Burgund ist den meisten Menschen ein Begriff. Und doch war es im Laufe seiner Geschichte ein ganz unterschiedliches Gebilde. Dieses definierte sich mehr über seine Zentren als über seine Grenzen. Es liegt in der Berührungszone zwischen romanisch und germanisch geprägten Bereich. Dadurch entstehen all die Gefährdungen und Chancen einer solchen Mittellage. Von hier aus gingen in alle Richtungen Impulse von großer kultureller Kraft aus. Aber auch heftige Auseinandersetzungen wurden hier ausgetragen. Arnold Esch geht es aber nicht um historische Ereignisse, sondern um die historische Landschaft des Burgunds. So lässt sich beispielsweise die Eroberung durch Caesar in seinem Winterlager auf dem Mont-Beuvray vergegenwärtigen. Arnold Esch ist Professor für Mittelalterliche Geschichte und war bis zu seiner Emeritierung Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Rom.
Keltische Kulte existierten bis ins 19. Jahrhundert
Die zunehmende Verwahrlosung der burgundischen Landschaft ist vom spätantiken Autun aus zu beobachten. Arnold Esch stellt fest: „Der Weg durch das Niemandsland zwischen Antike und dem Mittelalter wird an den letzten Römer und ersten Franken auf der Römerstraße in der Tallandschaft der Cure zu verfolgen sein.“ In das Licht geschriebener Geschichte tritt auch diese Region Galliens mit der Eroberung durch Caesar. Hier konzentrieren sich seine Feldzüge und Siege, vom ersten Sieg bei Bibracte 58 v. Chr. über die Helvetier bis zu letzten Sieg 52 v. Chr. über Vercingetorix.
Das ist ein beredtes Zeichen dafür, dass das Keltentum hier eine spezielle Dichte und einen besonderen Organisationsgrad hatte. Darum musste es von Caesar hier überwunden werden. Jenes Bibracte war das politische und kultische Zentrum der Haeduer. Eine keltische Siedlung, deren Umwallung und Tore noch schwach im Gelände erkennbar sind. Seine Kultstätten wurden später vom Hl. Martin rabiat zerstört. Aber vielleicht lebten sie in einem Quellenkult weiter, der noch im 19. Jahrhundert beobachtet und beschrieben wurde.
Autun beerbte Bibracte
Die Umwohner legten Eier, Käse und andere Votivgaben an den Quellen nieder, stillende Mütter wuschen ihre Brust. Daneben, gleichfalls noch im 19. Jahrhundert lebendig, ein alter, an so entlegener Stelle auffallender Markt. Hier oben auf dem Mont-Beuvray hat Caesar, er sagt es selber, nach dem endgültigen Sieg über die Gallier bei Alesia den Winter 52/511 v. Chr. zugebracht. Und hier oben hat er, so meint die Forschung, damals seinen „Gallischen Krieg“ niedergeschrieben.
Der Zentralort der Haeduer, dieses Bibracte, wurde bald, schon unter Augustus, vom Mont-Beuvray in die Ebene herunterverlegt. Dies war ein typisch römischer Vorgang, wichtige Plätze nach der Eroberung aus ihrer Höhenlage herunterzuholen. Sie fassten sie in Gestalt und Recht einer römischen Stadt und schlossen sie an das römische Verkehrsnetz an. Hier ist es Autun, das Bibracte ablöste und beerbte: eine regelmäßig angelegte Stadt mit sechs Kilometer langer Stadtmauer, mehr als 50 Türmen und ansehnlichen Stadttoren, von denen heute noch zwei erhalten sind, Porte St-André und Porte d`Arroux. Quelle: „Von Rom bis an die Ränder der Welt“ von Arnold Esch
Von Hans Klumbies