Michael J. Sandel zeigt die moralischen Grenzen des Marktes auf

Die Regeln des Marktes machen vor keinem Lebensbereich mehr halt, auch nicht vor jenen, die eigentlich jenseits von Konsum und Mehrwert liegen sollten wie beispielsweise die Medizin, die Erziehung und die Kunst. Inzwischen dringen die Marktgesetzte sogar in Familie und Partnerschaft ein. In seinem Buch „Was man für Geld nicht kaufen kann“ beantwortet Michael J. Sandel eine der wichtigsten Fragen unserer Zeit: „Wie können wir den Markt daran hindern, Felder zu beherrschen, in denen er nichts zu suchen hat?“ Außerdem zeigt er die moralischen Grenzen des Marktes auf und erklärt wie die Menschheit die zivilisatorischen Errungenschaften bewahren kann, für die sich der Markt nicht interessiert und die man für kein Geld der Welt kaufen kann. Michael J. Sandel ist politischer Philosoph, der in Oxford studiert hat und seit 1980 in Harvard lehrt. Seine Vorlesungen über Gerechtigkeit machten ihn zu einem der bekanntesten Moralphilosophen der Gegenwart.

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Elternhilfe bei Hausarbeiten bringt nicht den erwünschten Erfolg

Nahezu zwei Drittel aller Eltern erarbeiten den Lehrstoff für die Schule grundsätzlich gemeinsam mit ihren Kindern. Zu diesem Ergebnis kam eine repräsentative Umfrage der Universität Bielefeld. Und über 75 Prozent der Eltern helfen ihrem Nachwuchs bei der Vorbereitung auf Klassenarbeiten und Referate. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um Ganztagsschüler oder Halbtagsschüler handelt. Inzwischen glauben viele gestresste Eltern, dass das eigentliche Lernen fast ausschließlich nur noch zu Hause stattfindet. Ulrich Trautwein, Professor für empirische Bildungsforschung and der Universität Tübingen kennt diese Probleme und erklärt: „Eltern sind sehr emotional – wenn das Kind was nicht kann, verzweifeln sie und empfinden Schulprobleme als Kränkung und eigenes Versagen, vor allem, wenn das Kind ihr einziges und wichtigstes Projekt ist.“

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Die Gefahr von Amokläufen an Schulen kann gemindert werden

Die Liste von Massakern an Schulen wächst weiter, obwohl viele Bemühungen im Gange sind, diese sinnlose Gewalt zu verhindern. Namen wie Columbine, Erfurt, Virginia Tech., Jokela und Sandy Hook sind vielen Menschen noch in schmerzhafter Erinnerung. Es gibt Experten, die von einer epidemieartigen Ausbreitung von Schießereien an Schulen sprechen. Jeffrey A. Daniels ist da anderer Ansicht. Er schreibt: „Es stimmt zwar, dass tödliche Gewalt an Schulen seit den Neunzigerjahren langsam gestiegen ist, doch Amokläufe mit vielen Opfern sind statistisch gesehen selten.“ Laut Statistik ist die Schule nach wie vor der sicherste Ort für Kinder, doch natürlich ist auch für Jeffrey A. Daniels ein einziger Amoklauf einer zuviel! Jeffrey A. Daniels ist Dozent für Psychologie an der West Virginia University. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Prävention tödlicher Gewalt an Schulen und die Motive von Geißelnehmern.

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Auf die Klassifizierung von Menschen sollte man besser verzichten

Ein Eindruck von wirtschaftlicher Ungleichheit ist, dass es in der modernen Gesellschaft oft Selbstsucht und Engstirnigkeit sind, die mit hohen Gehältern belohnt werden, während Idealismus und Humanität am Hungertuch nagen. Menschen ordnen ihre Mitmenschen unwillkürlich in Kategorien ein. Diese Klassifizierung hat laut Robert J. Shiller in den Vorstellungen der Menschen mitunter eine übersteigerte Bedeutung. Menschen, die in anderen Berufen tätig sind, werden als grundsätzlich anders angesehen. Robert J. Shiller erklärt „Unterschiede in Persönlichkeit und Charakter gehen zwar tatsächlich mit dem Beruf einher, doch die überzogene Neigung zur Kategorisierung von Menschen steht im Zusammenhang mit einem Phänomen, das Psychologen als fundamentalen Attributionsfehler bezeichnen.“ Robert J. Shiller zählt seit Jahren zu den Topkandidaten für den Wirtschaftsnobelpreis und zu den bedeutendsten Vordenkern in der globalen Wirtschaft. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen „Irrationaler Überschwang“ und „Animal Spirits“, das er zusammen mit George A. Akerlof geschrieben hat. Robert J. Shiller lehrt Wirtschaftswissenschaften an der Yale University.

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Karlheinz A. Geißler singt ein schönes Loblied auf den Sonntag

Karlheinz A. Geißler behauptet: „Eile macht unsozial, unbarmherzig und hart.“ Mit dem Zeitdruck sinkt die Bereitschaft zu fürsorglichem, prosozialem Verhalten. Eilende, gestresste und gehetzte Menschen zeigen weniger Hilfsbereitschaft als diejenigen, die sich nicht unter Zeitdruck fühlen. Dass Barmherzigkeit eine Sache des menschlichen Charakters ist, war bekannt, dass sie daneben aber auch eine Sache des Zeitdrucks ist, macht Karlheinz A. Geißler nachdenklich. Mit Recht sind die Europäer stolz darauf, was sie im Hinblick auf die Zivilisierung und Kultivierung bisher erreicht haben. Karlheinz A. Geißler stellt sich allerdings die Frage, was aus der Humanität, dem Sinn für Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe werden soll, wenn die Menschen immer mehr unter Zeitdruck geraten, kontinuierlich schneller werden und dazu noch alles tun, um mit noch mehr Geschwindigkeit durchs Leben zu rasen. Professor Dr. Karlheinz A. Geißler lehrt, lebt und schreibt in München. Eine der amüsantesten Erfindungen der Menschheit, die Zeit, hat er zu seinem Lebensthema gemacht.

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Hans-Werner Sinn weist auf die Verlockungen niedriger Zinsen hin

Fallende Zinsen bedeuten für Hans-Werner Sinn nicht nur einen direkten rechnerischen Einkommensvorteil für Schuldenländer, sondern haben auch deren Verhalten verändert und sie veranlasst, ihre Sparanstrengungen zu vernachlässigen und noch mehr Schulden zu machen. Ein Problem der Demokratie sieht Hans-Werner Sinn darin, dass irgendeine Regierung Vereinbarungen unterschreibt und sich anstandshalber auch noch selbst daran hält, während sich ihre Nachfolger nicht mehr darum scheren und nur noch die gegenwärtigen Interessen ihrer Wähler bedienen. Sie verpassen dabei, nachkommenden Generationen etwas Gutes zu tun, die Wünsche der Gläubiger zu respektieren oder gar die Angst der Nachbarländer vor einer Schuldenhaftung in die eigenen Überlegungen einzubeziehen. Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München. Im Jahr 1999 wurde er Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Leiter des CESifo-Forscher-Netzwerks, weltweit eines der größten seiner Art.

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Hanno Beck untersucht die Irrationalität des Herdenverhaltens

Die institutionellen Investoren, die professionell das Geld ihrer Kunden an den Kapitalmärkten anlegen, wie zum Beispiel Versicherungen oder Pensionskassen, spielen laut Hanno Beck eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Herdentrieben an der Börse. Meistens investieren sie in das, was der Rest kauft, wodurch sie die Kurse nach oben treiben und somit den Auftrieb der Herde weiter verstärken. Auch Banken und Kapitalexperten können mit ihren Kommentaren zu einer Kursblase beitragen. Viele Investoren überschätzen ihre Fähigkeit, rechtzeitig aus einem überhitzten Markt auszusteigen. Hanno Beck behauptet, dass es ein verhängnisvolles Gebräu von Selbstüberschätzung, Gier, Wunschdenken und simplen Marktmechaniken ist, die einen Markt geradewegs in eine Katastrophe führt. Hanno Beck, der früher in der Wirtschaftsredaktion der Frankfurter Allgemeinen Zeitung arbeitete, lehrt heute als Professor für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftspolitik an der Hochschule Pforzheim.

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Für Kinder hat die Zeit etwas Magisches und Spielerisches an sich

Den Begriff der Zeit definiert der deutsche Philosoph Hans Blumenberg wie folgt: „Zeit ist das am meisten Unsrige und doch am wenigsten Verfügbare.“ Der Mensch erfährt die Zeit stets qualitativ, aber er vermag dem Zeitlichen auch selbst Qualitäten zu verleihen. Für Karlheinz A. Geißler ist er deshalb nicht nur Opfer, sondern auch Täter des Zeitlichen. Der Mensch erfährt sich im Netzwerk der Zeit, er ist dabei zugleich Schauspieler und Zuschauer in einem Stück, dass er selbst geschrieben hat und immer weiter fortschreibt. Karlheinz A. Geißler zitiert in diesem Zusammenhang den argentinischen Schriftsteller Luis Borges: „Die Zeit ist ein Strom, der dich mitreißt, aber du bist der Strom; sie ist ein Tiger, der dich zerfleischt, aber du bist der Tiger; sie ist ein Feuer, das dich verzehrt, aber du bis das Feuer.“ Professor Dr. Karlheinz A. Geißler lehrt, lebt und schreibt in München. Eine der amüsantesten Erfindungen der Menschheit, die Zeit, hat er zu seinem Lebensthema gemacht.

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Immer weniger Steuergelder kommen der Gesellschaft zugute

Die übermäßige Verschuldung des Staates hat laut Paul Kirchhof zur Folge, dass er erhebliche Haushaltsmittel für Zinszahlungen verwenden muss. Die Steuerkraft der Bürger dient in diesem Fall also nicht der Finanzierung gegenwärtiger Staatsaufgaben, sondern beschert privaten Unternehmen Einnahmen und Gewinn. Paul Kirchhof ist überhaupt nicht damit einverstanden, dass der Zinsdienst im Bundeshaushalt, nach Arbeit und Soziales, zum zweitgrößten Haushaltsposten geworden ist. Er fügt hinzu: „Der Bürger erlebt, dass sein demokratischer Anspruch, das Parlament in seinem Budgetverhalten zu ermächtigen und zu kontrollieren, für einen wesentlichen Teil des Budgets nicht verwirklicht werden kann.“ Paul Kirchhof ist einer der führenden Finanzexperten und bekanntesten deutschen Autoren. Er ist Professor für Öffentliches Recht sowie Direktor des Instituts für Finanz- und Steuerrecht an der Universität Heidelberg und war zwölf Jahre Richter des Bundesverfassungsgerichts.

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Die Empfindung der Zeitnot ist ein kollektives Problem

Gemäß Ulrich Schnabel sind die üblichen Zeitspartechniken denkbar ungeeignet, um den Menschen zu mehr Muße zu verhelfen. Weder führt der mechanische Fortschritt in das ersehnte Paradies der endlosen Zeitfülle, noch macht eine verbesserte Organisation der Arbeit die Menschen zu entspannten Müßiggängern. Ulrich Schnabel schreibt: „Die Ursachen für das Gefühl des Gehetztseins liegen tiefer, und der erste Schritt zu einem entspannteren Leben besteht darin, sich zunächst einmal mit diesen Ursachen und unseren psychologischen Mechanismen und Wertvorstellungen auseinanderzusetzen.“ Dabei gilt es seiner Meinung nach vor allem, auch einige der populärsten Irrtümer über den Begriff der Muße auszuräumen. Ulrich Schnabel studierte Physik und Publizistik und arbeitet als Wissenschaftsredakteur der Wochenzeitung „DIE ZEIT“.

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Emile Durkheim untersucht die moralische Wirklichkeit

Emile Durkheim vertritt die These, dass die moralische Wirklichkeit wie jede Art der Wirklichkeit von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus untersucht werden kann. Der Mensch kann sie erkennen und verstehen wollen oder sich vornehmen, sie zu beurteilen. Um die moralische Wirklichkeit untersuchen zu können, ist es für ihn unerlässlich, vorher zu bestimmen, woraus sie besteht und was sie charakterisiert. Zu den Hauptmerkmalen der moralischen Tatsachen zählt Emile Durkheim, dass sich jede Moral darstellt als ein System von Verhaltensregeln. Er ergänzt: „Doch auch alle Techniken werden von Maximen regiert, die dem Handelnden vorschreiben, wie er sich bei bestimmten Gelegenheiten zu verhalten hat. Emile Durkheim, der von 1858 bis 1917 lebte, war seit 1902 Professor der Pädagogik und Soziologie an der Sorbonne.

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Eine Gesellschaft ohne Herrschaft ist nicht realisierbar

Die Lebenschancen eines Menschen sind laut Ralf Dahrendorf niemals gleichmäßig verteilt. Es existiert keine Gesellschaft, in der alle Männer, Frauen und Kinder dieselben Anrechte haben und dasselbe Angebot genießen. Er begründet dies in der Tatsache, dass jede Gesellschaft unterschiedliche Aufgaben, aber auch unterschiedliche Interessen und Fähigkeiten der Menschen koordinieren muss. Die sozialen Positionen können dabei abstrakt gesehen, verschieden sein, ohne einander über- und untergeordnet zu werden. Ralf Dahrendorf schreibt: „In der Vorstellung der herrschaftsfreien Kommunikation ist der Gedanke von Jürgen Habermas erneut zum erstrebenswerten Ziel erhoben worden, wobei Habermas in einer Tradition steht, die über Marx` Assoziation freier Menschen zum mittelalterlichen Begriff der Genossenschaft zurückführt.“

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Francis Bacon erklärt die Eigenschaften eines guten Gesprächs

Es gibt laut Francis Bacon Menschen, die im Gespräch lieber ein Lob für ihre Klugheit einheimsen wollen, weil sie die Fähigkeit besitzen, allen Argumenten standzuhalten, als ein Lob für ihr Urteilsvermögen, weil sie Falsch von Richtig unterscheiden können, als ob es ein Vorzug wäre, immer eine passende Antwort zu haben anstatt eines klugen Gedankens. Francis Bacon fügt hinzu: „Manche kennen einige Allgemeinplätze und Themen, in denen sie gut sind, aber es mangelt ihnen an Abwechslung. Diese Art der geistigen Armut ist die lästigste und, sobald sie auffällt, auch die lächerlichste.“ Dagegen ist für Francis Bacon die ehrenhafteste Art ein Gespräch zu führen, ein Thema aufzubringen, es mit anderen zu besprechen und zu etwas Neuem überzuleiten, so wie man in einem Tanz führt.

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Die Wirtschaft braucht mehr Kooperation und Vertrauen

Der ehemalige Topmanager Daniel Goeudevert vertritt die These, dass verantwortliches unternehmerisches Handeln leider bis heute nur das Verhalten einer kleinen Minderheit beschreibt. Seiner Meinung nach sind die Begriffe Verantwortung und Nachhaltigkeit zwar in aller Munde und kommen allen Vorstandssprechern fließend über die Lippen, doch handelt es sich dabei bislang noch ganz überwiegend um Marketing. Denn Unternehmen geht es vor allem darum, die Oberfläche „grün“ herauszuputzen und von den Niederungen des Kerngeschäfts abzulenken. Als Beispiel nennt Daniel Goeudevert die deutsche Automobilindustrie, bei der er trotz vollmundiger Versprechungen einen vorsorgenden Ansatz im Umgang mit Umweltproblemen vermisst. Er erklärt: „Trotz durchaus verbesserter und verbrauchsärmerer Motoren hat der Gesamtausstoß von Kohlendioxid durch die immer schwerer und stärker gewordene PKW-Flotte nicht etwa ab-, sondern weiter zugenommen.“ Der Topmanager Daniel Goeudevert war Vorsitzender der deutschen Vorstände von Citroën, Renault und Ford sowie Mitglied des Konzernvorstands von VW.

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Warum der Hunger auf der Welt noch immer existiert

Andreas Salcher nennt die Ursachen, warum der Hunger auf der Welt noch nicht besiegt werden konnte. Erstens ist dafür das starke Anwachsen der Weltbevölkerung verantwortlich. Der zweite Grund ist eine Veränderung der Nahrungsgewohnheiten von Reis und Getreide in Richtung Fleisch und Fisch. Und drittens wird ein immer größerer Anteil der Getreideproduktion als Kraftstoffzusatz verwendet. Andreas Salcher stellt fest: „An der Spitze der Länder mit dem höchsten Anteil an tierischer Ernährung stehen wenig überraschend die USA und Kanada. Am unteren Ende sind Entwicklungsländer wie Indien zu finden, die Getreide in hohem Ausmaß direkt konsumieren und daher deutlich weniger verbrauchen, weil sie nicht den Umweg über die Aufzucht von Tieren gehen.“

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Jens Weidmann hält hohe Inflation für sozial ungerecht

Bundesbank-Chef Jens Weidmann weist die Forderung des neuen französischen Präsidenten François Hollande strikt zurück, den europäischen Fiskalpakt noch einmal aufzuschnüren. Genauso lehnt er es ab, dem Rettungsschirm ESM eine Banklizenz zu geben und ihn über die Notenpresse zu finanzieren. Jens Weidmann hält auch nichts von der Idee François Hollandes die Statuten der Europäischen Zentralbank (EZB) zu ändern. Der Chef der Bundesbank erklärt: „Eine Änderung der Statuten wäre gefährlich. Arbeitsplätze und Wirtschaftswachstum entstehen durch unternehmerisches Handeln. Die Notenbank kann am besten dazu beitragen, indem sie für stabiles Geld sorgt.“ Eine der Aufgaben der Notenbank ist es laut Jens Weidmann Liquidität an solvente Banken gegen ausreichende Sicherheiten zu geben, damit diese Kredite anschließend der Wirtschaft zugute kommen.

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Uwe Böschemeyer plädiert für ein Leben in Freiheit

Uwe Böschemeyer vertritt in seinem neuen Buch „Bitte machen Sie sich frei“ die These, dass primär die Lebensqualität eines Menschen davon abhängt, ob er Gebrauch von der Freiheit macht oder nicht. Er hat darüber geschrieben, wie eine Person weniger bedrückt und eingeengt, weniger gehemmt und verklemmt sein kann, also mehr gelöst, gelassen, entspannt, eben wesentlich freier als vorher. Freiheit bedeutet für Uwe Böschemeyer, dass so mancher Druck von einem Individuum abfällt und es ganz bei sich selbst ist. Vor allem bildet seiner Meinung nach das Zusammenspiel von Freiheit und Liebe die Grundlage für ein starkes Leben. Im Jahr 1975 erwarb Uwe Böschemeyer bei Prof. Viktor Frankl sein Zertifikat in Logotherapie und Existenzanalyse. 1982 gründete er das Institut für Logotherapie in Hamburg. Die Schwerpunkte seiner Arbeit sind die Wertimagination und die Wertorientierte Persönlichkeitsbildung.

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Sehr viele Krippenkinder leiden unter Dauerstress

Dr. Rainer Böhm findet den wissenschaftlichen Befund sehr beunruhigend, dass Krippenbetreuung von Kindern sich negativ auf die sozioemotionale Kompetenz des Nachwuchses auswirkt. Der Kinder- und Jugendarzt erklärt: „Je mehr Zeit kumulativ Kinder in einer Einrichtung verbrachten, desto stärker zeigten sie später dissoziales Verhalten wie Streiten, Kämpfen, Sachbeschädigungen, Prahlen, Lügen, Schikanieren, Gemeinheiten begehen, Grausamkeit, Ungehorsamkeit oder häufiges Schreien.“ Unter den ganztags betreuten Kindern wurde sogar bei einem Viertel von ihnen im Alter von vier Jahren ein Problemverhalten festgestellt, das laut Dr. Rainer Böhm dem klinischen Risikobereich zugeordnet werden muss. Dr. Rainer Böhm ist Kinder- und Jugendarzt mit Schwerpunkt Neuropädiatrie und Leitender Arzt des Sozialpädiatrischen Zentrums Bielefeld-Bethel.

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Der Gleichgültige ist noch schlimmer als der Täter

Das neue Buch von Andreas Salcher „Ich habe es nicht gewusst“ ist ein Buch über Nähe und Distanz sowie über das Mitgefühl. Es ist aber kein Buch über Weltverbesserung, sondern über Selbstverbesserung. Andreas Salcher schreibt: „Die positiven Beispiele werden zeigen, dass wir nicht immer die Möglichkeit haben, die großen Dinge in der Welt zu ändern, aber sehr wohl die Macht, die kleinen zu korrigieren.“ Der Autor hat bei seinen Recherchen erkannt, dass die Welt genug Probleme hat und wenn sie etwas definitiv nicht benötigt, dann ist das menschliche Resignation. Noch hat die Gleichgültigkeit laut Andreas Salcher das Mitgefühl nicht ausgelöscht, noch hat die Gier die Moral nicht endgültig besiegt, noch hat der Klimawandel die Erde nicht vernichtet. Um zu verhindern, dass diese Szenarien Wirklichkeit werden, gibt es für jeden Menschen genug zu tun.

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José Ortega Y Gasset seziert die Undankbarkeit

Für José Ortega Y Gasset ist die Undankbarkeit das schwerste Gebrechen des Menschen. Diese Behauptung stützt er darauf, dass jedes widergeschichtliche Verhalten des Menschen, dessen Wesen gleichbedeutend mit seiner Geschichte ist, eine Art Selbstmord bedeutet. Der spanische Philosoph schreibt: „Der Undankbare vergisst, dass das meiste von dem, was er besitzt, nicht sein Werk ist, sondern dass es ihm von andern geschenkt wurde, die sich bemühten, es zu schaffen und zu erhalten.“ Indem der Mensch das vergisst, verkennt er von Grund aus die wahre Beschaffenheit dessen, was er besitzt. Er glaubt an das freie Geschenk der unzerstörbaren Natur.

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Tomáš Sedláček erzählt die Geschichte der Ökonomie

In seinem Buch „Die Ökonomie von Gut und Böse“ begibt sich der Wirtschaftswissenschaftler Tomáš Sedláček auf eine Expedition über die Grenzen der Ökonomie hinaus und erforscht die Verbindung der Wirtschaft zur Geschichte, zur Psychologie und zu den alten Mythen. Er unterstreicht damit, wie tief die Ökonomie in der Kultur der Menschheit verwurzelt ist. Sie reicht weit in die Geschichte zurück. Schon etwa 400 vor Christus sagte Xenophon, dass es etwas wie eine Wissenschaft der Ökonomie gibt, selbst wenn jemand über keinen Reichtum verfügt. Tomáš Sedláček lehrt an der Prager Karls-Universität, ist Chefökonom der größten tschechischen Bank und Mitglied des Nationalen Wirtschaftsrats in Prag.

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Die geistesgeschichtlichen Quellen des Anarchismus

Für den Politologen Peter Lösche sind die Ursprünge und Vorläufer des Anarchismus ebenso zahlreich wie die sozialen, geistesgeschichtlichen und politischen Bedingungen, unter denen der Anarchismus entstanden ist. Geistesgeschichtlich wird der Anarchismus laut Peter Lösche aus zwei Quellen gespeist, die selbst miteinander verbunden sind. Er schreibt: „Zunächst ist er ein Produkt der Aufklärung: Unter Anlehnung an naturrechtliche Vorstellungen ermöglicht der Rationalismus überhaupt erst ein Gesellschaftskonzept, das die in der Gegenwart vorhandene menschliche Entfremdung für real aufhebbar hält.“ In der Abwendung vom Reich Gottes und des Feudalismus wird die Einzigartigkeit des Individuums entdeckt. Der Liberalismus und der Anarchismus haben an dieser Stelle die gleiche Wurzel. Der Anarchismus allerdings treibt den Individualismus bis zu seiner letzten Konsequenz. Die zweite geistesgeschichtlich Quelle des Anarchismus sieht Peter Lösche, ähnlich dem Marxismus in seinen Ursprüngen, in der Hegel-Kritik.

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Brenda Almond erläutert wichtige Begriffe der Ethik

Die grundlegenden Begriffe der Ethik sind für Brenda Almond gut und schlecht, richtig und falsch, Pflicht und Verpflichtung. Es gibt verschiedene Theorien der Ethik, die sie jeweils anders betonen und interpretieren. Das bedeutet laut Brenda Almond allerdings nicht, dass eine gemeinsame Ethik ausgeschlossen wäre. Sie hält nichts von der Sichtweise, die Ethik nur auf ein persönliches oder sexuelles Verhalten einzuengen. Brenda Almond erklärt: „Als im Athen des 5. vorchristlichen Jahrhunderts die ersten ethischen Diskussionen stattfanden, die uns überliefert sind, hielten es sowohl Platon als auch Aristoteles für selbstverständlich, dass Fragen nach dem guten Menschen und einer guten Gesellschaft untrennbar miteinander verbunden waren.“ Brenda Almond ist emeritierte Professorin für Moral- und Sozialphilosophie an der Universität von Hull. Sie ist Präsidentin der Philosophical Society von England und Vize-Präsident der Gesellschaft für angewandte Philosophie.

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Neunzig Prozent der Diagnosen von ADHS sind falsch

Bei jedem zehnten Jungen wird inzwischen in Deutschland das so genannte Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom oder Hyperaktivitätssyndrom, kurz ADHS, diagnostiziert. Mit dem Medikament Ritalin, das den Wirkstoff Methylphenidat (MPH) enthält werden sie ruhig gestellt und brav gemacht. Im schlimmsten Fall werden die Kinder abhängig. Wenn Jungen sich in der Schule nicht ruhig verhalten und dem Unterricht nur schwer folgen können, kann das die verschiedensten Ursachen haben: Eine zerrüttete Familie, überforderte Eltern, unfähige Lehrer, einen zu hohen Konsum von Computerspielen sowie den fehlenden Auslauf in der freien Natur. Am einfachsten ist es in einem solchen Fall für ein schwieriges Kind eine Krankheit zu erfinden – ADHS. Denn dann braucht keiner mehr die Verantwortung für den Nachwuchs zu übernehmen. Es gibt ja Pillen, die scheinbar die Aufmerksamkeit bei den Kindern steigern und sie gesund machen.

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Amartya Sen fragt nach der Reichweite der Vernunft

Für Amartya Sen, der im Jahr 1998 den Nobelpreis für Ökonomie erhielt, ist Nachdenken eine sichere Quelle der Hoffnung und Zuversicht in einer Welt, die von vergangenen und gegenwärtigen finsteren Taten verdüstert ist. Warum sich dies so verhält, ist seiner Meinung nach leicht einzusehen. Selbst wenn ein Mensch etwas total empörend findet, kann er seine Reaktion prüfen und sich fragen, ob sie angemessen ist und ob er sich von ihr leiten lassen soll. Amartya Sen schreibt: „Nachdenken kann man über die richtige Art, andere Menschen, andere Kulturen, andere Ansprüche einzuschätzen und zu behandeln, und über andersartige Gründe für Achtung und Toleranz.“

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