In der modernen Gesellschaft sind viele Menschen tief verunsichert

Ein Übermaß an Liberalität und Egalitarismus reduziert die menschliche Gemeinschaft auf die engen Grenzen der häuslichen Sphäre. Die große Gesellschaft ist sich selbst überlassen, letztlich jedoch ist der Einzelne dem Konformismus der öffentlichen Meinung unterworfen. Isabelle Guanzini stellt fest: „Die demokratische Gleichheit löst gesellschaftliche Fesseln und überlässt das Individuum dem Despotismus einer „gewaltigen, bevormundenden Macht“, die in bürokratischen Systemen und neuen Intoleranzen gegenüber Differenzen und Abweichungen besteht.“ Die konformistische Leidenschaft der modernen Gesellschaft braucht keine Gewalt anzuwenden, um das Gewissen der Menschen zu konditionieren und ihnen Normen aufzuzwingen. Sie benutzt „milde“ Praktiken der Disziplinierung, die auf eine unbewusste Verinnerlichung ihrer Dispositive zielen. So wirken sie, ohne reflektiert zu werden. Isabella Guanzini ist Professorin für Fundamentaltheologie an der Universität Graz.

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Gilles Deleuze nähert sich der Philosophie über Begriffe

Der französische Philosoph Gilles Deleuze definiert die Philosophie als die Erschaffung von Begriffen beziehungsweise ganzen Begriffskaskaden. Diese Bestimmung setzt drei wesentliche Dinge voraus. Erstens ist der Begriff keine bloße Funktion oder Merkmalseinheit, außerdem kein identischer Ausdruck einer Singularität und kein Überflug eines Ereignisses im und durch das Denken. Die philosophischen Begriffe stellen keine universalen oder transzendenten Ganzheiten dar, sondern sind intensive Mannigfaltigkeiten, durch die ein Feld der menschlichen Erfahrung Form und Konsistenz gewinnt, das sonst nicht zugänglich wäre.

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Überall fallen die Grenzen und entwickeln sich neue Welten

Die Grenzen von Raum und Zeit sind in modernen Gesellschaften in Bewegung geraten. Ihr einstmals starres Regime steht laut Karlheinz A. Geißler zur Disposition. Beratung kann zum Beispiel heutzutage überall stattfinden, nicht nur allein in den dafür vorgesehenen Konferenzräumen. In der Europäischen Union lassen sich die Grenzen ohne Zwischenstopp überwinden. Karlheinz A. Geißler schreibt: „Weitestgehend entortet und entzeitlicht ist das, was man kauft, was man isst und trinkt, und vieles von dem, was es zu erfahren und zu erleben gibt.“ Dinge, die an Ort und Zeit gebunden sind, entwickeln sich als Reaktion auf diesen Trend immer öfter zur Folklore. Professor Dr. Karlheinz A. Geißler lehrt, lebt und schreibt in München. Eine der amüsantesten Erfindungen der Menschheit, die Zeit, hat er zu seinem Lebensthema gemacht.

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