Jeder Mensch hat andere Ansichten über Geld

Menschen machen verrückte Dinge mit ihrem Geld. Aber niemand spinnt, es bringt nur jeder seinen eigenen Hintergrund mit. Sie stammen aus verschiedenen Generationen und wurden von unterschiedlichen Eltern mit unterschiedlichem Einkommen und Wertvorstellungen erzogen. Sie leben in verschiedenen Teilen der Welt und in unterschiedlichen Volkswirtschaften mit verschiedenen Arbeitsmärkten. Menschen sehen sich unterschiedlichen Anreizen ausgesetzt und nicht jeder hatte dasselbe Glück. Morgan Housel stellt fest: „Kein Wunder, dass wir alle aus unseren Erfahrungen völlig eigene Lehren ziehen.“ Jeder Einzelne macht seine einzigartigen Erfahrungen, wie die Welt funktioniert. Persönliches Erleben prägen Menschen viel mehr als jedes Wissen aus zweiter Hand. Und so wandeln sie mit radikal unterschiedlichen Ansichten über Geld durchs Leben. Morgan Housel ist Partner bei der Risikokapitalgesellschaft The Collaborative Fund.

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Die Griechen entdecken die Wissenschaft

Die Griechen fanden ihre kulturelle Identität in den Versen Homers, die ihre glorreiche Vergangenheit besangen. Doch Homers Götter waren literarische Subjekte, weder sehr glaubwürdig noch wirklich majestätisch. Es ist schon behauptet worden, es gäbe kein Gedicht, das weniger religiös sei als die „Ilias“. Carlo Rovelli stellt fest: „In dieser Welt ohne Zentrum, ohne starke Götter, steht alles offen und ist bereit für eine andere Art des Denkens.“ Es gibt daher eine klare Beziehung zwischen den neuen sozialen und politischen Situation und der Geburt des wissenschaftlichen Denkens. Die Gemeinsamkeiten sind für Carlo Rovelli offensichtlich. Erstens gehört dazu die Säkularisierung. Das heißt, die Idee, dass die Gesetze und Vorstellungen der Alten nicht zwangsläufig die besten sind. Seit dem Jahr 2000 ist Carlo Rovelli Professor für Physik an der Universität Marseille.

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Antonio Damasio erforscht das Bewusstsein

In seinem neuen Buch „Wie wir denken, wie wir fühlen“ beantwortet Antonio Damasio unter anderem folgende Fragen: Was ist Bewusstsein? Welche Rolle übernimmt das Gehirn beim Denken und beim Fühlen und welche der Körper? Philosophen stellen diese Fragen schon seit Jahrhunderten. Seit Neuerem bemühen sich auch die Naturwissenschaften um Antworten. Antonio Damasio verbindet Erkenntnisse aus Philosophie und Hirnforschung, aus Evolutions- und Neurobiologie, aus Psychologie und KI-Forschung zu einer Theorie des Bewusstseins. Dabei schlägt er einen Bogen vom Beginn des Lebens auf der Erde bis zu Gegenwart. Er zeigt dabei, was einen Menschen im Innersten ausmacht – Verstand, aber auch: Emotion. Antonio Damasio ist Dornsife Professor für Neurologie, Psychologie und Philosophie und Direktor des Brain and Creativity Institute an der University of Southern California.

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Markus Gabriel spürt dem Denken nach

Ohne zu denken kann sich ein Mensch nicht im Unendlichen orientieren. Die Art und Weise, wie man sich irgendeine Szene vorstellt, ist eine Ausübung der Einbildungskraft, die Teil des Denkens ist. Markus Gabriel fügt hinzu: „Sich etwas in der Einbildungskraft auszumalen ist eine Art und Weise, einen Gedanken zu erfassen, das heißt zu denken.“ Das Denken ist kein Privileg des Menschen. Andere Lebewesen orientieren sich auch. Sie verfügen ebenfalls über Begriffe, die sie im Denken als Wegmarken einsetzen.“ Ein Schwein denkt etwa, dass es Futter erhalten wird. Aber ein Mensch kann nicht einmal ahnen, was in einem Schweineleben alles vorfällt und welche Begriffe Schweine einsetzen. Seit 2009 hat Markus Gabriel den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie und Philosophie der Neuzeit an der Universität Bonn inne und ist dort Direktor des Internationalen Zentrums für Philosophie.

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Die Meinungsfreiheit dient der Wahrheitssuche

Eines der stärksten Argumente für die Meinungsfreiheit lautet, dass sie den Menschen bei der Suche nach der Wahrheit hilft. Auf den vielen Wegen dieser Suche sollte es so wenig Hindernisse und so viele offene Plattformen der Kommunikation wie nur möglich geben. Timothy Garton Ash betont: „Alles, was uns dazu befähigt, Wissen zu schaffen, zu erwerben und weiterzugeben, hat ein besonderes Anrecht auf Schutz und Förderung.“ Die Naturwissenschaften, in deren Geschichte sich illegitime Beschränkungen zuhauf finden, bieten einen guten Ausgangspunkt. Man denke nur an den italienischen Gelehrten Galileo Galilei. Ihn zwang die römisch-katholische Kirche im Jahr 1633, seine Behauptung zu widerrufen, die Erde drehe sich um die Sonne. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.

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Der Kampf um die Wortmacht hat begonnen

Ohne dass viele Menschen es überhaupt bemerken, stecken sie mitten in einem großen Kampf. Dabei geht es um die Form, die Bedingungen und die Grenzen der globalen Redefreiheit. Sowohl in den Smartphones in ihren Taschen und vielleicht auch in ihren Köpfen. Timothy Garton Ash nennt dieses Ringen den Kampf um die Wortmacht. Wie das Wort „Rede“ in „Redefreiheit“ schließt der Begriff „Wort“ in „Wortmacht“ offensichtlich viel mehr mit ein als nur Worte. Timothy Garton Ash erklärt: „Er umfasst auch Bilder, Töne, Symbole, Informationen und Wissen sowie Kommunikationsstrukturen und Kommunikationsnetze.“ Der spanische Soziologe Manuel Castells spricht von der „Kommunikationsmacht“. Aber Timothy Garton Ash ist das kurze Wort lieber als das lange, besonders weil ohnehin jede Bezeichnung nur einen Teil des Ganzen erfasst. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.

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In der Zeitung begegnet die Gesellschaft sich selbst

Die Bedeutung der Medien für die Demokratie, insbesondere der Druckmedien, ist bekannt und im Prinzip unbestritten. Seit einiger Zeit findet in der Medienwelt zwar ein Strukturwandel statt. Denn „Meinungen„ bilden sich zunehmend mehr in den neuen sozialen Medien. Mit einer Prise Optimismus darf man noch immer die Zeitung das Medium nennen, „in dem sich die bürgerliche Gesellschaft selbst begegnet, die Sphäre, in der sich Politik, Ökonomie und Kultur spiegeln“. Die für die Öffentlichkeit unverzichtbaren Medien sind nicht bloß ein Forum, auf dem Interessen und Meinungen zu Wort kommen. Otfried Höffe ergänzt: „Sie sind auch eine Arena, in der um Einfluss und Macht gestritten wird. Darüber hinaus sind sie eine kritische Instanz, vor der sich die gesamte Politik, einschließlich der Gerichtsbarkeit, zu rechtfertigen hat.“ Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Lernen stärkt den Geist

Die Diskussion über den Wert von Wissen ist – wie viele andere Debatten – erstmals im antiken Griechenland dokumentiert. Der Philosoph Heraklit (c. 535 – ca. 475 v. Chr.) behauptete in Zusammenhang mit einer bestimmten Spezies vielseitiger Individuen: „Vielwisserei lehrt nicht, Vernunft zu haben.“ Andererseits versicherte der Philosoph Empedokles (ca. 495 – 435 v. Chr.): „Lernen stärkt dir den Geist.“ Peter Burke fügt hinzu: „Und es ist fraglos nicht ohne Bedeutung, dass manche Griechen die Göttin Polymatheia verehrten.“ In diversen Formen wurde diese Debatte im Laufe der Jahrhunderte immer wieder neu belebt, wobei der Inhalt stets derselbe blieb, Gewichtungen und Umstände sich jeweils unterschieden. Peter Burke lehrte 16 Jahre an der School of European Studies der University of Sussex. Im Jahr 1978 wechselte er als Professor für Kulturgeschichte nach Cambridge ans Emmanuel College.

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Das Lesen einer Zeitung ist ein Morgensegen

In den ersten Jahrzehnten des 21. Jahrhunderts erleben die Medien eine der spannendsten Transformationen seit ihrer Entstehung. Mehrere Jahrhunderte lang was das Lesen einer Zeitung, was der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel als „eine Art von realistischem Morgensegen“ bezeichnete und mit dem anderen möglichen Morgensegen kontrastierte: „Man orientiert seine Haltung gegen die Welt an Gott oder an dem, was die Welt ist.“ Im 20. Jahrhundert kamen zu den gedruckten Medien ein paar Radiosender und dann ein paar Fernsehkanäle dazu. Sie besaßen ein großes Publikum und einem ähnlich großen Autoritätsanspruch. Timothy Garton Ash weiß: „Walter Cronkite, der legendäre Moderator der US-amerikanischen Fernsehnachrichten, pflegte sein Abendprogramm mit den Worten „So ist es nun mal“ zu schließen. Timothy Garton Ash ist Professor für Europäische Studien an der Universität Oxford und Senior Fellow an der Hoover Institution der Stanford University.

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Die Macht fühlt sich wie eine lebendige Kraft an

Ausbeuterisches, selbstsüchtiges und gewalttätiges Handeln vernichtet den Zusammenhalt starker Gruppen. Gruppen wissen das und kennen auch Geschichten von Menschen, die die Macht missbraucht haben und habgierig und unbeherrscht handelten. Dacher Keltner erklärt: „Gruppen verleihen daher die Macht an die, die Begeisterung verbreiten und freundlich, zielorientiert, ruhig und offen sind. Mit dem Ansehen, dass sie einer Person verleihen, zeigen sie an, dass diese fähig ist, für das Wohl der Gruppe zu handeln.“ Gruppen verlassen sich auf den Ruf, wenn es darum geht, zusammenzuarbeiten, zu kooperieren, Bündnisse zu schließen und starke Bindungen einzugehen. Sie erhöhen den Ruf derer, die bereit sind, zu teilen. Und sie schädigen mit deftigen Klatschgeschichten den Ruf derer, die selbstsüchtig sind und sich als Machiavellisten aufführen. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

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Die Globalisierung verdichtet Räume

In dem Maße, in dem sich die Welt durch Digitalisierung vergrößert, kehrt Heimat in den philosophischen und politischen Diskurs über die Frage nach Zugehörigkeit in Zeiten permanenter Migration. Christian Schüle stellt fest: „Globalisierung hat Räume vergrößert und zugleich verdichtet; je globalisierter die Welt gerät, desto kleingeistiger wird sie gedacht.“ Auffällig ist, dass kleine, relativ bevölkerungsarme, oft von vielen Anrainern umgebene Länder zu einer Inwendigkeit mit Außenverschluss neigen: die Schweiz, Österreich, Ungarn, Polen, die Slowakei – Länder, die man im Laufe der Menschheitsgeschichte oftmals überrollte und zur Disposition stellte. Durchgangsländer, deren Identität immer dem vorgegebenen Narrativ des Eroberers entsprach. Die Reaktionen auf den drohenden Verlust der Heimat verstärken sich in starkem Maße. Seit dem Sommersemester 2015 lehrt Christian Schüle Kulturwissenschaft an der Universität der Künste in Berlin.

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Das Wort „Liebe“ kennt viele Bedeutungen

Für Robert Spaemann gibt es kein Wort – außer dem Wort „Freiheit“ vielleicht –, das ein solches Sammelsurium an Bedeutungen in sich vereinigt, und zwar von einander diamentral entgegengesetzten Bedeutungen, wie das Wort „Liebe“. Es bezeichnet Gefühle, die Eltern ihren Kindern, Kinder ihren Eltern, Freunde ihren Freunden entgegenbringen. Robert Spaemann ergänzt: „Aber auch und vor allem das berühmte und nie genug gerühmte Gefühl, das einen Mann und eine Frau miteinander verbindet und das in den heiligen Büchern der Juden und der Christen ebenso wie bei vielen Heiden als Metapher zur Beschreibung des Verhältnisses zwischen Gott und seinem Volk oder zwischen Gott und den Frommen dient.“ Und dann gibt es noch den Begriff der „Vaterlandsliebe“. Robert Spaemann lehrte bis zu seiner Emeritierung Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München.

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Universalgelehrte verdienen Hochachtung

In seinem neuen Buch „Giganten der Gelehrsamkeit“ behandelt Peter Burke die Universalgelehrten mit der Hochachtung und Anerkennung, die sie verdienen. Einen Universalgelehrten kann man als eine Person definieren, der sich für viele Themen interessiert und viel über sie erfahren will. Peter Burke dagegen konzentriert sich auf akademisches Wissen, das man früher als Gelehrsamkeit bezeichnete. Im … Weiterlesen

Aristoteles entwickelt das wissenschaftliche Denken

Um andere Menschen zu überzeugen, braucht man mehr als Einsicht und Enthusiasmus. Aristoteles (384 – 322 v. Chr.), der Meisterschüler Platons, begründet daher die Wissenschaften, die dem vernunftorientierten Menschen mit ihren Definitionen, Beobachtungen und Schlussfolgerungen zur Anerkennung der gefundenen Wahrheiten zwingender scheinen. Ludger Pfeil erklärt: „Er geht im Gegenteil von Platon von dem aus, was wir durch unsere Sinne erfahren können, wird zum unermüdlichen Sucher, ja geradezu zum Süchtigen nach Wissen und schafft damit wesentliche Grundlagen des wissenschaftlichen Denkens.“ Durch die Einteilung der Welt in Kategorien wie Substanz, Quantität, Qualität, Ort, Zeit und Wirkung, versucht Aristoteles, Ordnung in die vielfältigen Erscheinungen der Welt zu bringen und diese zu klassifizieren. Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Klugheit wird in Form von Wissen weitergegeben

In der überwiegenden Mehrzahl der Gesellschaften ist Klugheit nicht nur eine persönliche Angelegenheit, sondern ein Wert, den man pflegen muss. Allan Guggenbühl erklärt: „Gemeinschaften haben eine größere Überlebenschance, wenn kluges Denken und Handeln formalisiert und weitergegeben wird. Eine Gesellschaft würde bald zusammenbrechen, wenn jeder und jede sich nur auf persönliche Kompetenzen verlassen würde. Kluge Gedanken und Einsichten werden dann durch Institutionen gehütet und durch Rituale weitergegeben.“ Einsichten und Schlussfolgerungen der Mitmenschen und der Ahnen können Menschen helfen, aktuelle Probleme und Herausforderungen zu verstehen und zu bewältigen. Klugheit wird in Form von Wissen weitergegeben. Die älteren Generationen oder weise Menschen berichten von den Erkenntnissen, die bei der Bewältigung schwieriger Herausforderungen gezogen wurden. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Die meisten Menschen denken nicht ans Sterben

Die vielleicht fundamentalste Erfahrung von Unkontrollierbarkeit ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Judith Glück erläutert: „Der Mensch ist das einzige Tier, das weiß, dass es sterben muss, wobei die meisten von uns die meiste Zeit recht erfolgreich darin sind, dieses Wissen zu verdrängen.“ Auch deshalb ist es für viele Menschen schwer erträglich, mit einer Person zusammen zu sein, die gerade jemanden verloren hat oder eine sterbende Person pflegt. Verschiedene Studien zeigen, dass viele Menschen auf die Konfrontation mit dem Thema Sterben mit einem verstärkten Bedürfnis reagieren, die dadurch hervorgerufenen Gedanken abzuwehren. Das tun sie vor allem auf zwei Arten: einerseits durch die Suche nach Selbstbestätigung, durch ein Sich-Besinnen auf die eigenen Leistungen und Fähigkeiten. Andererseits durch die Bestätigung ihres persönlichen und kulturellen Weltbildes. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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John Rawls repräsentiert den neuen Liberalismus

Für den neueren Liberalismus dürfte John Rawls mit seiner „Theory of Justice“ (1971) der herausragende Repräsentant sein. An der unangefochtenen Spitze seiner berühmten Prinzipien der Gerechtigkeit steht eine Variante von Immanuel Kants einschlägigem Prinzip. Otfried Höffe erklärt: „Danach hat jeder das gleiche Recht auf das umfangreichste Gesamtsystem gleicher Grundfreiheiten, das mit demselben Recht aller anderen verträglich ist.“ Dieses Prinzip spricht sich sowohl für die liberalen Freiheitsrechte als auch die demokratischen Mitwirkungsrechte aus. In einem zweiten Prinzip wird es um ein hohes Maß an Sozialstaatlichkeit erweitert. Denn es erlaubt zwar wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten, aber ist nur unter den Bedingungen fairer Chancengleichheit. Um Gerechtigkeit zu garantieren, muss eine zweiten Bedingung hinzukommen. Die entsprechende Wirtschafts- und Sozialordnung soll auch den Schlechtestgestellten zugutekommen. Otfried Höffe ist Professor für Philosophie und lehrte in Fribourg, Zürich und Tübingen, wo er die Forschungsstelle Politische Philosophie leitet.

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Das schöpferische Denken ist unberechenbar

Stefan Klein erzählt in seinem neuen Buch „Wie wir die Welt verändern“ von der Macht der Gemeinschaft, der Zukunft des Denkens und den unbegrenzten Möglichkeiten der menschlichen Kreativität: „Wir können lernen, das Undenkbare zu denken. Erst unser Einfallsreichtum macht uns zu dem, was wir sind.“ Jede Veränderung beginnt mit einer neuen Idee. Stefan Klein führt seine Leser auf eine spektakuläre Zeitreise. Sie führt von der Steinzeit bis in die Ära künstlicher Intelligenzen und folgt dabei der erstaunlichen Geschichte des schöpferischen Denkens. Dabei wird deutlich: Innovation und Fortschritt verdankt die Menschheit nicht den Einfällen einsamer Genies, sondern sie entwickeln sich im geistigen Austausch. Stefan Klein zählt zu den erfolgreichsten Wissenschaftsautoren der deutschen Sprache. Er studierte Physik und analytische Philosophie in München, Grenoble und Freiburg.

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Experten müssen frei argumentieren können

Wenn sie über die Einführung neuer Normen, Gesetze oder Reformen diskutieren, wenden sich Entscheidungsträger und Journalisten oft an Experten. Meistens handelt es sich dabei um Intellektuelle, die sich in einem bestimmten Gebiet profiliert haben oder im Ruf stehen, über ein Thema kritisch nachzudenken. Experten und Intellektuelle haben einen Einfluss auf die Denkprozesse, die zu einer Entscheidung führen. Allan Guggenbühl erklärt: „Die Hoffnung ist, dass sie sich nicht durch kollektive Debatten und Standardparadigmen vereinnahmen lassen, sondern sich im öffentlichen Diskurs durch geistige Unabhängigkeit und kritischen Geist auszeichnen.“ Bei Experten sollte es sich um Menschen handeln, die sich zur Aufgabe gemacht haben, nachzudenken und frei von Abhängigkeiten zu argumentieren. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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François Jullien sucht das Universelle

Das Konzept des Universellen, das die Entwicklung der europäischen Kultur getragen hat, gerät heute von zwei Seiten unter Druck. François Jullien kennt sie: „Zunächst stößt es in der Begegnung mit anderen Kulturen auf einen Selbstwiderspruch. D zeigt sich, dass es seinerseits das Produkt einer einzigartigen Geschichte des Denkens ist. Darüber hinaus erweist ein Blick auf ihre gesamte Dauer, dass die einzigartige europäische Geschichte, aus der es hervorgegangen ist, gar nicht so notwenig war, wie implizit behauptet.“ Sobald man nämlich die philosophische Perspektive im engeren Sinn verlässt und die Herausbildung des Begriffs im Rahmen der – allgemeineren – kulturellen Entwicklung dessen betrachtet, was später zu Europa werden sollte, sieht man, dass der Aufstieg des Universellen sich einer bunten, um nicht zu sagen chaotischen Geschichte verdankt. François Jullien, geboren 1951 in Embrun, ist ein französischer Philosoph und Sinologe.

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Macht verändert den Status anderer

Wenn die Sozialwissenschaften dazu tendieren, Macht über Geld, militärische Stärke und politische Teilhabe zu definieren, tun sie das aus gutem Grund. Denn Aktivitäten, die sich darauf stützen, können die Welt erheblich verändern. Dacher Keltner ergänzt: „Durchdringt aber Macht jegliche Art der sozialen Dynamik, müssen wir sie neu definieren. Um damit zu zeigen, wie Menschen die Welt verändern, ohne auf Geld, militärische Aktivitäten und die Politik zurückzugreifen.“ So definiert, ist Macht die Fähigkeit, den Status anderer zu verändern. Mit Status meint Dacher Keltner die Stellung einer Person oder einer Gruppe im weitersten Sinne. Der Status kann also viele Bereiche betreffen: den Stand des Bankkontos, den Glauben, die Emotionen, die Gesundheit und so weiter. Dacher Keltner ist Professor für Psychologie an der University of California in Berkeley und Fakultätsdirektor des UC Berkeley Greater Good Science Center.

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Die Affekte und die Vernunft bilden Kulturen

Über die Tatsache hinaus, dass sie von Menschen erdacht wurden, wurden der Hammurabi-Codex, die Zehn Gebote, die Verfassung der Vereinigen Staaten und die Charta der Vereinten Nationen von den jeweiligen besonderen Umständen ihrer Zeit und ihres Ortes geprägt. Aber auch von den Personen, die solche Codices entwickelten. Antonio Damasio erläutert: „Eine universelle, umfassende Formel gibt es nicht. Sondern hinter solchen Entwicklungen stehen mehrere Formeln. Teile jeder denkbaren Formel sind allerdings tatsächlich universell.“ Biologische Phänomene können Ereignisse, die zu kulturellen Phänomen werden, in Gang setzen und prägen. Und dass muss am Anbeginn der Kulturen unter ganz bestimmten Umständen, die durch die Individuen und Gruppen sowie ihren Ort, ihre Vergangenheit und so weiter definiert wurden, geschehen sein. Also durch das Wechselspiel von Affekt und Vernunft. Antonio Damasio ist Professor für Neurowissenschaften, Neurologie und Psychologie an der University of Southern California und Direktor des dortigen Brain and Creative Institute.

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Patrick Eiden-Offe bewahrt Hegels Denken

„Die Wissenschaft der Logik“ von Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist ein weitgehend ungelesenes Hauptwerk der Philosophiegeschichte. Patrick Eiden-Offe hat sich die Aufgabe gestellt, die „Logik“ jeden Morgen eine Stunde zu studieren, konsequent von Anfang bis Ende. Seine Erkenntnisse hat er in dem Buch „Hegels Logik lesen“ festgehalten. Dabei hat er einen Philosophen entdeckt, dessen radikales Denken zu einer ganz eigenen, hermetischen Sprache drängt. Diese ist allenfalls noch mit der Friedrich Hölderlins vergleichbar. Georg Wilhelm Friedrich Hegel will der Sache auf den Grund gehen und kann dann nur noch protokollieren, wie sie zugrunde geht. Überraschenderweise trägt seine Philosophie zudem die Züge eines abgründigen Humors. Georg Wilhelm Friedrich Hegel ist aber auch ein Philosoph des Politischen, und so wurde und wird er immer rezipiert.

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Thomas Nagel erklärt neun philosophische Probleme

Das Buch „Was bedeutet das alles?“ gibt eine kurze Einführung in die Philosophie für Leser, die noch wenig Ahnung von ihr haben. Ungefähr im Alter von vierzehn Jahren fängt man von selbst damit an, über philosophische Fragen nachzudenken. Zum Beispiel über die Fragen, was wirklich existiert, ob der Mensch überhaupt etwas wissen kann, ob das Leben einen Sinn hat und ob der Tod das Ende ist. Über diese Probleme wird seit tausenden von Jahren geschrieben, doch das philosophische Rohmaterial stammt unmittelbar von der Welt und den Beziehungen des Menschen zu ihr. Thomas Nagel gibt in „Was bedeutet das alles?“ eine direkte Einführung in neun philosophische Probleme, die jeweils für sich und ohne Rückgriff auf die Geschichte der Philosophie verständlich sind. Der amerikanische Philosoph Thomas Nagel lehrt derzeit unter anderem an der University of California, Berkeley und an der Princeton University.

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Es gibt auch positive Wege in die Zukunft

Ille C. Gebeshuber hat mit „Eine kurze Geschichte der Zukunft“ ein Buch geschrieben, das die Leser schlussendlich selbst zu Ende denken müssen. Denn ihrer Meinung nach ist nicht das wertvoll, was in einem Buch geschrieben steht, sondern das, was die Menschen daraus mitnehmen. Dazu hat sie ihre Überlegungen zu einigen Aspekten niedergeschrieben, die das Geschick der Menschheit und deren Verhältnis zur Natur bestimmen. Wie wird die Zukunft der Menschheit aussehen. Rein statistisch betrachtet, steuert sie auf eine globale Katastrophe zu. Denn sie stößt an die Grenzen ihrer Entwicklung und der Belastbarkeit der Natur. Doch die Bionikerin Ille C. Gebeshuber ist davon überzeugt, dass es gute Gründe gibt, auch das Positive zu sehen. Ille C. Gebeshuber ist Professorin für Physik an der Technischen Universität Wien.

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