Die wissenschaftliche Revolution entstand dank der Unwissenheit

Spätestens seit der kognitiven Revolution besitzen die Menschen das unwiderstehliche Bedürfnis, das Universum zu verstehen. Unsere Vorfahren nahmen sich viel Zeit, um die Geheimnisse der Natur zu erforschen. Doch die moderne wissenschaftliche Tradition unterscheidet sich laut Yuval Noah Harari durch eine Kombination von drei wesentlichen Eigenschaften von allen anderen Traditionen des Wissens. Der erste Unterschied besteht im Eingeständnis des Unwissens. Die moderne Forschung ist bereit zuzugeben, dass sie nicht alles weiß. Sie geht sogar davon aus, dass das gesamte Wissen, das heutzutage existiert, in der Zukunft durch neue Erkenntnisse widerlegt werden kann. Es gibt keine Vorstellung und keine Theorie, die nicht hinterfragt werden könnte. Die zweite Eigenschaft besteht in der zentralen Bedeutung von Beobachtung und Mathematik. Die moderne Wissenschaft versucht ständig, neues Wissen zu erwerben.

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Cusanus war einer der begabtesten Deutschen des Mittelalters

Nikolaus von Kues, der von 1401 bis 1464 lebte, hat vor allem Traktate und Dialoge geschrieben und dazu knapp 300 Predigten verfasst. Für Vittorio Hösle war Nikolaus von Kues der wohl am vielseitigsten begabte Deutsche des Mittelalters. Er war ein philosophischer Theologe, der auf hohem Niveau juristisch, mathematisch und naturwissenschaftlich denken konnte. Cusanus, wie er auch genannt wurde, machte eine glänzende Karriere als Kardinal, Fürstbischof von Brixen und als Berater des Papstes. Nach ihm wird man keinen vergleichbar bedeutenden Intellektuellen in hohen kirchlichen Ämtern mehr finden. Vittorio Hösle ist Paul Kimball Professor of Arts and Letters an der University of Notre Dame (USA). Sein neuestes Buch trägt den Titel “Eine kurze Geschichte der deutschen Philosophie und ist im C. H. Beck Verlag erschienen.

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Aristoteles analysiert die Eigenschaften tugendhafter Handlungen

Im dritten Buch der Nikomachischen Ethik entwickelt Aristoteles ergänzende Analysen zur Verwirklichung der Tugend. Für ihn war vollkommen klar, dass eine tugendhafte Handlung nur dann vorliegt, wenn sie freiwillig vollzogen wird. Denn wer unter Zwang oder Gewalt eine gute Tat vollbringt, handelt nicht tugendhaft. Allerdings ist das Phänomen komplexer als man auf den ersten Blick meint. Es gibt laut Hellmut Flashar durchaus Grenzfälle. Er nennt ein Beispiel: „Ein Tyrann, der Kinder oder Eltern in seiner Gewalt hat, befiehlt ein Verbrechen. Soll man es ausführen, um Kinder oder Eltern zu retten? Wie ist eine solche Handlung zu bewerten?“ Hellmut Flashar lehrte bis zu seiner Emeritierung als Klassischer Philologe an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart“ und „Sophokles. Dichter im demokratischen Athen“.

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