Untreue findet statt und zwar ausgiebig

Untreue und ob Menschen auf Monogamie oder Polygamie gepolt sind, ist eine große Frage, ein uralter Zwiespalt zwischen den Gesetzen der menschlichen Natur und Gesellschaftsnormen. Welche Seite man auch immer bei diesem Thema einnehmen möchte, eines ist sicher: Untreue findet statt und zwar ausgiebig. Deshalb spielt sie auch so eine bedeutende Rolle bei Scheidungen. Der Hirnforscher und Neurowissenschaftler Giovanni Frazzetto ergänzt: „Männer und Frauen haben Morde begangen als Vergeltung für Untreue und um den Ehepartner zu eliminieren, der sich widersetzt hat.“ Nach der grundlegenden darwinistischen Evolutionstheorie sind die Merkmale und Eigenschaften einer Spezies und eines Individuums sowohl körperlich als auch verhaltensbezogen vorteilhaft, wenn sie auch zum Fortpflanzungserfolg beitragen. Das heißt, wenn sie sich nicht störend auf die Generation des Nachwuchses auswirken, damit diese ebenfalls fähig ist, zu überleben und sich fortzupflanzen.

Der Geschlechtstrieb nimmt die Hälfte der Kräfte und Gedanken in Anspruch

In seinem kurzen Essay „Metaphysik der Geschlechtsliebe“ schreibt der Philosoph Arthur Schopenhauer: „Alle Verliebtheit, wie ätherisch sie sich auch gebärden mag, wurzelt allein im Geschlechtstriebe, ja, ist durch aus nur ein näher bestimmter, spezialisierter, wohl gar im strengsten Sinne individualisierter Geschlechtstrieb.“ Heterosexuelle Individuen stehen unbewusst unter einem enormen Druck, sich in Verhaltensweisen zu üben, die ihren Fortpflanzungserfolg fördern. Der Geschlechtstrieb nimmt die Hälfte der Kräfte und Gedanken des jüngeren Teiles der Menschheit fortwährend in Anspruch.

Beim Verfolgen dieses Triebs weisen die beiden Geschlechter unterschiedliche Herangehensweisen auf, was Untreue betrifft. Giovanni Frazzetto erläutert: „Bei einem Mann garantiert das „Herumhuren“ den Fortpflanzungserfolg, denn indem er mehrere Frauen schwängert, hat er die Möglichkeit, sein genetisches Material weit zu streuen.“ Je nach Situation haben Männer eventuell auch mehr Zeit als Frauen, um Sexualpartner zu finden, weil ihr elterliches Investment weniger zeitraubend ist.

Nur knapp 20 Prozent der Frauen stören sich an sexueller Untreue

Für eine Frau hingegen ist Fremdgehen weniger vorteilhaft, denn wenn sie erst einen Partner gefunden hat, der sie schwängern kann, gibt es keinen Druck mehr, einen anderen zu suchen, es sei denn, es besteht langfristig die Aussicht, einen wesentlich vorteilhafteren neuen Partner zu finden. Dementsprechend weisen Männer und Frauen auch unterschiedliche Arten von Eifersucht auf. Eine berühmte College-Studie kam zu folgendem Ergebnis: 60 Prozent der Männer, aber nur unter 20 Prozent der Frauen störten sich an sexueller Untreue.

Evolutionspsychologen erklären sich diese Ergebnisse mit dem Konzept der elterlichen Sicherheit. Solange die Ähnlichkeit nicht unbestreitbar oder die Tatsache durch einen Vaterschaftstest eindeutig geklärt ist, können sich Männer ihrer biologischen Vaterschaft nie sicher sein. Dies mache sie im Allgmeinen eher eifersüchtig auf die sexuelle Untreue einer Frau. Dagegen könnten Frauen eine sexuelle Affäre verzeihen, fürchteten sich aber eher davor, dass Emotionen im Spiel seien, weil Letzteres ihren Mann motivieren könnte, sie und ihren gemeinsamen Nachwuchs für eine neue Frau zu verlassen. Quelle: „Nähe“ von Giovanni Frazzetto

Von Hans Klumbies