Die Kriminalromane von Wolf Haas verkaufen sich millionenfach

Wolf Haas zählt zu den Menschen, die sich vornehmen, alt zu werden und sich langsam von der Welt ganz gemütlich zu verabschieden. Begraben möchte er unbedingt in einem Einzelgrab sein und lieber in einem Sarg als in einer Urne. Dabei fällt ihm eine Geschichte von Josef Hader ein, der in den Filmen den Simon Brenner spielt: „Er sagt, er fürchtet sich nicht davor, tot zu sein, nur davor, dass es da unten so kalt ist. Ihn steht’s, dass die nicht tiefer graben, wo es schon wieder warm wird.“ Auf seinem Grabstein wünscht sich Wolf Haas folgenden Spruch, den Alfred Hitchcock einmal vorgeschlagen hat: „Das passiert mit kleinen Jungs, wenn sie böse sind.“ Wolf Haas zählt zu den erfolgreichsten deutschsprachigen Autoren von Kriminalromanen. Seine Bücher um den Ermittler Simon Brenner verkaufen sich millionenfach. Vier sind verfilmt worden.

Durch das Schreckliche erzeugt Wolf Haas in seinen Krimis die Spannung

Obwohl in den Büchern von Wolf Haas humorvoll gestorben wird, hat er keineswegs die Absicht sich über den Tod lustig zu machen. In wenigen Tagen erscheint sein neuer Krimi „Brennerova“, in dem zwei Menschen die Hände abgehackt werden. Fast passiert im Krankenhaus eine Verwechslung, nämlich dass die Ärzte die Hände an die falschen Körper nähen. Wolf Haas sagt dazu: „Daran hat mir gefallen, dass es ein Kommentar zum Thema Schrift war. Nur an den tätowierten Schriftzeichen wird der Irrtum erkannt.“

Wolf Haas nutzt das Schreckliche in seinen Romanen, um Spannung zu erzeugen. Es ist nicht so, dass er sich hinsetzt und sagt: „Jetzt brauche ich nur noch einen originellen Todesfall. Es ist fast immer so, dass ich ein Problem lösen muss.“ Im Krimi „Komm, süßer Tod“ gibt es einen Rettungsfahrer mit Namen „Groß“. In der Urversion hat er bis zum Schluss gelebt. Aber da fiel Wolf Haas dieser Dialog ein: „Der Tod ist groß.“ – „Der Groß ist tot.“ Er fand das so lustig, dass er den gesamten Roman umstrukturiert hat, nur damit er den Rettungsfahrer sterben lassen konnte.

Mit Humor bewahrt sich Wolf Haas Distanz zu seinen Figuren

Dass er Friedhöfe mag, hat Wolf Haas bisher noch in keinem Interview erwähnt, weil er immer Angst vor einer Psychologisierung hatte. Aber der Schriftsteller ist direkt gegenüber eines Friedhofs aufgewachsen. Wolf Haas finden vor allem Dorffriedhöfe schön, da dort die Witwen die Gräber pflegen und den Toten Blumen bringen. Der Autor fügt hinzu: „In vielen Dörfern gibt es am Friedhof mehr Leben als auf dem Dorfplatz.“ Seine erste Erfahrung mit dem Tod hatte er im Alter zwischen vier und fünf, als seine Nachbarin von einem Auto überfahren worden ist.

In einem seiner Liebesromane ist Wolf Haas ein einziges Mal persönlich geworden, als er über den Tod seines Vaters geschrieben hat. Das ist seine schönste Schreiberinnerung. Humor ist für Wolf Haas beim Schreiben ein Trick, um Distanz zu wahren. Schon bei der ersten Passage des Buchs hat er gemerkt, dass er etwas schafft, was ihm vorher noch niemals gelungen war: dass ihm etwas wirklich nahe geht beim Schreiben. Dass er Kontrolle abgibt. Wolf Haas ergänzt: „Es war, als würde ich mir eine warmes Bad einlassen. Ja es war schön. Liebevoll.“ Quelle: Süddeutsche Zeitung Magazin

Von Hans Klumbies