Alles Menschenwerk ist zur Vergänglichkeit verurteilt

Bei Seneca findet man sehr häufig den Gedanken, sich immer wieder die Natürlichkeit und Unausweichlichkeit des Todes und des Vergehens bewusst zu machen. In zahlreichen Varianten betont er: „Alles Menschenwerk ist zur Vergänglichkeit verurteilt, wir leben inmitten einer Umgebung, der keine Dauer beschieden ist.“ Alles, was ein Mensch hat, ist nur geliehen. Irgendwann muss er es zurückgeben, spätestens dann, wenn er sich selbst der Schöpfung zurückgeben muss. Albert Kitzler ergänzt: „Deshalb sollten wir uns an dem Geliehenen erfreuen, solange wir es besitzen, und dafür dankbar sein, anstatt uns zu grämen, wenn es nicht mehr da ist.“ Das gilt auch im Hinblick auf den eigenen Tod und die Gedanken an ihn. Der Philosoph und Jurist Dr. Albert Kitzler ist Gründer und Leiter von „MASS UND MITTE“ – Schule für antike Lebensweisheit.

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Forscher im Silicon Valley wollen das Altern und den Tod abschaffen

Seit es die Menschen gibt, wollen sie sich verbessern. Sie möchten höher hinaus, weiter gehen, klüger werden. Dass sie in der afrikanischen Savanne zum dem wurden, was sie heute sind, ist Geschichte. Heute ist das Silicon Valley der Hotspot für evolutionären Fortschritt. Gerald Hüther weiß: „Hier sitzen Männer und Frauen, die daran arbeiten, dass der Mensch seine menschliche Natur überwindet. Das Altern abschafft, den Tod, das Leid. Sie haben Allmachtsfantasien und nennen sich Transhumanisten.“ Sie sehen sich als Pioniere eines neuen Menschen, der alles kann und ohne Fehler ist. Alle Eigenschaften, die über Jahrtausende den Göttern zugeschrieben wurden, sollen nun denen zuteilwerden, die sich bereits die Erde untertan gemacht haben, sich mit der Vergänglichkeit des Körpers aber nicht abfinden wollen. Gerald Hüther zählt zu den bekanntesten Hirnforschern in Deutschland.

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Der Wunsch nach Erkenntnis ist ein Wesenszug des Menschen

Ina Schmidt stellt sich eine scheinbar recht einfache Frage: „Was und warum suchen wir überhaupt etwas und leben nicht so gut es eben geht mit dem, was bereits da ist?“ Die Menschen könnten auch daraus das Beste machen und es für das Gute halten. Wieso gelingt ihnen die Idee eines glücklichen Lebens so selten in dem, was ist? Aber das, was sie vorfinden, scheint ihnen irgendwie nicht zu reichen. Denn das, was sie da um sich herum zu erkennen glauben, ergibt einfach zu wenig Sinn: Angefangen von der menschlichen Erkenntnis, dass das Leben von Anfang an dazu bestimmt ist, zu Ende zu gehen, wozu also das Ganze? Ina Schmidt gründete 2005 die „denkraeume“, eine Initiative, in der sie in Vorträgen, Workshops und Seminaren philosophische Themen und Begriffe für die heutige Lebenswelt verständlich macht.

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Das Selbst soll sich in den Momenten des Glücks spiegeln

Michel de Montaigne (1533 – 1592) war ein Experte des gepflegten Vergnügens. Das Leben ist ihm einfach zu kurz, um sich zu versagen, was es zu bieten hat. Michel de Montaigne schreibt: „Darum steht es auch nur denen an, sich des Sterbens nicht zu grämen, die sich des Lebens freuten. Man muss es haushälterisch genießen. […] Je kürzer die Zeit, die ich das Leben noch besitze, desto tiefer und voller will ich es besitzen.“ Die gesteigerte Wahrnehmung, das tiefe Spüren und Erfahren der schönen Momente, ausgelöst durch das Bewusstsein der Vergänglichkeit, erfordert wache Aufmerksamkeit. Ludger Pfeil ergänzt: „Sie wird unterstützt durch Reflexion, das Nach- und Vordenken über erlebte und zu erwartende Genüsse.“ Der Philosoph Dr. Ludger Pfeil machte nach seinem Studium Karriere in der Wirtschaft als Projektleiter und Führungskraft und ist als Managementberater tätig.

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Seneca gibt der Tugend den Vorzug vor der Lust

Seneca kritisiert die Menschen, die behaupten, Lust und Tugend seien gar nicht voneinander zu trennen. Sie sind der Meinung, dass niemand ein ehrbares Leben führen könne, ohne zugleich Vergnügen daran zu haben. Seneca kann dagegen nicht entdecken, wie zwei so verschiedene Dinge eine feste Verbindung miteinander eingehen können. Seneca erklärt: „Dazu kommt noch, dass es auch im erbärmlichsten Leben Lust gibt, Tugend eine schlechte Lebensweise gar nicht erst zulässt und dass es Unglückliche gibt, nicht an Mangel an Lust, sondern durch die Lust selbst, was unmöglich wäre, wenn Tugend und Lust so innig verbunden wären.“ Die Tugend muss oft ganz der Lust entbehren, ohne jedoch jemals aus sie angewiesen zu sein.

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Die Menschen haben keinen Respekt mehr vor Kunstwerken

Christo, der am 13. Juni 1935 als Christo Vladimirow Javacheff in Bulgarien geboren wurde, hasst es, wenn man ihn Verpackungskünstler nennt. Weil das seiner Meinung nach eine grobe Vereinfachung ist. Außerdem hat er schon lange nichts mehr verpackt. Die „Gates“ im Central Park waren keine Verpackung, die „Schirme“ und der „Running Fence“ auch nicht. Christo ergänzt: „Die letzte Idee, etwas zu verpacken, hatten wir 1975, das war Pont Neuf. Den Berliner Reichstag wollten wir schon 1971 verpacken, es hat nur ein bisschen länger gedauert.“ Christo arbeitet immer mit Stoffen, weil sie den provisorischen Charakter, die Vergänglichkeit seiner Projekte verkörpern. Jeanne-Claude, seine Ehefrau, die 2009 starb, und Christo waren wie Nomaden in der Kunst: Sie haben immer schnell ihre Zelte aufgeschlagen und sind nach ein paar Wochen schon wieder weitergereist.

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Christo hat sogar den Reichstag in Berlin mit Stoff verhüllt

Einer der bekanntesten Künstler der Gegenwart ist der Verpackungsgroßmeister Christo. In Oberhausen präsentiert er gerade seine Installation „Big Air Package“, eine begehbare aufgeblasene Hülle. Rund 300.000 Besucher haben sich das Kunstwerk schon angeschaut. Außerdem arbeitet Christo Vladimiroff Javacheff, wie er mit vollem Namen heißt, seit 1992 an dem Projekt „Over the River“ in Colorado, wo er den Fluss Arkansas mit Stoffbahnen überspannen will. Die Kosten werden auf rund 50 Millionen Dollar geschätzt. Ein anderes Projekt, mit dem er sich seit 1977 beschäftigt heißt „Mastaba“: Christo will in der Nähe von Abu Dhabi 410.000 Ölfässer stapeln. Bei allen seinen Installationen war ihm seine Frau Jeanne-Claude eine kongeniale Ergänzung. Sie starb im Jahr 2009 im Alter von 74 Jahren. Zu den spektakulärsten Projekten von Christo zählten die Verhüllung des Reichstags in Berlin sowie die aufgestellten Tore im Central Park von New York.

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„Leben und leben lassen“ ist die Botschaft des Jainismus

In Indien haben sich die Menschen an die sonderbare religiöse Minderheit der Jain gewöhnt. In anderen Teilen der Welt ist die uralte indische Lebensform des Jainismus ein Mysterium und ein Rätsel geblieben. Bisher haben sich nur ein paar Religionswissenschaftler mit dieser relativ unbekannten Glaubenslehre beschäftigt. In Deutschland könnte sich dies nun nachhaltig ändern, da der neue Chef der Deutschen Bank, Anshu Jain, ein Jain ist. Elacharya Shri Shrutsagar gehört zu den zwei wichtigsten lebenden Acharyas, so heißen die Heiligen im Jainismus. Er erklärt: „Der Jainismus ist keine Religion. Er ist eine Lebensform und eine Wissenschaft.“ Dennoch wird der Jainismus, obwohl er nur vier bis acht Millionen Anhänger hat – vor allem in Indien – als Weltreligion bezeichnet.

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Der Autor und Kritiker Wolfdietrich Schnurre

Wolfdietrich Schnurre war derjenige Schriftsteller, der als allererster Autor auf einer Tagung der Gruppe 47 aus einem seiner Werke vorgelesen hat. Das war am 6. September 1947 am Bannwaldsee, im Haus von Ilse Schneider-Lengyel. Erst im Nachhinein wurde dieses Schriftstellertreffen als offizielle Gründungsveranstaltung der Gruppe 47 betrachtet. Die Erzählung, die Wolfdietrich Schnurre damals vortrug, hieß „Das Begräbnis“. Der Autor, der gerade sechseinhalb sinnlose Jahre als Soldat im Zweiten Weltkrieg erlebt hatte, war tief davon überzeugt, dass seine deutsche Muttersprache von der Ideologie der Nazis verseucht war und deswegen einen radikalen Kahlschlag benötigte.

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