Der Gleichgültige ist noch schlimmer als der Täter

Das neue Buch von Andreas Salcher „Ich habe es nicht gewusst“ ist ein Buch über Nähe und Distanz sowie über das Mitgefühl. Es ist aber kein Buch über Weltverbesserung, sondern über Selbstverbesserung. Andreas Salcher schreibt: „Die positiven Beispiele werden zeigen, dass wir nicht immer die Möglichkeit haben, die großen Dinge in der Welt zu ändern, aber sehr wohl die Macht, die kleinen zu korrigieren.“ Der Autor hat bei seinen Recherchen erkannt, dass die Welt genug Probleme hat und wenn sie etwas definitiv nicht benötigt, dann ist das menschliche Resignation. Noch hat die Gleichgültigkeit laut Andreas Salcher das Mitgefühl nicht ausgelöscht, noch hat die Gier die Moral nicht endgültig besiegt, noch hat der Klimawandel die Erde nicht vernichtet. Um zu verhindern, dass diese Szenarien Wirklichkeit werden, gibt es für jeden Menschen genug zu tun.

Jeder Einzelne kann gegen das System etwas ausrichten

Gegen die Torheiten dieser Welt kann der Mensch auf dreierlei Weise reagieren. Er kann resignieren, zum Zyniker werden oder seine Macht erkennen. Bei der dritten Option geht es darum, ob sich ein Mensch für sein Umfeld interessiert und im Rahmen seiner Möglichkeiten verantwortlich handelt. Andreas Salcher hält die Behauptung, dass der Einzelne gegen das System sowieso nichts ausrichten kann, für grundfalsch. Andreas Salcher erklärt: „Wenn wir immer wieder besseren Wissens das Falsche tun, dann erkrankt irgendwann unsere Seele. Gar nichts zu tun ist fast immer das Falsche. Jeder auch noch so kleine Versuch, eine Chance zu ergreifen, kann zum riesigen Erlebnis werden.“

Andreas Salcher führt seine Leser in drei großen Abschnitten von der „Ohnmacht“, über die „Macht“ bis hin zum „Mut“. Im Kapitel „Können wir noch etwas retten? Verweist der Autor darauf, dass zwar kein Mensch allein den Klimawandel stoppen, aber jeder seine Stimme erheben und sein persönliches Verhalten ändern kann. Der erste Schritt liegt dabei immer im Wahrnehmen der eigenen Möglichkeiten.

Bei der Rettung der Erde dürfen die Menschen keine Zeit mehr verlieren

Laut Andreas Salcher gilt es in der Gegenwart der Moderne einen sehr sichtbaren Feind zu bekämpfen. Der Autor erklärt, um wen es sich dabei handelt: „Das ist die Gleichgültigkeit. Der Gleichgültige ist noch schlimmer als der Täter. Es gibt nicht nur Sünden, die durch schlechte Taten entstehen, sondern auch solche der Nachlässigkeit und der Untätigkeit.“ Denn erst die große Anzahl der Gleichgültigen verhilft dem Täter zu seiner Legitimation. Der Kampf gegen die Gleichgültigkeit beginnt gemäß Andreas Salcher für jeden Menschen mit der Schärfung der Sinne für die Dinge, die um ihn herum passieren.

Andreas Salcher erklärt im letzten Kapitel seines Buches „Ich habe es nicht gewusst“, dass die Menschen definitiv keine Zeit mehr verschwenden dürfen, wenn sie die Erde den nächsten Generationen in einem noch halbwegs passablen Zustand hinterlassen wollen. Er schreibt: „Wenn wir den Planenten noch weitere zwanzig Jahre lang quälen, schlägt er irgendwann zurück. Die Hinweise sind deutlich. Niemand weiß genau, wann die kritischen Punkte erreicht werden, an denen die Systeme unumkehrbar kippen. Es bezweifelt aber kein ernsthafter Wissenschaftler, dass es diese gibt und dass wir uns in einem Wettlauf mit der Zeit befinden.“

Ich habe es nicht gewusst

Andreas Salcher

Verlag: Ecowin

Gebundene Ausgabe: 275 Seiten, Auflage: 2012

ISBN: 978-3-7110-0021-7,  22,90 Euro

Von Hans Klumbies

 

1 Gedanke zu „Der Gleichgültige ist noch schlimmer als der Täter“

  1. Erschreckende Tatsachen – nicht länger die Augen verschließen und Verbündete suchen!!!

    Schon der Cover mit dem kleinen Mädchen und einem Spiegel, der einem sein Selbst vor Augen führt, macht einem klar, dass man nicht mehr länger wegschauen kann. WIR sind für das Elend, den Raub der Resourcen auf unserem Planeten und vieles mehr selbst verantwortlich!

    So wie der Autor richtig schreibt: ‚“Was hast DU getan?“ genau das wird meine Tochter oder mein Enkelkind mich einmal fragen………….und was antworte ich dann?

    Jetzt kann ich vielleicht doch noch einiges ändern.
    Andreas Salcher vergleicht in seinem Buch die Welt mit unserem Körper. Das ist für mich Argument genug. Würden wir mit unserem Körper genauso unachtsam umgehen und Raubbau betreiben?

    Besonders im Gedächtnis bleiben mir seine vielen Erfahrungen und Beispiele, die er durch Interviews und Reiseerlebnisse gemacht hat. Wie oft könnte man Zivilcourage zeigen und tut es dann doch nicht. Ich werde nun nicht mehr an ein paar wenigen Demonstranten vorbeigehen und sie belächeln, ohne in Wirklichkeit zu wissen, wofür sie eintreten. Denn genau diese Menschen versuchen auf Missstände aufmerksam zu machen und nehmen ihre bescheidenen Möglichkeiten wahr, um ganz einfach etwas zu bewegen und dadurch vielleicht doch die Welt zu ändern. Selbst die vielen, bisher jedoch vergeblichen Versuche meines Mannes oder auch von guten Freunden haben nicht das bewirkt, was Andreas Salcher mit diesem Buch bei mir gelungen ist – zumindest ab und zu ein besserer und verantwortungsvollerer Mensch zu werden.

    Ich freue mich über dieses äußerst lesenswerte Buch, das ich gerne öfter in die Hand nehme, das meine Augen immer wieder öffnet und bei mir immer wieder einen kleinen Schritt zur Selbstverbesserung bewirkt

    Fazit:
    Aufrüttelnd, augenöffnend , bewirkt in mehreren Bereichen ein Umdenken, lässt uns Veranwortung übernehmen und einen Schritt zur Selbsverbesserung machen .

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