Ein erfolgreicher Weg wird meistens nicht mehr verlassen

Es ist eine der Paradoxien des Erfolgs, dass die Dinge, die Menschen dahin gebracht haben, wo sie jetzt sind, nur selten auch die sind, die sie in der eroberten Erfolgsposition halten. Anja Förster und Peter Kreuz erklären, warum das so ist: „Dahinter steckt die duale Natur des Erfolgs: Erfolg erntet man, aber nur, wenn man ihn gesät hat. Wir sind erfolgreich, wenn wir einen Markt erschlossen haben. Wenn wir in unserem Job wissen, wie der Hase läuft. Wenn wir produktiv, professionell, strukturiert und effizient sind.“ Dann hat man einen sogenannten Lauf. Der Weg dorthin verläuft aber von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Aber ist der Weg einmal erfolgreich, wird er meistens nicht mehr verlassen. Anja Förster und Peter Kreuz gehören zu einer neuen Generation von Vordenkern für Wirtschaft und Management.

Warum Menschen in die Erfolgsfalle tappen

Doch genau darin liegt für Anja Förster und Peter Kreuz die große Gefahr. Nämlich in der Annahme, dass die Garanten des Erfolgs von heute auch die der Zukunft sein werden. Sobald die Menschen denken, dass sie den Weg in die Zukunft wüssten, weil er ohnehin nur die Fortsetzung ihres bisherigen Weges ist, werden sie früher oder später in einer Sackgasse landen. Die „Erfolgsfalle“ schnappt zu. Der Misserfolg, der dann spürbar wird, ist aber schon viel früher entstanden. James March, emeritierter Professor an der Stanford University, nennt dies den „Struggle between Exploration und Exploitation“.

Exploitation betreiben Menschen, wenn sie bestehende Rezepte des Erfolgs ausschöpfen. Sie fahren sozusagen die Ernte auf dem bestellten Acker ein. Exploration dagegen bedeutet, ein neues Feld zu bestellen und neue Quellen für Wachstum zu erschließen. Dabei sind Neugierde, unerschrockene Fragen, Kreativität und Mut die treibenden Kräfte. Man stellt sich also die Frage: „Wie können wir etwas tun, was so noch nie gemacht wurde?“ Es geht allerdings nicht darum, entweder das eine oder das andere zu tun, sondern beides in einem ausgewogenen Verhältnis!

Die Menschen müssen immer Suchende bleiben

Kein plattes Entweder-oder, sondern ein intelligentes Sowohl-als-auch ist angesagt. Und genau darin liegt die Herausforderung. Anja Förster und Peter Kreuz erläutern: „Denn Exploration erfordert von uns die Bereitschaft, die Vergangenheit loszulassen. Aber immer dann, wen wir emotional eng mit der Vergangenheit verbunden sind, fällt es uns schwer, uns anders zu verhalten. Und das kann dazu führen, dass wir uns an etwas klammern, bis es zu spät ist.“ Deshalb ist es so schwierig, Exploration und Exploitation zu vereinen – das gilt sowohl für Unternehmen als auch im privaten Bereich.

Aber Anja Förster und Peter Kreuz sind davon überzeugt, dass langfristig nur diejenigen erfolgreich sind, die beides schaffen: „Diejenigen also, die bereits in hochprofitablen Zeiten ihre Erfolgsrezepte hinterfragen. Die schon neue Märkte entwickeln, während die alten gerade brummen. Die die Zukunft prüfen und erforschen, während es in der Gegenwart gerade so richtig gut läuft. Die Platz für Neues schaffen, obwohl der Platz für das Gegenwärtige bestens genutzt werden könnte.“ Es gibt keine perfekten Antworten auf eine Welt im Umbruch. Die Menschen müssen daher immer Suchende bleiben. Quelle: „Macht, was ihr liebt!“ von Anja Förster und Peter Kreuz

Von Hans Klumbies