Das neue Philosophie Magazin 03/2025 erforscht in seinem Titelthema das mächtige Gefühl der Angst. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler schreibt: „Wer sich ängstigt, merkt, wie die Optionen schwinden. Handlungsmacht geht in Ohnmacht über. Viele Menschen werden ohne realen Anlass von extremer Angst übermannt.“ In Deutschland sind circa 10 bis 14 Prozent von einer Angststörung betroffen. In der existenziellen Philosophie indes hat die Angst eine andere Funktion. Sie ist keine Enge, sondern ein Schwindel, der einen Menschen angesichts seiner Freiheit erfasst. Existenziell ist der Mensch, weil nur er selbst seinem Dasein eine Sinn geben kann. Nichts und niemand kann ihm diese Last abnehmen. Wie große eine Bedrohung auch sein mag: Jeder Mensch hat immer die Freiheit, seine Angst zu überwinden, sich nicht durch sie bestimmen zu lassen. Das neue Philosophie Magazin zeigt daher Wege auf, Angst in Freiheit zu verwandeln.
Heutzutage ist die Aufmerksamkeit ein knappes Gut
Für den Psychiater und Philosophen Thomas Fuchs wäre ein angstfreies Leben ein gleichgültiges Leben. Was können Menschen tun, um der Ohnmacht anders – und besser – zu begegnen? Thomas Fuchs sagt: „Gut ist alles, was uns hilft, ins Handeln zu kommen. Es braucht die Erfahrung, etwas bewegen zu können, gemeinsam mit anderen, wie es zum Beispiel bei Fridays for Future der Fall war. Und sei es auch nur in einem beschränkten Umfeld – etwas tun zu können, Selbstwirksamkeit zu erfahren, halte ich für das beste Mittel gegen die existenzielle Ohnmacht. Wir sind der Angst nicht ausgeliefert.“
Bernhard Pörksen ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Für ihn ist Zuhören ein anderes Wort für „durchlässig“ sein gegenüber der Welt. Bernhard Pörksen schreibt in seinem neuen Buch „Zuhören“, dass die Zunahme an Stimmen, dank digitaler Medien und Social-Media-Plattformen, nicht zu mehr Zuhören führt. Das Verhältnis von Senden und Empfangen, von Reden und Zuhören verschiebt sich. Wenn es früher schwer war, öffentlich zu sprechen, dann ist es heute schwer, überhaupt noch irgendwie durchzudringen. War einst Information ein begrenztes Gut, so ist heue Aufmerksamkeit knapp.
Der Narzissmus zählt für Erich Fromm zu den größten Gefahren
Die Rubrik „Klassiker“ handelt diesmal von Erich Fromm und dem Narzissmus. Der Psychoanalytiker, der vor 125 Jahren geboren wurde, interessierte sich unter anderem für die Frage, wie Gesellschaft das Verhalten von Menschen prägt. Erich Fromm sieht im individuellen und Gruppennarzismus eine der größten Gefahren nicht nur für die Demokratie, sondern auch für die eine Welt. Jeder Narzissmus versucht das Eigene zu idealisieren, verliert das Interesse am anderen und bekämpft das Fremde. Erich Fromms Antwort ist ein Humanismus, der auf die kognitiven, emotionalen, imaginativen und sozialen Eigenkräfte des Menschen setzt.
Das Buch des Monats stammt von Dieter Thomä und trägt den Titel „Post-. Nachruf auf eine Vorsilbe“. Menschen postulieren zwar immer wieder neue Zeiten, können oder wollen sich dabei aber von den alten nicht lösen. Der Rückblick lähmt allerdings den Aufbruch ins Neue. Dieter Thomä dagegen hält ein wohltuendes Plädoyer für – nein, nicht für die viel beschworene Disruption, sondern für ein mutiges Überschreiten der Schwelle zu Neuem, für „Schwellenlust“.
Von Hans Klumbies