Noch Jahrzehnte nach seinem frühen Tod war Rudolph Valentinos Name ein Symbol für die schwüle und exotische Leidenschaft, und er blieb ein erotisches Rätsel, an dem sich seine Nachfolger unweigerlich messen lassen mussten. Heute wird sein Einfluss, den er auf das Publikum seiner Zeit hatte, leicht unterschätzt, da seine Schauspielkunst dem Stummfilm entsprach und auf den heutigen Betrachter leicht lächerlich wirken kann. Die gewaltige Anziehungskraft des Schauspielers Rudolph Valentino bestand in seiner einzigartigen Fähigkeit, spannungsgeladene Erotik mit einer unterschwelligen Höflichkeit gegenüber den Frauen zu vereinen.
Rudolph Valentino verfügte über eine enorme sexuelle Anziehungskraft
Rudolph Valentino verführte zwar wohlerzogene jungen Damen auf unnachahmliche Weise, verließ sie aber anschließend nicht, sondern lebte mit ihnen glücklich bis der Tod sie schied. Am deutlichsten war der schwärmerische, erotische Eskapismus in seiner Rolle des Scheichs Ahmed Ben Hassan in dem Film „Der Scheich“ zu spüren.
In dem romantischen Drama spielte den weiblichen Gegenpart Agnes Ayre als Lady Diana. Rudolph Valentino wirbt um die Lady, halb bekleidet mit Tränen in den Augen und mit Nasenflügeln, die vor Erregung weit gebläht sind. Diese Rolle zeigte Rudolph Valentino in seiner Doppelnatur auf der einen Seite als Raubtier, das eine enorme sexuelle Anziehungskraft verströmte und auf der anderen Seite als edlen Beschützer der Frauen.
Der Film „Der Scheich“ macht Rudolph Valentino zum Superstar
Rudolph Valentino war mit 18 Jahren allein nach Amerika gekommen und musste in Hollywood eine lange Durststrecke durchstehen, bis er entdeckt wurde. Er spielte in vielen unbedeutenden Filmen den romantischen Schurken. Sein Durchbruch als Schauspieler gelang ihm 1921 mit dem Film „Die vier apokalyptischen Reiter“, in dem er die Rolle des Julio spielte, eines Taugenichts, dem man nicht böse sein konnte und der im Ersten Weltkrieg zu sich findet.
Durch den Film „Der Scheich“ eroberte sich Valentino eine weibliche Fangemeinde, wie es nach ihm keinem Filmstar mehr gelungen ist. Weitere Kassenschlager, in den Valentino die Hauptrolle spielte, waren die Filme „Blood and Sand“, „The Eagle“ und „The Son of the Sheik“.
Sein früher Tod machte Rudolph Vanentino zum Mythos
In seinem Privatleben hatte Rudolph Valentino weniger Glück. Seine erste Ehe mit Jean Acker dauerte nur einen Tag. Seine zweite Frau Natasha Rambova unterdrückte ihn gnadenlos. Heterosexuelle Männer verachteten ihn deswegen und in der Presse wurde er als „rosa Puderquaste“ verspottet. Ob Rudolph Valentino latent homosexuell war oder ein Vorläufer androgyner Typen wie David Bowie oder Boy George war, hätte wohl nur er selbst beantworten können.
Rudolph Valentin starb auf dem Höhepunkt seiner schauspielerischen Karriere im Alter von nur 31 Jahren am 23. August 1926 in New York an einer Bauchfellentzündung. Zu seiner Beerdigung erschienen tausende vor Gram gebeugter Frauen und machten noch seine Beerdigung zu einem legendären, extravaganten Ereignis. Sein früher tragischer Tod trug nicht unwesentlich zur Mythenbildung bei, die sich bald um seine Person zu ranken begann.
Von Hans Klumbies