Soziale Verbundenheit senkt das Sterblichkeitsrisiko

Der menschliche Körper ist keine dumpfe Biomaschine, die stets im selben Rhythmus stampft, sondern ein sensibles System, das auf alle psychischen und geistigen Einflüsse empfindlich reagiert. Das hat William Harvey, der Entdecker des Blutkreislaufs, schon 1628 erkannt: „Jede Gemütserregung, die entweder von Schmerz oder Lust, Hoffnung oder Furcht begleitet wird, ist die Ursache einer Erregung, deren Einfluss sich bis auf das Herz erstreckt.“ Die enge Verbindung von Geist, Gefühl und Körper zeigt sich nicht nur bei schmerzhaften Trennungen, sondern genauso im umgekehrten Fall. Ulrich Schnabel nennt ein Beispiel: „Kaum etwas ist der Gesundheit zuträglicher als das freundvolle Zusammensein mit anderen Menschen. Wer etwa frisch verliebt ist, fühlt sich in der Regel nicht nur emotional, sondern auch körperlich grandios.“ Ulrich Schnabel ist Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „Zeit“ und Autor mehrerer erfolgreicher Sachbücher.

Der positive Einfluss von Nähe ist enorm

Und auf lange Sicht sind es vor allem stabile Beziehungen und enge Freundschaften, die einem Menschen gut tun. Zahlreiche Studien gelangten zu dem Schluss, dass ein Gefühl enger sozialer Verbundenheit das Sterblichkeitsrisiko durchschnittlich um 50 Prozent senkt. Damit ist der positive Einfluss der Nähe deutlich größer als jener, der durch sportliche Aktivität oder das Einhalten eines gesunden Gewichts erreicht wird und entspricht etwa jenem Gesundheitseffekt, den ein starker Raucher erzielt, wenn er seine Nikotinsucht aufgibt.

Ulrich Schnabel fügt hinzu: „Insbesondere in schwierigen Lebenssituationen erweist sich der Rückhalt durch Partner, Angehörige oder Freunde als unschätzbar wertvoll.“ Was als „adäquate“ Unterstützung erfahren wird, kann dabei natürlich individuell stark variieren. Entscheidend ist aber das subjektive Gefühl: Wer sich selbst als sozial gut eingebunden erlebt, ist zum Beispiel weniger anfällig für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für bestimmte Krebsarten oder Infektionen. Und falls man doch krank wird, hat man deutlich bessere Heilungschancen, wenn man von Partnern oder engen Freunden versorgt wird.

Einsame Menschen leiden häufiger unter Krankheiten

Einsamkeit hingegen mach tim wahrsten Sinne des Wortes krank. Nicht nur, dass Singles ein deutlich höheres Herzinfarktrisiko haben als Menschen in einer Beziehung. Einsame Menschen leiden in der Regel auch häufiger unter Depressionen, Schlafstörungen, schnellerem Gehirnabbau, Kreislaufproblemen, Störungen des Immunsystems et cetera. Kein Wunder, dass sie insgesamt früher sterben als Menschen mit sozialem Rückhalt. Vor der Verbundenheit mit anderen Menschen steht allerdings die Auseinandersetzung – im täglichen Leben wie in der Wissenschaft.

Bücher über Gefühle gehen davon aus, dass der Mensch über sechs, manchmal sieben Universalemotionen verfügt, die überall auf der Welt gleich verstanden würden und die jeweils am Gesichtsausdruck erkannt werden können. Dies habe der Psychologe Paul Ekman zweifelsfrei nachgewiesen. Diese Überzeugung gehört mittlerweile zu den Grundpfeilern der Psychologie. Daraus wird unter anderem die These abgeleitet, dass man die wahren inneren Beweggründe eines Menschen anhand seiner Mimik entschlüsseln kann. Quelle: „Was kostet ein Lächeln?“ von Ulrich Schnabel

Von Hans Klumbies