Albert Wenger fordert in seinem Buch „Die Welt nach den Kapital“ ein bedingungsloses Grundeinkommen. Dabei handelt es sich um die ökonomische Freiheit, die Menschen von ihren existenziellen Zwängen befreit. Nur so können sie frei über ihre Aufmerksamkeit verfügen und diese in Freundschaften und Familie, in die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen sowie in die Schaffung von Innovationen investieren. Die Informationsfreiheit gewährleistet einen ungehinderten Zugang zu Wissen und damit dessen Weiterentwicklung. Sie erfordert ein Recht auf programmatische Interaktion mit Informationssystemen. Die psychologische Freiheit befähigt Menschen, in einer von Informationsüberflutung und algorithmischer Manipulation geprägten Welt rational zu denken und zu handeln. Diese drei Freiheiten verstärken sich gegenseitig. Und sie ermöglichen ein Wissenszeitalter, in dem nicht mehr das Kapital, sondern Aufmerksamkeit die wichtigste Ressource darstellt. Albert Wenger ist ein weltweit beachteter Investor.
Künstliche Intelligenz und die Klimakrise verändern die Welt nachhaltig
Zwei große Faktoren tragen dazu bei, die Welt nachhaltig zu verändern: künstliche Intelligenz (KI) und die Klimakrise. Beide Phänomene werden von Albert Wenger in „Die Welt nach dem Kapital“ ausführlich behandelt. Im Bereich der KI hat eine Vergrößerung der Modelle weitreichende neue Fähigkeiten freigesetzt, wodurch die Systeme den Menschen inzwischen bei einer Vielzahl von Aufgaben übertreffen. In punkto Klimakreise war 2024 nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes das in Deutschland wärmste Jahr seit dem flächendeckenden Messbeginn im Jahr 1881.
Albert Wenger behauptet, dass wir vor einem ebenso tiefgreifenden Übergang steht wie dem, der die Menschheit vom Agrarzeitalter ins Industriezeitalter geführt hat. Der gegenwärtige Wandel wurde durch das Aufkommen digitaler Technologien angestoßen, und deshalb ist es entscheidend, dass wir das Wesen dieser Technologie verstehen und erkennen, inwiefern sie sich von allem Vorausgegangenen unterscheidet. Albert Wenger fügt hinzu: „Ebenso wichtig ist ein genauer Blick auf die philosophischen Grundlagen dessen, was wir erreichen wollen – immerhin liegt es in unserer Hand, was auf das Industriezeitalter folgen wird.“
Die Mängel der kapitalistische Marktwirtschaft lassen sich bewältigen
Das vorliegende Buch arbeitet als erstes auf die Erkenntnis hin, dass die Menschheit derzeit eine dritte Periode globaler, nicht linearer Veränderungen erlebt. Mit „Die Welt nach dem Kapital“ möchte Albert Wenger als zweites Ziel einen Ansatz entwickeln, der uns bei der Bewältigung der Grenzen und Mängel der kapitalistischen Marktwirtschaft hilft, um so einen möglichst reibungslosen Übergang vom Industriezeitalter – mit seiner Kapitalknappheit – zum Wissenszeitalter – mit seiner Aufmerksamkeitsknappheit – zu ermöglichen.
Albert Wenger schreibt: „Wir müssen an diesem Übergang zum Wissenszeitalter dringend handeln. Bei der Klimakrise haben wir schon viel zu lange gezögert, und es besteht die reale Gefahr, dass als Folge davon, unsere Gesellschaft in Gewalt versinken wird.“ Langfristig könnten entstehende Superintelligenzen zur Gefahr werden. Dies sind Risiken, mit denen sich umgehen lässt, wenn wir aufhören, uns an das Industriezeitalter zu klammern, und uns stattdessen auf das Wissenszeitalter einlassen.
Die Welt nach dem Kapital
Strategien für das Zeitalter knapper Aufmerksamkeit
Albert Wenger
Verlag: Piper
Gebundene Ausgabe: 286 Seiten, Auflage: 2025
ISBN: 978-3-492-07324-0, 24,00 Euro
Von Hans Klumbies