Zum Tode des Wirtschaftsnobelpreisträgers James M. Buchanan

Der berühmte amerikanische Ökonom James M. Buchanan ist am 9. Januar 2013 im Alter von 93 Jahren gestorben. Er zählt zu den bedeutendsten Wirtschaftswissenschaftlern des 20. Jahrhunderts. Nur wenigen Ökonomen gelingt es ganze Forschungsrichtungen ins Leben zu rufen – James M. Buchanan war einer von ihnen. Im Jahr 1986 erhielt er den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. Geboren wurde die spätere ökonomische Koryphäe am 3. Oktober 1919 in Murfreesboro, Tennessee. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs studierte James M. Buchanan an der University of Chicago. Hier dominierte Milton Friedmans Monetarismus die Wirtschaftswissenschaft, eine Strömung der Ökonomie, die mit der Ordnungspolitik Walter Euckens verwandt war. In Chicago besuchte James M. Buchanan eine Vorlesung von Frank Knight, von der er so beeindruckt war, dass er sich vom flammenden Sozialisten in kurzer Zeit zum überzeugten liberalen Marktwissenschaftler verwandelte.

In der Tauschperspektive rückt das Kriterium der Zustimmungsfähigkeit in den Mittelpunkt

Die wissenschaftliche Karriere von James M. Buchanan wurde auch wesentlich durch die Dissertation von Knut Wicksell beeinflusst, in der sich der Autor mit dem Einfluss politischer Entscheidungsmechanismen auf die öffentlichen Finanzen befasste. James M. Buchanan entwickelte ein finanzwissenschaftliches Paradigma des Tauschs von Leistung und Gegenleistung. Die Bürger erhalten öffentliche Leistungen, wofür sie den Preis über die Steuern, die sie zahlen, entrichten. Demnach besteht laut James M. Buchanan ein impliziter Vertrag zwischen dem Staat und seinen Bürgern.

In der Tauschperspektive wird die Frage der Effizienz nicht durch ein Versagen des Marktes bestimmt. Vielmehr rückt das Kriterium der Zustimmungsfähigkeit in den Mittelpunkt. Das heißt, die Bürger sollten bestimmten Maßnahmen der Wirtschafts- und Finanzpolitik zustimmen können. James M. Buchanan überprüfte auch die real existierende Staatstätigkeit auf ihre Effizienz und stellte dabei die Funktionsweise politischer Entscheidungsmechanismen in den Mittelpunkt seiner Forschung.

Regeln sollen die Orientierung der Politik an den Bürgerinteressen sicherstellen

Den politischen Prozess reduziert James M. Buchanan dabei nicht auf den Wahlakt, sondern weitet ihn auf die Interaktionen der an ihm beteiligten Akteursgruppen aus. Dazu zählt er neben den Wählern und Politikern die öffentliche Verwaltung, die Interessengruppen und die Judikative. Jede am politischen Prozess beteiligte Gruppe sieht sich verschiedenen Anreizen gegenüber. Auch die politischen Entscheidungsträger folgen diesen Anreizen und verfolgen somit nicht notwendigerweise das Gemeinwohl.

James M. Buchanan veröffentlichte im Jahr 1962 zusammen mit Gordon Tullock das grundlegende Werk „The Calculus of Consent“. Er war der Auslöser zur Entstehung einer neuen Forschungsrichtung, nämlich der ökonomischen Theorie der Politik oder Public Choice. James M. Buchanan und Gordon Tullock wenden sich von der Vorstellung ab, Politiker seien am Gemeinwohl orientiert. Neben das in der traditionellen ökonomischen Analyse dominierende Marktversagen tritt die Option des Staatsversagens. James M. Buchanan empfiehlt deshalb Regeln zu entwerfen, die eine Orientierung der Politik an den Bürgerinteressen sicherstellt.

Von Hans Klumbies