Die Tragödie entstand in Griechenland

Die Tragödie hat drei Bedingungen und fünf Bestandteile. Die drei Bedingungen teilt sie mit der Komödie, die fünf Bestandteile hingegen nicht. Die drei Bedingungen sind Theater, Werkt und Publikum. Ágnes Heller erläutert: „Das Theater ist eine Institution, meist auch ein Gebäude, das als Heim, als Ort der Aufführung eines Stücks für ein Publikum dient. Bekanntlich wurde die Tragödie in der Folge der dionysischen Feste in Griechenland geboren. Und dies, obwohl Dionysos dort ein Fremder war, ein fremdartiger, asiatischer Gott, auch wenn er vermutlich der Sohn von Zeus und Semele war. Ab 1977 lehrte Ágnes Heller als Professorin für Soziologie in Melbourne. 1986 wurde sie Nachfolgerin von Hannah Arendt auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York.

Römische Dramatiker schrieben innovative Komödien

Doch selbst wenn der Kult keine griechische Erfindung war, die Einführung eines Schauspielers war es. Zuerst fügte man erst ein, dann zwei, dann drei Schauspieler zum Chorgesang hinzu. Ein neues literarisches Genre war geboren. Amphitheater baute man zu dem Zweck, Dramen zu inszenieren. Im Zeitalter des Hellenismus entstanden überall dort, wo man Griechisch sprach, Tausende von Amphitheatern. Während die Theater wie Pilze aus dem Boden schossen, entstanden keine neuen bedeutenden Tragödien, nur die großen „Alten“ spielte man nach.

In der römischen Republik dienten die öffentlichen Plätze religiös-patriotischen Zwecken und man nutzte sie auch für Spiele. Doch das Theater war bis in die letzten beiden Jahrhunderte der Republik völlig unbekannt. Ágnes Heller weiß: „Die Tragödie kam mit der griechischen „Kultur“, mit dem ausländischen Geschmack, mit der wachsenden Pflege griechischer Sprache und Literatur.“ In der Kaiserzeit waren Aufführungen von Dramen populär. Die römischen Dramatiker schrieben innovative Komödien.

Ein Jahrtausendlang gab es überhaupt kein Theater

Plautus und Terenz etwa begründeten die Tradition des modernen komischen Dramas, aber sie trugen nicht zur Welt der Tragödien bei. Seneca versuchte es, ohne die Qualität der Großen zu erreichen. Ágnes Heller erwähnt, dass die arabischen Übersetzer der Werke des Aristoteles die Worte „Komödie“ und „Tragödie“ nicht verstanden, weil sie diese nicht kannten. Etwa ein Jahrtausendlang gab es überhaupt kein Theater. Es gab Theaterstücke und die Vorführung komischer Szenen auf dem Marktplatz.

Daneben existierten Aufführungen in der Öffentlichkeit, mit Gesang und Tanz, vor allem an Feiertagen. Ágnes Heller erklärt: „Die heilige Familiengeschichte wurde zu Weihnachten gespielt, die Passion Christi zu Ostern als Nachstellung biblischer Ereignisse.“ Im Karneval tauschte man die sozialen Rollen, die Fröhlichkeit erreichte ihren Höhepunkt. Es gab Puppentheater, doch man brachte keine literarischen Genres auf die Bühne. Nach rund tausend Jahren der Abstinenz tauchte das Drama in der Zeit der Renaissance wieder auf. Quelle: „Vom Ende der Geschichte“ von Ágnes Heller

Von Hans Klumbies

2 Gedanken zu „Die Tragödie entstand in Griechenland“

  1. Unglaublich! Die Vielfalt der Themen, mit denen sich der belesene Journalist befasst.
    Alles besten zusammengefasst
    Gratuliere

Schreibe einen Kommentar