Francis Bacon bewundert die Eigenschaften der Freundschaft

Francis Bacon versichert, dass die größte und traurigste Einsamkeit darin besteht, keine wahren Freunde zu haben, ohne die die Welt nur eine Wildnis ist. Wer durch seine Natur und seine Neigungen unfähig zur Freundschaft ist, gleicht seiner Meinung nach eher einem Tier als einem Menschen. Francis Bacon erklärt: „Eine wichtige Frucht der Freundschaft ist die Möglichkeit, sich von der Überfülle und Aufwallung des Herzens zu befreien, die Leidenschaften aller Art hervorrufen.“ Denn das Herz öffnet keine Medizin außer einem guten Freund, dem man seinen Kummer, seine Freude, seine Ängste und Hoffnungen, Überlegungen und alles andere mitteilen kann, was einem auf dem Herzen liegt. Der englische Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der von 1561 bis 1626 lebte, trug mit seinen Schriften maßgeblich zur Begründung des Empirismus bei.

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Jesse Prinz forscht nach dem Ort des Geistes im Körper

Zu den geistigen Dingen zählt Jesse Prinz Vorstellungen, Gedanken und Gefühle. Er setzt als bekannt voraus, dass der Geist eine enge Verbindung zum Gehirn hat. Wenn Philosophen der komplizierten Frage nachgehen wie menschliche Gehirnzellen mit den Emotionen zusammenhängen, spricht man vom „Geist-Körper-“ oder „Leib-Seele-Problem“.  Jesse Prinz erklärt: „Dieses Leib-Seele-Problem“ ist deshalb so herausfordernd, weil der Geist über Eigenschaften verfügt, die offenbar sonst nirgendwo in der natürlichen Welt vorkommen.“ Viele geistige Vorgänge sind den Menschen nicht nur bewusst, sondern haben dazu noch die Eigenschaft, sich Dinge vorstellbar zu machen. Jesse Prinz ist Professor für Philosophie an der City University of New York.

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Die Figur des Bürgers ist das logische Subjekt der Aufklärung

Immanuel Kant betrachtet die Aufklärung als den Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist dabei das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Anleitung eines anderen zu bedienen. Der Verstand ohne Leitung eines anderen dagegen, ist von Vernunft geleitete Geisteskraft. Laut Theodor W. Adorno und Max Horkheimer ist Denken im Sinn der Aufklärung die Herstellung von einheitlicher, wissenschaftlicher Ordnung und die Ableitung der Erkenntnis von Tatsachen aus Prinzipien. Diese können als willkürlich gesetzte Axiome, eingeborene Ideen oder höchste Abstraktionen gedeutet werden. Die Sozialforscher fügen hinzu: „Die logischen Gesetze stellen die allgemeinsten Beziehungen innerhalb der Ordnung her, sie definieren sie. Die Einheit liegt in der Einstimmigkeit. Der Satz vom Widerspruch ist das System in nuce. Erkenntnis besteht in der Subsumtion unter Prinzipien.“

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Die Geisteskräfte sind klein und von geringer Reichweite

Schon lange betrachtet David Hume mit Misstrauen, was Philosophen in allen möglichen Fragen für ausgemachte Wahrheit halten, und neigt mehr dazu ihre Schlussfolgerungen zu bestreiten als ihnen zuzustimmen. David Hume schreibt: „Es ist immer derselbe Fehler, den sie fast alle machen, nämlich sich auf Prinzipien von sehr eingeschränkter Gültigkeit zu stützen und der unendlichen Mannigfaltigkeit nicht Rechnung zu tragen, bei der der Natur bei allen ihren Wirksamkeiten doch so sehr gelegen war.“ Hat ein Philosoph erst einmal sein Lieblingsprinzip festgesetzt, das vielleicht wirklich eine ganze Reihe natürlicher Effekte erklärt, dann dehnt er dessen Geltungsbereich gleich auf die ganze Schöpfung aus und führt auf Biegen und Brechen und um den Preis absurder Argumente jede Erscheinung darauf zurück. Da die menschlichen Geisteskräfte klein und von geringer Reichweite sind, kann der Mensch seine Begriffe nicht auf die Vielseitigkeit der Natur im Ganzen ausdehnen. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Konrad Paul Liessmann beklagt die Infantilisierung der Studenten

Die Verschulung des Studiums im Zuge der Bologna-Reform hinterlässt auch in der Psyche der Studenten gravierende Spuren. Konrad Paul Liessmann stellt fest: „Aus jungen Erwachsenen werden späte Kinder.“ Mit Entsetzen musste jüngst ein Professor der Johann Wolfgang von Goethe-Universität Frankfurt feststellen, dass Studenten im 1. Semester zunehmend nur noch in Begleitung ihrer Eltern die Hochschule betreten. Die Zahl der nichtstudierfähigen Abiturienten nimmt bedrohlich zu. Konrad Paul Liessmann fügt hinzu: „Die Infantilisierung und selbstgewählte Teilentmündigung junger Erwachsener scheint in vollem Gange. Das ist nicht ausschließlich deren Schuld, sondern entspricht dem Charakter unserer Konsumgesellschaft und der zunehmenden Pädagogisierung des Alltags.“ Konrad Paul Liessmann ist Professor am Institut für Philosophie der Universität Wien. Zuletzt sind von ihm folgende Bücher erschienen: „Das Universum der Dinge“ (2010), „Lob der Grenze“ (2012) und „Geisterstunde“ (2014).

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Der Philosoph David Hume warnt die Menschen vor der Trägheit

Die Natur hat den Menschen mit etwas Hohem, mit Geist vom Himmel begabt und damit eine Verwandtschaft zu höheren Wesen gegeben. Sie duldet nicht, dass edle Talente schlaff und müßig daniederliegen. David Hume fügt hinzu: „Statt dessen treibt sie den Menschen durch den Druck der Not, in jeder neuen schwierigen Situation sein Äußerstes an Kunstfertigkeit und Fleiß zu geben.“ Bei den Tieren hat die Natur für viele Bedürfnisse vorgesorgt, indem die wohltätige Mutter aller Dinge sie kleidete und mit Waffen versah. Und wo je ihr Fleiß erfordert ist, gibt die Natur den Tieren durch eingepflanzte Instinkten noch die Kunstfertigkeit dazu und leitet sie durch ihre unfehlbaren Maßregeln zu ihrem Besten. Der Mensch aber, nackt und bloß den rauen Elementen ausgesetzt, wächst nur allmählich durch Fürsorge und Umsicht seiner Eltern aus diesem Zustand der Hilflosigkeit heraus. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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In der Aufklärung soll der Verstand den Aberglauben besiegen

Theodor W. Adorno und Max Horkheimer vertreten die Auffassung, dass seit jeher die Aufklärung im umfassendsten Sinn fortschreitenden Denkens das Ziel verfolgt hat, von den Menschen die Furcht zu nehmen und sie als Herren einzusetzen. Das Programm der Aufklärung war in den Augen der beiden Sozialforscher allerdings auch die Entzauberung der Welt. Die Aufklärung wollte die Mythen auflösen und Einbildung durch Wissen ersetzen. Schon Francis Bacon, der Vater der experimentellen Philosophie, verachtet die Adepten der Tradition, die zuerst glauben, dass andere wissen, was sie nicht wissen. Und anschließend, dass sie selbst wissen, was sie nicht wissen. Leichtgläubigkeit, Widerwille gegen den Zweifel, Unbesonnenheit im Antworten, Prahlerei mit Bildung und die Scheu zu widersprechen haben die glückliche Ehe des menschlichen Verstandes mit der Natur der Dinge verhindert.

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Immanuel Kant erklärt a priori gültige Erkenntnisse

Immanuel Kant ist davon überzeugt, dass die Menschen im Besitz gewisser Erkenntnisse a priori sind und dass sogar der gewöhnliche Verstand über solche verfügt. Das sind Erkenntnisse, die nicht durch Erfahrungen oder Wahrnehmungen gewonnen werden, sondern deren Wahrheit bereits feststeht. Er stellt ein Merkmal in den Vordergrund, wodurch sicher die reine Erkenntnis von der empirischen unterschieden werden kann. Die Erfahrung lehrt, dass etwas so oder so beschaffen ist und nicht anders sein könne. Immanuel Kant schreibt: „Findet sich also erstlich ein Satz, der zugleich mit seiner Notwenigkeit gedacht wird, so ist er ein Urteil a priori; ist er überdem auch von keinem abgeleitet, als der selbst wiederum als ein notweniger Satz gültig ist, so ist er schlechterdings a priori.“

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Hegel war der größte Sytematiker der Philosophiegeschichte

Vittorio Hösle stellt sich die Fragen, was das System des großen Denkers Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770 – 1831) so attraktiv macht, warum es immer wieder Hegelrenaissancen gegeben hat und warum kein bedeutender Philosoph um eine Auseinandersetzung mit ihm herumkommt. Für Vittorio Hösle steht fest: „Man mag Hegel ablehnen; doch wer ihn ignoriert, wird eine bestimmte Ebene des Philosophierens gar nicht in den Blick bekommen, ohne die philosophische Größe nicht zu erringen ist.“ Eine der Antworten, die Vittorio Hösle auf seine eingangs gestellten Fragen gibt, ist, dass Georg Wilhelm Friedrich Hegel der größte Systematiker der Philosophiegeschichte ist. Es gibt keinen anderen Philosophen, der nicht nur alle Disziplinen seines Faches vergleichbar bereichert, sondern diese Disziplinen auch in einen schlüssigen Ordnungszusammenhang gebracht hat. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA).

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Glücksforscherin Sonia Laszlo glaubt an die Kraft des „Nein“

Die meisten Menschen sind darauf konditioniert, ein „Ja“ eher positiv und ein „Nein“ eher negativ zu bewerten. Neinsagen bedeutet in diesem Fall immer Verlust und wird daher eher mit Unglück und Negativem in Verbindung gebracht. Sonia Laszlo erläutert: „Wenn wir den Verlust allerdings nicht als Verlust, sondern als „Ja“ für das freigewordene Potential, das durch unser „Nein erst möglich geworden ist, sehen, ist „Nein“ zu sagen eine Glücksquelle.“ Denn wenn ein Mensch „Nein“ sagt, bedeutet es auch, dass er Zeit und Energie für andere Dinge hat. Die Kommunikationswissenschaftlerin und Schauspielerin Sonia Laszlo befasst sich mit dem „Glücklichsein“ und Film in Europa sowie in den USA. Die Journalistin ist in Medien und am Institut für Europäische Glücksforschung tätig, Gastvortragende an Universitäten und schreibt an ihrer Dissertation.

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Nigel Warburton verfasst die kürzeste Geschichte der Philosophie

Der Philosoph Nigel Warburton umreißt die Kerngedanken der Philosophie aus 2.400 Jahren Philosophiegeschichte in vierzig Kapiteln. Dabei widmet er in seinem neuen Buch „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ jeder Geistesgröße der abendländischen Philosophie einen Abschnitt. Der Leser lernt zum Beispiel, dass Augustinus an den freien Willen des Menschen glaubte, Während Baruch de Spinoza dies für eine Illusion hielt. Außerdem lernt man, dass Rationalisten wie René Descartes glaubten, des gebe Wissen apriori, während Empiristen wie John Locke dies jedoch bestreiten; dass Thomas Hobbes den Menschen grundsätzlich für missraten hielt, während Jean-Jacques Rousseau das Gute in ihm sah. Das Buch „Die kürzeste Geschichte der Philosophie“ ist ein idealer Türöffner zu den Ideen der großen philosophischen Denker. Der Philosoph Nigel Warburton ist Dozent an der Open University. Er gibt außerdem Kurse über Kunst und Philosophie am Tate Modern Museum.

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Die Kultur des Rokoko bevorzugt die Sphäre des Weiblichen

Im 18. Jahrhundert nehmen die leidenschaftlichen Versuche kein Ende, die überkommenen Ordnungen und Einrichtungen auf allen Gebieten des öffentlichen und privaten Lebens zu reformieren, die verkrusteten Traditionen in der Politik, den Wissenschaften und Künsten aufzulösen und das Festgefahrene wieder in Fluss zu bringen. Diese Innovationen vollziehen sich in mehreren Phasen an den höfischen Zentren und großen europäischen Residenzen, unter denen die bedeutendsten Paris, München, Berlin, Dresden und Wien sind. Innerhalb einer feudalen Gesellschaft von geistigen und weltlichen Würdenträgern, innerhalb des Hofadels selbst, werden die Umwälzungen, die neuen Denkformen und Lebensstile entwickelt und entfaltet. Dies ist die erste Etappe einer sanften und unblutigen Revolution: die Zeit des Rokoko. Sie bevorzugt im Gegensatz und Widerspruch zum männlich-heroischen Zeitalter des Barock alles, was aus der Sphäre des Weiblichen und aus den Bereichen eines kunstvollen Gefühls für die Natur stammt.

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Die Erkenntnis des Ichs bei René Descartes und Immanuel Kant

Der Weg zur Wahrheit führt für den Philosophen Herbert Schnädelbach in der Regel über den Ausschluss des Irrtums. Indem ausgeschlossen wird, was aller Wahrscheinlichkeit nicht wahr sein kann, wird die Anzahl der möglichen Wahrheitskandidaten eingegrenzt. Herbert Schnädelbach fragt zum Beispiel, ob es wahr ist, was mache Philosophen über „das Ich“ behaupten. Zunächst stellt er fest, dass dieser Begriff im alltäglichen Gespräch kaum vorkommt, und wenn, dann nur in Wendungen wie: „Er oder sie hat ein starkes Ich.“ Herbert Schnädelbach ergänzt: „Damit ist entweder ein stabiles Selbstbewusstsein oder ein ausgeprägter Egoismus gemeint. Im ersten Fall handelt es sich meist um herabgesunkenes Bildungsgut, beispielsweise aus der Psychoanalyse Sigmund Freuds, wo vom Es, Ich und Überich die Rede ist, oder aus der Tradition der Ich-Psychologie Alfred Adlers und Anna Freuds.“ Vor seiner Emeritierung war Herbert Schnädelbach Professor für Philosophie an den Universitäten Frankfurt am Main, Hamburg und an der Humboldt-Universität zu Berlin.

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José Ortega Y Gasset liebt die reine Wahrheit

Für José Ortega Y Gasset wird die Politik zu einer äußerst gefährlichen Krankheit, wenn sie ihren Thron im Gewissen der Menschen einrichtet und in ihr ganzes geistiges Leben hineinregiert. Warum das so ist, sollte eigentlich Jedem klar sein. Solange der Mensch das Nützliche eben als ein Nützliches betrachtet, besteht kein Anlass zur Sorge. Wird aber das Nützlichkeitsstreben innerhalb der Persönlichkeit eines Menschens zur beherrschenden Haltung, so wird er, wenn es darum geht, die Wahrheit zu finden, sie nur allzu leicht mit der Nützlichkeit verwechseln. José Ortega Y Gasset schreibt: „Und aus Nützlichkeit Wahrheit machen, ist eine Umschreibung für lügen. Das Reich der Politik ist somit das Reich der Lüge.“

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Die Menschen haben keinen Respekt mehr vor Kunstwerken

Christo, der am 13. Juni 1935 als Christo Vladimirow Javacheff in Bulgarien geboren wurde, hasst es, wenn man ihn Verpackungskünstler nennt. Weil das seiner Meinung nach eine grobe Vereinfachung ist. Außerdem hat er schon lange nichts mehr verpackt. Die „Gates“ im Central Park waren keine Verpackung, die „Schirme“ und der „Running Fence“ auch nicht. Christo ergänzt: „Die letzte Idee, etwas zu verpacken, hatten wir 1975, das war Pont Neuf. Den Berliner Reichstag wollten wir schon 1971 verpacken, es hat nur ein bisschen länger gedauert.“ Christo arbeitet immer mit Stoffen, weil sie den provisorischen Charakter, die Vergänglichkeit seiner Projekte verkörpern. Jeanne-Claude, seine Ehefrau, die 2009 starb, und Christo waren wie Nomaden in der Kunst: Sie haben immer schnell ihre Zelte aufgeschlagen und sind nach ein paar Wochen schon wieder weitergereist.

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David Hume will die Gelehrten über die Gesellschaft aufklären

Die gebildete Welt, der Teil der Menschheit, der nicht in den Verrichtungen des kreatürlichen Lebens aufgeht, sondern sich geistigen Beschäftigungen widmet, lässt sich laut David Hume in die gelehrte Welt und in die Welt der Konversation einteilen. Zur gelehrten Welt zählt, wer sich den höheren und schwierigeren geistigen Unternehmungen verschreiben hat, die Einsamkeit und Muße erfordern und ohne lange Planung und strenge Arbeit nicht zur Vollendung gebracht werden können. In der Welt der Konversation verknüpft sich mit geselligen Anlagen und einem Sinn für das Angenehme eine Vorliebe, den eigenen Verstand an leichteren und nicht zu tiefsinnigen Fragen zu erproben, ohne tiefschürfende Nachforschung Mutmaßungen über die Angelegenheiten der Menschen und die Pflichten des gewöhnlichen Lebens und Beobachtungen über Mängel und Vorzüge der mancherlei Dinge in ihrem Umkreis anzustellen. David Hume, der von 1711 bis 1776 lebte, gehört zu den Klassikern der europäischen Philosophie.

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Immanuel Kant: „Die Vernunft bestimmt den Willen“

Der menschliche Wille, was soll er nicht alles sein: ein innerer Kompass und ewiger Antrieb, Garant des Erfolges und unerschöpfliche Quelle der Lust. Doch gerade in entscheidenden Situationen erweist sich der Wille oft als schwach und orientierungslos. Svenja Flaßpöhler stellt deshalb die Frage, woher der Mensch also weiß, was er wirklich will. Weiß er es zum Beispiel durch rationale Abwägung und Kontrolle seiner Begierden? Oder offenbart sich sein wahrer Wille gerade im dunklen, irrationalen Drängen tief im Inneren des Menschen? Und was wäre, wenn die wahre Freiheit des Menschen gerade in der Überwindung seines Willens läge? Die häufigste Klage alter und sterbender Menschen lautet: „Wäre ich mir nur selbst treu geblieben. Hätte ich nur das Leben gelebt, das ich leben wollte.“ Dr. Svenja Flaßpöhler ist Stellvertretende Chefredakteurin des Philosophie Magazins.

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Viele Menschen sind oft die Feinde ihres eigenen Glücks

Die meisten Menschen wünschen sich vom Leben Dinge wie Glück, Harmonie, Gesundheit und Zufriedenheit. Glück gehört fast immer zu den menschlichen Wünschen. Für Andreas Salcher ist allerdings die Liebe das Wichtigste im Leben. Viele Menschen sehnen sich auch nach mehr Zeit für ihre Familie und sich selbst. Dennoch handeln die meisten gegen ihre Sehnsüchte. Andreas Salcher erläutert: „Stellt man sie tatsächlich vor die Wahl, auf einen Teil ihres Gehaltes zu verzichten und dafür weniger zu arbeiten, lehnt dies ein Großteil der Befragten ab. Das gilt sowohl für Angestellte als auch für Selbstständige und ist unabhängig von der Einkommenssituation.“ Dr. Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule und initiierte die Waldzell Meetings im Stift Melk. Er ist einer der erfolgreichsten Sachbuchautoren Österreichs. Sein aktuelles Buch heißt: „Erkenne dich selbst und erschrick nicht.“

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Das Ziel des Menschen ist die Glückseligkeit

Das Wesen des Menschen definiert Aristoteles auf verschiedene Art und Weise, je nach dem, von welcher wissenschaftlichen Disziplin aus er ihn betrachtet. Im Bereich der Logik und der Naturwissenschaften ist der Mensch für den Philosophen ein Wesen mit zwei Füßen, das mit Verstand begabt ist. Diese Definition trennt den Menschen vom Tier, zeigt aber auch Gemeinsamkeiten auf. Gemeinsam sind dem Menschen und dem Tier unter anderem das Atmen, das Leben und die Nahrungsaufnahme. Die Unterschiede sind der aufrechte Gang, aber besonders die Sprache und das schlussfolgernde Denken des Menschen, die den eigentlichen Kern des Menschseins ausmachen.

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Die wahre Bewährungsprobe für das Wissen ist seine Nützlichkeit

Die meisten Menschen tun sich sehr schwer, die Wissenschaften zu verstehen, weil ihre Sprache der Mathematik den menschlichen Gehirnen fremd ist und ihre Erkenntnisse oft genug dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen. Dennoch genießen die Wissenschaften ein sehr hohes Ansehen. Wohl vor allem wegen der Macht, die sie Menschen verleihen. Yuval Noah Harari nennt ein Beispiel: „Präsidenten und Generäle haben zwar keine Ahnung von Atomphysik, aber sie haben recht gute Vorstellungen davon, was sie mit einer Atombombe anrichten können.“ Francis Bacon schrieb in seinem Manifest „Neues Organon“, das er 1620 veröffentlichte, den berühmten Satz: „Wissen ist Macht.“ Der wahre Prüfstein für Wissen war für Francis Bacon nicht, ob es wahr ist oder nicht, sondern ob es den Menschen Macht verleiht. Yuval Noah Harari ist Professor für Geschichte an der Hebrew University of Jerusalem.

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In der Erotik bestimmen individuelle Vorlieben die Schönheit

Der große Denker Immanuel Kant schrieb über die Schönheit folgenden Satz: „Ein jeder muss eingestehen, dass dasjenige Urteil über Schönheit, worin sich das mindeste Interesse mengt, sehr parteilich und kein reines Geschmacksurteil sei.“ Triebhaftigkeit hat bei ihm keinen Platz. Für Rebekka Reinhard ist das Motiv dafür klar. Ihrer Meinung nach bringt nichts die Herrschaft des kühl urteilenden Verstandes schneller zu Fall als der animalische Drang nach Schönheit. Rebekka Reinhard fügt hinzu: „Liebe ist aufgrund des ihr eigenen erotischen Trachtens die natürliche Feindin zweckfreier Kontemplation.“ Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Der Kapitalismus fördert die Ungleichheit der Geschlechter

Ein Wesenszug des Kapitalismus und der Klassengesellschaft im Allgemeinen ist für Evelyn Reed die Ungleichheit der Geschlechter. Während die Männer in Wirtschaft, Kultur, Politik und Geistesleben die dominierende Rolle spielen, müssen Frauen eine untergeordnete, wenn nicht gar unterwürfige Position einnehmen. Auch wenn inzwischen immer mehr Frauen das männliche Monopol in Frage stellen, bleibt doch die grundsätzliche Benachteiligung der Frauen gegenüber den Männern bestehen. Dieser Mythos der weiblichen Unterlegenheit prägt die Klassengesellschaft seit ihren Anfängen vor ein paar Tausend Jahren durch ihre drei Hauptstadien: Sklaverei, Feudalismus und Kapitalismus. Evelyn Reed zieht daraus folgenden Schluss: „Darum ist die Klassengesellschaft als männerdominiert zu bezeichnen.“ Evelyn Reed, die von 1905 bis 1979 lebte, war eine amerikanische Frauenrechtlerin und Marxistin. Als Mitglied der Socialist Workers Party entlarvt sie als eine der Ersten das Patriarchat als einen Mythos.

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Rebekka Reinhard ergründet das Thema Schönheit philosophisch

In ihrem neuen Buch „Schön! Schön sein, schön scheinen, schön leben – eine philosophische Gebrauchsanweisung“ erklärt Rebekka Reinhard, dass aus philosophischer Sicht es nicht das höchste Lebensziel sein kann, gut auszusehen, sondern ein schönes, lustvolles und erfülltes Leben zu führen. Die Autorin gibt Antworten auf komplizierte Fragen. Zum Beispiel, ob es für Schönheit objektive Kriterien gibt, oder ob alles nur Geschmackssache ist. Außerdem beschäftigt sie sich mit der Frage, warum so viele Menschen die Mode so wichtig nehmen und wie das Schöne und das Gute zusammenhängen. Außerdem verrät sie ihren Lesern, warum manche Menschen gerade das Verstörende und Hässliche magisch anziehen. Dr. Rebekka Reinhard studierte Philosophie, Amerikanistik und Italianistik und promovierte über amerikanische und französische Gegenwartsphilosophie. Zu ihren erfolgreichen Büchern zählen „Die Sinn-Diät“, „Odysseus oder Die Kunst des Irrens“ und „Würde Platon Prada tragen?“

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Markus Gabriel stellt das Weltbild des Naturalismus vor

Anhänger eines wissenschaftlichen Weltbildes argumentieren laut Markus Gabriel häufig folgendermaßen: „Es gibt nur eine Natur.“ Sie ist der Gegenstandsbereich der Naturwissenschaften, das Universum. Für die Naturalisten gibt es nichts Über- oder Außernatürliches, denn ein solches Phänomen würde gegen die Naturgesetze verstoßen. Da die Gesetze der Natur immer gültig sind, gibt es für die Vertreter dieser Wissenschaftsrichtung nur eine einzige Natur. Markus Gabriel erklärt: „Diese Position, dass es nur die Natur, nur das Universum gibt, wird meist kurzum als Naturalismus bezeichnet.“ Nach ist kann nur dasjenige existieren, dass sich auf den Bereich der Naturwissenschaften zurückführen lässt – alles andere muss eine Illusion sein. Markus Gabriel hat seit 2009 den Lehrstuhl für Erkenntnistheorie an der Universität Bonn inne. Er ist Deutschlands jüngster Philosophieprofessor. Außerdem leitet er das Internationale Zentrum für Philosophie in Bonn.

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Eugen Drewermann prangert den tödlichen Fortschritt an

Die natürlichen Grundlagen der Erde sind durch die ungezügelte Vermehrung der Menschheit vor der Vernichtung bedroht. Die Urwälder und die letzten verbliebenen Naturreservate schrumpfen. Nur wenige Menschen äußern darüber Bedauern. Eugen Drewermann schreibt: „Wachstum ist das Mantra, mit dem unsere Politik heute alles zu lösen unternimmt, sowohl um Arbeitsplätze zu schaffen, als auch um Schulden abzubauen. Wachstum, auch als Druck der Bevölkerung durchaus gewollt, als Absatzmarkt, als Konsumentenwerbung. Wenn das so ist, haben die Tiere keine Chance mehr.“ Schon heute gibt es in Deutschland seiner Meinung nach zwischen den Alpen und dem Wattenmeer nichts mehr, was noch Natur wäre. Eugen Drewermann ist Theologe und Psychotherapeut. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen: „Strukturen des Bösen“, „Psychoanalyse und Moraltheologie“, „Tiefenpsychologie und Exegese“ sowie „Die sieben Tugenden.“

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