Arthur Schopenhauer verachtet die Menschheit

Für Arthur Schopenhauer war das leere Nichts nicht vorstellbar. Der Tod war für ihn kein Verschwinden im Nirwana. Er glaubte, dass sein Geist für alle Ewigkeit weiterleben würde. Der Philosoph starb am 21. September 1860 in Frankfurt am Main, wo er seit 1833 als Privatgelehrter und freier Autor gelebt hatte. Von der Gesellschaft hatte er sich zurückgezogen, da er die meisten Menschen für lächerliche Narren hielt, aber dennoch einzelne Menschen liebte. Gerne ging er allein mit seinem weißen Pudel spazieren, der ihn durch seine Anhänglichkeit erfreute. Dagegen missachtete er die Menschen, die ihm nach seinem literarischen Erfolg, demutsvoll ihre Hochachtung bezeugten.

Das metaphysische Wunder des Todes

Der Tod war für Arthur Schopenhauer das große metaphysische Wunder, das den staunenden Menschen ursprünglich philosophieren lässt. Der große Philosoph drang in seinen Überlegungen bis zum letzten Grenzstein der menschlichen Erkenntnis vor, dem gewaltigen, leeren Nichts, in dem der Wille zum Leben endgültig erloschen ist. Arthur Schopenhauer schreibt: „Und endlich ist alles, diese unsere so sehr reale Welt mit all ihren Sonnen und Milchstraßen zu Nichts geworden.“

Drei Tage vor seinem Tod verabschiedete sich Arthur Schopenhauer von seinem Bekannten Wilhelm Gwinner mit folgenden Worten: „Es wird für mich eine Wohltat sein, zum absoluten Nichts zu gelangen, aber der Tod öffnet leider keine Aussicht darauf. Allein es gehe, wie es wolle, ich habe zum wenigsten ein reines intellektuelles Gewissen.“ Während seines ganzen Lebens hatte sich Arthur Schopenhauer immer wieder mit dem komplexen Zusammenspiel von Geist und Körper beschäftigt.

Ohne Willen und ohne Vorstellung gibt es keine Welt

Die wichtigsten Anregungen holte sich Arthur Schopenhauer bei der Philosophie Immanuel Kants. Auch er wollte herausfinden, was die Gründe der menschlichen Erkenntnis sind, die sich auf die vielfältigen Erscheinungsformen in der Welt richtet, über die der Mensch subjektive Vorstellungen hat. Über Immanuel Kant hinausgehend, wollte Arthur Schopenhauer wissen, was der wesentliche Realgrund der Welt als Ding an sich selbst ist.

Er fand heraus, dass dies der Wille ist, der in allem, was ist, tätig wirkt und dessen Ansicht jedem Individuum zwingend bekannt ist durch die Lebendigkeit seines eigenen Körpers und der ständigen Antriebe seiner Vorsätze. Arthur Schopenhauer verstand das Leben in der Welt unter dem zweifachen Aspekt von Wille und Vorstellung. Er schreibt in seinem Hauptwerk „Die Welt als Wille und Vorstellung“: „Die Welt ist meine Vorstellung. Kein Wille: keine Vorstellung, keine Welt.“

Die Philosophie Arthur Schopenhauers bewegt sich immer zwischen den Polen des Abstrakten und Konkreten, des Allgemeinen und des Individuellen, zwischen dem Universum und dem Ich sowie zwischen philosophischen Systemen oder Theorien und einzelnen, verständlichen Beispielen. Diese Vorgehensweise erlaubte ihm, die Menschheit wegen ihrer Dummheit zu verachten, aber einzelne, geistvolle Menschen zu lieben.

Kurzbiographie: Arthur Schopenhauer

Arthur Schopenhauer wurde am 22. Februar 1788 in Danzig geboren. 1804 begann er eine Lehre als Handlungsbeflissener in Hamburg, nachdem er zuvor mit seinen Eltern durch halb Europa gereist war. Von 1809 bis 1812 studierte er in Göttingen und Berlin und schloss das Studium mit der Promotion „Über die vierfache Wurzel des Satzes vom unzureichenden Grunde“ ab.

Von 1814 bis 1818 arbeitete er an seinem Hauptwerk „Welt als Wille und Vorstellung“. 1820 habilitierte er in die Philosophische Fakultät in Berlin, doch er fand im Gegensatz zu Georg Wilhelm Friedrich Hegel bei den Hörern kaum Beachtung. 1831 zog er nach Frankfurt am Main um. Erst ab 1846 fanden seine Schriften zunehmende Anerkennung, nachdem er vorher an den Universitäten totgeschwiegen worden war. Arthur Schopenhauer starb am 21. September 1860 in Frankfurt am Main.

Von Hans Klumbies