Manfred Spitzer behauptet in seinem Buch „Digitale Demenz“, dass digitale Medien langfristig dem Körper und vor allem dem Geist schaden. Wer googelt, surft und chattet, lagert seiner Meinung nach geistige Arbeit aus. Die Gedächtnisleistung und das Konzentrationsvermögen nehmen ab. Bei Kindern und Jugendlichen wird laut Manfred Spitzer durch die Bildschirmmedien die Lernfähigkeit drastisch vermindert und eine Oberflächlichkeit erzeugt. Wenn soziale Online-Netzwerke mit virtuellen Freundschaften locken, besteht die Gefahr, dass das Sozialverhalten der User beeinträchtigt wird und es möglicherweise sogar zu Depressionen kommen kann. Deshalb fordert Manfred Spitzer Eltern, Lehrer und Politiker auf, objektive Informationen über die Risiken der Online-Medien zu verbreiten und deren Nutzung für Kinder und Jugendliche zu beschränken. Manfred Spitzer leitet die Psychiatrische Universitätsklinik in Ulm und das Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen.
Hans Klumbies
Robert Lustig warnt vor der krankmachenden Droge Zucker
Für Robert Lustig, Professor für klinische Pädiatrie an der University of California in San Francisco, der auch ein ausgewiesener Experte für Hormonstörungen und Übergewicht bei Kindern ist, steht fest, dass sich Übergewicht zur größten Gesundheitsgefahr der Moderne entwickeln wird. Robert Lustig vertritt die These, dass Zucker ein Gift ist, eine Droge, die wie Alkohol die Leber schädigt und den Stoffwechsel aus dem Gleichgewicht bringt. Seiner Meinung nach sind nicht etwa plötzliche Fresslust und Trägheit schuld daran, dass die Menschen seit rund dreißig Jahren in beängstigender Geschwindigkeit dick und krank werden, sondern der Zucker. Der Stoff ist in vielen Lebensmitteln versteckt, in denen man sie eigentlich nicht vermuten würde wie beispielsweise in Frischkäse, Wurst, Brot, Frühstücksflocken und sogar in Salzstangen.
Den Menschen ist ihre Unfreiheit in der Freizeit nicht bewusst
Das Wort Freizeit ist relativ jüngeren Ursprungs. Früher sagte man Muße, die ein Privileg unbeengten Lebens bezeichnete. Sie war laut Theodor W. Adorno deshalb auch dem Inhalt nach wohl etwas qualitativ anderes, etwas Glückvolleres. Der Begriff Freizeit dagegen weist auf eine spezifische Differenz hin, auf die von der nicht freien Zeit, die von Arbeit ausgefüllt ist, und zwar, fügt Theodor W. Adorno hinzu, der fremdbestimmten. Freizeit ist also an den Gegensatz von Arbeit gekettet. Dieser Gegensatz prägt ihr selbst ganz wesentliche Züge ein. Ganz prinzipiell darüber hinaus hängt die Freizeit auch sehr vom gesellschaftlichen Gesamtzustand ab. Theodor W. Adorno, geboren am 11. September 1903 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. August 1969, lehrte in Frankfurt als ordentlicher Professor für Philosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.
Der Souverän sollte über die Euro-Politik abstimmen
Der Journalist und Schriftsteller Dirk Kurbjuweit, Leiter des Spiegel-Hauptstadtbüros in Berlin, erläutert in einem Essay in der Wochenzeitschrift „Der Spiegel“, warum eine Volksabstimmung über die Euro-Politik notwendig ist. Zu Beginn seines Artikels stellt der Autor fest, dass die bundesdeutsche Demokratie noch nie in einem so schlechten Zustand war wie heute. Er fordert die Menschen dazu auf, nicht zuzulassen, dass die Demokratie und Europa gleichzeitig verkommen. Dirk Kurbjuweit nennt den Grund: „Demokratie und europäische Integration sind die Grundlagen unseres Staates.“ Der Autor stellt außerdem fest, dass die Rettungspolitik für den Euro das Machtgefüge des Staates verändert hat. Als Sieger ist die Exekutive hervorgegangen, also die Regierung. Im Zirkel der Staats- und Regierungschefs fallen die großen Entscheidungen, die meist in bilateralen Gesprächen vorbereitet werden.
Ethiken beschreiben die Regeln des Zusammenlebens
Die Ethik beschäftigt sich seit der Antike auf der einen Seite in erster Linie mit den Regeln des Zusammenlebens. Auf der anderen Seite fragt sie laut Hans-Martin Schönherr-Mann auch danach, wie sich ein Mensch ethisch selber formt, das heißt, wie er sein Leben ethisch führt. Dabei entwickeln sich im Verlauf der Geschichte verschiedene Formen der Ethik, die zumeist Sammlungen von Regeln, Geboten und Verboten für den Einzelnen sowie deren Begründungen zusammenfasst. Hans-Martin Schönherr-Mann nennt als Beispiele die Ethik des alten Testaments mit den mosaischen Geboten, die antiken Ethiken der Griechen, die christliche, die islamische, die protestantische und jene der Aufklärung. Prof. Dr. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann ist seit 2003 Professor für Politische Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität in München.
Die Nationalsozialisten verabscheuten die Demokratie
Die nationalsozialistische Herrschaft in Deutschland seit dem Jahr 1933, die sich im Zweiten Weltkrieg auch über weite Teile Europas ausdehnte, der Massenmord an sechs Millionen Juden, steht für einen Tiefpunkt in der Geschichte der Menschheit und bildet zugleich den extremsten Gegensatz zur Staatsform der Demokratie. Die Diktatur des Nationalsozialismus ist aber laut Paul Nolte weder als Schicksal noch als historischer Unfall über Deutschland gekommen. Adolf Hitlers Machtübernahme wurde in Deutschland von einer breiten Zustimmung der Bevölkerung getragen und von vielen Menschen als eine angemessene Antwort auf die langgehegten Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Demokratie gesehen. Paul Nolte schreibt: „Ohne die Loyalität und Mitarbeit von Teilen der Bevölkerung ist eine Diktatur nicht vorstellbar, schon gar nicht eine moderne des 20. Jahrhunderts.“ Paul Nolte ist Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin.
Stéphane Hessel fordert Aufbegehren gegen jegliches Unrecht
In seinem Buch „Empörung – meine Bilanz“ erklärt Stéphane Hessel wogegen Menschen sich empören und wofür sie sich engagieren sollen und legt zudem Rechenschaft über sein langes Leben ab. Die Philosophie und die Poesie nennt er als Quellen seiner Kraft und Leidenschaft. Sein Weltbild wurde von Dichtern und Denkern vor allem aus Frankreich und Deutschland geprägt. Der Weltbürger und Literat stellt in seinem Werk seine Ideale und Werte vor, schreibt über Menschen, denen er begegnet ist und die ihn beeindruckt haben, berichtet von Ideen, die ihn beflügelten und von Kämpfen, die er ausgefochten hat sowie von seinen Hoffnungen, die sich in seinem langen Leben noch immer nicht erfüllt haben. Stéphane Hessel, der 1917 in Berlin geboren wurde, ist seit 1939 französischer Staatsbürger. Er arbeitete unter anderem als Vertreter Frankreichs bei den Vereinten Nationen in New York und dort ab 1948 als Sekretär der UN-Menschenrechtskommission.
Michael Hanekes Film „Amour“ ist sein allerberührendster
Spätestens seit ihm die zweite Goldene Palme von Cannes verliehen worden ist, zählt der österreichische Filmregisseur Michael Haneke (70) zu den Superstars des Filmgeschäfts. Sein Kammerspiel „Amour“ wurde als bester internationaler Autorenfilm des Jahres ausgezeichnet. Früher war mancher Kritiker über die Filme von Michael Haneke eher verstört, heute attestieren sie ihm durchgängig gelassene Souveränität. Dies führt der Regisseur darauf zurück, dass man mit jedem Erfolg an Selbstbewusstsein gewinn. Allerdings gilt diese Feststellung nicht generell. Michael Haneke sagt: „Ich glaube, es wird schwieriger, je erfolgreicher man wird. Jeder erwartet sich, dass der nächste Film noch besser ist. Was unmöglich ist. Also darf man, wenn ein gewissen Image existiert, die Erwartungen einfach nicht erfüllen.“ Michael Haneke arbeitet nicht nur für sich selbst, sondern auch für das Publikum. Film ist seiner Meinung nach eine Frage des Dialogs, in den man die möglichen Reaktionen einkalkulieren muss.
Das Philosophie Magazin fragt nach dem Tier im Menschen
In der sechsten Ausgabe stellt das Philosophie Magazin im Dossier die Frage: „Wie viel Tier steckt in mir?“ Chefredakteur Wolfram Eilenberger zitiert in seinen Ausführungen den amerikanischen Biologen und Verhaltensforscher Edward O. Wilson, der das Phänomen der Eusozialität ins Zentrum seiner evolutionären Analysen gestellt hat. Er meint damit die natürliche Disposition von Lebewesen, die jeweils eigene Existenz in den Dienst einer generationsübergreifenden Gemeinschaft zu stellen. Ameisen und Menschen, die beiden wahrhaft staatenbildenden Wesen, haben es als einzige Arten geschafft den gesamten Globus zu besiedeln. Edward O. Wilson schließt daraus, dass der Altruismus, der Wille zur Selbstaufopferung und generationenübergreifende Nachhaltigkeit sich damit als die wahren Erfolgsgaranten der Evolution erweisen. Es war also die Fähigkeit unserer Vorfahren, sich kooperativ und empathisch weiterzuentwickeln, die den Homo sapiens hervorbrachten. Wolfram Eilenberger schreibt deshalb: „Gerade das Tier in uns ist gut.“
Deutschland kann auch vier Prozent Inflation gut vertragen
Der amerikanische Ökonom Barry Eichengreen glaubt nicht, dass der Weltwirtschaft eine so große Depression droht wie nach der letzten großen Finanzkrise in den 30er Jahren. Aber er sieht viele Zeichen, die darauf hindeuten, dass ein verlorenes Jahrzehnt droht, mit weltweit niedrigem Wirtschaftswachstum in Amerika, Europa und Japan. Sogar in China werden die hohen Wachstumsraten kaum noch zu erreichen sein. Barry Eichengreen rät den betroffenen Regierungen folgendes: „Wir brauchen eine Mischung aus Reformen verkrusteter Strukturen und einer Politik, die das Wirtschaftswachstum fördert.“ In Europa muss seiner Meinung nach die Europäische Zentralbank eingreifen, weil es dort nicht gelingt, die Regierungen in Ländern wie Italien zu Reformen zu ermutigen. Barry Eichengreen ist einer der renommiertesten Analytiker der Weltwirtschaft. Er lehrt Ökonomie und politische Wissenschaften an der University of California in Berkeley.
Rolf Dobelli zieht das rationale Denken der Intuition vor
Rolf Dobelli, dessen Buch „Die Kunst des klaren Denkens“ seit Monaten die Bestsellerlisten anführt, gibt zu, dass auch er wie jeder andere Mensch auch, schon viele Fehler in seinem Leben gemacht hat. Der größte Fehler seines Lebens war, in St. Gallen Betriebswirtschaft zu studieren, da es da nämlich nicht viel zu studieren gibt. Rolf Dobelli sagt: „Entweder hat man es im Blut, oder man lernt es in der Praxis. Ich langweilte mich. Sie sehen dort 20-jährige Jungen mit Krawatte herumstolzieren. Ein fürchterliches Bild.“ Sein Studium hatte damals nichts mit Denken zu tun, es war eher ein Wiederkäuen von belanglosen Metaphern, was Wirtschaft ist. Ein Thema, das Rolf Dobelli in der Gegenwart extrem interessiert, ist die Frage, ob es so etwas wie eine vernünftige Ethik gibt. Sein neues Buch heißt „Die Kunst des klugen Handelns“ und ist beim Hanser Verlag erschienen.
Der Grat zwischen Macht und Machtmissbrauch ist sehr schmal
Die meisten Bürger, die Politiker und Wirtschaftsmanager für korrupt halten, finden in der Tat für diese Einschätzung fast täglich in den Medien eine Bestätigung. Michael Schmitz, der Psychologie und Management an der Lauder Business School in Wien lehrt, weist als Beispiel auf den Fall des Politikers Stefan Mappus hin, der sich mit einem großen Coup als Ministerpräsident von Baden-Württemberg an der Macht halten wollte. Er pokerte dabei um den Rückkauf von Anteilen am Energieunternehmen EnBW, ohne die vorgeschriebene Wirtschaftlichkeitsprüfung anzuordnen. Er verspekulierte sich – für 800 Millionen Euro muss jetzt der Steuerzahler aufkommen. Als zweites Beispiel nennt Michael Schmitz den ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, der zurücktreten musste, als bekannt wurde, dass er Sonderkredite zur Finanzierung seines Privathauses angenommen hatte.
Dr. Gunnar Beck hält den Rettungsfonds ESM für rechtswidrig
Heute entscheidet das Bundesverfassungsgericht über die Verfassungsmäßigkeit des Europäischen Stabilitätsmechanismus, kurz ESM genannt. Der ESM soll Schuldenstaaten der Eurozone Kredite gewähren und Staatsanleihen direkt aufkaufen. Die Bundesregierung weist immer darauf hin, dass der ESM eine Obergrenze der Haftung von 700 Milliarden Euro vorsieht und der deutsche Anteil daran 190 Milliarden Euro beträgt. Dr. Gunnar Beck, der EU-Recht an der University of London lehrt, empören solche Aussagen. Er kritisiert: „Offenbar lasen unsere Politiker den Vertrag nicht oder sie verstehen ihn nicht. Denn der ESM ist eindeutig rechtswidrig.“ Erstens ist das Fondskapital nicht auf den Nominalwert von 700 Milliarden Euro begrenzt, sondern auf den Ausgabewert, der den Nennwert übersteigen darf. Zweitens haften solvente Mitgliedsstaaten wie Deutschland für Fehlbeträge, die entstehen, wenn andere Mitglieder des ESM ihrer Einzahlungspflicht nicht mehr nachkommen können.
Schönherr-Mann schätzt den Pragmatismus als Lebenskunst
In seinem Buch „Vom Nutzen der Philosophie“ geht Hans-Martin Schönherr-Mann der Fragestellung anhand von großen philosophischen Themenbereichen nach, was ein Mensch gewinnt, wenn er pragmatisch denkt. Seine Fragen lauten zum Beispiel: Wozu nützen Ethik, für was ist die Ästhetik gut und welche positiven Auswirkungen auf den Einzelnen und die Gesellschaft hat die Sozialphilosophie im Alltag? Ein philosophisch inspirierter Pragmatismus soll laut Hans-Martin Schönherr-Mann zu einer Lebenskunst beitragen, ohne sich dabei in höhere philosophische Gefilde zu verirren. Der Autor schreibt: „Dergleichen droht nämlich, wenn man in der Nachfolge Nietzsches unbedingt aus dem Leben ein Kunstwerk machen möchte. Andererseits soll eine pragmatische Lebenskunst verhindern, in kitschige Banalitäten abzurutschen, indem man einfach schöner leben möchte.“ Prof. Dr. Dr. Hans-Martin Schönherr-Mann ist seit 2003 Professor für Politische Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Abgeordnete sollen für neue Schulden zur Kasse gebeten werden
Peter Heesen von Beamtenbund hat vom Staatsrechtler Paul Kirchhof ein Gutachten ausarbeiten lassen, wie Deutschland seine Altschulden loswerden kann. Den Gewerkschaftler beschäftigt dieses Thema, weil das Gemeinwesen nur in einem geordneten Staat funktioniert. Das ist seine feste Überzeugung als Bürger. Peter Heesen fügt hinzu: „Als Beamter will ich, dass der Staat funktioniert. Deshalb mache ich mir schon seit geraumer Zeit gewaltige Sorgen wegen der Verschuldung unseres Landes. Wenn wir so weitermachen, wird der Staat am Ende handlungsunfähig.“ Es gibt Bereiche im öffentlichen Dienst, wo heute schon zu wenig Personal eingesetzt wird. Peter Heesen nennt als Beispiel die Lebensmittelkontrolle: ein Kontrolleur auf tausend fleischverarbeitende Unternehmen, das kann nicht funktionieren. Peter Heesen ist Vorsitzender des gewerkschaftlichen Dachverbandes dbb Beamtenbund und Tarifunion.
Der Euro ist ein Unglück und könnte bald zerbrechen
Der Schweizer Vermögensverwalter Felix Zulauf warnte noch vor der Einführung des Euros, dass sich diese Währungsunion als eine der kürzesten der Geschichte herausstellen könnte. Dabei verfügt Felix Zulauf keineswegs über hellseherische Fähigkeiten, sondern vielmehr über gute Kenntnisse in Wirtschaftsgeschichte. Der Anlagestratege kritisiert die Politiker, die sich bei der Einführung des Euro einer großen Fantasterei hingegeben hätten, anstatt die Geschichte der Währungsunionen zu studieren. Felix Zulauf sagt: „Wirtschaftliche und kulturelle Unterschiede haben in der Vergangenheit noch jede Währungsunion zu Fall gebracht.“ Felix Zulauf erwartet, dass der Druck auf den Euro in den nächsten zwei Jahren deutlich zunimmt. Im Jahr 1990 gründete Felix Zulauf seine eigene Vermögensverwaltung. Er zählt weltweit zu den angesehensten Geldprofis.
Theodor W. Adorno macht sich Gedanken über den Fortschritt
Theodor W. Adorno ist fest davon überzeugt, dass man den Begriff Fortschritt gar nicht grob genug verwenden kann. Denn Pedanterie in seinem Gebrauch betrügt seiner Meinung nach nur um das, was er verheißt, Antwort auf den Zweifel und die Hoffnung, dass es endlich besser werde, dass die Menschen einmal aufatmen dürfen. Theodor W. Adorno schreibt: „Schon darum lässt nicht genau sich sagen, was sie unter Fortschritt sich vorstellen sollen, weil es die Not des Zustandes ist, dass jeder diese fühlt, während das lösende Wort fehlt. Wahrheit haben nur solche Reflexionen über den Fortschritt, die in ihn sich versenken und doch Distanz halten, zurücktreten von lähmenden Fakten und Spezialbedeutungen.“ Theodor W. Adorno, geboren am 11. September 1903 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. August 1969, lehrte in Frankfurt als ordentlicher Professor für Philosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.
Freimaurer wollen wertvollere Mitglieder der Gesellschaft werden
Der promovierte Strafrechtler Christian Baumgartner, der eine Kanzlei im bayerischen Waldkirchen betreibt, ist Freimaurer. Er ist Gründungslogenmeister der Johannes-Loge zum Goldenen Steig in Passau. Er war Kapitel-Meister von Bayern, Thüringen und Sachsen und sogar oberster Richter des deutschen Freimaurer Ordens. Nur wenige Freimaurer in Deutschland sind in eine so hohe Position aufgerückt wie Christian Baumgartner. Den Freimaurern eilt ein gewisser Ruf voraus, da ist die Rede von seltsamen Ritualen und makaberen Prüfungen. Christian Baumgartner widerspricht: „Wir arbeiten in der Freimaurerei zwar mit Symbolen, Begriffen und Bildern. Aber es gibt keine Horrorszenarien.“ Vielmehr beschreibt der Jurist das Wesen der Freimaurerei als die Möglichkeit, zu sich selbst zu finden, an der eigenen Persönlichkeit zu arbeiten, um so ein wertvolleres Mitglied der Gesellschaft zu werden.
Clemens Fuest fordert eine zentrale Bankenaufsicht im Euroraum
Für den Ökonomen Clemens Fuest war es eine gute Idee den Euro einzuführen. Leider wurde sie seiner Meinung nach schlecht umgesetzt. Viele Ökonomen haben vorausgesagt, dass es so nicht funktionieren wird. Schon 1993 hat er selbst auf viele Konstruktionsfehler hingewiesen. Clemens Fuest erklärt: „Bei einer Währungsunion schafft man entweder einen zentralen Staat, in dem alle gemeinsam für Schulden haften, oder man lässt die Finanzpolitik dezentral – dann muss man aber Insolvenzen zulassen.“ Clemens Fuest weist darauf hin, wenn jetzt kurzfristig eine Solidarhaftung für Staatsschulden eingeführt würde, könnte die Politik das nicht mehr rückgängig machen. Es würden dann für die Staaten enorm große Reize entstehen, sich weiter zu verschulden. Clemens Fuest ist Professor für Unternehmensbesteuerung an der Universität Oxford, Forschungsdirektor des dortigen Centre for Business Taxation und geschäftsführender Direktor des Finanzwissenschaftlichen Forschungsinstitut an der Universität Köln.
Jazzprofessor Joe Viera hat die Burghauser Jazzwoche gegründet
An den Ruhestand denkt Jazzprofessor Joe Viera, der heute 80. Jahre alt wird, noch lange nicht. In Burghausen hat er gerade seinen 516. Jazzkurs geleitet. Die Arbeit macht ihm nach wie vor einen Riesenspaß. Joe Viera, der auch für seinen trockenen Humor bekannt ist, ist davon überzeugt, dass der Jazz diese Eigenschaft fördere. Er sagt: „Weil es bei der Improvisation auf das schnelle Erfassen von Situationen ankommt, auf das spontane Reagieren. Aus dem Grund gib es so viele witzige Typen unter den Jazzmusikern.“ In den letzten Jahren ist daraus bei Joe Viera sogar eine kabarettistische Ader entstanden. Seine Liebe zur Komik ist dabei immer stärker geworden und die gehört seiner Meinung nach zum Jazz mit dazu.
Der Roman ist das Medium gegen die Zerstreuung des Sinns
Auf die Frage, was das Besondere an der europäischen Gegenwartsliteratur sei, antwortet die mit vielen Preisen ausgezeichnete Schriftstellerin Sibylle Lewitscharoff, dass sie nicht besonders erpicht auf europäische Literatur sein, da sie neue Bücher aus allen Weltgegenden lese. Doch wenn, dann liest sie talentierte Autoren aus Osteuropa. Zu ihren Lieblingen zählen dort der Rumäne Mircea Cărtărescu, der Ungar Lászlá Davarsi sowie der Ukrainer Juri Andruchowytsch. Es sind Schriftsteller, die aus dem Leidensdruck ihrer Lage wirklich etwas machen. Sibylle Lewitscharoff sagt: „Literarisch bedeutet das einen Donnerschlag wie seinerzeit in den siebziger Jahren, als plötzlich die Lateinamerikaner zu lesen waren.“ Ihrer Meinung nach entsteht in jüngster Zeit in Osteuropa eine literarische Bösartigkeit, die sich von dem L`art pour l`art und von den pornographischen Versuchen im Westen Europas deutliche unterscheiden.
Susan Cain kämpft für die Anerkennung der Introvertiertheit
Mehr als dreißig Prozent aller Menschen sind introvertiert. Obwohl sie sich durch so hervorragende Eigenschaften wie Ernsthaftigkeit, Sensibilität und Zurückhaltung auszeichnen, gelten diese laut Susan Cain heute eher als Krankheitssymptom, denn aus Qualitäten. In ihrem Buch „Still“ vertritt sie eine Gegenposition gegen den Trend vieler Ratgeber, die das Selbstbewusstsein über alles stellen. Die Autorin möchte mit ihrem Werk denjenigen Menschen Mut zusprechen, die bisher noch mit ihrem ruhigen Wesen unzufrieden und unglücklich sind. Zugleich wirbt sie bei den Extravertierten für mehr Nachsicht mit den Introvertierten. Susan Cain, die an der Harvard Law School und der Princeton University studierte, arbeitet als Trainerin für Verhandlungsführung und hat eine eigene Beratungsfirma, The Negotiation Company.
Das natürliche Kapital ist der Schlüssel zur Nachhaltigkeit
In den vergangenen fünfundzwanzig Jahren ist die Weltwirtschaft um mehr als das Doppelte gewachsen. Seit zwanzig Jahren ist die absolute Zahl der Menschen, die von weniger als einem Dollar pro Tag leben müssen, rückläufig. Zu verdanken ist dies laut Achim Steiner vor allem der massiven Bekämpfung der Armut in den Schwellenländern China und Indien. Doch diese positiven Entwicklungen haben auch ihre negativen Seiten: Weltweit sind schon rund sechzig Prozent der Ökosystemdienstleistungen, also ökologische Prozesse oder Funktionen, die für die Menschen von Nutzen sind, bereits beeinträchtigt, weil sie nicht nachhaltig genutzt werden. Jedes Jahr verschwinden weltweit 13 Millionen Hektar Waldgebiete, was einer Fläche Griechenlands entspricht. Der überzeugte Umweltschützer Achim Steiner studierte an der University of Oxford, der University of London und an der Harvard Business School Politikwissenschaft und Volkswirtschaft. Im Jahr 2006 trat er die Nachfolge von Klaus Töpfer zum Exekutiv-Direktor des UN-Umweltprogramms UNEP mit Sitz in Nairobi an.
Wirtschaftsprofessor Manfred Neumann kritisiert die EZB
Manfred Neumann, emeritierter Professor für Volkswirtschaft an der Universität Bonn, ist in sehr großer Sorge darüber, dass die Europäische Zentralbank (EZB) bei ihren Rettungsmaßnahmen in der Euro-Schuldenkrise zu eng mit der Politik verflochten ist. Er teilt nicht den Glauben vieler Notenbanker, die meinen, dass nur die EZB die verschuldeten Staaten in Europa retten könne. Manfred Neumann sagt: „Deren Präsident Mario Draghi spricht gerne über Rettung, aber nicht über Inflationsgefahren, die zweifellos bestehen, wenn man mit so großen Zahlen hantiert.“ Es gefällt dem Wirtschaftsprofessor auch nicht, dass sich die Notenbank jetzt immer nur mit dem Unmittelbaren beschäftigt wie derzeit mit den Nöten in Spanien und Italien. Seiner Meinung nach ist die Europäische Zentralbank überheblich geworden und unterschätzt die Gefahr der Inflation.
Paul Nolte beschreibt die scheinbaren Vorzüge der Diktatur
Selbst in Großbritannien und Amerika kamen in der Zwischenkriegszeit neue Zweifel an der Demokratie auf, doch diese Zweifel griffen im kontinentalen Europa viel weiter und grundsätzlicher um sich und mündeten häufiger, über Skepsis hinaus, in Gegnerschaft gegen die Demokratie oder jedenfalls Gleichgültigkeit gegenüber ihrer möglichen Zerstörung. Die Aussicht auf eine Diktatur erschien in den 1920er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nicht so schrecklich wie in der Gegenwart. Erst aus der konkreten Erfahrung des Nationalsozialismus, der für Verfolgung und Massenmord verantwortlich war, teils auch aus den parallelen Gegebenheiten im Stalinismus der Sowjetunion, entstand laut Paul Nolte jenes Bild der Diktatur als alles umgreifender und kontrollierender, totaler Herrschaft, die sich auf Willkür und die Entfesslung von Gewalt stützt. Paul Nolte ist Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Freien Universität Berlin.