Terra Preta ist die fruchtbarste Erde der Welt

Der Agraringenieur Haiko Pieplow, der Terra Preta wiederentdeckt hat, ist von der Schwarzerde begeistert. Sie könne Abfälle in wertvolle Rohstoffe umwandeln und eine echte regionale Kreislaufwirtschaft in Gang setzen. Weltweit eingesetzt sei Terra Preta in der Lage, 20 Prozent des Kohlendioxids aus der Luft zu filtern und Böden dauerhaft fruchtbar zu machen. Durch Terra Preta könne auch der Ausstoß von Treibhausgasen deutlich verringert werden. Dank der überdurchschnittlichen Erträge, die durch den Einsatz der Schwarzerde erzielt werden können, sei es sogar möglich, den Hunger in Entwicklungsländern erfolgreiche zu bekämpfen.

Die Humustoilette wird zum Ehrensitz

Terra Preta do Indio, so lautet der portugiesische Name für die fruchtbarste Erde der Welt, die das Klima retten und den Hunger bekämpfen soll. Ursprünglich stammt die Schwarzerde aus dem Gebiet des Amazonas, wo sie von frühen Indiokulturen entwickelt wurde. Deutsche Wissenschaftler, unter ihnen Haiko Pieplow, haben in den vergangenen Jahren den Herstellungsprozess von Terra Preta experimentell wiederentdeckt.

Für Haiko Pieplow ist sogar der menschliche Kot ein Wertstoff. Aber um dazu zu werden, müsse er mindestens ein halbes Jahr richtig behandelt werden. Eines seiner Vorbilder ist der Künstler und Visionär Friedensreich Hundertwasser, den er gerne zitiert: „Natürlich ist es etwas Ungeheuerliches, wenn der Abfallkübel in den Mittelpunkt unserer Wohnung kommt und die Humustoilette auf dem schönsten Platz zum Ehrensitz wird. Das ist jedoch genau die Kehrtwendung, die unsere Gesellschaft, unsere Zivilisation jetzt nehmen muss, wenn sie überleben will.“

In den Mägen der Regenwürmer entsteht Terra Preta

Haiko Pieplow stellt allerdings klar: „Wer Terra Preta selbst produzieren will, kann das auch ohne Kotverwertung tun. Holzkohle, Küchen- und Gartenabfälle genügen völlig.“ Im Wirtschaftsraum des Bodenkundlers steht ein Plastikeimer mit Küchenabfällen, Holzkohle und einem Kotgemisch. Unangenehme Gerüche gibt es hier dennoch nicht. Laut Haiko Pieplow müssten die Abfälle nur luftdicht abgeschlossen und gepresst werden, damit die Milchsäurevergärung beginnen könne.

Den ganzen Vorgang nennt man Bokashi, das japanische Wort für Allerlei. Die für Bokashi benötigten Mikroorganismen könne man kaufen, aber im Prinzip seien sie auf Obst und Gemüse in ausreichender Menge vorhanden wie Haiko Pieplow erklärt. Auch die Holzkohle könne man entweder kaufen oder selbst herstellen. Nach einem halben Jahr landet das Bokashi-Gemisch in den Kompostbehältern im Garten. Der Agraringenieur erklärt: „Erst in den Mägen der Regenwürmer entsteht die Schwarzerde. In unserem Kompost gibt es ganze Wurmnester.“

Die Herstellung von Holzkohle und die Milchsäurevergärung seien uralte, in der ganzen Welt bekannte Verfahren. Haiko Pieplow sagt: „Das besondere an Terra Preta ist, dass sie beides zusammenbringt. Nur die Indios kannten dieses Geheimnis bisher.“ Der Bodenkundler hofft, dass es in der Zukunft viele Kleinhersteller von Terra Preta geben wird, um eine neue, weltweite Graswurzelrevolution zu entfachen.

Von Hans Klumbies

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