Thomas Müntzer vertritt die Theologie der Revolution

Thomas Müntzer gehört in der historischen Literatur zu den am meisten umstrittenen Menschen. Erst die moderne Forschung hat ihn als einen der originellsten und einflussreichsten Denker entdeckt. Auf die Empfehlung des Reformators Martin Luthers, dessen leidenschaftlicher Anhänger er war, erhielt Thomas Müntzer einer Predigerstelle an der St. – Marienkirche in Zwickau. Nach Thomas Müntzer durfte sich die Reformation der Kirche nicht nur auf den religiösen Bereich beschränken, sondern sollte sich vielmehr auf die Gerechtigkeit in der Gesellschaft auswirken. Thomas Mützer ist nicht mit einer kirchlichen Reform zufrieden, wie sie Martin Luther vorschwebt.

Thomas Müntzer ist von einem tiefen Verlangen nach Gerechtigkeit beseelt

Er will nicht eine Rückbesinnung auf die Urform der Kirche, sondern einen kompletten Neubeginn, den Aufbruch in eine neue Kirchenzeit. Die Revolution in der Kirche kann seiner Meinung nach nur in den Menschen selbst beginnen, die die Kirchengemeinde bilden. Im Frühjahr 1523 tritt er eine neue Predigerstelle an der Johanneskirche in Allstedt an. Er ist, wie schon in seinem Prager Manifest zu erkennen ist, von einem tiefem Verlangen nach Gerechtigkeit beseelt. Er strebt auf gütlichem Weg ein Brüderbündnis zwischen Herren und Knechten an.

Kurz vor der Niederschlagung des thüringischen Bauernaufstands von 1525, ist er von der Versöhnung zwischen Herr und Knecht nicht mehr überzeugt, denn er schreibt aus Mühlhausen an seine Glaubensbrüder in Erfurt, dass das Volk selbst Träger der staatlichen Gewalt und damit Repräsentant der göttlichen Gerechtigkeit auf Erden werden soll. Aus dem 13. Kapitel des Römerbriefs leitet Thomas Müntzer das revolutionäre Widerstandsrecht des Volkes gegen die es knechtende Obrigkeit ab. Martin Luther lehnte diese Interpretation entschieden ab.

Thomas Müntzer stellt sich an die Spitze der aufständischen Bauern

Im Juni 1524 beginnt der Bauernkrieg in der Grafschaft Stühlingen im Südschwarzwald. Im Spätsommer hat er sich auf Mitteldeutschland ausgebreitet. Im Frühjahr 1525 erkennt Thomas Müntzer, dass die Fürsten, als Inhaber der politischen Gewalt, seine Reformpläne aufs äußerste verurteilten und Martin Luther in immer deutlicher Weise gegen die Bauern Partei ergreift. Er sieht keine andere Möglichkeit mehr, als von der Predigt auf der Kanzel zur revolutionären Aktion überzugehen, indem er sich an die Spitze der Aufständischen in Thüringen stellt.

Thomas Müntzer scheitert jedoch mit seinem Plan den Fürsten ganz Thüringen zu entreißen und damit ist auch die Volksreformation besiegt. Die Bauern blieben für weitere Jahrhunderte von gesellschaftlicher, politischer und religiöser Mitgestaltung ausgeschlossen. Nach einer blutigen Schlacht im Mai 1525 am Fuß des Kyffhäusers, bei der sich einige Fürstenheere und thüringische Bauernaufständische gegenüberstanden, geriet Thomas Müntzer in Gefangenschaft und wurde nach harter Folterung am 27. Mai vor Mühlhausen mit dem Schwert hingerichtet.

Von Hans Klumbies