Die Ursprünge der Philosophie liegen im antiken Griechenland

Der griechische Begriff der Philosophie der Antike, definiert als Liebe zur Weisheit oder Freude am Wissen, ist wesentlich umfassender, als der moderne Philosophiebegriff. Er bleibt immer eng verbunden mit den Naturwissenschaften und nimmt mit diesen um 600 vor Christus ihren Anfang in den Küstenstädten Kleinasiens, die für ihre Weltoffenheit bekannt waren. Das Viele aus Einem zu erklären, bleibt ein Grundzug der ionischen Philosophie. Thales nimmt zum Beispiel das Wasser als Ursprungselement an, Anaximenes die verdünnte oder verdichtete Luft, Anaximander das chaotisch Grenzenlose, ápeiron genannt, das sich in Festes und Flüssiges, Heißes und Kaltes ordnet. Alle diese Philosophen waren auch bedeutende Naturwissenschaftler und leisteten wesentliche Forschungsarbeit auf den Gebieten der Astronomie, der Geographie und der Mathematik. Im klaren Gegensatz dazu steht die aus der Mystik hervorgegangene elitäre Geheimwissenschaft, die Pythagoras aus Samos im unteritalienischen Kroton in der 2. Hälfte des 6. Jahrhunderts vor Christus entwickelt.  

Parmenides macht zwischen Denken und Sein keinen Unterschied

Die Entdeckung des mathematischen Aufbaus musikalischer Harmonien führte Pythagoras aus Samos zu der Annahme, dass auch der Aufbau der Welt und des Kosmos eine mathematisch fassbare Struktur habe. Heraklit versucht um 500 vor Christus in Ephesos Anaximanders Gegensätze mit der Harmonienlehre des Pythagoras zu vereinen. Dabei lässt er alles unter der Regie des Weltsinnes, des Lógos, fließen. Diese stillstandslose Umwandlung Parmenides aus Elea in Unteritalien, der zur gleichen Zeit wie Heraklit lebt, jedoch für undenkbar und folglich nicht real.

Denken und Sein ist für Parmenides dasselbe, deshalb gibt es für ihn also nur Seiendes, nicht aber Werdendes oder Gewordenes, weil das nicht gedacht werden kann. Der Sizilianer Empedokles versuchte um 450 vor Christus das Seiende der eleatischen These zu vervierfachen. Für ihn sind Erde, Wasser, Feuer und Luft ungeworden und unvergänglich, also seiend. Der Weltgang ist seiner Meinung nach einfach ein ewiges Mischen und Entmischen dieser Elemente, wobei Anziehung und Abstoßung wie Liebe und Hass als Antrieb wirken.

Für die Sophisten gibt es überhaupt keine absoluten Wahrheiten

Amaxagoras aus Klazomenai in Kleinasien vermutete um 500 vor Christus, dass sich die Gebilde der Natur nicht nur aus vier, sondern aus unzähligen, verschiedenartigen, unveränderlichen, unendlich kleinen Bestandteilen zusammensetzen, die vom Nous, dem Geist, zur Ordnung angehalten werden. Eine Generation später, auf diesen Grundlagen aufbauend, entwickelten die Atomisten Leukippos und sein Schüler Demokritos aus Abdera in Thrakien die Theorie der kleinsten, nicht weiter teilbaren Materieteilchen, der Atome.

Unterdessen traten in Athen die Sophisten in Erscheinung, die aus den Verlegenheiten der Naturphilosophie folgerten, dass es überhaupt keine absoluten Wahrheiten gebe, sondern nur menschliche. Sie lehrten schrankenlosen Egoismus, Skepsis oder Resignation. Zu den bedeutendsten Sophisten zählt Protagoras aus Abdera, der behauptete, der Mensch sei das Maß aller Dinge. Ein Gegenspieler der Sophisten war Sokrates, der von 469 bis 399 vor Christus lebte. Mit seinem „Ich weiß, dass ich nichts weiß“, versuchte er der elitären Spekulation auf einen Ausgangpunkt entgegenzutreten.

Von Hans Klumbies