verflechtungen mit der russischen Gas-, Öl- und Atomindustrie ergeben haben.“

Die Corona-Pandemie und der Ukrainekrieg haben die monopolisierten Rohstoffmärkte in eine Schieflage gebracht – mit Lieferproblemen und extremen Preisausschlägen. Von den politischen Implikationen ganz zu schweigen. Zu befürchten ist, dass dies die neue Normalität wird. Und dass diese Wirklichkeit sehr stark mit den sich gerade entwickelnden neuen Monopolen zu tun hat. Hans-Jürgen Jakobs ergänzt: „Noch beängstigender ist der Blick auf eine neue Weltordnung, die sich auf der Basis der Verfügbarkeit über die elementaren Rohstoffe ergeben könnte.“ Quelle: „Das Monopol im 21. Jahrhundert“ von Hans-Jürgen Jakobs

Von Hans Klumbies