Johannes Gutenberg erfand den Buchdruck

Mönche, Feudalherren und Gelehrte waren die Ersten, die mit Schriften umgehen konnten und diese Kompetenz auch gesellschaftlich nutzten. Der Klerus entschied in der Folge, wer die Bibel lesen durfte. Allan Guggenbühl fügt hinzu: „Er beanspruchte für sich die Monopolstellung über kirchliches Wissen. In den Klöstern und Domschulen konnte man sich die Zugangskompetenzen aneignen.“ Mönche, die lesen und schreiben konnten, wurde geachtet. Dank der Verwendung on Latein konnte man sich zudem gegenüber den Bauern und Handwerkern abgrenzen. Man musste diese Fremdsprache erlernen, wenn man ein „Wissender“ werden und dem Stand der Gelehrten angehören wollte. Im späteren Rom verstanden sich die römischen Senatoren als Bewahrer des Wissens und der Weisheiten der griechischen Kultur. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

In den Feudalgesellschaften war das Wissen von den Herrschenden abhängig

Es ging darum, die Taten, Sitten und Werte der Vorfahren durch Gespräche und Vorträge in Erinnerung zu halten. Nicht genehme Ideen wurden mit Edikten versehen, sozial geächtet. In den Feudalherrschaften war die Bedeutung des Wissens von der Haltung der Herrschenden abhängig. In manchen Gegenden der Welt wurde Wissen zu einem Instrument der Herrschaft und ein Auswahlkriterium für Staatsbeamte. Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes Gutenberg (1395 -1468) im 15. Jahrhundert wurden Bücher für breite Schichten der Bevölkerung zugängig.

Die Weitergabe von Wissen war nicht nur mehr einer auserwählten Schicht vorbehalten und von speziellen Zeremonien abhängig, sondern jedem möglich, der sich die entsprechenden Kompetenzen aneignete. Die Aneignung von Wissen wurde zu einer alltäglichen Handlung. Weisheiten konnte man sich nun unabhängig vom sozialen Kontext widmen. Es brauchte nur Lesekompetenzen und das entsprechende Buch, das man in privaten Gemächern, einer Bibliothek oder im Freien studieren konnte.

Während des 13. und 14. Jahrhunderts wurden Universitäten gegründet

Die Wissensgesellschaft führte zu einer Privatisierung des Wissens. Die Klugheit verlor ihre schillernde, hermetische Qualität, sie wurde eingefangen und in Büchern konserviert. Im Rahmen dieser Entwicklung entstanden Institutionen, die sich der Pflege und Erforschung der Weisheit widmeten. Von nun an waren es nicht mehr allein die Kirche und Aristokraten, die bestimmten, was weitergegeben wird, sondern auch Gelehrte. Während des 13. und 14. Jahrhunderts wurden Universitäten gegründet, Institutionen, die für das Wissen zuständig waren.

Sie sammelten und formalisierten das Wissen jedoch nicht nur, sondern entwickelten darüber hinaus Methoden, wie man sich mit ihm auseinandersetzt. An den frühen Universitäten distanzierte man sich von der bloßen Weitergabe von Lehren und Dogmen. In der Scholastik ging es um die Klärung wissenschaftlicher Fragen mittels theoretischer Erwägungen. Die Neugier und die Suche nach der Wahrheit waren wichtig. Um zu neuen Erkenntnissen und Auslegungen zu kommen, wurden die Argumente für und gegen eine Behauptung oder Aussage formuliert. Anschließend wurde entschieden, was richtiger war. Quelle: „Die vergessene Klugheit“ von Allan Guggenbühl

Von Hans Klumbies