Die Neandertaler stammen vom Homo erectus ab

Als die Zeichnungen in der Pasiega-Höhle vor mehr als 64.000 Jahren entstanden, waren große Teile Europas vergletschert. Die Eiszeit steuerte auf neue Kälterekorde zu. Nordspanien war damals ein Land der Steppen und Wälder, wie man sie heute in Sibirien vorfindet. Ganz Nordeuropa und die Alpen waren unter Eisschilden verschwunden. Stefan Klein erzählt: „Wo die Gletscher nicht vorgedrungen waren, jagten Neandertaler Bisons und Mammuts. Sie hatten sich dem arktischen Klima angepasst, beherrschten die Kunst Feuer zu schlagen und nähten sich aus gegerbten Tierfellen Kleidung.“ Europa war schon seit unvorstellbaren Zeiten ihr Kontinent. Die Neandertaler stammten von Gruppen des Homo erectus ab, die vor mehr als einer halben Million Jahren aus Afrika ausgezogen waren. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

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Die Menschen sind auf die Gemeinschaft angewiesen

Die Menschen existieren von Anfang an nur in einer Gemeinschaft oder in Bezug auf sie, da sie evolutionär auf Zusammenarbeit angewiesen sind. Thomas Fischer erläutert: „Ihre Gemeinschaft funktioniert aber nicht wie ein Heringsschwarm, sondern beruht auf individuellem Ich-Bewusstsein und Empathie. Dies setzt ununterbrochenes Beobachten, Prüfen und Deuten der jeweils anderen voraus.“ Das direkte oder indirekte, unmittelbare oder vorgestellte Betrachten der anderen und das Überprüfen, welche Einstellungen, Gefühle und Forderungen diese gegenüber dem Beobachtenden haben, nehmen einen außerordentlich breiten Raum des spezifisch menschlichen Lebens ein. Erst in Lagen existenzieller Bedrohung – Hungersnot, Folter, Konzentrationslager – bricht das System empathischer Kommunikation zusammen. Das ist einer der Gründe, warum in der Ausbildung zum Krieg extrem hoher Wert auf eine formale Außenleitung (Gehorsam) und der Einübung von blinder Kameradschaft gelegt wird. Thomas Fischer war bis 2017 Vorsitzender des Zweiten Senats des Bundesgerichtshofs in Karlsruhe.

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Zum Ursprung der Sprache gibt es unterschiedliche Theorien

Die menschliche Sprache ist Mittel zum Ausdruck und zum Austausch. Durch sie wird Wissen festgehalten und Information fixiert. Holger Volland fügt hinzu: „Sprache wird vor allem durch komplexe Lautfolgen, aber auch mittels Mimik, Gestik oder Zeichen und Schriften umgesetzt. Diese Art der Kommunikation unterscheidet uns von allen anderen Tieren.“ Zum Ursprung der Sprache gibt es unterschiedliche Theorien, die bislang nicht alle vollständig widerlegt oder bewiesen werden konnten. Sicher ist aber: Die gesprochene Sprache besteht zunächst einmal aus Schallwellen, die man auch über weite Distanzen senden und empfangen kann. Deshalb spielen die Ohren für die Verwendung von Sprache eine zentrale Rolle. Der Informationswissenschaftler Holger Volland lehrte an der Hochschule Wismar Gestaltung und kuratierte große Ausstellungen der Gegenwartskunst in Argentinien und Deutschland.

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Der Mensch gibt sich durch die Verwendung von Zeichen Sinn und Orientierung

Laut Ernst Cassirer (1874 – 1945) ist der Mensch vor allem ein zeichenverwendendes und zeichenhervorbringendes Wesen – ein „animal symbolicum“. Wolfram Eilenberger ergänzt: „Er ist mit anderen Worten ein Wesen, das sich selbst und seiner Welt durch die Verwendung von Zeichen Sinn, Halt und Orientierung gibt. Das wichtigste Zeichensystem des Menschen ist dabei seine natürliche Muttersprache.“ Doch gibt es zahlreiche andere Zeichensysteme – in Ernst Cassirers Begrifflichkeit: „symbolische Formen“ –, etwa die des Mythos, der Kunst, der Mathematik oder der Musik. Diese Symbolisierungen, seien es sprachliche, bildliche, akustische oder gestische Zeichen, verstehen sich in der Regel nicht von selbst. Der fortlaufende Prozess, in dem Zeichen in die Welt gesetzt und durch andere Menschen interpretiert und verändert werden, ist der Prozess der menschlichen Kultur. Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, ist „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen.

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Immanuel Kant stellt die Frage: „Was ist der Mensch?“

Die Frage „Was ist der Mensch?“ bildete bereits das Leitmotiv der Philosophie Immanuel Kants. Sein gesamtes kritisches Denken geht dabei von einer ebenso einfach wie unabweisbaren Beobachtung aus: Der Mensch ist ein Wesen, das sich Fragen stellt, die er letztlich nicht beantworten kann. Wolfram Eilenberger fügt hinzu: „Diese Frage betreffen insbesondere die Existenz Gottes, das Rätsel der menschlichen Freiheit und die Unsterblichkeit der Seele. In einer ersten kritischen Bestimmung ist der Mensch also ein „metaphysisches“ Wesen.“ Doch was folgt daraus? Für Immanuel Kant eröffnen diese metaphysischen Rätsel, gerade weil sie sich nicht abschließend beantworten lassen, dem Menschen einen Horizont möglicher Vervollkommnung. Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, ist „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie im Schweizer Fernsehen.

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Wolfram Eilenberger beschreibt das wichtigste Jahrzehnt der deutschen Geistesgeschichte

Die Hauptfiguren in Wolfram Eilenbergers neuem Buch „Zeit der Zauberer“ sind die großen Denker Martin Heidegger, Ludwig Wittgenstein, Walter Benjamin und Ernst Cassirer. In den Lebenswegen und dem revolutionären Denken dieser vier Ausnahmephilosophen sieht der Autor den Ursprung der heutigen Welt begründet. Ludwig Wittgenstein ist der Verfasser des legendären Werks „Tractatus-logico-philosophicus“. Er beendet das Buch in dem festen Bewusstsein, sämtliche Probleme des Denkens „im Wesentlichen endgültig gelöst zu haben“. Martin Heidegger hatte im Frühjahr 1927 mit „Sein und Zeit“ sein Hauptwerk veröffentlicht, das binnen weniger Monate als neuer Meilenstein des Denkens anerkannt war. Ernst Cassirer veröffentlichte eine dreiteilige „Philosophie der symbolischen Formen“. Dieses Werk etablierte ihn als unbestrittenes Haupt des Neukantianismus und damit der führenden akademischen Strömung der deutschen Philosophie. Wolfram Eilenberger war langjähriger Chefredakteur des „Philosophie Magazins“, ist „Zeit“-Kolumnist und moderiert „Sternstunden der Philosophie“ im Schweizer Fernsehen.

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Die Philosophie kennt die Wege zum einfachen Leben

Im Titelthema beschäftigt sich das neue Philosophie Magazin 03/2018 mit der Frage warum das scheinbar einfache Leben so kompliziert ist, obwohl es sich so einfach anhört. Die meisten Menschen denken dabei an Gelassenheit, geistige Weite und an eine Existenz, die ihre Freiheit in der Beschränkung findet. Das einfache Leben verspricht Balance, Übersicht und einen Halt in einer Welt die immer unübersichtlicher zu werden scheint. Doch viele, die schon einmal versucht haben, ihr Dasein auf die einfachen Dinge des Lebens zu reduzieren, sind an den Realitäten des Alltags oder an sich selbst gescheitert. Die Philosophie kennt drei Wege zum einfachen Leben: Erstens führt nur die Übung einen Menschen zur Leichtigkeit. Das zweite Geheimnis einer erfüllten Existenz ist die Leere. Die dritte Voraussetzung ist die der Selbsterkenntnis.

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Zensur zielt auf die Kontrolle der Kommunikation ab

Zensur ist ein elementarer und in der Theorie noch nicht hinreichend präzise bestimmter Sachverhalt in der Geschichte der Kommunikation. Das 18. Jahrhundert war für die Ausbildung der Praktiken der Zensur und ihrer Erörterungen eine bedeutsame Epoche. Zensur erfordert bei ihrer Erforschung Interdisziplinarität und Transnationalität. Sie lässt sich kaum auf bestimmte Jahrhunderte beschränken und ist g, geprägt von der Fülle des zumeist ungedruckten, in Archiven überlieferten Materials und von der Vielzahl der Systemkomponenten. Der Gegenstand der Zensur ist äußerst komplex. Der Begriff „Zensur“ wird auf der einen Seite angebunden an rechtliche Verfahren und Institutionen, also an das jeweilige Rechtssystem; auf der anderen Seite wird er, unterbestimmt, benutz als Synonym für eine gesamtgesellschaftlich, also sozial, politisch, religiös und kulturell vermittelte Kontrolle der Normen und Kommunikation von Rede, Schrift und Bild.

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Beim Existenzialismus geht die Existenz der Essenz voraus

Jean Paul Sartre sagt über die Handlung eines Menschen folgendes: „Sie sind frei, wählen Sie, das heißt, erfinden Sie. Keinerlei allgemeine Moral kann Ihnen einen Hinweis geben, was zu tun ist.“ Jean Paul Sartre, der von 1905 bis 1980 lebte, war einer der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Was der Existenzialismus ist, lässt sich laut Rupert M. Scheule erstaunlicherweise recht präzise sagen. Es hat zu tun mit dem in Philosophie und Leben immer schon bekannten Unterschied zwischen Essenz und Existenz, zwischen dem Wesen und dem Sosein in einer bestimmten Situation. Eine Philosophie, die stark an der Kategorienlehre des Aristoteles geschult ist, würde sagen, dass sich aus der Essenz die Existenz ergebe und ergeben müsse. Rupert M. Scheule ist Professor für Moraltheologie und Christliche Sozialwissenschaft an der Theologischen Fakultät Fulda.

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Mike Hulme weist auf die kulturelle Dimension des Klimas hin

Der Begriff des Klimas hat für die Menschen schon seit Urzeiten eine viel tiefere und hintergründigere Bedeutung gehabt, als eine rein naturwissenschaftliche. Die biologische Evolution des Menschen wurde durch Schwankungen des Klimas geprägt, durch gefährliche, dem modernen Menschen unbekannte Begegnungen mit Klimaphänomenen. Mike Hulme ergänzt: „Unsere kulturelle Evolution beinhaltet vielfältige Wege, um die Wirkungsweisen von Klima zu mythologisieren und zu zähmen.“ Zum Beispiel kann die Spur des Flutmythos über viele frühe Kulturen hinweg nachverfolgt werden. Der amerikanische Kulturhistoriker Clarence Glacken hat das Werk „Traces on a Rhodian Shore“ veröffentlicht, in dem er beschreibt, wie die Vorstellung von Klima im westlichen Gedankengut genutzt wurde, um menschliche Charaktereigenschaften, Aktivitäten und Kulturen zu erklären. Seit September 2013 ist Mike Hulme Professor für Geographie am King´s College in London.

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Umsetzungspläne bilden mit der Zeit neue Gewohnheiten heraus

Sobald „Wenn-dann-Pläne“ automatisiert werden, fällt es leichter das Verhalten zu kontrollieren. Solche Umsetzungspläne funktionieren nicht nur, wenn das „Wenn“ aus der äußeren Umgebung stammt, wenn zum Beispiel der Wecker läutet oder wenn ein Mensch eine Bar betritt. Die Umsetzungspläne gelingen auch, wenn der Auslösereiz ein innerer Zustand ist, wenn beispielsweise eine Person auf etwas Lust hat, wenn sie sich langweilt, wenn sie besorgt ist oder wenn sie wütend ist. Dadurch, dass man Umsetzungspläne aufstellt und immer wieder übt, kann man sein emotionales System dazu bringen, reflexartig wie gewünscht zu reagieren, sobald der Auslösereiz erscheint. Walter Mischer erklärt: „Mit der Zeit entsteht eine neue Assoziation oder Gewohnheit, wie das Zähneputzen vor dem Zubettgehen.“ Walter Mischel gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Psychologen der Gegenwart.

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Die Literatur war einst die Kompensation für zu wenig Leben

Der Lesende ist eine eigentümliche Erscheinung: Er ist da und doch nicht da. Er befindet sich, obwohl leiblich anwesend, in einer anderen Welt. Konrad Paul Liessmann erklärt: „Die durch Buchstaben hervorgerufene Welt im Kopf gleicht keiner anderen Welt: weder der Erfahrungswirklichkeit noch der von Bildern, noch einer durch Digitalrechnung erzeugten virtuellen Welt.“ Es ist die Kraft des Visionären, die dem Leser einen universellen Weltbezug erlaubt: Welt ist dort, wo der Leser ein Buch aufschlägt. Das machte in früheren Zeiten das Lesen und das Schreiben zum bevorzugten Medium der Menschen an Randlagen. Die Literatur war damals das eigentliche Medium der Provinz – in jeder Hinsicht. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann ist Professor für Methoden der Vermittlung von Philosophie und Ethik an der Universität Wien und wissenschaftlicher Leiter des Philosophicum Lech.

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Zum Ausbruch einer Krankheit sind immer zwei Ursachen nötig

Der Beruf des Heilers zählt zu den ältesten der Menschheit. Der Ethnomediziner Wulf Schiefenhövel ist davon überzeugt, dass die Menschen immer Heiler und Hebammen brauchten: „Die wichtigste Aufgabe der Heiler ist es, die Angst vor Krankheit und Geburt zu mildern. Ihre primär psychosomatische Therapie führt dazu, dass die Patienten sich besser fühlen. Denn wenn ich ängstlich oder depressiv bin, steht es auch schlecht um mein Immunsystem.“ Kurt Langbein weist darauf hin, dass die Heilkundigen aller Kulturen ihr Wissen und ihre Erfahrungen an die nächste Generation weitergegeben haben. Kurt Langbein studierte in Wien Soziologie und ist seit 1992 geschäftsführender Gesellschafter der Produktionsfirma Langbein & Partner Media. Er ist unter anderem Autor des Bestsellers „Bittere Pillen“. Sein aktuelles Buch heißt „Weissbuch Heilung“ und ist im Ecowin Verlag erschienen.

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Wim Wenders setzt neuerdings auf die 3D-Technologie

Der deutsche Filmregisseur Wim Wenders macht eher das Gegenteil von dem, was Instagram macht. Das ist seiner Meinung nach ein rasches Informationsmedium und hat mit seiner Idee von Fotografie wenig zu tun. Wim Wenders erklärt: „Ich will die Menschen mit meinen Bildern zum Einhalt bringen. Sie sind nicht für den raschen Konsum gedacht.“ Generell hat Wim Wenders den sozialen Medien gegenüber ein prinzipielles Misstrauen. Vor 40 Jahren machte Wim Wenders den Film „Im Lauf der Zeit“, in dem er einen Abgesang auf das Kino anstimmte. Heute freut er sich darüber, dass er sich in dieser Hinsicht getäuscht hat. Wim Wenders (70) ist einer der international erfolgreichsten deutschen Filmregisseure und Fotokünstler. Weltberühmt wurde er mit seinen Filmen „Paris, Texas“ und „Himmel über Berlin“.

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Abgelaufene Lebensmittel gehören nicht in den Abfall

Abgelaufen, aber doch essbar: Dan Cluderay verdient viel Geld mit dem, was die Hersteller von Lebensmitteln und Großhändler normalerweise wegschmeißen. Der Brite ist Geschäftsführer von Approved Food und betreibt einen Handel mit Lebensmitteln, der Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreicht ist oder die es bereits überschritten haben. Dan Cluderay erklärt: „Wir sind der größte Handelsplatz für Produkte mit kurzer Haltbarkeit in Großbritannien. Sie würden in den Müll gehen, wenn wir sie nicht verkaufen würden.“ Der Unternehmer bietet vor allem Konserven, Haushaltswaren und Trockenprodukte an. In seinem Onlineshop sind aber unter anderem auch Zitronen, Äpfel oder Möhren zu finden. Rund 70 Prozent, so wirbt die Firma, können Konsumenten sparen, wenn sie bei Approved Food und nicht im regulären Supermarkt einkaufen. Der 40-Jährige Dan Cluderay profitiert bei seinem Geschäft von zwei Trends.

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Woody Allens Filme kosten weit unter 20 Millionen Dollar

Der amerikanischen Regisseur Woody Allen erhält auch im Alter von 79 Jahren noch immer aus vielen Ländern Finanzierungsangebote für seine Filmprojekte. In den letzten Jahren erreichten ihn Anfragen aus Brasilien, Argentinien, Schweden, Russland und China. Woody Allen braucht im Vergleich zu den Hollywoodproduktionen nicht viel Geld für seine Filme – weit unter 20 Millionen Dollar. Und es lohnt sich für die Investoren als weltweite Werbung für ihre Stadt, wenn Woody Allen dort einen Film dreht. Der Regisseur erklärt: „Für „Match Point“ bin ich 2005 nach London, weil in New York die Finanzierung geplatzt war. Seitdem drehe ich sehr gerne in anderen Ländern – aber nur wenn ich für den jeweiligen Ort auch eine zündende Idee habe. Der Bürgermeister von Rio ist ein großzügiger Mann, doch wenn mir nichts Passendes einfällt, ist die schönste Stadtkulisse nutzlos.“

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Erich Fromm stellt das Paradoxe und Wesen der Hoffnung vor

Die Hoffnung ist für Erich Fromm von paradoxer Gestalt. Sie ist weder ein untätiges Warten noch ein unrealistisches Herbeizwingenwollen von Umständen, die nicht eintreffen können. Sie gleicht seiner Meinung nach einem kauernden Tiger, der erst losspringt, wenn der Augenblick zum Springen gekommen ist. Erich Fromm fügt hinzu: „Weder ein müder Reformismus noch ein pseudo-radikales Abenteurertum ist ein Ausdruck von Hoffnung. Hoffen heißt, jeden Augenblick bereit sein für das, was noch nicht geboren ist, und trotzdem nicht verzweifeln, wenn es zu unseren Lebzeiten nicht zur Geburt kommt.“ Es hat für ihn keinen Sinn, auf etwas zu hoffen, was bereits existiert oder was nicht sein kann. Erich Fromm behauptet, dass ein Mensch mit einer schwachen Hoffnung, sich entweder für das Bequeme oder für die Gewalt entscheidet.

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Die Stadt Rom verdankt Kaiser Augustus sein Goldenes Zeitalter

Vor 2.000 Jahren starb Kaiser Augustus. Er begründete das römische Kaisertum und schuf damit die Voraussetzung für zwei Jahrtausende europäischer Geschichte und Herrschaftspräsentation. Vor allem Rom hat dem Herrscher viel zu verdanken. Er verwandelte die ewige Stadt, von einer aus Ziegeln in eine aus Marmor. Die Kunst blühte auf, auch die Architektur und das Ingenieurswesen gewannen an Bedeutung. Große Bauprojekte entstanden wie das Pantheon, das Augustus-Forum mit dem Tempel des „Mars Ultor“, des rächenden Kriegsgottes. Außerdem ließ Kaiser Augustus das Marcellus-Theater, das Mausoleum und den Friedensaltar errichten. Er gründete am Rhein die Stadt Köln und herrschte über ein Gebiet, das von Belgien bis zum Arabischen Golf reichte. Nach seinem Tod wurde Kaiser Augustus zum Gott erklärt. Er starb am 19. August des Jahres 14 nach Christus in Nola in der Nähe von Neapel.

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Einen günstigen Augenblick darf man nicht verstreihen lassen

Wer einen günstigen Augenblick einer Entscheidung ungenützt verstreichen lässt, wird dies später möglicherweise bitte bereuen. Wenn die Gelegenheit vorbei ist, kann man sie nicht mehr fassen. Vor allem das heutige Management besteht in der Regel aus Unterbrechungen und Krisen. Andreas Salcher erläutert: „Das lässt einfach immer weniger Zeit für behutsames Abwarten und kluges Abwägen. In diesem Zustand des permanenten Entscheidungsdrucks leben nicht nur Spitzenmanager.“ Ständig entscheiden zu müssen, ist für die meisten Menschen zur Belastung geworden, ganz unabhängig von der Bedeutung der Entscheidung. Das Vergleichen und Bewerten der scheinbar unendlichen Möglichkeiten der Gegenwart kann ganz schön erschöpfend sein. Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Sein aktuelles Buch heißt: „Erkenne dich selbst und erschrick nicht.“

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Die Menschen verfügen über außergewöhnlich große Gehirne

Bei allen Unterschieden hatten die verschiedenen Menschenarten, die einst existierten, einige entscheidende Gemeinsamkeiten, die sie überhaupt erst zu Menschen machten. Vor allem verfügten sie im Vergleich zu anderen Tieren über außergewöhnlich große Gehirne. Yuval Noah Hariri erläutert dies anhand eines Vergleichs: „Große Säugetiere mit einem Körpergewicht von 60 Kilogramm haben im Durchschnitt ein Gehirn mit einem Volumen von 200 Kubikzentimetern. Das Gehirn eines Homo sapiens misst dagegen stolze 1.200 bis 1.400 Kubikzentimeter. Die ersten Menschen, die vor rund 2,5 Millionen Jahren lebten, hatten zwar noch ein kleineres Gehirn, doch im Vergleich zu anderen Säugetieren, die genau so viel wogen, war es sehr groß. Im Laufe der Menschheitsgeschichte sollte sich dieser Unterschied immer mehr vergrößern. Yuval Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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Rahel Jaeggi stellt ihre Kritik der Lebensformen vor

In der traditionellen Philosophie sind Fragen nach dem individuellen guten Leben kein Thema. Die Berliner Philosophin Rahel Jaeggi beschäftigt sich dennoch mit ihnen. Denn für sie ist die Kritik an der eigenen Lebensführung überhaupt es die Voraussetzung aller individuellen Autonomie. Rahel Jaeggi ist Professorin für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt Universität in Berlin. Beim Suhrkamp Verlag ist gerade ihre Habilitationsschrift „Kritik von Lebensformen“ erschienen. In ihrem Werk wendet sie sich gegen die dominierende Meinung des aktuellen politischen Liberalismus in der Philosophie. Die bezieht dabei eine konträre Position zu John Rawls und Jürgen Habermas. Diese vertreten die Auffassung, dass sich der Staat ethisch neutral gegenüber der Vielfalt von Lebensformen in der modernen Gesellschaft zu verhalten hat. Laut John Rawls ließen sich nur so Konflikte des staatlich zu regelenden Zusammenlebens lösen und den Ansprüchen moderner Individuen auf Selbstbestimmung gerecht werden.

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Die Gegenwart ist einem allgemeinen Schönheitswahn verfallen

Rebekka Reinhard vertritt die These, dass der Druck, gut auszusehen, nie größer war als heute. Vor allem Frauen stellen sich die Frage: „Wie werde ich schön und wie bleibe ich es?“ Viele von ihnen vergleichen sich mit jüngeren und schlankeren Ausführungen des weiblichen Geschlechts und fühlen sich anschließend mies. Rebekka Reinhard erklärt: „Für immer mehr Frauen sind Mimikfalten kein Zeichen von Lebenserfahrung, sondern ein echtes Problem. Ein Problem wie Schlafstörungen oder chronischer Geldmangel, das es nachhaltig zu beheben gilt. Mittels Creme, Serum oder Skalpell.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Die Bedeutung und der Umgang mit Zahlen in alten Kulturen

Mit Zahlen umgehen zu können, war in alten Zeiten die Schlüsselkompetenz für ein reiches und sorgenfreies Leben. Vermessungsbeamte in Ägypten hatten bereits einen wichtigen Schritt in diese Richtung vollzogen: Sie konnten mit Zahlen rechnen, die über ein Dutzend hinausgingen und bei einigen Hundert endeten. Rudolf Taschner ergänzt: „So weit musste man rechnen können, um den Bauern die Felder nach den Anzahlen der Klafter, die diese Äcker lang und breit waren, zuteilen zu können. Auch um die Getreidesäcke zählen zu können, welche die Bauern ablieferten.“ Ganz hoch auf der Karriereleiter konnten jene Beamten und Schreiber im alten Ägypten klettern, die sogar über mehrere Hundert, ja über tausend hinaus zu zählen und zu rechnen verstanden. Rudolf Taschner ist Professor an der Technischen Universität Wien. Im Jahr 2004 wurde er zum Wissenschaftler des Jahres gewählt. Seine Bücher wurden vielfach ausgezeichnet.

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Der Finanzkapitalismus ist ein Phänomen ausufernden Geldes

Die bislang relativ erfolglosen Bemühungen, die Finanz- und Schuldenkrise einzudämmen, scheinen Europa dazu zu führen, den Glauben an sich selbst zu verlieren. Das provoziert für Wolfgang Hetzer die Frage, ob eine Währungsgemeinschaft, in der sich der Zweifel eingenistet hat, überhaupt noch funktionieren kann. Geld kann der Angst alles zu verlieren nur damit begegnen, wenn alle von der Glaubwürdigkeit der Währung überzeugt sind. Schwindet das Vertrauen kann laut Wolfgang Hetzer jede Währung zusammenbrechen. In der Geschichte beruhte der Glaube der Gemeinschaft immer auf einem Herrscher oder einer Regierung. In der Gegenwart fehlt es aber an einer derartigen Inkarnation der Gemeinschaft.  Wolfgang Hetzer, Dr. der Rechts- und Staatswissenschaft, leitete von 2002 bis 2011 die Abteilung „Intelligence: Strategic Assessment & Analysis“ im Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) in Brüssel.

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Henri Lefebvre setzt sich mit dem Naturbegriff auseinander

Der Missbrauch, den die kosmologische Romantik mit dem Naturbegriff trieb, hat diesen laut Henri Lefebvre in Misskredit gebracht, obwohl systematische Philosophie bislang nie auf eine Philosophie der Natur verzichten wollte. Naturalismus und Naturismus haben den Begriff der Natur regressiv in Beschlag genommen, haben ihn bald verschnörkelt, bald einem von Physik oder der Physiologie abgezogenen elementaren Szientismus unterworfen. Schließlich ist der Naturbegriff durch die bürgerlichen und technizistischen Verzückungen schier unerträglich geworden, angesichts der mit den modernen Hilfsmitteln eroberten Welten des Schweigens, der Abgründe und Höhen. Henri Lefebvre schreibt: „Die Natur ist vom Journalismus, von der Literatur, den Massenmedien und zugleich von einer dekadenten Ontologie okkupiert worden.“ Seiner Meinung nach hat man die Natur entschärft, indem man sie interessanter machen wollte. Die ihr angedichtete Pittoreskheit und das Geschwätz über Natur haben ihren Begriff trivialisiert.  

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