Die Bundesbürger sollten viel weniger Fleisch essen

Deutschland ist ein Land der Fleischesser. Im vergangenen Jahr konsumierten die Bundesbürger laut Verbraucherministerium 87 Kilogramm Fleisch pro Kopf und Jahr. Andere Quellen gehen zwar von einem etwas niedrigeren Fleischkonsum aus, aber es ist unbestritten, dass der Fleischkonsum in Deutschland seit dem Jahr 1950 enorm gestiegen ist. Willi Kampmann vom Deutschen Bauernverband, der an der Fleischeslust der Deutschen nichts Anrüchiges finden kann, erklärt: „Grundsätzlich ist Fleisch ein hochwertiges Nahrungsmittel und gehört zu einer ausgewogenen, gesunden Ernährung.“ Eine ganz andere Meinung vertritt dagegen der Ernährungsökologe Dr. Karl von Koerber, Leiter der Arbeitsgruppe Nachhaltige Ernährung an der TU München: „Wir essen in den reichen Ländern schlichtweg zuviel Fleisch und benutzen dafür zu viele Flächen für die Futtermittelproduktion.“ Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen FAO schätzt, dass bis zu 50 Prozent der weltweiten Getreideernte an Tiere verfüttert werden.

Jedes Jahr gibt es weltweit fünf Millionen Hungertote

Um ein Kilogramm Fleisch zu produzieren, braucht eine Kuh zehn Kilogramm Futter, ein Schwein fünf und ein Huhn 2,5 Kilogramm. Dies ist eine gigantische Verschwendung, angesichts von rund fünf Millionen Menschen, die jedes Jahr weltweit an Hunger sterben. Wenn dieses Fleisch dann noch besonders billig in den Industrieländern verkauft wird, bleibt die Gerechtigkeit völlig auf der Strecke. Obwohl Deutschland rund 90 Prozent seiner Futtermittel selbst herstellt, muss es zusätzlich Eiweißfuttermittel importieren.

Das Eiweißfutter aus dem Ausland wird vor allem in der Schweine- und Geflügelmast verfüttert. Bei den Einfuhren handelt es sich in den meisten Fällen um Soja, dass zum Beispiel aus Argentinien und Brasilien importiert wird. Der WWF bezeichnet diesen Umstand als virtuelle Landnahme. Bei einer eigenen Nutzfläche von etwa 17 Millionen Hektar beansprucht Deutschland noch einmal sieben Millionen, also 40 Prozent mehr, außerhalb der EU. Völlig unverantwortlich wird der Fleischkonsum der Deutschen, wenn für diese Fläche wertvoller Regenwald abgeholzt wurde.

Immer mehr Deutsche wenden sich inzwischen vom Fleischkonsum ab

Die Deutsche Gesellschaft für Ernähung (DGE) empfiehlt den Bundesbürgern nur 300 bis 600 Gramm Fleisch pro Woche zu essen. Das reicht, um den menschlichen Bedarf an Eiweiß, Eisen und Vitamin B12 zu decken. Mehr Fleisch zu konsumieren, ist sogar ungesund. Dennoch verspeisen die Deutschen momentan die doppelte Menge, die von der DGE für risikolos eingeschätzt wird. Den größten Bedarf an eiweißhaltigen Futtermitteln haben allerdings nicht die europäischen, sondern die asiatischen Staaten.

Die Nachfrage nach Fleisch nimmt vor allem in den Schwellenländern enorm zu. Allein China hat seinen pro Kopfverbrauch von 1980 bis zum Jahr 2010 um 35 Kilogramm gesteigert. Dr. Karl von Koerber warnt: „Wenn die Milliarden in den Schwellenländern unsere heutigen Ernährungsgewohnheiten übernehmen, dann würde das sehr problematisch für Klima und Welternährung.“ Immer mehr Deutsche wenden sich inzwischen vom Fleisch ab. Schon zwölf Prozent der Bundesbürger über 18 Jahre sind sogenannte Flexitarier, essen also möglichst wenig Fleisch, verzichten aber nicht ganz darauf.

Von Hans Klumbies