Jeder kann die sokratische Methode anwenden

Ward Farnsworth stellt in seinem Buch „Die sokratische Methode“ eine Denkweise vor, die bis heute ein ausgezeichnetes Mittel darstellt, Klugheit zu erlangen und Dummheit zu bekämpfen. Der Autor betont diese Tatsache ausdrücklich, denn viele Menschen betrachten die sokratische Methode als eine Lehrweise. Ward Farnsworth schreibt im Vorwort: „Das vorliegende Buch ist ein praktisches Handbuch, und seine erste Lektion lautet, dass jeder, der es möchte, seine Methoden anwenden kann.“ Es ist aber genauso gut eine praktische Einführung in die erstaunliche sokratische Philosophie, die keine eindeutigen Antworten auf die großen Fragen gibt. Sie ist vielmehr eine Anleitung dazu, wie man „große“ Fragen stellt und ihnen nachgehen kann. Ward Farnsworth war Dekan an der University of Texas School of Law und ist dort am John-Jeffers-Forschungslehrstuhl tätig.

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Nichts in dieser Welt ist dauerhaft

Indem Buddha feststellt „alles ist Leiden“, erinnert er daran, dass das Leben von der Geburt bis zum Tod aus einer Folge schmerzlicher Erfahrungen besteht. Frédéric Lenoir ergänzt: „Und selbst wenn wir einen glücklichen Moment erleben, bleibt dieser doch zerbrechlich.“ „Alles ist unbeständig“, auch das lehrt Buddha. Nichts in dieser Welt ist dauerhaft und für immer festgeschrieben. Genauso ist es mit den Begierden der Menschen. Viele leiden darunter, dass sie das, was sie begehren, nicht besitzen werden. Zweitens leiden sie an der Angst, dass sie verlieren, was sie besitzen. Drittens schließlich leiden sie am Verlust dessen, was sie besessen haben. Es sieht also in der Tat so aus, was wäre das Böse im Alltag weitaus gegenwärtiger als das Gute. Wenngleich das natürlich von einem zum anderen Individuum deutlich variieren kann. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Jeder sollte seiner inneren Bestimmung folgen

Glück und Erfüllung wird in der altindischen „Bhagavadgita“ darin gesehen, dass ein Mensch seiner inneren Bestimmung folgt. Dabei lässt er sich nicht davon beirren, ob sich ein äußerer Erfolg einstellt oder nicht. Andreas Kitzler erklärt: „Das Entscheidende ist, dass er sich selbst treu bleibt, auf sein Inneres hört, aufrichtig und authentisch ist und danach handelt. Dann wird er die innere Seelenruhe besitzen, selbst Misserfolge heiter und gelassen hinzunehmen.“ Er ruht in der Geborgenheit seines Innern und bezieht daraus all sein Glück und seine Freude. Das ist seine unversiegbare Kraftquelle. Sie garantiert, dass er alles in seiner Macht Stehende auf die beste Weise ins Werk setzt. Dadurch wird er nur selten Misserfolg bei seinen äußeren Unternehmungen haben. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Ulrich Grober spricht die Sprache der Zuversicht

Ulrich Grober nimmt in seinem neuen Buch „Die Sprache der Zuversicht“ zwei Setzungen vor: „Die Erde ist der schönste Stern am Firmament. Und: Das Leben ist gut.“ Das ist der Rahmen, den dieses Buch vorschlägt. Es ist – unhintergehbar, nicht zu beweisen – der Nullpunkt, den es fruchtbar machen will. In diesen Grundannahmen und diesem Grundvertrauen, denkt Ulrich Grober, liegen die Quellen aller positiver Energien. Die anderen Fragen schließen sich an: Was macht das Leben nachhaltig, verleiht ihm Bedeutung? Was gibt Zuversicht? Die Überzeugung von der Wirksamkeit des eigenen Tuns ist für Ulrich Grober jedenfalls ein wichtiger Faktor. Eine alte Erfahrung lautet: „Erfolgreich kämpfst du nur für etwas, nicht bloß gegen etwas.“ Den Publizisten und Buchautor Ulrich Grober beschäftigt die Verknüpfung von kulturellem Erbe und Zukunftsvisionen.

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Die Weisheit ist mit der Freiheit verbunden

Frédéric Lenoir bringt oftmals die Weisheit mit der Freiheit in Verbindung. Inwiefern kann die Weisheit einen Menschen freier machen? Frédéric Lenoir denkt dabei nicht an politische Freiheiten – wie beispielsweise Bewegungsfreiheit, Meinungs- oder Redefreiheit –, sondern an innere Freiheit. Frédéric Lenoir weiß: „Man kann zahlreihe politische Rechte haben und doch Sklave seiner Leidenschaften oder seiner Glaubensmaximen und irrigen Ideen sein.“ Das kann man von zahlreichen Weisen lernen. Insbesondere von Baruch de Spinoza, dessen Hauptwerk „Ethik“ einen echten Weg in Richtung Freiheit weist. Baruch de Spinoza glaubte jedoch nicht an die Freiheit der Entscheidung, das heißt an eine natürliche Fähigkeit, eine Entscheidung ganz ohne inneren Zwang zu treffen. Jedoch glaubte er an die Befreiung von der Sklaverei der Leidenschaften. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Alle Hochkulturen verfügen über Weisheitsliteratur

Jede Handlung, jeder Satz hat eine Bedeutung. Aber hat das Ganze auch einen Sinn im Leben eines Menschen? Warum ist etwas so und nicht anders? Warum gibt es etwas und nicht nichts? Solche und ähnliche Fragen und alle Antworten auf diese Fragen beruhen zum Teil auf Alltagserfahrungen, zum Teil auf den vorherrschenden Weltauffassungen. Ágnes Heller fügt hinzu: „Antworten auf diese und ähnliche Fragen, ob in Prosa oder Poesie, niedergeschrieben oder mündlich vermittelt, befriedigen das elementare Bedürfnis, die Welt zu erkennen.“ Alle bekannten Hochkulturen verfügen über Weisheitsliteratur, innerhalb der Religionen oder getrennt davon, die Antworten auf solche brennenden Fragen bieten. Ab 1977 lehrte Ágnes Heller als Professorin für Soziologie in Melbourne. 1986 wurde sie Nachfolgerin von Hannah Arendt auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York.

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Vier Tugenden führen zu einem guten Leben

Es ist immer gut, wenn man mit sich im Reinen, oder wie Aristoteles sagt, „befreundet“ ist. Denn dann kann man besser angemessen mit den eigenen Bedürfnissen und den Anforderungen der Welt umgehen. Und wie erlangt man Vortrefflichkeit? Richard David Precht antwortet: „Indem man nach Tugenden strebt, allen voran nach Gerechtigkeit, nach Weisheit, nach Tapferkeit und nach Mäßigung. Diese vier Leitsterne leuchten dem Menschen aus, was es heißt, ein gutes Leben zu führen.“ Und je stärker man sich an ihnen orientiert, umso mehr nimmt man sie in sich auf und modelliert damit seinen Charakter. Diese Vorstellung herrschte zumindest in der Antike vor. So weit, so persönlich und so individuell. Der Philosoph, Publizist und Autor Richard David Precht einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum.

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Mut ist eine Form der Selbstüberwindung

Das neue Philosophie Magazin 06/2022 gibt in seinem Titelthema Antworten auf die Frage, was es heutzutage bedeutet, mutig zu sein. Chefredakteurin Svenja Flaßpöhler vertritt die Meinung, dass die Existenz an sich schon Mut erfordert: „Zumindest dann, wenn man sie nach eigenen Vorstellungen leben will.“ Wer mutig ist, wagt ganz neue Wege zu gehen, utopisch zu denken, anstatt mutlos vermeintliche Sachzwänge abzunicken. Wer mutig handelt, weiß nicht wie die Sache ausgeht. Viel kann auf dem Spiel stehen: Glück, soziales Ansehen, sogar das Leben. Friedrich Weißbach, der seit 2020 politische Theorie an der Humboldt-Universität zu Berlin lehrt, schreibt: „Mut ist die treibende Kraft, mit unliebsamen Umständen aufzuräumen, Veränderungen voranzubringen und einen Neufanfang zu machen.“ Demokrit sagt: „Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.“

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Die Einigkeit von Herz und Seele führt zum Glück

„Wenn mein Herz mit mir einig ist und die Seele auf mich hört, so werde ich glücklich sein.“ Das ist der Sinn eines alten ägyptischen Papyros, das vielleicht 2000 v. Chr. entstanden ist. Das „Herz“ war im alten Ägypten sowohl Sitz der Gefühle als auch des Verstandes. Albert Kitzler erklärt: „Man hatte offenbar schon eine Vorstellung davon, dass es neben der rationalen auch eine emotionale Intelligenz gibt.“ Was sich genau hinter dem Ausspruch verbirgt, dürfte jedoch nicht mehr aufzuklären sein. Anscheinend will der Autor sagen, dass das Glück von der Authentizität und Wahrhaftigkeit der Person abhängt. Das heißt, von der Übereinstimmung seines Denkens, Wollens, Handelns und Fühlens, von der Kohärenz und Stimmigkeit der gesamten Lebensführung. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Zarathustra ist nicht Friedrich Nietzsche

Zarathustra darf nicht als das Alter Ego Friedrich Nietzsches missverstanden werden. Denn dieser will das triebdynamische Gewaltverhältnis umkehren. Er will das Leben, die Sinnlichkeit, das Begehren peitschen. Es bleibt jedoch bei einer leeren Geste. Das Leben hält sich angesichts des Geknalles seine zierlichen Ohren zu. Friedrich Nietzche schreibt: „Oh Zarathustra! Klatsche doch nicht so fürchterlich mit deiner Peitsche! Du weißt es ja: Lärm mordet Gedanken.“ Konrad Paul Liessmann fragt sich, welche Gedanken das Geknalle Zarathustras stört und kommt zu folgendem Schluss: „Es sind, bekundet das Leben, durchaus zärtliche Gedanken, die durch Zarathustras Geknalle irritiert werden.“ Konrad Paul Liessmann ist Professor für Philosophie an der Universität Wien. Zudem arbeitet er als Essayist, Literaturkritiker und Kulturpublizist. Im Zsolnay-Verlag gibt er die Reihe „Philosophicum Lech“ heraus.

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Philosophen sind Liebhaber der Weisheit

Die Philosophen des antiken Griechenland verschmähten es, an die streitsüchtigen und unsterblichen in den zu glauben. Das beruhte meistens darauf, dass sie es vorzogen, darüber nachzudenken, was sowohl am Universum als auch an ihnen selbst wahrhaft göttlich war. Zu ergründen, was der Materie zugrunde lag. Das war gleichbedeutend damit, dass man erforschte, wie Menschen sich richtig verhalten sollten. Denn jenseits all der wimmelnden Vielfalt und der Veränderlichkeit menschlicher Bräuche existierte ein Muster für die Dinge. Tom Holland stellt fest: „Es war ewig und vollkommen und man musste es nur identifizieren. Und nicht in den Lügen der Dichter fand es sich, sondern in den Bewegungen des Kosmos.“ Der Autor und Journalist Tom Holland studierte in Cambridge und Oxford Geschichte und Literaturwissenschaft.

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Der Geist muss immer wachsam sein

Buddha sagt, dass Wachsamkeit oder Wachheit des Geistes mit deren Anwendung auf Gedanken und Worte beginnen müsse. Wenn man einen gesundheitsschädlichen, krankhaften Gedanken bemerkt, kann man vermeiden, dass er sich weiterentwickelt, indem man wachsam ist. Frédéric Lenoir weiß: „Gedanken haben nicht nur einen beträchtlichen Einfluss auf uns selbst, sondern auch auf andere. Ein böser Gedanke kann ein wahres Gift sein, das unseren Geist und unser Herz verdunkelt.“ Er kann sich auch, wenn der eigene Geist entsprechend negative Energie erzeugt, auf andere auswirken. Was man in bestimmten Kulturen den „bösen Blick“ nennt, ist kein Aberglaube. Die Tatsache, dass man gegenüber jemandem negative Gedanken hat, kann einen realen negativen Einfluss auf diese Person haben. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Irrtümer beim Maßhalten sind nicht ungewöhnlich

Die alten Chinesen waren laut Albert Kitzler ebenso tiefe Denker wie die Griechen und Inder. Bedingt durch ihr Schriftzeichensystem philosophierten sie allerdings mehr mithilfe von Bildern als in fest definierten Begriffen. Ein Beispiel dafür gibt folgendes Zitat des bedeutenden Philosophen Xunzi, das sich mit den Irrtümern beim Maßhalten beschäftigt: „Darum muss der Mensch bei allem, was er tut, immer und überall zu wägen wissen, als trüge er eine Waage bei sich.“ Ist die Waage des wägenden Verstandes allerdings ungenau, so mag sich sehr wohl hinter dem wünschenswert Erscheinenden Unheil verbergen und doch für ein Glück gehalten werden. Und ebenso mag sich hinter verabscheuungswürdig Erscheinenden Glück verbergen, indes man Unheil darin wittert. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Frédéric Lenoir kennt den Weg zur Weisheit

Wie Sokrates bemerkt, beginnt der Weg zur Weisheit mit der Selbsterkenntnis. Er fordert: „Stell Dir die Frage: Wer bin ich?“ Damit ist nicht nur die biologische Art und Familienangehörigkeit gemeint. Gemeint sind auch nicht nur die kulturelle Zugehörigkeit und auch nicht die soziale. Nein, jeder soll sich nach seiner tiefen inneren Identität fragen. Nur dann wird man laut Frédéric Lenoir herausfinden, dass das Bild, das andere von einem haben und das man anderen vermitteln möchte, seinem echten Wesen vielleicht nicht entspricht. Dass man nicht voll und ganz dem eigenen Selbst entspricht. Diese Selbstbefragung ist sehr wichtig, denn keine Suche nach der Weisheit kann auf der Grundlage eines „falschen Selbst“ gelingen. Die Unkenntnis seiner selbst, seiner inneren Natur sowie seiner wahren Sehnsüchte verhindert den Weg zur Weisheit. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Die Weisheit zählt die Liebe zu den höchsten Tugenden

Die Weisheit, um mit Epiktet zu sprechen, lädt die Menschen ein zu unterscheiden, was von ihnen abhängt und was nicht. Wenn einem Menschen etwas passiert, das er sich nicht ausgesucht hat, liegt es dennoch an ihm, wie der damit umgeht. Eine schwere Krankheit kann man beispielsweise als Herausforderung ansehen oder sich von ihr niederdrücken lassen. Ein Weiser akzeptiert seine Krankheit, anstatt sie zu verleugnen. Dann versucht er, in Bezug auf das, was er beeinflussen kann, zu handeln. Zum Beispiel gute Medikamente zu finden und so positiv wie möglich mit der Situation umzugehen. Frédéric Lenoir ergänzt: „Schließlich, wenn wir trotz all unserer Anstrengungen nicht gesund werden, müssen wir uns erneut in das Unausweichliche fügen, da wir es nicht vermeiden können: die chronische Krankheit oder den Tod.“ Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Die anderen sind die größte Gefahr für das Glück

Die Mitmenschen, nach deren Gesellschaft man sich sehnt, sind zugleich die größte Gefahr für das eigene Glück. Sie wecken vielfältige Begehrlichkeiten und Sehnsüchte. Der Weise zieht sich auf sich selbst zurück, er ist mit sich allein. Das heißt für Seneca allerdings nicht, dass er sich von der Gesellschaft absondert. Albert Kitzler erläutert: „Wie für Aristoteles ist auch für Seneca der Mensch ein soziales Wesen, das auf Gemeinschaft und Miteinander angewiesen und ausgerichtet ist. Doch eben darin liegt auch die Gefahr für ein selbstbestimmtes, in sich ruhendes und sich selbst lebenden Wesen.“ Laut Seneca muss man Einsamkeit und Geselligkeit miteinander verbinden und abwechseln lassen: „Wie die erstere in uns die Sehnsucht nach Menschen weckt, so ist letztere die die Sehnsucht nach uns selbst. Und beide werden einander hilfreich ergänzen.“ Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Die Freiheit befreit von der Herrschaft des Zufalls

Die Freiheit ist es, um die man kämpfen sollte. Um diesen Preis wird gerungen. Für Seneca besteht die Freiheit darin, dass man keinem Zwang, keinem Zufall die Herrschaft über sich einräumt und das Schicksal sich nicht über den Kopf wachsen lässt. Die Freiheit ist mit anderen Motiven eines guten Lebens eng verflochten. Warum ist das so? Albert Kitzler antwortet: „Weil die Freiheit für Seneca die Fähigkeit ist, sich von all dem, was uns widerfährt, innerlich unabhängig zu machen. Mit ihr befreien wir uns aus der Herrschaft des Zufalls.“ Niemand kann ändern, was geschieht. Aber was das Geschehen mit einem Menschen macht, so Seneca, kann man durchaus bestimmen. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Jeder Mensch muss sich selbst erziehen

Seneca schreibt: „Von nirgendwo nämlich kommt der Seele mehr Kraft zu als von der Wissenschaft und der Betrachtung der Natur.“ So wichtig es auch ist, sich selbst und die Welt besser zu verstehen und rational zu erschließen, so reicht es nach Seneca nicht aus, wenn nicht gleichzeitig das Gemüt gestärkt wird. Albert Kitzler erläutert: „Erkenntnis und innere Überzeugung mögen das wichtigste Moment in der Motivationskette sein, die uns dazu bewegt, unser Verhalten und unsere Lebensweise, wo es nötig ist, zu verändern.“ Aber der Mensch ist nicht bloß Kopf und Verstand. All die leiblichen, triebhaften, unbewussten Kräfte in einem Menschen, der Bauch also, müssen auch „überzeugt“ werden. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Für Frédéric Lenoir ist die Weisheit eine Lebenskunst

Die Suche nach Weisheit betrifft ebenso stark den menschlichen Geist wie das Herz, die Gefühle und den Körper. Deshalb bezeichnet Frédéric Lenoir die Weisheit vor allem als Lebenskunst. Weisheit ist für ihn das völlige Gegenteil eines asketischen Lebens, das den Körper und die Gefühle verachtet. Sie ist eine Kunst, auf gesunde Weise das Leben zu genießen mit allen Dimensionen des Seins. Frédéric Lenoir ergänzt: „Diesen Weg zu beschreiten, dauert ein ganzes Leben, doch ist er für mich das Schönste überhaupt.“ Wer versucht, ein gutes und glückliches Leben zu führen, beginnt am besten damit, sich dafür zu interessieren, wie er atmet und was er isst. Biologische und regionale Lebensmittel, weniger oder gar kein Fleisch zu essen bedeutet, für sich selbst, für andere und die Welt Sorge zu tragen. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Ein glückliches Leben muss kein gutes sein

Sokrates hat eine fundamentale Unterscheidung zwischen einem glücklichen und einem guten, das heißt einem rechtschaffenen, Leben eingeführt. Frédéric Lenoir erläutert: „Man kann ein egoistisches Glück suchen, ohne sich allzu sehr um die anderen zu kümmern, oder sich sogar explizit ungerecht verhalten.“ Fast jeder kennt einzelne Personen, die ihr Leben nach dem Motto „Nach mir die Sintflut!“ führen. Sie denken nur an sich selbst oder ihren Clan und interessieren sich nicht im Geringsten für das Gemeinwohl. Im Übrigen glaubt Frédéric Lenoir nicht, dass sie im Innersten glücklich sein können. Denn tiefes Glück ist seiner Meinung nach gebunden an Liebe, Altruismus und ein gerechtes Verhältnis zu anderen. Wie auch immer, sie streben nach dem Glück, aber ohne nach den Regeln des Anstands zu leben. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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Jeder Mensch braucht eine Lebensphilosophie

Was macht ein gutes Leben aus? Wie muss ein Leben geführt werden, damit es im Rückblick als gelungen und gut betrachtet werden kann? Solange ein Mensch auf diese Grundfrage keine Antwort hat, wird sein Leben nonstop mit der Bewältigung von Krisen beschäftigt sein. Anders ausgedrückt: Ohne klare Lebensphilosophie ist das Risiko groß, dass jemand sein Leben einfach nur „verlebt“. Für Rolf Dobelli steht fest: „Es ist nicht so wahninnig wichtig, für welche Lebensphilosophie Sie sich entscheiden. Hauptsache, Sie haben sich seriös Gedanken gemacht und Ihre Wahl getroffen.“ Vielleicht hat jemand ähnliche Ziele als der Autor selbst. Vielleicht auch ganz andere. Nicht so wichtig – Hauptsache man hat Ziele und ist sich im Klaren darüber. Der Bestsellerautor Rolf Dobelli ist durch seine Sachbücher „Die Kunst des klaren Denkens“ und „Die Kunst des klugen Handelns“ weltweit bekannt geworden.

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Klugheit wird in Form von Wissen weitergegeben

In der überwiegenden Mehrzahl der Gesellschaften ist Klugheit nicht nur eine persönliche Angelegenheit, sondern ein Wert, den man pflegen muss. Allan Guggenbühl erklärt: „Gemeinschaften haben eine größere Überlebenschance, wenn kluges Denken und Handeln formalisiert und weitergegeben wird. Eine Gesellschaft würde bald zusammenbrechen, wenn jeder und jede sich nur auf persönliche Kompetenzen verlassen würde. Kluge Gedanken und Einsichten werden dann durch Institutionen gehütet und durch Rituale weitergegeben.“ Einsichten und Schlussfolgerungen der Mitmenschen und der Ahnen können Menschen helfen, aktuelle Probleme und Herausforderungen zu verstehen und zu bewältigen. Klugheit wird in Form von Wissen weitergegeben. Die älteren Generationen oder weise Menschen berichten von den Erkenntnissen, die bei der Bewältigung schwieriger Herausforderungen gezogen wurden. Allan Guggenbühl ist seit 2002 Professor an der Pädagogischen Hochschule Zürich tätig. Außerdem fungiert er als Direktor des Instituts für Konfliktmanagement in Zürich.

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Die meisten Menschen denken nicht ans Sterben

Die vielleicht fundamentalste Erfahrung von Unkontrollierbarkeit ist die Auseinandersetzung mit der eigenen Sterblichkeit. Judith Glück erläutert: „Der Mensch ist das einzige Tier, das weiß, dass es sterben muss, wobei die meisten von uns die meiste Zeit recht erfolgreich darin sind, dieses Wissen zu verdrängen.“ Auch deshalb ist es für viele Menschen schwer erträglich, mit einer Person zusammen zu sein, die gerade jemanden verloren hat oder eine sterbende Person pflegt. Verschiedene Studien zeigen, dass viele Menschen auf die Konfrontation mit dem Thema Sterben mit einem verstärkten Bedürfnis reagieren, die dadurch hervorgerufenen Gedanken abzuwehren. Das tun sie vor allem auf zwei Arten: einerseits durch die Suche nach Selbstbestätigung, durch ein Sich-Besinnen auf die eigenen Leistungen und Fähigkeiten. Andererseits durch die Bestätigung ihres persönlichen und kulturellen Weltbildes. Judith Glück ist seit 2007 Professorin für Entwicklungspsychologie an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt.

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So unterscheiden sich Tragödie und Philosophie

Was in einer Tragödie geschieht, entfaltet sich in der Handlung. Dagegen entfaltet sich in Argumenten und Beweisführungen, was in der Philosophie geschieht. Ágnes Heller fügt hinzu: „Beide – Geschichten und Argumente – führen zu einem Ergebnis, zum Ausgang, beide sind teleologisch konstruiert.“ Aristoteles setzte voraus, dass fast alle guten Tragödiendichter das Endergebnis ihrer Geschichte kennen, bevor sie zu schreiben beginnen. Er missbilligte Tragödienreihen. Wo etwas endet, da sollte es auch enden, es gibt nichts anderes mehr zu beginnen. Ágnes Heller, Jahrgang 1929, war Schülerin von Georg Lukács. Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Soziologie in Melbourne. 1986 wurde sie Nachfolgerin von Hannah Arendt auf deren Lehrstuhl für Philosophie an der New School for Social Research in New York. Ágnes Heller starb am 19. Juli 2019 in Ungarn.

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Den Taoismus zeichnet kritisches Denken aus

Frédéric Lenoir hebt als wesentliche Tugend die Flexibilität hervor. Denn die Biegsamkeit des Körpers ist wichtig, um sich gut zu bewegen. Doch geistige Biegsamkeit ist genauso wichtig, um gut zu leben. Flexibilität, also die Fähigkeit, sich jeder Situation anzupassen, scheint für Frédéric Lenoir eine wesentliche Voraussetzung für Weisheit zu sein. Sie fehlt zwar in der abendländischen Tradition, doch ist sie die Grundlage einer großen chinesischen Weisheitsströmung, die Frédéric Lenoir sehr gefällt: des Taoismus. Die taoistische Philosophie ist in China um das 4. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung entstanden und entwickelt sich als Gegenstück zum offiziellen konfuzianischen Denken. Dabei handelt es sich um eine Form des undogmatischen, skeptischen und kritischen Denkens. Sie basiert auf Werten, die paradox erscheinen, wie die Macht des Schwachen, die Weisheit des Kindes oder der Wirksamkeit des Nichthandelns. Frédéric Lenoir ist Philosoph, Religionswissenschaftler, Soziologe und Schriftsteller.

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