Theodor W. Adornos Anmerkungen zum philosophischen Denken

Wer über das philosophische Denken sprechen möchte, muss sich auf einen Teilaspekt desselbigen beschränken, wenn man nicht ins Unverbindliche abgleiten möchte. Theodor W. Adorno beschränkt sich deshalb bei seinen Anmerkungen auf das, was er bei seinem eigenen Denken beobachtet zu haben glaubt. Laut Theodor W. Adorno ist philosophisches Denken dabei vom Gedachten, also vom Inhalt zu trennen. Zudem hält er es für eine Ironie des Schicksals, dass die Philosophie so leicht Wut beim common sense erregt, weil sie zu oft mit der Abstraktheit verwechselt wird, gegen die sie eigentlich aufbegehrt. Theodor W. Adorno, geboren am 11. September 1903 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. August 1969, lehrte in Frankfurt als ordentlicher Professor für Philosophie und Direktor des Instituts für Sozialforschung an der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

Für Immanuel Kant ist das Denken ein Teil der Sponaneität

Philosophisches Denken beginnt für Theodor W. Adorno erst ab demjenigen Zeitpunkt, sobald es sich nicht mit Erkenntnissen begnügt, die sich voraussehen lassen und bei denen nicht mehr herauskommt, als man als Wissen hineinsteckte. Theodor W. Adorno erklärt: „Der menschenwürdige Sinn des Computers wäre es, das Denken der Lebendigen so sehr zu entlasten, dass es Freiheit gewinnt zu dem nicht schon implizierten Wissen.“ Schon bei Immanuel Kant taucht der Begriff des Denkens unter dem Namen der Spontaneität auf.

Immanuel Kant setzte allerdings Denken nicht einfach mit bewusster Tätigkeit gleich. Theodor W. Adorno erläutert: „Die maßgeblichen, konstitutiven Leistungen des Denkens waren ihm nicht dasselbe wie Denkakte innerhalb der bereits konstituierten Welt. Ihr Vollzug ist dem Selbstbewusstsein kaum gegenwärtig.“ Denken ist für Immanuel Kant im konventionellen Sinn nur ein Aspekt von Spontaneität, lokalisiert eigentlich nur im Bereich des schon Bestehenden.

Der aktive Moment des Denkens ist die Konzentration

Wo das Denken wahrhaft produktiv ist, wo es Neues erzeugt, dort ist es immer auch ein Reagieren. Um fruchtbar zu sein, muss das Denken immer von seiner Sache her determiniert werden. Das ist laut Theodor W. Adorno seine Passivität. Das Denken muss sich einem Objekt anschmiegen, auch wenn es ein solches noch gar nicht hat, gar es zu erzeugen meint. Theodor W. Adorno ergänzt: „Denken erschöpft sich so wenig im psychologischen Vorgang wie in der zeitlos reinen, formalen Logik. Es ist eine Verhaltensweise, und ihr ist unabdingbar die Beziehung zu dem, wozu es sich verhält.“

Das aktive Moment des denkenden Verhaltens ist laut Theodor W. Adorno die Konzentration. Sie sträubt sich seiner Meinung nach gegen die Ablenkung von der Sache. Das philosophische Denken darf sich allerdings nicht auf eine Methode reduzieren und die Wahrheit ist nicht der Rest, der nach Ausmerzung des Subjekts zurückbleibt. Vielmehr muss es alle Innervation und Erfahrung in die Betrachtung der Sache hineinnehmen, um, dem Ideal nach, in ihr zu verschwinden.

Von Hans Klumbies