Das Ende einer Liebe hat viel mit Hoffnungslosigkeit zu tun

Psychologen ergründen, ob es möglich ist, eine Liebe im Guten zu beenden oder ob ein Rosenkrieg unumgänglich ist. Das Ende einer Liebe hat einen geradezu brutalen Charakter. Mindestens einer sagt: Ich kann nicht mehr mit dir leben, du genügst nicht mehr meinen Ansprüchen. Das Ende einer Liebe hat auch viel mit Hoffnungslosigkeit zu tun denn es bedeutet das Aus von allem, das einmal das Wertvollste im Leben war. Selbst die Stärksten fühlen sich wie ein Häufchen Elend. Sie weinen, rasen und fluchen. Fast nichts kann einen Menschen so zertrümmern wie das Ende einer Liebe. Psychologen wissen, dass eine Trennung einen Menschen so erschüttern kann wie der Tod eines Angehörigen. Alles fällt auseinander. Sie stellt alles in Frage, das eigene Ich und die persönliche Zukunft.

Stalking kann Leben zerstören

Manche Menschen werden nach einer Trennung gewalttätig. Allein im Jahr 2016 wurden 455 Menschen, in der Mehrzahl Frauen, ermordet oder totgeschlagen. Rund 50 Prozent wurden von ihrem Ehepartner umgebracht. Manchen stellen ihrer verflossenen Liebe nach, da sie nicht loslassen können. Fast 8.000 Menschen wurden im vergangenen Jahr von ihrem Ex verfolgt. Justizminister Heiko Maas verschärfte deshalb den sogenannten Stalking-Paragrafen. Heiko Maas betont: „Stalking kann Leben zerstören.“

Die amerikanische Paartherapeutin Katherine Woodward Thomas bestätigt, dass sich Menschen nach dem Aus ihrer Liebe oftmals bis an den Rand des Nervenzusammenbruchs daran abarbeiten. Allein im Jahr 2015 trennten sich in Deutschland 163.355 Ehepaare. Dazu kommen wahrscheinlich Zehntausende, die nicht geheiratet haben. Muss das immer so sein? In einer großen deutschen Paarstudie stellten Psychologen fest: Wer sich trennt und wer nicht, kann man durchaus vorhersehen. Es gibt sie einfach: die Passungenauigkeiten, die Missverständnisse, die einer langen Beziehung im Wege stehen.

Paare gehen im Durchschnitt sechs Jahre zu spät zur Beratung

Seit mehr als 15 Jahren berät der Paarberater Christian Thiel in Berlin Paare. Auf die Frage, wie es aussieht, wenn ein Paar sich trennt, antwortet Christian Thiel: „Wahrhaft schrecklich. Ich bin jedes Mal froh, wenn kein Blut fließt. Das Paar ist zu diesem Zeitpunkt schon ziemlich lange nicht mehr füreinander da. Es wird nur noch kritisiert und sich beschimpft. Keiner traut dem anderen über den Weg.“ Für eine erfolgreiche Beratung kommen die Paare seiner Meinung nach im Durchschnitt sechs Jahre zu spät.

Meist reagieren die Partner erst, wenn sie sich schon gründlich verhakt haben. Christian Thiel erläutert: „Die Männer geben sich in den Beziehungen häufig mit deutlich weniger als die Frauen zufrieden. Für sie ist die Welt lange in Ordnung. Gleichzeitig machen sie den Fehler, sich aus allem, was eine Partnerschaft ausmacht, zurückzuziehen.“ Die Frauen dagegen würden unhöflich, pampig und verletzend. Sie kritisieren nur noch. So schaukelt sich alles hoch. Eine Partnerschaft wird automatisch schlechter, wenn man sich nicht darum kümmert. Quelle: Der Spiegel

Von Hans Klumbies