Zeitgenössische Philosophie in Europa und den USA

Die Herausgeber Nida-Rümelin und Elif Özmen stellen in ihrem Buch „Philosophie der Gegenwart“ 113 Philosophen, über die gegenwärtig viel diskutiert wird, in Einzelportraits vor. Die Auswahl konzentriert sich auf die zeitgenössische Philosophie in Europa und den USA. Jeder Artikel enthält eine Kurzbiografie und eine kompakte Darstellung des philosophischen Werks. Außerdem eine Bibliografie mit den wichtigsten Schriften des jeweiligen Philosophen. Eine Einführung der Herausgeber benennt übergreifende Problemstellungen und erklärt die wichtigsten Traditionslinien der zeitgenössischen Philosophie.


Die moderne Philosophie soll praktische Orientierung liefern

Julian Nida-Rümelin ist seit 2004 Ordinarius für Politische Theorie und Philosophie an der LMU München. Elif Özmen ist seit 2004 wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Politische Theorie und Philosophie an der LMU München. In die überarbeite 3. Auflage haben die Herausgeber nur Philosophen neu aufgenommen, deren Hauptwerke erstmals nach 1970 veröffentlicht wurden. Die beiden längsten Beiträge des Buchs sind zwei Denkern gewidmet, die die Philosophie der Gegenwart besonders stark beeinflusst haben: Martin Heidegger und Ludwig Wittgenstein.

Im Vorwort kommen die beiden Autoren Nida-Rümelin und Tania Eden zu dem Schluss, dass die Philosophie der Gegenwart kein einigendes Selbstverständnis entwickelt hat. Sie weisen aber darauf hin, dass die Philosophie für die Zukunft der Menschheit eine bedeutsamere Rolle spielen wird als die Lösung technischer Probleme, wobei die Philosophie praktische Orientierung liefern soll.

Die aktuelle Philosophie schlägt interdisziplinäre Brücken

Nida-Rümelin und Tania Eden vertreten die Ansicht, dass die aktuelle Philosophie von den beiden großen Strömungen der phänomenologisch beziehungsweise analytisch orientierten Philosophie geprägt ist. Daneben spielen aber auch andere Strömungen eine bedeutende Rolle. Das gelte nicht nur für den französischen Strukturalismus, sondern auch für die Transzendentalphilosophie und den Neoaristotelismus.

Die beiden Autoren sind davon überzeugt, dass die zeitgenössische Philosophie auch zu interdisziplinären Brückenschlägen beiträgt. Beispiele seien die Verbindungen von Evolutionsbiologie und Spieltheorie, von empirischer Institutionenforschung und der Logik kollektiver Entscheidungen sowie von Entwicklungspsychologie und Soziologie. Die Philosophie der Gegenwart befinde sich in einer Phase des Austausches und der Vielfalt, sie sei offener, in ihren Begründungsansprüchen bescheidener und zugleich selbstbewusster geworden.

Philosophische Einzelportaits:

Zu den in Einzelportraits vorgestellten Philosophen zählen Roland Barthes, Jean Baudrillard, Hans Blumenberg, Jacques Derrida, Michel Foucault, Hans-Georg Gadamer, André Glucksmann, Jürgen Habermas, Hans Jonas, Thomas S. Kuhn, Claude Lévi-Strauss, Niklas Luhmann, Hilary Putnam, John Rawls und Carl Friedrich von Weizäcker, um nur die wichtigsten zu nennen. Das Buch ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk für jeden Leser, der mehr über die zeitgenössische Philosophie in Europa und den USA erfahren möchte. Es bleibt fast keine Frage offen.


Philosophie der Gegenwart
in Einzeldarstellungen
Nida-Rümelin/Özmen (Hg.)
Verlag: Kröner
Gebundene Ausgabe: 733 Seiten, Auflage 3: 2007
ISBN: 978-3-520-42303-0, 25,00 Euro

Von Hans Klumbies