Die aktuelle Ausgabe des philosophischen Wirtschaftsmagazin Agora42 versammelt Gespräche aus den Bereichen Philosophie, Wirtschaft, Politik und Leben, welche die Macher der Zeitschrift in den vergangenen neun Jahren mit unterschiedlichen Persönlichkeiten geführt haben. Mit vielen Fragen im Gepäck sind sie seit dem Beginn der Krisenjahre auf Spurensuche, um zu verstehen, warum der Glaube an Fortschritt, Wohlstand und Demokratie zerbrach. Die ausgewählten Gespräche enthalten die Essenz dessen, was eine Gesellschaft im Umbruch umtreibt und zeigen die vielen Facetten des gesellschaftlichen Wandels. Michael Heise, Chefvolkswirt der Allianz SE, stellt fest: „Ich glaube aber auch, dass etwas Entscheidendes erkannt worden ist: Die übermächtige Doktrin, dass der Markt sich selbst reguliert, ist erst einmal ad acta gelegt worden.“ Für den investigativen Journalisten Günter Wallraff sollte die Arbeit kein Selbstzweck sein. Denn das endet im Arbeitszwang, in Arbeit um jeden Preis.
Ohne Freiheit ist keine gerechte Gesellschaft möglich
Die Politikerin Sahra Wagenknecht hat erkannt, dass ohne Freiheit keine gerechte Gesellschaft möglich ist. Freiheit bedeutet für sie, richtig verstanden, nicht nur die Freiheit von Überwachung, Gängelung etc., sondern auch die Freiheit zu Selbstbestimmung, die Freiheit also, die Gesellschaft nach den eigenen Vorstellungen einzurichten. Gerade deshalb ist Sahra Wagenknecht davon überzeugt, dass es ohne Gerechtigkeit auch keine Freiheit gibt. Darüber hinaus setzt Freiheit voraus, dass man sozial abgesichert ist.
Der Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Robert Habeck sagt, dass die meisten Menschen heute freier als je zuvor sind. Doch dabei handelt es sich um eine trügerische Freiheit. Wo einen Menschen früher äußere Umstände eingeschränkt haben, kommt die Unfreiheit heute eher von innen: „Man könnte auch sagen, je mehr Möglichkeiten offenstehen, desto größer der Druck, sie auch zu ergreifen.“ Das setzt allerdings voraus, erst einmal in der Lage zu sein, Chancen überhaupt wahrnehmen zu können. Das bleibt ja leider nach wie vor vielen Menschen verwehrt.
Reinhold Messner ist in seinem Herzen Anarchist
Für den Philosophen Richard David Precht ist es das Schöne, dass die meisten Menschen heutzutage nicht mehr an einen objektiven Lebenssinn glauben. Das ist sehr befreiend. Er mag den Satz des britischen Autors und Cartoonisten Ashleigh Brilliant: „Es ist besser, das Leben hat keinen Sinn, als es hat einen Sinn, dem ich nicht zustimmen kann.“ Das heißt, jeder Mensch muss seinem Leben selbst einen Sinn geben. Laut Richard David Precht ist alles sinnvoll, was einem Menschen Erfüllung gibt.
Der weltberühmte Bergsteiger Reinhold Messner definiert Freiheit als die Möglichkeit, sich nach seinen Vorstellungen entfalten zu können. Aber nur in dem Maße, wie man dabei die Entfaltung der anderen nicht stört. Reinhold Messner gibt zu, in seinem Herzen ein Anarchist zu sein: „Keine Macht für niemand! Niemand soll mich von oben herab regieren, genauso wenig wie ich jemanden von oben herab dirigieren will.“ Das heißt natürlich auch: Wer einen solchen Freiraum hat, ist verantwortlich für sein Tun.
Agora42
Das philosophische Wirtschaftsmagazin
Ausgabe 01/2019
Preis: 9,80 Euro
Von Hans Klumbies