Der Aufklärer Voltaire war ein Verfechter der Meinungsfreiheit

Im 18. Jahrhundert behaupteten einige Menschen mit Bestimmtheit, dass ihre Welt die beste aller möglichen sei. Der englische Dichter Alexander Pope (1688 – 1744) schrieb: „Was auch immer ist, ist richtig.“ Das heißt: Alles auf der Welt ist aus einem bestimmten Grund so, wie es ist. Nigel Warburton erklärt: „Es ist alles Gottes Werk, und Gott ist gütig und allmächtig. Selbst wenn die Dinge schlecht zu laufen scheinen, sind sie es nicht.“ Selbst Krankheiten und Umweltkatastrophen gehören nach dieser Ansicht zu Gottes Plan. Der Fehler der meisten Menschen besteht einzig und allein darin, das Augenmerk nur auf einzelne Details zu richten, statt das große Ganze zu sehen. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Boethius schreibt im Gefängnis sein Werk „Trost der Philosophie“

Anicius Manlius Severinus Boethius, der von 475 bis 525 lebte, war einer der letzten römischen Philosophen. Ähnlich wie seine Landsleute Seneca und Cicero sah er in der Philosophie eine Art Selbsthilfe, eine praktische Methode, das Leben zu verbessern, sowie eine Disziplin abstrakten Denkens. Er übersetzte auch Aristoteles und Platon ins Lateinische. So sorgte er dafür, dass ihre wichtigen Theorien nicht in Vergessenheit gerieten. Nigel Warburton ergänzt: „Als Christ sprach er mit seinen Schriften die frommen religiösen Philosophen an, die im Mittelalter seine Bücher lasen. Seine Philosophie schlug eine Brücke zwischen den alten griechischen und neueren römischen Denken und der aktuellen christlichen Philosophie, die nach seinem Tod jahrhundertelang in Westeuropa Gültigkeit haben sollte.“ Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Die Wirkmacht der Europäischen Aufklärung ist bis heute spürbar

Das „Handbuch Europäische Aufklärung“ ist das erste deutschsprachige Werk, das dieser Epoche gewidmet ist. Die überwiegend deutschen Autoren der einzelnen Artikel, durchwegs Spezialisten für ihren Gegenstand, haben immer ihr Augenmerk auf die drei Hauptländer England, Frankreich und Deutschland gelegt, um von vornherein auf die europäische Dimension der Aufklärung aufmerksam zu machen. In ihren Beiträgen prüfen sie ferner die Hypothese von der Fähigkeit der Aufklärung zu ihrer Selbstaufklärung sowie den Funktionswandel ihrer Themen und Zukunftsvorstellungen. In der Regel bleibt die Wirkmacht einer Epoche spürbar, die vor rund 350 Jahren eine neue soziale, politische und geistige Formation großen Anspruchs ins Werk setzte. Den Abschluss der einzelnen Beiträge bilden jeweils Bibliographien zu den Quellen und zur Forschung. Diese sind mit der Argumentation der Darlegung verknüpft. Prof. Dr. Heinz Thoma war bis zu seiner Emeritierung im Jahre 2010 lehrte an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg französische und italienische Literaturwissenschaft.

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Die Deutsche Literaturgeschichte beginnt im frühen Mittelalter

Das Lexikon „Deutsche Literaturgeschichte, das in der 8. Auflage im Verlag J. B. Metzler erschienen ist, stellt die nahezu 14 Jahrhunderte umfassende Geschichte der deutschsprachigen Literatur dar. Die ausgezeichneten Texte sind mit 555 Bildern illustriert. Eingeteilt ist das Werk in 15 Kapitel, beginnend bei der Literatur des Mittelalters, endend bei den Tendenzen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur seit 1989. Neben den literarischen werden auch die gesellschaftlichen Zusammenhänge der einzelnen Epochen analysiert. Die achte Auflage enthält ein neuverfasstes Kapitel zum Literaturbetrieb und Ergänzungen im Schlusskapitel um die die Entwicklungen der letzten Jahre. Zu Beginn ihrer Ausführungen weist das Autorenteam darauf hin, dass die ersten bekannten Texterzeugnisse auf germanischem Boden nur in ganz wenigen Beispielen, zudem in Überlieferungen späterer Zeit, erhalten sind.

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Vincent van Gogh möchte mit seinen Bildern Trost spenden

Das Malergenie Vincent van Gogh, das vor 125. Jahren starb, schrieb einmal an seinen vier Jahre jüngeren Bruder Theo folgendes: „Ich fühle, dass es nichts gibt, was wirklich künstlerischer wäre, als die Menschen zu lieben.“ Dieser Liebe traute Vincent van Gogh es zu, die Menschen von all ihren geistfernen Alltagsbanalitäten zu befreien, in denen er sie wie in ein Gefängnis eingeschlossen sah. In einem weiteren Brief an Theo heißt es: „Was das Gefängnis zum Verschwinden bringt, ist jede ernste tiefe Zuneigung! Freund sein, Bruder sein, lieben. Und wo diese Liebe neu geboren wird, wird das Leben neu geboren.“ Aus ganzer Seele sehnt sich Vincent van Gogh, dieser unermüdliche Sinnsucher des Lebens, sich nach einer solchen Neugeburt. Dazu verhilft ihm die Malerei, die ihm überhaupt dazu dient, die Aufgaben des Lebens zu bewältigen.

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Ohne Otto von Bismarck hätte es kein Deutsches Reich gegeben

Die große Biographie von Ernst Engelberg über Otto von Bismarck wird von vielen Historikern und Politikwissenschaftlern als ein Meisterwerk deutscher Geschichtsschreibung bezeichnet. Ernst Engelberg, einer der bedeutendsten Historiker des 20. Jahrhunderts, schuf darin das faszinierende Bild einer einzigartigen Persönlichkeit und einer herausragenden politisches Werkes, das zuletzt allerdings Züge von Tragik annahm. Zum 200. Geburtstag Otto von Bismarcks liegt der Klassiker nun in einer aktualisierten und gekürzten Neuausgabe im Siedler Verlag vor. In seiner Biographie über Otto von Bismarck breitet Ernst Engelberg gleichzeitig vor seinen Lesern das breite Panorama einer Epoche und ihrer widerstreitenden Kräfte aus. Er beschreibt den Lebensweg Otto von Bismarcks, der mit der Schaffung des Deutschen Reiches letztlich jenes Altpreußen aufhob, dem er mit allen Wurzeln anhing und dem seine ganze Liebe gehörte.

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Die Renaissance sorgt für Neuerungen in allen Arten der Kunst

In der Renaissance wurden die „Schönen Künste“ dem platonischen Begriff der „Freien Künste“ angegliedert. Damit erhob sich der Künstler nun über das Handwerk und nahm einen, bis dahin unbekannten Rang ein. Über die reine Gestaltung hinaus wurde er nun auch zum Forscher und Kunsttheoretiker. Das Verhältnis zum menschlichen Körper richtete sich am klassischen Altertum aus, die Harmonie der Skulpturen der Antike erst nachahmend, dann aber mit der Kraft neuer Empfindung weiterentwickelt. Donatello zum Beispiel wandte als erster im Relief die Linearperspektive an und erfand so die geometrische Darstellung des Raumes auf einer Bildebene. Seit Masaccio schnitten sich die Fluchtlinien in einem Punkt, die Zentralperspektive war erfunden. Im Bau von San Lorenzo in Florenz suchte Brunelleschi die vollkommene Ausgewogenheit eines Kirchenraumes und gewann aus der Theorie die richtigen, auch in Zahlen darstellbaren Maßverhältnisse.  

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Jakob Böhme stellt die Frage nach dem Leiden auf der Welt

Für Vittorio Hösle gebührt der Ehrentitel des ersten epochemachenden deutschen Philosophen der Neuzeit Jakob Böhme, der von 1575 bis 1624 lebte. Seinem ersten Werk „Aurora oder Morgenröte im Aufgang“ ging eine lange Phase innerer Gärung voran. Jakob Böhme rühmt sich, nicht aus Büchern gelernt zu haben, sondern aus seinem eigenen Buch, das sich ihm geöffnet hat. Jakob Böhme strebt eine Theosophie an, das heißt eine Erkenntnis Gottes, die ein Verständnis auch der Natur aus Gottes trinitarischem Wesen heraus ermöglichen soll. Laut Vittorio Hösle ist Jakob Böhme sicher kein rationaler Theologe. Statt rigoros zu argumentieren, wendet er sich im Namen des Geistes oft gegen die Vernunft: Vittorio Hösle erklärt: „Seine Begriffswelt vermischt kategorial unterschiedliche Ebenen – metaphysische Prinzipien, naturphilosophische, zumal alchemistische Kategorien, Engel und Teufel; seine zahlreichen Werke sind voller Wiederholungen.“ Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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„High Fidelity“ machte den Schriftsteller Nick Hornby berühmt

Bestsellerautor Nick Hornby hat nur einen seiner Romane für eine Filmfassung umgeschrieben – sein Debüt „Fever Pitch“. Das war Ende der Neunziger, ganz zu den Anfängen seiner Schriftstellerkarriere. Damals war er noch unbekannt und hatte noch nie ein Drehbuch geschrieben. Zudem wusste er nicht, ob er jemals vom Schreiben würde leben können. Als man ihn fragte, ob er zu „Fever Pitch“ auch das Drehbuch schreiben wolle, konnte er allein schon aus finanziellen Gründen nicht absagen. Er hatte eine junge Familie und brauchte das Geld. Dabei wurde ihm allerdings sehr schnell klar: Wenn der Roman auch als Film funktionieren sollte, brauchte er viele Elemente, die im Buch nicht vorkamen. Nick Hornsby stellte sich das Drehbuchschreiben in seiner naiven Sicht als erfrischende Abwechslung vor.

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Aristoteles war ein hervorragender Organisator und Sammler

Es ist nicht bekannt, wie viele Forschungsreisen Aristoteles unternommen hat. Aber eine Reise ist laut Hellmut Flashar gut dokumentiert, die ihn in Begleitung seines Neffen Kallisthenes nach Delphi geführt hat. Diese Reise fand wahrscheinlich zu einer Zeit statt, nachdem Aristoteles keine Pflichten mehr am makedonischen Hof zu erfüllen hatte. Aristoteles reiste mit dem Ziel nach Delphi, um aus den dortigen Archiven die Liste der Sieger in den pythischen Spielen, die in Delphi ausgetragen wurden, zusammenzustellen. Der große griechische Denker ist dafür mit einem Ehrendekret ausgezeichnet worden, das auf einer Inschrift erhalten ist. Hellmut Flashar lehrte bis zu seiner Emeritierung als Klassischer Philologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ und „Sophokles. Dichter im demokratischen Athen“.

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Die Philosophen können die Menschen nicht glücklich machen

Eine große Kränkung für die Eitelkeit des Menschen bedeutet es, dass die Hervorbringungen seiner größten Kunstfertigkeit und seines größten Fleißes den geringsten Werken der Natur nicht ebenbürtig sind, nicht an Schönheit und auch nicht an Wert. Selbst bei jenen Stücken, die man Kunstwerke nennt, findet David Hume, dass an den besten ihrer Art die besondere Schönheit der Kraft und dem glücklichen Einfluss der Natur geschuldet ist. David Hume fügt hinzu: „Dem naturgegebenen Enthusiasmus der Dichter verdanken wir, was ihre Werke bewunderungswürdig macht. Das größte Genie, wenn die Natur es einmal im Stich lässt, wirft seine Leier auf die Seite und gibt sich nicht der Hoffnung hin, nach Regeln der Kunst solch göttliche Harmonie zu erreichen, die allein aus natürlicher Eingebung hervorgehen kann.“ David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Die menschliche Existenz ist absurd und vom Zufall bestimmt

Jean-Paul Sartre, der von 1905 bis 1980 lebte, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg zu dominierenden Identifikationsfigur des französischen Existentialismus. Angesichts der katastrophalen und auch ideellen Zerstörungen und Verwüstungen schien lediglich die aus sich selbst zurückgeworfene einzelne Existenz übrigzubleiben. Jean-Paul Sartre analysiert diese Situation umfassend in seinem Hauptwerk „Das Sein und das Nichts“. Darin stellt er das Für-sich-sein des Menschen in Bewusstsein und Freiheit, dass bewusstlose An-sich-sein der Objektivität gegenüber. Das Für-sich-sein ist durch das Nichts begründet. Existenzdialektisch formuliert, heißt das dann: Die Menschen sind, was sie nicht sind, und sie sind nicht, was sie sind. Faktizität und Transzendenz bestimmen einander. Entsprechend radikal ist das Verständnis der Freiheit bei Jean-Paul Sartre: Die Menschen sind zur Freiheit verurteilt. Die menschliche Existenz ist vom Zufall bestimmt und absurd.

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Der Schriftsteller Siegfried Lenz prägt die Nachkriegszeit

Der große deutsche Schriftsteller Siegfried Lenz, der am 7. Oktober 2014 im Alter von 88 Jahren gestorben ist, hatte sich die Haltung des französischen Existentialisten, Philosophen und Literaturnobelpreisträgers Albert Camus (1913 – 1960) zu eigen gemacht: „Du musst dein Leben rechtfertigen.“ Verpflichtung und Antrieb für Siegfried Lenz waren, wie der bekannte, auch Schuldgefühle, nämlich den Zweiten Weltkrieg überlebt zu haben, während viele Altersgenossen auf den Schlachtfeldern bestialisch getötet wurden. Neben den Literaturnobelpreisträgern Günter Grass und Heinrich Böll zählte Siegfried Lenz zu den prägenden Schriftstellern der Nachkriegszeit. Die eigenen Erlebnisse im Dritten Reich und das als Marinesoldat erlebte Leid blieben ihm Zeit seines Lebens ein Quell seiner schriftstellerischen Arbeit und für sein politisches Zeugnis. Zu den Herzensanliegen des gebürtigen Ostpreußen gehörten die Versöhnung mit Israel und Polen.

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Seneca erkennt in der Vernunft die wahre Ursache

Seneca unterscheidet bei den Stoikern zwei Grundursachen alles Naturgeschehens, die Ursache und die Materie. Dabei ist die allseitig verwendbare Materie der passive Teil, die ohne Anstoß zur Trägheit neigt. Die Ursache dagegen, das heißt die Vernunft, formt die Materie, weist ihr den Weg in die gewünschte Richtung und bildet aus ihr die unterschiedlichsten Gestalten. Seneca schreibt: „Es muss also für alles Werden ein Woher und danach ein Wodurch geben. Letzteres ist die Materie, ersteres die Ursache. Jede Kunst ist Nachahmung der Natur.“ Was im Ganzen von der Welt gilt, ist im Kleinen auch für alles von Menschenhand Geschaffene gültig.

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Immanuel Kant ist am revolutionärsten in seiner Ethik

Immanuel Kant, der von 1724 bis 1804 lebte, publizierte sein erstes epochales philosophisches Werk, die „Kritik der reinen Vernunft“, 1781 im Alter von 57 Jahren. Um seine Ideen auszuarbeiten, brauchte Immanuel Kant also viel Zeit. Er nahm sich die Zeit, die er brauchte, um seine Philosophie neu zu strukturieren und zu begründen. Vorher hatte er nur seine „Untersuchung über die Deutlichkeit der Grundsätze der natürlichen Theologie und der Moral“, 1764 veröffentlicht, einen zweiten Preis der Berliner Akademie der Wissenschaften erhalten. Vittorio Hösle empfiehlt dem Anfänger in der Philosophie dringend das Studium der Schriften Immanuel Kants, zudem diese nicht nur den Scharfsinn schulen, sondern zudem jenen sittlichen Ernst vermitteln, ohne den Philosophie selten mehr ist als das Lösen von Puzzles. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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Die meisten Menschen wissen nur wenig über Ethik und Moral

Unter den Autoren Großbritanniens, die sich mit dem Thema Philosophie auseinandersetzen, zählt Julian Baggini zu den bekanntesten. Viele seiner Bücher, die auch von der Kritik hoch gelobt wurden, entwickelten sich zu Bestsellern. In seinem Buch „Ethik“ stellt Julian Baggini zwanzig ethische Fragen, auf die er philosophische Antworten gibt. Die Fragen lauten zum Beispiel: „Ist Abtreibung Mord?“, „Sollte Euthanasie legal sein?“, „Ist Sex eine moralische Frage?“, „Sind wir verantwortlich für unsere Handlungen?“ und „Sind alle moralischen Dilemmata lösbar?“. Viele Menschen glauben heutzutage, dass die Zeit in der sie leben, ein Zeitalter des moralischen Verfalls sei. Allerdings scheint der Niedergang der Moral mit einem unaufhaltsamen Aufstieg der Ethik verbunden zu sein. Überall in den großen Supermärkten stehen inzwischen ethischen Produkte herum.

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Friedrich Nietzsche war der Terrorist unter den Philosophen

Friedrich Nietzsche (1844 – 1900) ist kein normaler Philosoph. Denn es gibt keinen anderen Denker, der sich weniger um Konsistenz in seinen Aussagen gekümmert, ja, mehr in Widersprüchen verstrickt hat. Mit seinem Werk kann man nahezu alles belegen. Aber nicht nur war Logik nicht seine Stärke, auch das Studium der Tradition, das Vittorio Hösle jedem Philosophen dringend empfiehlt, war bei Friedrich Nietzsche hauptsächlich durch die Sekundärliteratur seiner Zeit vermittelt. Vittorio Hösle erklärt: „Nietzsche ist als Philosoph und als Philosophiehistoriker gleichermaßen ein Dilettant, auch wen sein erst 1878 gefundener einzigartiger Stil von verführerischer Schönheit den Mangel an Argumenten und Evidenzen meist verdeckt.“ Seine Philosophie nicht besser durch den Größenwahn, mit dem er seinen Selbsthass zunehmend kompensierte. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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Alexandre Lacroix dringt in das Gedankenreich der Inka vor

Alexandre Lacroix hat in der Inkastadt von Ollantaytambo das Denkuniversum dieser Zivilisation erforscht. In seiner klassischen Form hat das Inkareich nur von 1400 bis 1533 bestanden, bevor es von den Truppen Francisco Pizarros zerschlagen wurde. Betrachtet man aber, welche Bauten die Inka errichtet haben, spürt man deutlich, dass es da technische Kenntnisse und, mehr noch, eine verblüffende Vernunft am Werk gegeben haben muss. Alexandre Lacroix fügt hinzu: „Nur handelt es sich dabei offensichtlich nicht um die griechische Rationalität. Was wir im Abendland recht bald getrennt haben, findet sich hier noch vereint, als befände ich mich diesseits aller für unsere Weltsicht konstitutiven Dualismen.“ Es gibt zum Beispiel weder einen Gegensatz zwischen Landwirtschaft und Architektur noch zwischen Natur und Kultur. Der Wirtschaftswissenschaftler und Philosoph Alexandre Lacroix ist Chefredakteur des französischen Philosophie Magazine.

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Rahel Jaeggi stellt ihre Kritik der Lebensformen vor

In der traditionellen Philosophie sind Fragen nach dem individuellen guten Leben kein Thema. Die Berliner Philosophin Rahel Jaeggi beschäftigt sich dennoch mit ihnen. Denn für sie ist die Kritik an der eigenen Lebensführung überhaupt es die Voraussetzung aller individuellen Autonomie. Rahel Jaeggi ist Professorin für Rechts- und Sozialphilosophie an der Humboldt Universität in Berlin. Beim Suhrkamp Verlag ist gerade ihre Habilitationsschrift „Kritik von Lebensformen“ erschienen. In ihrem Werk wendet sie sich gegen die dominierende Meinung des aktuellen politischen Liberalismus in der Philosophie. Die bezieht dabei eine konträre Position zu John Rawls und Jürgen Habermas. Diese vertreten die Auffassung, dass sich der Staat ethisch neutral gegenüber der Vielfalt von Lebensformen in der modernen Gesellschaft zu verhalten hat. Laut John Rawls ließen sich nur so Konflikte des staatlich zu regelenden Zusammenlebens lösen und den Ansprüchen moderner Individuen auf Selbstbestimmung gerecht werden.

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Ein kluger Mensch braucht seine Feinde nicht zu scheuen

Der Ruf, dass ein Mensch im Ernstfall bereit ist, wie ein Löwe zu kämpfen, kann der beste Schutz vor Angriffen sein. Wer allerdings nicht das Kämpferherz eines Löwen in seinem Innersten verspürt, solle auf keinen Fall den Fehler begehen, anderen einen Löwen vorspielen zu wollen. Andreas Salcher nennt ein Beispiel: „Zwar nicht tödlich, aber peinlich wirken die Anstrengungen, wenn Werbeagenturen versuchen, kreuzbrave Dackel-Politiker im Wahlkampf in brüllende Löwen umzuwandeln.“ Viele Menschen werden auch oft von der Handlung eines Menschen überrascht, die doch offenkundig zu dessen eigenen Nachteil war. Dadurch aber, dass man nicht genau darauf vorbereitet war, hat es dem Konkurrenten tatsächlich einen Vorteil gebracht. Dr. Andreas Salcher ist Berater, Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule, einer Schule für Hochbegabte, Bestsellerautor und gilt als Österreichs härtester Schulkritiker. Sein aktuelles Buch heißt „Erkenne Dich selbst und erschrick nicht“.

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Günter Grass hat seinen Roman „Hundejahre“ neu illustriert

Vor fünfzig Jahren ist der Roman „Hundejahre“ des Literaturnobelpreisträgers Günter Grass erschienen. Jetzt hat der weltberühmte Autor davon eine Jubiläumsausgabe mit neuen bildnerischen Arbeiten dazu herausgebracht. Von seinen drei ersten Prosabüchern „Die Blechtrommel“, „Katz und Maus“ und „Hundejahre“ sind die „Hundejahre“ für Günter Grass das Buch, das ihm in seinem fragmentarischen Charakter am längsten beschäftigt und zeichnerisch immer wieder interessiert hat. Das hat vor allem damit zu tun, dass es ein sehr bildhafter Roman ist. Günter Grass fügt hinzu: „Als ich „Grimms Wörter“ fertig hatte – ich wechsle ja immer wieder das Handwerkszeug, wenn ich nach ein paar Jahren ein Prosabuch beendet habe –, war für mich der Zeitpunkt gekommen: Jetzt will ich die „Hundejahre“ illustrieren.“ Danach stellte sich für ihn nur noch die Frage der Technik.

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William Shakespeare hat insgesamt 38 Dramen geschrieben

Willima Shakespeare wurde vor 450 Jahren, am 26. April in Stratford-upon-Avon laut Kirchenregister getauft. An welchem Tag er genau geboren wurde, ist bis heute nicht restlos geklärt. William Shakespeare gilt als einer der bedeutendsten Dramatiker aller Zeiten. Auch im 21. Jahrhundert ist der Dichter noch enorm populär. Wie die Statistik des deutschen Bühnenvereins belegt, war William Shakespeare in der Theatersaison 2011/12 der mit Abstand meist gespielte Autor im deutschsprachigen Raum: 180 Inszenierungen von 31 Stücken, insgesamt 2.291 Aufführungen. Auf der Rangliste der einzelnen Stücke führt zwar Goethes „Faust“, aber William Shakespeare belegt mit dem „Sommernachtstraum“ Platz zwei und mit „Romeo und Julia“ Platz drei. Rang acht belegt „Hamlet“ und Rang 18 „Was ihr wollt“. Überliefert sind insgesamt 38 Dramen und 154 Sonette, also Gedichte, die William Shakespeare geschrieben hat.

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Die deutschen Philosophie ist ein artifizielles Konstrukt

 Vittorio Hösle beschreibt in seinem Buch die Geschichte der deutschen Philosophie vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Ihr Sonderweg beginnt mit Meister Eckardt und Nicolaus Cusanus. Gottfried Wilhelm Leibniz und Immanuel Kant und die Fundierung der Geisteswissenschaften sind für Vittorio Hösle die Voraussetzung für die Synthese des Deutschen Idealismus. Arthur Schopenhauer, Ludwig Feuerbach, Karl Marx und Friedrich Nietzsche lösen anschließend das Christentum und die bisher gültige Vernunftmetaphysik auf. Es folgen im frühen 20. Jahrhundert die Neubegründungen der Philosophie bei Gottlob Frege, bei den Neukantianern und in der Phänomenologie eines Edmund Husserl. Zur Philosophie des Nationalsozialismus zählt der Autor Martin Heidegger, Arnold Gehlen und Carl Schmitt. Georg Gadamer, Karl-Otto Apel, Jürgen Habermas und Hans Jonas sind für Vittorio Hösle die großen Philosophen der Bundesrepublik. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame in den USA.

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Lady Gaga ist der erfolgreichste Popstar der Gegenwart

Keine jüngere Popkünstlerin unserer Zeit hat in einem Jahr mehr verdient als Lady Gaga. Laut dem Wirtschaftsmagazin Forbes hat sie zwischen Juni 2012 und 2013 rund 80 Millionen Dollar eingenommen. Seit sie zwei Kunststars als Helfer bei ihren Inszenierungen hat, redet sie in Interviews immer häufiger über den Begriff der Kunstreligion. Lady Gaga sagt: „Was ich von Jeff Koons und Marina Abramović gelernt habe, ist, dass Kunst für manche für uns Gott ist. Man erschafft sich seinen eigenen Glauben. Man bringt etwas zur Welt, das mehr bedeutet als alles andere um einen herum. Wie ist es nur möglich, dass man etwas mit seinen eigenen Händen und Ideen erschafft, das so groß ist und das man anfassen kann? Aber niemand traut sich das. Es wäre ja auch ein Sakrileg. Es wäre grundfalsch, eine Skulptur von Jeff Koons anzufassen.“  

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Alice Munro erhält 2014 den Nobelpreis für Literatur

Die kanadische Schriftstellerin Alice Munro lebt im Süden der Provinz Ontario, auf einer Halbinsel zwischen Toronto und Detroit, auf der Ostseite des Lake Huron in der Kleinstadt Clinton. Am vergangen Donnerstag hat die Schwedische Akademie dieser Autorin, die 82 Jahre alt ist, den Literaturnobelpreis zugesprochen. Ihr schriftstellerisches Werk umfasst eine Zeitspanne von 60 Jahren und ist nur einem Genre gewidmet: der Kurzgeschichte. Diese Short Storys handeln meist von Alltagssituationen, von der eigenen Familie, manchmal über Generationen, von Personen, die in Clinton oder einer anderen kanadischen Kleinstadt leben oder zumindest wohnen könnten. Auch wenn Alice Munro alltägliche Situationen beschreibt, wird dem Leser dabei manchmal ein bisschen bange. Denn er merkt bei aller Gewöhnlichkeit der Menschen, dass sie eigentlich an einem Ort zu etwas ganz Außergewöhnlichen stehen, dass sie möglicherweise ein existentielle Herausforderung meistern müssen. Dies scheint alles viel wahrscheinlicher zu sein, als der normale Trott des Alltags.

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