Der Industrielle und Erfinder Werner von Siemens

Ernst Werner Siemens wurde am 13. Dezember 1816 in Lenthe bei Hannover geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums wollte Werner Siemens eigentlich Ingenieur werden, doch seine Eltern konnten ein Studium an der Berliner Bauakademie nicht bezahlen. Deshalb meldete sich Werner Siemens freiwillig zum preußischen Militärdienst und nahm eine technisch-naturwissenschaftliche Laufbahn über die Ausbildung beim Militär in Angriff. Schon im Herbst 1835 wurde er zur Vereinigten Ingenieur- und Artillerieschule abkommandiert.

Werner Siemens erfindet den Telegraphen

1840 wurde Werner Siemens nach Wittenberg versetzt und lernte dort die Arbeiten von Professor Jacobi über Galvanoplastik kennen. Daraufhin entwickelte er ein Verfahren, mit dem er einen neusilbernen Teelöffel in einen Löffel von schönsten, reinsten Goldglanz verwandelte. 1842 wurde sein Verfahren von der Technischen Deputation in Berlin patentiert. Der Erfolg seiner Methode brachte Werner Siemens so viel Geld ein, dass er seine Eltern finanziell entlasten und sich nach deren Tod um seine Geschwister kümmern konnte.

Von 1842 an lebte Werner Siemens ständig in Berlin. Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm versuchte er nun immer wieder neue technische Ideen zu verwirklichen. Es gibt kaum ein Gebiet der Technik, in dem die Brüder nicht experimentierten. In Berlin hatte Werner Siemens auch die sich gerade entwickelnde Telegraphie kennen gelernt und entwickelte daraufhin, zusammen mit dem Universitätsmechaniker Johann Georg Halske, eigenen Lösungen. Im Juli 1846 berichtete er seinem Bruder, der sich in England aufhielt, von seinem eigenen Telegraphen. Er war davon überzeugt, die Konkurrenz mit seiner Erfindung auszustechen.

Das Unternehmen entwickelt sich zu einer Weltfirma

Werner Siemens war von der Zukunft der Telegraphie felsenfest überzeugt und glaubte auf diesem Gebiet hohe Gewinne erzielen zu können. Deshalb gründete er 1847 zusammen mit J.G. Halske die „Telegraphenbauanstalt Siemens & Halske“. Schon ein Jahr später erhielt das junge Unternehmen den Auftrag, eine Telegraphenleitung von Berlin nach Frankfurt am Main zu bauen. Am 28. März 1849 wurde über die neue Leitung die Nachricht übermittelt, dass der preußische König von der Versammlung in der Paulskirche zum deutschen Erbkaiser gewählt worden war.

Noch im selben Jahr erhielten Werner Siemens und Halske den Auftrag, alle größeren Städte Norddeutschlands über ein Telegraphennetz zu verbinden. Im Juni 1849 nahm Werner Siemens seinen Abschied vom Militär, um sich ganz seiner neuen Aufgabe als Industrieller zu widmen. Als es zum Bruch mit seinen preußischen Auftraggebern kam, verlagerte Werner Siemens seine Geschäftsaktivitäten immer mehr ins Ausland. 1852 erhielt er die ersten Aufträge aus Russland. Den Bau der ersten großen Überlandleitung von Finnland nach Odessa übertrug Werner Siemens seinem Bruder Carl.

Werner Siemens entdeckt das dynamoelekrische Prinzip

Schon 1855 gründete Werner Siemens eine Tochtergesellschaft in Russland, da seine Ostgeschäfte sich prächtig entwickelten. Doch nur die Welt mit Telegraphenleitungen zu überziehen, war Werner Siemens nicht genug. 1856 hatte er einen Doppel-T-Anker entwickelt, der magnetelektrische Ströme erzeugte. Im Herbst des folgenden Jahres verwendete er den im drehenden Anker erzeugten Strom als Erregerstrom für die Feldmagneten.

Mit dieser Erfindung  konnte Werner Siemens elektrische Ströme von unbegrenzter Stärke auf billige und bequeme Weise überall da erzeugen, wo Arbeitskraft disponibel ist. Zuerst wurde er Strom vor allem für die Beleuchtung benutzt, doch Werner Siemens sah die eigentliche Bedeutung des Stroms in der Kraftübertragung. 1866 entdecke der Strompionier das dynamoelektrische Prinzip und konstruierte daraufhin eine Dynamomaschine.

Der Ingenieur wird Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften

Auf der großen Berliner Gewerbeausstellung von 1879 stellte Werner Siemens seine erste elektrisch betrieben Lokomotive vor. Der Industrielle und Erfinder Werner Siemens wurde als erster Ingenieur Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften. 1888 erhob ihn dann Kaiser Friedrich sogar in den Adelsstand. Am 6. Dezember 1892 starb Werner von Siemens in Berlin.

Kurz vor seinem Tod erhielt er noch die ersten Exemplare seiner „Lebenserinnerungen“. Er schrieb darin: „Mein Leben war schön, weil es wesentlich erfolgreiche Mühe und nützliche Arbeit war, und wenn ich schließlich der Trauer darüber Ausdruck gebe, dass es seinem Ende entgegen geht, so bewegt mich der Schmerz, dass ich von meine Lieben scheiden muss und dass es mir nicht vergönnt ist, an der vollen Entwicklung des naturwissenschaftlichen Zeitalters erfolgreich weiter zu arbeiten.“

Von Hans Klumbies