Alexander Emmerich untersucht die Geburt von Amerika

Nach der Entdeckung Amerikas verlagerte sich das Interesse der Europäer vom Mittelmeer in den Atlantikraum. Die Niederlande, Frankreich, Spanien und Portugal konzentrierten ihre Politik auf den amerikanischen Kontinent und begannen mit seiner Eroberung und Kolonisation. Hinzu kam Großbritannien, das laut Alexander Emmerich durch seine natürliche Lage im Atlantik in den Mittelpunkt des Geschehens rückte und sich zur Weltmacht entwickelte. Alexander Emmerich fügt hinzu: „Doch die Eroberungspolitik der englischen Krone verlief in anderen Bahnen als die der übrigen europäischen Mächte, allen voran Spanien. Weder gründeten die Briten in Amerika Vizekönigreiche, noch wurden Eroberungskriege im Namen Englands geführt.“ Das Königshaus stellte lediglich Freibriefe für die Kolonisation der Neuen Welt durch private englische Handelsgesellschaften aus. Diese übernahmen die Risiken der Besiedlung im eigenen Interesse und auf eigene Kosten. Der Historiker Alexander Emmerich lehrt an der Universität Augsburg am Lehrstuhl für transatlantische Kulturgeschichte.

Mehr als 150 Jahre angeläschsische Besiedlung prägten den amerikanischen Charakter

Die dauerhafte angelsächsische Besiedlung Nordamerikas begann laut Alexander Emmerich im ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts mit dem erfolgreichen Siedlungsversuch einer englischen Handelsgesellschaft in Virginia im Jahr 1706. Dreizehn Jahre später danach segelten die sogenannten Pilgrim Fathers nach Nordamerika und wählten als neue Heimat Massachusetts. Die Gebiete dazwischen waren von Skandinaviern und Niederländern besiedelt worden. Alexander Emmerich weist darauf hin, dass die drei Siedlungsbereiche aus sehr unterschiedlichen Gründen gegründet worden waren.

Vor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung im Jahr 1776 lagen also insgesamt mehr als 150 Jahre angelsächsische Besiedlung des nordamerikanischen Kontinents. Alexander Emmerich erläutert: „Diese Zeit erwies sich als prägend für den späteren US-amerikanischen Charakter und die Nationalgeschichte der USA.“ Positive wie negative Erfahrungen mit der alten Heimat einerseits und mit den Ureinwohnern andererseits formten die Einwanderer zu einem neuen Typus Mensch, der seine Wurzeln zwar in Europa hatte, aber sich von dessen Fesseln befreien wollte.

Die ersten Siedler aus Deutschland gründeten in Amerika die Stadt Germantown

Im Gegensatz zur wirtschaftlich motivierten Kolonisierung des südlichen Nordamerikas, standen bei der Besiedlung von Neuengland religiöse Motive im Vordergrund. Allein in den 1640er Jahren machten sich rund 20.000 Puritaner auf die Reise über den Atlantik. Die Neuankömmlinge zeichneten sich durch Frömmigkeit, Fleiß und großen Bildungseifer aus. Im Unterschied zu den Pilgervätern streben sie nach wirtschaftlichem Erfolg, in dem sie ein Zeichen der Auserwähltheit und göttlichen Gnade sahen.

Im Jahr 1681 erhielt der Quäker William Penn das Gebiet zwischen New York und Maryland als Lehen. Ein Jahr später gab er dieser neuen Kolonie den Namen Pennsylvania und gründete zugleich die Stadt Philadelphia. Alexander Emmerich fügt hinzu: „Zusätzlich zu den pazifistischen Quäkern siedelten sich dort ab 1683 auch dreizehn Familien aus dem Raum Krefeld an und gründeten Germantown, heute ein Stadtteil von Philadelphia. Germantown blieb zunächst auf Jahrzehnte das Zentrum der deutschen Einwanderung, bevor New York zum Einwanderungshafen aufstieg und die Deutschen sich mehrheitlich im mittleren Westen, vor allem in Wisconsin, niederließen.“

Von Hans Klumbies