Unwetter lassen sich nicht langfristig vorhersagen

Unwetterereignisse lassen sich grundsätzlich nur wenige Stunden im Voraus vorhersehen. Das liegt schlicht in der Natur der Dinge, da die Vorgänge in Gewitterwolken und Wetterfronten chaotisch sind. Rund sechs Stunden im Voraus lässt sich absehen, dass mit einem heftigen Gewitter zu rechnen ist. Und diese Warnungen werden über die bekannten Infokanäle auch verbreitet. Bestimmte Schäden ließen sich auch nicht vermeiden, wenn die Warnung zwölf oder 24 Stunden im Voraus möglich wäre. Dann würden am Ende doch die gleichen großen Wassermassen durch einen Ort rauschen, Autos und Geröll mit sich reißen und Keller überfluten. Allenfalls hätten Hausbesitzer mehr Zeit, die Möbel in gefährdeten Räumlichkeiten in höhere, wassersichere Stockwerke zu tragen. Doch weil jede Wetterprognose noch mit einer Unsicherheit verbunden ist, wird in der Praxis kaum jemand von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.

Gewitter kündigen sich durch große und dunkle Wolken an

Dass sich das Wetter im Allgemeinen und Unwetter im Besonderen immer nur mit gewisser Wahrscheinlichkeit für Zeit und Ort vorhersehen lassen, ist eine Konsequenz der überaus komplizierten Prozesse in der Erdatmosphäre. Trotz immer besserer mathematischer Modelle und des Einsatzes von Superrechnern lassen sich Wetterlagen nur ungefähr für eine Woche vorhersehen. Auch die Entstehung von Extremwetterlagen lässt sich nur grob sieben Tage im Voraus erkennen. Nur lässt sich eben nicht eine Woche im Voraus mitteilen, welcher Ort genau zu welcher Uhrzeit von einem Gewitter betroffen sein wird.

Das ist auch wenige Stunden vor dem Ereignis nicht möglich. Wenn es ein Muster von vielen Gewitterzellen gibt, kann man nicht wissen, ob es diesen oder den 30 Kilometer entfernten Nachbarort treffen wir. Im Zweifel sollte man in gefährdeten Regionen vorsichtig sein und das Auto schon einmal an einem sicheren Ort abstellen, die Kellerfenster abdichten und keine Wanderung entlang eines Bachbetts machen. Auch ansonsten ist der gesunde Menschenverstand gefragt. Gewitter kündigen sich auch für Laien erkennbar durch große, dunkle Wolken an.

In einer Gewitterwolke gibt es starke Aufwinde

Heftige Gewitter bauen sich in Deutschland in aller Regel – eine Ausnahme sin die Alpen – über mehrere Tage hinweg bei sogenanntem schwülen Wetter auf. Warme, feuchte Luftmassen steigen nach oben und werden an der sogenannten Tropopause gestoppt. Das ist eine Grenzschicht der Atmosphäre, die sich in Mitteleuropa in einer Höhe zwischen acht und zwölf Kilometern befindet. Das Tiefdruckgebiet „Elvira“ verharrte tagelang nahezu regungslos über Deutschland, und so hatte die feuchte und warme Luft viel Zeit, aus den unteren Schichten der Atmosphäre nach oben zu steigen.

In der Gewitterwolke gibt es starke Aufwinde, deren konkrete Stärke sich schlecht vorausberechnen lässt. Diese Aufwinde führen dazu, dass kondensiertes Wasser und kleine Eispartikel immer wieder nach oben geweht werden, sich erneut abkühlen, dadurch zu größeren Tropfen wachsen. Dann sind sie so schwer, dass sie erneut fallen, wieder vom Aufwind hochgetragen werden, und so weiter. Dieser Prozess wiederholt sich so lange, bis die Tropfen und Körper so schwer geworden sind, dass sie nicht mehr von den Aufwinden getragen werden können. Und dann bricht das Unwetter los. Quelle: Welt Kompakt

Von Hans Klumbies