Schon immer suchte der Mensch einen Schutzraum

Der Rückzug von draußen nach drinnen, von der Welt in die Höhle, ist so alt wie die Menschheit. Das Verlassen der vertrauten Baumkronen erzwang die Suche nach einem Schutzraum im Gelände, um nicht wilden Tieren oder feindlich gesinnten Artgenossen ausgeliefert zu sein. Wilhelm Schmid stellt fest: „Vertrauensselig unter Sternen zu schlummern, ist eine moderne Idee, die archaischen Menschen das Leben gekostet hätte. Romantik konnten sie sich nicht leisten.“ Sich auszuruhen war von Anfang an eine gefährliche Angelegenheit. Daher der Rückzug in jede Art von natürlichem Gewölbe, das Schutz bieten konnte. Als Menschen begannen, aus Erde, Gräsern, Stroh, Lehm, Holz und Steinen künstliche Höhlen zu bauen, bildete sich die Form des Hauses heraus. Wilhelm Schmid lebt als freier Philosoph in Berlin.

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Gated Communities sind auch in Deutschland auf dem Vormarsch

Nicht nur in den USA, sondern auch in Deutschland werden Gated Communities oder geschlossene Wohnkomplexe immer beliebter. Bis vor wenigen Jahren war diese Wohnform hierzulande noch weitgehend unbekannt. Wohnsoziologen und Kulturgeografen, die sich mit diesem Phänomen beschäftigen, sind sich sicher, dass die Entwicklung hin zu abgeschlossenen Wohnen auch in Deutschland kaum aufzuhalten sein wird. Ernst-Dieter Lantermann erklärt: „ Geschlossene Wohnkomplexe sind abgeschirmte und bewachte Wohnkomplexe mit Zugangsbeschränkungen, die in zwei Varianten gebaut werden – als Apartmentanlagen oder als Ensembles von Häusern und Eigentumswohnungen auf einem von der näheren Umgebung abgesonderten Territorium.“ „Arcadia“, die deutschlandweit erste Gated Community wurde in Potsdam errichtet, 45 Wohnungen und sieben Villen stehen auf einem parkähnlichen Grundstück in bester Lage. Ernst-Dieter Lantermann war von 1979 bis 2013 Professor für Persönlichkeits- und Sozialpsychologie an der Universität Kassel.

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Eine saubere Wohnung verbreitet Freude

Das Saubermachen selbst gefällt nicht jedem, wohl aber der Zustand hinterher. Makellos saubere Räume wirken auf jeden Menschen einladend. Aristoteles befand: „Wir sind, was wir wiederholt tun. Vorzüglichkeit ist deshalb keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ Man braucht keinen starken Willen, um regelmäßig aufzuräumen und seine Wohnung sauber zu halten. Fumio Sasaki weiß: „Gute Vorsätze bringen da gar nichts. Nein, man muss sich das Aufräumen zur Gewohnheit machen.“ Hat man diese Gewohnheit erst einmal angenommen, macht man ganz automatisch sauber, ohne groß darüber nachzudenken. Es heißt, Belohnungen seien der Schlüssel dafür, dass man sich Neues angewöhnt. Beim täglichen Putzen besteht die Belohnung möglicherweise in der Befriedigung, die man hinterher spürt. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

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So sieht ein perfekter Minimalist aus

Es ist ebenso müßig, für die Zukunft vorsorgen zu wollen wie sich an die Vergangenheit zu klammern. Erinnerungen sind zwar etwas Wunderbares, doch wer zu sehr in der Vergangenheit verharrt, dem bleibt kein Raum mehr für seine persönliche Weiterentwicklung. Fumio Sasaki rät: „Lösen Sie einige der alten Bande, um sich mehr auf das Hier und Heute konzentrieren zu können.“ Wer sich an Erinnerungsstücke klammert, hängt einem vergangenen Bild seiner selbst nach. Jeder sollte nur die Dinge behalten, die er wirklich braucht, um sich in Zukunft weiterzuentwickeln. Laut Fumio Sasaki sollte ein perfekter Minimalist alle Gegenstände in seinem Besitz aufzählen können. Er besitzt nur noch Dinge, die er regelmäßig verwendet. Fumio Sasaki arbeitete als Cheflektor des japanischen Verlages Wani Books, bevor er freier Autor wurde.

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Die Ungleichheit in Deutschland hat zugenommen

Deutschland ist ein gespaltenes Land geworden. Während die Reichen immer reicher werden, stagnieren die Einkommen der unteren Hälfte. Die Mittelschicht schrumpft, der Aufstieg ist schwieriger geworden. Und die breite Masse der deutschen Bevölkerung verfügt über keine nennenswerten Ersparnisse. Alexander Hagelüken weiß: „Zwei Drittel der deutschen Ökonomen konzedieren, dass die Ungleichheit zugenommen hat.“ In vielen Industriestaaten hat jene Hälfte der Gesellschaft, die nur einen Bruchteil des Vermögens besitzt, kaum vom Wachstum profitiert, kritisiert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD): „Wenn so etwas passiert, zerfasert das soziale Gefüge.“ Es ist Zeit für die etablierten politischen Parteien, in Deutschland einen neuen Gesellschaftsvertrag zu verankern, der den wirtschaftlichen Erfolg besser aufteilt. Alexander Hagelüken ist als Leitender Redakteur der Süddeutschen Zeitung für Wirtschaftspolitik zuständig.

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Das Hotel Mama wird bei jungen Erwachsenen immer beliebter

Die Gesellschaft mag sich ständig verändern, doch es staut sich etwas. Die Kinder der Globalisierung verlassen ihr Elternhaus immer später. In der Regel stecken wirtschaftliche Gründe dahinter. Universitäten mit prall gefüllten Stundenplänen lassen immer weniger Zeit für klassische Nebenjobs. Zudem sind die Lebenshaltungskosten in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutlich schneller gestiegen als die typischen Einstiegsgehälter. Und vor allem in den städtischen Ballungsräumen wird eigener Wohnraum für junge Erwachsene immer weniger erschwinglich. Laut einer Umfrage im Auftrag der Sparkassen aus dem Vorjahr können sich knapp 60 Prozent der Studierenden in Österreich keine eigene Wohnung leisten. Im Jahr 2010 waren dagegen nur 28 Prozent auf die elterliche Wohnung angewiesen. Das heißt allerdings nicht, dass junge Erwachsene heute schrecklich leiden würden. Es gibt auch gute Motive dafür, im Kinderzimmer erwachsen zu werden oder es zumindest nicht als völlig abwegig zu empfinden.

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Es gibt sechs Grundregeln für das Zusammenwohnen

Wenn ein Paar in einen gemeinsame Wohnung zieht, ist das eine der härtesten Prüfungen für die Liebe, die es gibt. Die Partner müssen damit rechnen, dass es sich in naher Zukunft in einige unangenehme Diskussionen verwickeln wird. Bei Umfragen über Paarkonflikte liegt der gemeinsame Haushalt als Anlass für Auseinandersetzungen weit vorn. Christian Thiel nennt zwei Themen, die besonders häufig genannt werden: „Paare streiten gerne und viel über die Ordnung in der gemeinsamen Wohnung. Und Paare streiten über die gerechte Verteilung der Hausarbeit.“ Sicher ist es möglich, auch ohne das Abenteuer Zusammenwohnen ein Paar zu sein. Dauerhaft aber versuchen das die wenigsten Paare. Der Wunsch nach einem gemeinsamen Nest ist zu groß. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Die Wutwähler fühlen sich von den Einwanderern bedroht

Die Wutwähler aller Länder fühlen sich von Einwanderern bedroht im Kampf um die verbliebene Arbeit, ganz im Gegensatz zu den gut ausgebildeten Eliten. Die weiße amerikanische Unterschicht sieht sich von hispanischen Einwanderern bedroht, während die gut Ausgebildeten Zuwanderung oft begrüßen, weil sie dem Wachstum nützt, der Demografie oder dem kulturellen Reichtum einer Gesellschaft. Das Gefühl, von der Politik vergessen worden zu sein, dominiert bei den Wutwählern aller Länder – unabhängig davon, welche Regierung gerade am Ruder ist. David Brooks, Kolumnist bei der New York Times, schreibt: „Wenn Menschen den Eindruck haben, dass ihre Welt verschwindet, werden sie zu einer leichten Beute für faktenfreies magisches Denken und Demagogen, die Einwanderer beschuldigen. Die Eliten haben zu viel gewollt, und nun geht die Geschichte in die entgegengesetzte Richtung.“

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Viele Liebende sind heute sehr verunsichert

Gleich aus drei Richtungen wird den Liebenden heute das Zusammenwohnen schwer gemacht. Da ist erstens der Wegfall der ehemals haltgebenden Traditionen und damit verbunden eine tiefgreifende Individualisierung der Gesellschaft. Christian Thiel erklärt: „Zwei Menschen haben heute oft sehr unterschiedliche Vorstellungen von Haushaltsführung, Ordnung, Essensgewohnheiten, Einrichtung und Schlafenszeiten.“ Wer gemeinsam in einer Wohnung wohnen will, steht aber unter dem Zwang, für einige dieser Punkte tragfähige Lösungen zu finden. Sonst nimmt die Liebe unweigerlich Schaden. Da ist zweitens die begrenzte Veränderbarkeit des Menschen. Wer gemeinsam in einer Wohnung leben will, muss sich verändern. Wer sich den Vorstellungen des anderen aber zu sehr anpasst, riskiert die Liebe. So ist es auch hier von größter Wichtigkeit, sich über die gemeinsame Schnittmenge und den nötigen Freiraum für sich selbst klar zu werden. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Gute Gespräche verbessern die Partnerschaft

Viele Paare wenden sich einander nur zu, um über Probleme zu reden, die sie miteinander haben. Dadurch bestätigen sie sich unentwegt in ihrer Unterschiedlichkeit. Christian Thiel erklärt: „Das ist auch der Grund, warum der oft erteilte Ratschlag „Reden Sie darüber“ Paaren nicht weiterhilft, ja ihre Probleme sogar noch vergrößert. Denn das Gefühl der positiven Bestätigung entsteht bei Problemgesprächen naturgemäß nicht.“ Wer viel über seine Probleme als Paar redet, kann damit sogar seine Partnerschaft zerstören. Daher sollte man Problemgespräche meiden, aber dennoch viel miteinander reden. Paare sind glücklicher, wenn sie sich über Positives unterhalten. Sprechen Paare viel über die schönen Seiten ihrer Beziehung, dann wird die Beziehung stabiler. Eine Partnerschaft lässt sich durch gute Gespräche verbessern. Christian Thiel ist freier Autor und Single- und Paarberater.

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Immobilienmärkte stehen oft im Zentrum einer Finanzkrise

Ein Markt, der bei Finanzkrisen häufig im Zentrum steht, ist der Immobilienmarkt. Ob in Spanien, Irland oder in den USA – die Immobilienblase war in diesen Ländern der Kern der Finanzkrise und hat sie ökonomisch an den Abgrund geführt. Aber auch in anderen Ländern gab es Schwierigkeiten bei der Immobilienfinanzierung. In Ungarn zum Beispiel haben Immobilienkäufer ihre Häuser über Fremdwährungen finanziert, insbesondere in Schweizer Franken. Als diese Währung in der Krise massiv aufwertete, waren ihre Kredite plötzlich extrem schwer zu bedienen. Umso mehr muss man laut Gerhard Schick aufmerken, wenn jetzt viel Kapital nach Deutschland strömt: „Viele Investoren versuchen, ihr Geld angesichts der Unsicherheit an den Finanzmärkten in „Betongold“ sicher anzulegen.“ Der grüne Politiker Gerhard Schick zählt zu den versiertesten Ökonomen im Deutschen Bundestag.

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Gewohnheiten verfügen auch über eine Tiefendimension

In dem Wort „Gewohnheit“ steckt der Begriff „Wohnen“. Martin Heidegger hat in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, dass Menschen Wohnungen bauen, um einen Teil der Welt angesichts der Sterblichkeit zu bewahren. Die Menschen richten sich im Haus des Lebens ein, Gewohnheiten sind dabei wie vertraute Möbelstücke oder auch wie Räume im Haus des Lebens. Deshalb erschließen neue Gewohnheiten auch neue Räume. Clemens Sedmak ergänzt: „Ein neues Möbelstück verändert den Charakter eines Raumes oder einer ganzen Wohnung; Gewohnheiten sind wie eine zweite Haut, die wir uns zu eigen machen, also wie Kleidung.“ Die Menschen hüllen sich dabei in Gewohnheiten ein, bedecken ihre Blößen der Unsicherheit mit schützenden Gewohnheiten. Der österreichische Philosoph Clemens Sedmak hat unter anderem eine Professur am Londoner King´s College inne.

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Frankreich verdankt Kurt Tucholsky seine besten Jahre (6. Teil)

Schon lange war Frankreich das Land der Sehnsucht von Kurt Tucholsky. Es verkörperte für ihn die Nation der Aufklärung und der großen Revolution von 1789, die Nation der Demokratie und der republikanischen Freiheit, die Nation der Literatur und des Cabarets, des Chansons und des Theaters. Es war für ihn ein Land, in dem geistig Arbeitende ruhig, zufrieden und halbwegs geachtet leben konnten. Und dorthin wollte er als eine Art „Auslandskorrespondent für kulturelle Angelegenheiten“. Das Gehalt der „Weltbühne“ von 650 Mark hätte dazu allerdings nie gereicht, denn allein seine Wohnung in Fontainebleau kostet 300 Mark im Monat. Kurt Tucholsky muss sich also zusätzliche Verdienstmöglichkeiten erschließen. Über gute Beziehungen erhält den Auftrag für das Feuilleton der „Vossischen Zeitung“ Glossen und Beobachtungen aus Paris zu schreiben.

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Querdenkerei und Mut kommen im „Hotel Mama“ viel zu kurz

Auf den ersten Blick hat das „Hotel Mama“ alle Vorzüge: Vollpension, Bügel- und Putzservice sowie Unterstützung in allen Lebensbereichen. Auch deshalb ist es bei den Jugendlichen begehrt wie nie zuvor. Vor rund 40 Jahren dagegen galt es als oberstes Ziel, möglichst rasch dem Elternhaus zu entfliehen. Zu unterschiedlich waren damals die Meinungen einer Generation, die den Krieg mitgemacht hatte und dem Nachwuchs, der auf der Straße dagegen demonstrierte. Die Kommunikationswissenschaftlerin Beate Großegger, die am Institut für Jugendkulturforschung in Wien arbeitet, glaubt, dass die heutige Elterngeneration verständnisvoller uns smarter als damals sei: „Eltern bemühen sich, Verständnis zu zeigen, ihre Kinder zu verstehen und decken sich dafür mit Ratgeberliteratur ein.“ Es scheint für die Jugendlichen daher attraktiv zu sein, mit ihnen unter einem Dach zu leben.

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Gary Becker betrachtet die Ehe und die Familie als Unternehmen

Ökonomen bezeichnen mit dem Wort Humankapital das Wissen und die Fähigkeiten sowie die persönlichen Eigenschaften von Menschen. Das Wort ist in der Wirtschaftswissenschaft positiv besetzt und signalisiert den Wert, die eine gute Ausbildung für die Menschen darstellt. Wie kaum ein anderer hat der amerikanische Ökonom Gary Becker das Humankapital erforscht. Im Jahr 1964 schrieb er ein Standardwerk, in dem er die Bedeutung des Humankapitals für das individuelle Wohlergehen einer Person analysierte. Gary Becker glaubte fest an die Fähigkeit eines jeden Menschen, seine Talente zu entfalten, wenn ihm die Möglichkeit dazu gegeben wird. Er fasste den Menschen dabei allerdings keineswegs nur als Wirtschaftsgröße oder Maschine auf. Im Jahr 1992 wurde er mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Gary Becker starb am 3. Mai 2014 in Chicago im Alter von 83 Jahren.

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